Quantcast
Channel: Feuilleton – Online Merker
Viewing all 466 articles
Browse latest View live

MÜNCHEN/ Gärtnerplatztheater: Perlenfischer- „Erlesenes mit Erlesenen ohne adäquaten Rahmen!“

$
0
0

MÜNCHEN/ Gärtnerplatztheater: Perlenfischer                                       Musik Georges Bizet, Uraufführung 1863
Libretto Michel Florentin Carré und Eugène Cormon                               Konzertante Aufführung 14. April 2019

Einlassungen von Tim Theo Tinn

„Erlesenes mit Erlesenen ohne adäquaten Rahmen!“      

 Die konzertante Aufführung verhieß mit hochwertiger Besetzung Großartiges. Leider hinderte die uninspirierte Raumnutzung sowie eine beeindruckend einschränkende Akustik. 


Ensemble, Chor und Extrachor des Staatstheaters am Gärtnerplatz, Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz © Thomas Dashuber  (keine Aufnahme aus dem Theater)

Für den Rezensenten in Reihe 7 ergab sich ein akustisch unausgeglichener Eindruck durch Platzierung der Toncreateure und fragwürdiger Raumakustik. Der Chor auf den hintersten Plätzen konnte seine Dezibel auch nur in dieser Charakterisierung präsentieren. Die 4 Solisten an der äußersten Rampe erfüllten das gegenteilige Phänomen. Noch nie ist mir ein überpräsenter Gesang so aufgefallen. Es schien, als ob die Stimmen/ Töne kaum Zeit erhielten im Raum zu schwingen, sich zu entfalten. Kurz, knochentrocken und viel zu direkt erfolgte die Anbindung ins Ohr. Ein lyrisches Durchleuchten war eleminiert.

Die Bühne wird im Wesentlichen vom Orchester eingenommen, die Solisten sind vorn am Bühnenrand viel zu weit vom Chor entfernt. Wie soll da ein ausgewogener homogener Klang entstehen?

Die Akustik in den Positionen der Solisten ernüchtert den Vortrag in nahezu sachlicher Demonstration ohne den Melos der hinreißenden Partitur mit exotisch, lyrisch, dramatischen Klängen. Die groß komponierten Chor-Tableaus blieben unerfüllt. Mglw. hätte man mit halbhohem Orchestergraben und den Protagonisten in akustisch austarierter Bühnensituation Schöneres geschaffen.

 „Ich halte mich beim Komponieren nicht an die Worte“ sagte Bizet zu einem Schüler und komponierte so seine Utopie tiefer Menschlichkeit in Freundschaft und Liebe durch ätherisch verzehrende Musik.

Die an Ideale heranreichenden folgenden Beispiele sind nicht so abgehoben, als dass diese am Gärtnerplatz nicht auch berührt werden:

Nicolai Gedda: Nadir’s Romance  https://www.youtube.com/watch?v=DzIsP4HDcRc

Luciano Pavarotti & Nicolai Ghiaurov „Pearlfishers -Duet“ https://www.youtube.com/watch?v=XC4ShLsEqsI

Die oberflächliche Einrichtung genug als „Advocatus Diavoli“ bemeckert: es war immer noch gut, auch wenn es mit den aufgebotenen Kräften besser hätte sein können. Die Sänger waren eine Klasse für sich, mit durchgängig ausgeformten Stimmen. Tatsächlich bleibt ein differenzierter Eindruck eingeschränkt. Das Publikum war aufgeschlossen positiv.

Timos Sirlantzis als Nourabad ist ein sehr guter junger Bariton, Hoffnungsträger mit überzeugenden Ergebnissen, auch szenisch. Seine Register reichen in weite Räume, sind völlig ausgeglichen mit feinem Timbre.

Mathias Hausmann als Zurga hat mich beeindruckt. Der Bariton auf der Höhe seines Zenites mit uneingeschränktem Vermögen in allen Lagen, konnte mich noch von einer weiteren Fähigkeit überzeugen. Er kann auch sehr laut singen, singen – nicht schreien. N. m. E. hat er sich dieses Talents erinnert, um der ungünstigen akustischen Situation zu begegnen. Da waren dann weitere Unausgeglichenheiten. Es bleibt auch manche Feinzeichnung nur angedacht.

Lucian Krasznec als Nadir singt einen lyrischen, eigentlich mehr Spinto – Tenor.  Hier schien die akustische Situation mein Erleben zu reduzieren. Die Feinheit seines bekannten edlen Timbres schien mir sogar etwas verfremdet. Er ist ein großartiger Tenor ohne Manierismen, der eine ausgefeilte Technik beherrscht. Seine Möglichkeiten erinnern in aller Zartheit durchaus an Nicolai Gedda im Beispiel.

Jennifer O’Loughlin als Leila bleibt als vielgelobte auch hier in voller Pracht ihrer vokalen Blüten ohne Einschränkung. Sie, wie auch ihre 3 Kollegen erheben den Gesang in den Perlenfischern in eine geradezu sakral emotionale Liga.

Die musikalische Leitung von Tom Woods und das Orchester: ich gehe davon aus, dass der Gastdirigent nur eingeschränkte Möglichkeiten der Einstudierung hatte und so den Kosmos dieser Partitur nicht ausloten konnte. Es ist ein gradliniges Dirigat, durchtaktiert, zügig, exakt mit einem A-Orchester in bester Auflage.

Wie kann die Liebe zwischen drei Menschen, können Gefühle in Bizets Musik ein Publikum überfluten?  Da sucht man ein Faszinosum jenseits des Metronoms, sucht Romantik, Poesie. Wie könnten dynamische Artikulationen, in variable Phrasierungen eingebettete Tempiwechsel, Vitales spiegeln, Dezibel wachsen und schwinden, Harmonien verzögern, verlangsamen, allmählich aufblühen, schwebende durchscheinende akustische Landschaften schaffen? (Das verlangt allerdings nach orchestralem Feilen wie es der GMD der Münchner Staatsoper tatsächlich durchsetzt/durchsetzen kann.)

Das Dirigat war insgesamt vorwärtsgewandt, manchmal zu forsch. Da wäre ein Verweilen im Sentiment angemessen. Das große Geheimnis des Klanggemäldes öffnete sich nicht, viele kleine bahnten sich den Weg.

Es gibt Zeitgenossen, die bemängeln bei diesem tiefberührenden sensibel genialen Wurf des 25 jährigen Bizets dürftige Handlung, fehlende dramaturgische Stringenz und musikalische Kompaktheit. Da gibt es wohl ein „intellektuelles Metronom“ eine festgefahrene Auffassung, die dem Genialen keinen Raum geben will.

Darf man heute keinem Komponisten der Romantik huldigen – bedingungslos ein Sentiment mit Schwärmerei, Träumerei, Empfindsamkeit, Gefühlstiefe, Sensibilität bedienen?

Es bleibt Inszenierungs-Dilettantismus in der Sackgasse, wenn oft problemschöpfend/-erfindend schwarz-grau im rudimentären pseudoheutigem Bühnenverbau Geschichten angesiedelt werden. (s. div. Dramaturgische Schriften TTT im Feuilleton des onlinemerkers).

Kognitiv gesteuert, intellektuell und emotional simpel strukturierte Personen geben Maßgaben, die jenseits menschlicher Natur liegen. (s. Goethe, Faust „Wenn ihr’s nicht fühlt, ihr werdet’s nicht erjagen…“)

Lebenswirklichkeit erschöpft sich nicht nur in Negativem. In den Perlenfischern geht es um die Liebe von 3 Personen in inhumanen Lebenssituationen, selbstauferlegten Zwängen und einer Entwicklung, die die Tragödie vermeidet und tiefe Sehnsüchte in unwirklichen, verzehrenden Klangzauber transportiert, um das individuelle Lebensglück und Seelenheil zu beschwören. Es geht um den menschlichen Seelenfrieden als Glücksvoraussetzung.

Damit mündet man in der Lehre Epikurs (ca. 300 v. Chr., Athen), deren negative Auslegung „Genussmensch“ nicht der dominante Antrieb ist, sondern die Ehrlichkeit zum menschlichen Naturell. Cicero (Rom, ca. 63 v. Chr.) bezeichnete Lust und Lebensfreude als zentralen Lebensantrieb. Schon sozial unkonditionierter erster menschlicher Trieb war und ist: Lust suchen, fordern, Unlust vermeiden. Epikur meinte: „… man spüre dies, wie man fühle, dass das Feuer wärmt, der Schnee kalt und der Honig süß ist.“[

Somit wäre dieses ehrliche menschliche Naturell am Theater doch eine Option aktuelle Verirrungen zu kurieren.

Mit der aktuellen Entwicklung hat man offensichtlich auch das Inszenierungshandwerk der Farbdramaturgie untergehen lassen. In meiner Ausbildung noch nachhaltiger Bestandteil (unterschwellig werden so schon Seelenlandschaften geprägt), werden heute optische Kontrapunkte gesetzt – schwarz graue Ödnis ist dominant.

Hier Symbolik, Wirkung der drei (!!!) Perlenfischer immanenten Farben (zur Festlegung gibt es eine Methodik, die offensichtlich kaum noch bekannt ist), mit der eine komplette Inszenierung gestaltet werden könnte:

Vertiefung, lebhaft, Freude, Wärme, kalt, Passivität, heiter, Aggressivität, unendlich, Beständigkeit, beruhigend, Sammlung, Erregung, Liebe, Lebhaftigkeit, Dynamik, Spaß, Lebensbejahung, Leidenschaft, ernsthaft, Leben, exotisch, Sympathie, fern, Frieden, Hoffnung, Sauberkeit, Kraft, Aktivität, Ausgelassenheit, etwas deprimierend, Temperament, sehnsüchtig, Feuer, Tatendrang, Ruhe, anregend, Harmonie, friedlich.

Tim Theo Tinn 16. April 2019

Profil: 1,5 Jahrzehnte Festengagement Regie, Dramaturgie, Gesang, Schauspiel, auch international. Dann wirtsch./jurist. Tätigkeit, nun freiberuflich: Publizist, Regie, Dramaturgie etc. Kernkompetenz: Eingrenzung feinstofflicher Elemente aus Archaischem, Metaphysik, Quantentheorie u. Fraktalem (Diskurs Natur/Kultur= Gegebenes/Gemachtes) für theatrale Arbeit. (Metaphysik befragt sinnlich Erfahrbares als philosophische Grundlage schlüssiger Gedanken. Quantenphysik öffnet Fakten zur Funktion des Universums, auch zu bisher Unfassbarem aus feinstofflichem Raum. Glaube, Liebe, Hoffnung könnten definiert werden).

 


APROPOS: Regen wir uns doch ab!

$
0
0

Regen wir uns doch ab!

Ich kann durch den „Fall Emil Nolde“ ideologisch einfach nicht durchsteigen. Wann immer von „deutschem Expressionismus“ die Rede war, von der „Brücke“, wenn man in große Museen ging, dann rangierte sein Name in höchster Bewunderung ganz vorne. Nun wusste man eigentlich immer, dass er Nazi und Antisemit war, aber an Biographien kann man ja herumtürken, was lange Zeit geschehen ist. Damals meinte man noch, er habe ungeachtet dessen ja doch große Kunst geschaffen.

In unseren strengen Zeiten sind Beschönigungen nicht mehr erlaubt. Eine derzeit in Berlin gezeigte, „kritische“ Ausstellung der Bilder Noldes wird vermutlich die letzte sein. Angela Merkel hat zwei Nolde-Gemälde, die in ihrem Arbeitszimmer hingen, zurück gegeben (dafür kommt künftig Karl Schmidt-Rottluff zu Kanzleramts-Ehren). Und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz wird die Noldes künftig wohl verschwinden lassen – nicht verbrennen hoffentlich, wie es die Nazis getan haben, aber immerhin eliminieren. (Im Keller verrotten? Zeigen darf man so etwas ja nicht mehr!)

War der Mann nun plötzlich kein großer Künstler mehr, weil die Nachwelt aus ihrer veränderten Perspektive seine politischen Überzeugungen und seine charakterlichen Fehler ächtet? Mir fällt da auch immer der Fall von Josef Weinheber ein, einer der Großmeister der deutschen Sprache, der König des Wienerischen, ein wahrer Dichter. Ein Nazi – und heute verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben. Wenn man in Kirchstetten zu seiner Gedenkstätte kommt (die der dortige Kustos wohl nur nebenbei, neben dem Auden-Haus, betreiben darf), ist man allein. Ist Weinheber wegen einer Ideologie, die wir heute verdammen, auf einmal kein Künstler mehr?

Wenn es uns passt, trennen wir Mensch und Werk ja schon säuberlich. Sicher gab es zum Luther-Jahr Diskussionen über seinen vehementen Antisemitismus, aber die Evangelische Kirche hat kein „Geschlossen“ vor ihre Türe gehängt und erklärt, man könne leider nicht weiter existieren, weil man nicht von einem Mann gegründet sein wolle, dessen Judenhaß so unleugbar sei. Und Karl Marx ist nach wie vor ein großer Mann, obwohl seine antisemitischen Äußerungen von gewaltiger Gehässigkeit sind – das ist besonders, ja, was, mir fehlt das Wort, lustig? weil er ja selbst Jude war. Sind die Proletarier aller Länder nun schwer betroffen, dass sie dem Ruf eines solchen Mannes, sich zu vereinigen, gefolgt sind…? Wohl kaum.

Ja, wir suchen es uns schon aus, wer was darf – Herr Böhmermann darf Herrn Erdogan ungestraft einen Ziegen-Ficker nennen und die hiesige Regierung beschimpfen, denn die sind ja alle nicht in der „Medien-Gnade“. Natürlich ist es am besten, wenn man unter dem Motto „Consider the source“ da überhaupt nicht hinhört (und wenn man protestiert wie eine arme Kurier-Chefredakteurin, bekommt man vom Standard gewaltig den Kopf gewaschen!). Aber ehrlich: Würde man wagen, Herrn XY – es gibt viele Namen, die man hier einsetzen kann – ähnlich zu beflegeln, wäre die Hölle los.

Wir leben nicht nur in einer verrückten Zeit, sondern auch in einer, die in ihren Hexenjagden ebenso unglaubwürdig wie unsympathisch ist. Die Inquisitoren von heute machen, aber das gestehen sie natürlich nicht ein, dasselbe wie die verachteten Inquisitoren früher: Was nicht passt, wird eliminiert. Keiner von uns wird erleben, dass man vielleicht in Jahrzehnten („Ja, die Zeit ändert viel!“) die Nolde-Bilder aus dem feuchten Keller holt (hoffentlich sind sie dann nicht kaputt) und sie „wieder entdeckt“ (so wie wir heute Vergessenes wieder entdecken) – vielleicht in der Kopf schüttelnden Erkenntnis, dass die Vorfahren doch überreagiert haben. Damnatio memoriae – auch nicht neu. Und immer schlecht. Einst wie heute.

Wie heißt es so schön in Schillers „Wallenstein“: „Ich weiß den Mann von seinem Amt zu unterscheiden.“ Ich weiß auch die Leistung Richard Wagners von seinem Antisemitismus zu unterscheiden. Und selbstverständlich auch jene Luthers und von Karl Marx. Könnten wir uns nicht endlich einmal abregen, den Menschenverstand hernehmen und uns nicht geifernd mit Schaum vor dem Mund als Richter über Menschen der Vergangenheit aufblasen? (Die sich ja notabene nicht mehr verteidigen und ihren Standpunkt klarlegen können, den sie ja wohl gehabt haben.) Und selbst wenn ihr Verhalten nach unserem Verständnis (historisch denken!) so verächtlich war – gehört ihr Werk darum auf den Scheiterhaufen?

Regen wir uns doch ab! Aber das scheint im Moment nicht in Sicht. Karl Kraus hat aus den „Dichtern und Denker“ die „Richter und Henker“ gemacht. Ja, so kann man auch ausdrücken, was heute geschieht. Wer wird das nächste Opfer sein, den man auf den Misthaufen schmeißt? Halali!

Renate Wagner

APROPOS: Jetzt sind die Bücher an der Reihe

$
0
0

Jetzt sind die Bücher an der Reihe

„The Guardian“ wird als „Mitte links“ eingestuft, und ich lese ihn gerne – und kritisch, wie ich alles kritisch lese. Neulich, als ich (allerdings in der „Presse“) vernahm, in Spanien wolle man gewisse Kinderbücher aussortieren, weil sie sexistisch seien (darunter „Rotkäppchen“ und „Dornröschen“), stöhnte ich auf, wollte aber nicht schon wieder den Wahnsinn unserer Zeit anprangern.

Jetzt allerdings fordert der gute „Guardian“, man solle doch möglichst „Robinson Crusoe“ verbannen, denn das sei nur eine Kolonial- und Sklavenhalter-Geschichte. „Let go!“ wird gefordert.

Nun, ich habe das Buch eigentlich immer als beispielhafte Überlebensgeschichte gelesen, und Freitag kam mir weniger als Sklave denn als Gefährte von Robinson vor, aber ich bin wohl nicht sensibel genug in politischer Korrektheit. Immerhin, die Leser des Guardian stehen mir bei.

Man wird mir verzeihen, dass ich aus deren Forum nur ein paar Statements zitiere, die auch meiner Meinung entsprechen (sie sind übrigens erfreulich in der Überzahl). Und es ist gut zu wissen, dass auch anderen Menschen historisches Denken nicht fremd ist.

History happened. Can we please stop trying to shoehorn 21st century values into novels reflecting the values of their time?
*
I’m sorry, but analysing Robinson Crusoe, a novel written in 1719, in modern terms and then saying that it should be let go of because it’s colonialist/sexist/racist is ridiculous. It’s a novel of its time, so let’s just view it as that. What next, a critique of the Diary of Samuel Pepys, attacking him for his old-fashioned views on women? You read old books and view them in their correct context.
*
It starts trying to police culture and tell us what we should or shouldn’t think.
*
Will there be any literature left once we have purged all that might offend our politics?
*
People should study the artefacts of the past carefully and respectfully and avoid making self-congratulatory moral judgements that transparently serve the writer’s political purposes.
*
It’s a great story (and yes I have read it). Leave history it’s prejudices; they are facts, we overcame them and shouldn’t forget – or even worse, deliberately hide or modify them to suit a questionable modern sensitivity. In 300 years, we’ll be the bigoted monsters.

Renate Wagner

Sloweniens Kulturgut und historische Städte – der dezente Charme der Untersteiermark

$
0
0

Sloweniens Kulturgut und historische Städte – der dezente Charme der Untersteiermark

 Untersteiermark? Stimmt so nicht! Stajerska ist heute eine der Bezeichnungen der Region rund um Maribor und Celje. Diese ist bis 1918 der südliche Teil der Steiermark gewesen, war durch Jahrhunderte fest in der Hand der Habsburger und ihrer adeligen Eliten. Mit Graz als Hauptstadt. 85 Prozent der damaligen Bewohner der größeren Orte der Untersteiermark haben Deutsch gesprochen. Heute: Nicht die deutsche Sprache, sondern Englisch wird in den Schulen gelehrt. Der Bevölkerung ist zwar große Kontaktfreude gegeben, nach Harmonie wird gestrebt, doch man muss schon ein bisschen Glück haben, hier einen der deutschen Sprache perfekt kundigen Gesprächspartner zu finden.

Slowenien, wirtschaftlich gut in der EU integriert, wirbt mit seinen Kulturschätzen um internationale Beachtung, um Wertschätzung, um eine Aufwertung im Fremdenverkehr. Unterstützt von einer der Steiermark schon sehr ähnlich schönen Landschaft. Viel Natur und nochmals Natur. Touristen aus dem Westen zieht es allerdings überwiegend nach Kroatien, an die verführerischen Strände der Adria. Dieser zur Zeit langsam wieder verebbende Boom wird hier nicht so gerne gesehen. Um Besuch und Besichtigung bitten jedenfalls  Sloweniens historische Städte, die alle im ganzen zweiten Jahrtausend aufs engste mit der österreichischen Geschichte verknüpft waren. Mit verbindender Kultur und vielfältigen gemeinsamen geschichtlichen Dokumentationen. Auch auf schmackhafte Art, Wein, Brot und Salami einbezogen. Angenehm zu vermerken ist, dass heute alle diese Reminiszenzen im Lande mit durchaus dezentem Charme kommentiert werden. 

Die Südbahn hatte anno dazumal die Bürger von Wien nach Triest gebracht. Die als Museum geführte alte und schön renovierte Bahnstation in Sentjur (damals: St. Georgen, jetzt als Stadt der Musik und der Südbahn beworben) erinnert mit ihren überlieferten Aufzeichnungen und vergilbten Fahrplänen an die wechselnde Geschichte der Bevölkerung. ‚K.k. österreichische Staatsbahnen‘ hieß es viele, viele Jahre währende der Monarchie. Der 1. Weltkrieg hat daraus eine ‚Jugoslawische Staatsbahn‘ gemacht. Und nach Hitlers Einmarsch ist es für kure Zeit die ‚Deutsche Reichsbahn‘ geworden. Nun, heute ist man anstatt mit dem Zug oder mühsam auf den alten Pilgerwegen mit dem Auto durch fruchtbare Ebenen oder landschaftlich eindrucksvolle Mittelgebirge unterwegs, auf sehr gepflegten Straßen. Rundum finden wir überwiegend reine Naturlandschaft. Viel Grün, sehr viel Grün. Die Hälfte Sloweniens ist bewaldet. Auch die zumeist grüne Farbe der Flüsse mit deren langsam dahinfließendem Wasser sticht ins Auge. 


Burg Zuzemberg. Foto: Cdp-Communications/Dagmar Postel

Diese frühere Untersteiermark ist ein richtiges Burgenland gewesen. Wer gern in den kahlen Gemäuern alter Adelssitz herumschaut, der kommt hier voll auf seine Rechnung. Die Burg Zuzemberk (heute wohl nur eine Ruine) thront mächtig über dem sich idyllisch windenden Fluß Krka. Immens schwere Ritterrüstung kann man hier anlegen, sich die verschiedensten Sturmhauben auf den Kopf setzen. Muss nicht lustig gewesen sein, so ein Kampf gegen die Türken oder andere plündernde Horden. Die Reste der Burg Planina nahe Sentjur erheben sich in einer völlige Ruhe ausstrahlenden malerischen Landschaft. Am berühmtesten ist die Alte Burg von Celje, hoch über der Stadt und der Save liegend. Von Verbundenheit mit deutscher Geschichte ist hier zu hören. Die Kärtner Grafen von Heunburg errichteten im 12. Jahrhundert den romanischen Palas, die Herren von Sanneck folgten als Grafen von Cilli, oder die Hollensteiner, andere Kärntner, Steirer. Heute dient das Burggelände als beliebter Veranstaltungsort. Etwa als Treffpunkt zu einem ‘Gräflichen Empfang‘. Oder gar ein Musical mit Rühreffekten wird als neue Attraktion angepriesen. Seit dem Sommer 2016 wird „Veronika“ hier am authentischen Schauplatz gespielt: Die unglückliche Liebe des Friedrich II. von Sanneck zur Schöheit Veronika von Denitz, die aus dynastischen Heirats-Gründen nach einem Hexenprozess ertränkt wurde.   


Ptuj/ Ausstellungsstück. Foto: Cdp-Communications/Dagmar Postel

Ptuj (in den früheren österreichischen Geschichtsbüchern: Pettau) ist noch bis 1945 in der Hand der steirischen Herbersteins gewesen. Das auf einem Hügel prächtig thronende Schloss zumindest. Und der Nachruf für das so zahlreiche Schlösser einsammelnde Geschlecht der Herberstein – zu deren Hochblüte sollen es vierundvierzig gewesen sein – scheint hier nicht besonders positiv zu sein. Jetzt stellt sich das unter Denkmalschutz stehende Ptuj mit feiner Kultur als ‚Schatzkammer der Jahrtausende‘ vor. Im Schloss sind sowohl ein feines Museum mit historischen Musikinstrumente, einer Waffensammlung sowie eine Ausstellung lokaler Trachten zu besuchen. Unter dem Motto ‚Alte Stadt, neue Erlebnisse‘ wird auf kleinere Festivals der Reihe nach aufmerksam gemacht: die Schloss-Spiele Ptuj, eine Opernnacht am Panorama-Hügel, das Römer-Fest im August, das Internationale Musikfest Arsana oder Art Stays als zeitgenössischer Kunstmarkt, einiges mehr. Und ‚Tage der Poesie und des Weines‘ gehören im August dazu. 


Celje/ Ausstellungsstück. Foto: Cdp-Communications/Dagmar Postel

In Celje, dem Cilli der Habsburger und als ‚Fürstenstadt‘ herrschaftlicher Mittelpunkt früherer Zeiten, ist neben der Alten Burg hoch am Berg auch die massive Fürstenburg, die Stadtresidenz der Grafen von Celje aus dem 15. Jahrhundert zu besichtigen. Mit Museum: Von fossilen Funden über einem archäologischen Keller und der ‚Stadt unter der Stadt‘ mit baulichen Überresten des römischen Celeia, damals ein bedeutendes Zentrum, bis in die Gegenwart. Novo mesto trumpft ebenfalls mit Fundgegenständen aus früheren Tagen auf, nennt sich die ‚Stadt der Situlen‘, den Bronze-Gefäßen der Urahnen. Im Dolenjska Museum sind in Fülle Ausgrabungen der wechselnden Bevölkerung durch Illyrer, Römer, Germanen …. alles ist da gewesen. Auch Attila mit seiner kriegerischen Hunnenschar.

Kostanjevica na Krki nennt sich zwar Stadt, ist aber nur ein beschaulicher Fleck welcher – stets von Hochwasser bedroht – auf einem vom Fluß Krka träg umflossenen Inselchen liegt. Nahe gelegen ist ein sehr sehenswertes ursprünglicher Zistersienserkloster mit der Kirche St. Jakob aus dem 13. Jahrhundert zu besuchen. Diese steht heute leer und kahl da, doch im Sommer dient sie als Theater- und Opern-Festspielort. Die Anlage ist später zu einem Schloss der Kärtner Spannheimer ausgebaut worden. In dessen ausgedehnten  Arkaden ist in den unzähligen Räumen die Bozida Jakac Galerie mit heimischer historischer wie aktueller Kunst, speziell von slowenischen Expressionisten, untergebracht. Aber auch mit dem Klagenfurter Museum Moderner Kunst Kärnten werden gemeinsam Ausstellungen kuratiert. Und vor den Toren empfangen hier den Besucher Skulpturen des Internationalen Bildhauersymposion Forma viva.

Eine Reise durch das Land ohne Glas in der Hand ist nicht denkbar. Die Liebe, sich mit den verschiedensten Weinsorten zu spielen und die stete Suche nach neuen Mixturen, nach Verfeinerungen scheint hier angeboren zu sein. Es wird munter gezaubert. Frischer Weißwein ist das Markenzeichen der Weinkeller in Ptuj. Im 17. Jahrhundert sind hier die Minoriten die geschäftstüchtigen Weinbrüder gewesen. Der feine Geschmack des Sauvignon blanc ist ein Hit der Weine von Metlika. Süßer Muskat ist hier die älteste Sorte, und der Eiswein Kolédnik hat seinen Preis. Und Modra Frankinja wird hier derBlaufränkische genannt. Der hochmoderne, in jüngst in den Berg hineingebaute neue Weinkeller von Slovenske Konjice – als schönste slowenische Ausflugsstadt ausgezeichnet – mutet wie ist ein hochmoderner eleganter Museumbau an. Alles total gestylt, die hell glänzenden Zisternen aus Edelstahl wirken wie riesige Stelen. „Nur Bio, nur gesunde Trauben“, heißt es hier in der Weinregion Prodravje.“Wir haben eine frühere Reife als in Österreich. Dort wird später geerntet, hat der Wein deshalb mehr Säure. Unser Trend ist zu leichtem, trinkbaren, aromatischen Wein. Früher war halbtrocken gefragt, jetzt müssen die Weine in Slowenien ganz trocken sein“. Der Export floriert, doch trotz so nahe der Grenze gibt es keinen regen geschäftlichen Austausch mit Österreich: „Die Kundschaft hier wie dort denkt sehr lokalbezogen. Und die Weine der Steiermark sind ja auch wirklich sehr gut.“ Nun, Sloweniens Tourismuswerbung bewirbt das Land und dessen alten Kulturstädte der verflossenen k.u.k. Monarchie mit einigem Stolz und grün eingefärbtem Slogan – Grün. Aktiv. Gesund.

Info: www.slovenia.info

Meinhard Rüdenauer

 

Antonín Dvořák und sein Faible für die Natur

$
0
0

Antonín Dvořák und sein Faible für die Natur

 Am 30. April 2019 eröffnete das Antonín Dvořák Museum in Prag seine neue Ausstellung, die Besuchern verrät, inwiefern der weltbekannte Kom-ponist von der Natur beeinflusst worden ist und welchen Stellenwert Spaziergänge, der Garten und die Taubenzucht für ihn hatten.

 

© Antonín Dvorak Muzeum

Die Natur stellte für den weltbekannten Komponisten eine starke Inspirationsquelle dar. Davon zeugen auch sein Liederzyklus „Zypressen“ für das Violoncello und das Klavier (oder Orchester), die Konzert-ouvertüre „In der Natur“ oder sein Klavierzyklus „Aus dem Böhmerwald“.

Die neue Ausstellung gewährt Musikliebhabern Einblicke in seinen persönlichen Nachlass, so ist z. B. sein Spazierstock, sein Ausgehhut, seine Trinkflasche für Reisen oder sein persönliches Buchexemplar über die Liedkunst von Vögeln zu sehen. Aus dem Privatbesitz des Urenkels Petr Dvořák sind zudem für diese Ausstellung folgende Exponate entliehen worden: der Strohhut und eine Mütze des Komponisten, die er vorwiegend während der Sommermonate auf seinem Sommersitz in Vysoká getragen hat. Hier war es auch, wo sich Antonín Dvořák der Gärtnerei gewidmete, wo er Bäume pflanzte und Tauben züchtete und von wo er seine beliebten Morgen-Spaziergänge in die umliegende Natur antrat, um den Liedern der Vögel zu lauschen.

Antonín Dvořák reiste aber auch sehr gerne mit seinen Freunden, so besuchte er u. a. mit seinem Freund Leoš Janáček im Jahre 1883 eine Reihe an böhmischen Orten, wie z.B. den sagenumwobenden Berg Říp und die Städte Strakonice, Orlík, Husinec und Prachatice in Südböhmen.

Die Ausstellung „Antonín Dvořák – Inspiration durch die Natur“ ist seit 30. April 2019 im Antonín Dvořák Museum in Prag zu sehen.

Weitere Informationen zur neuen Ausstellung sowie zum Museum selbst finden Sie unter www.nm.cz.


Sommersitz in Vysoká. © czechtourism/ Antonín Dvorak Muzeum

***

Weitere Informationen: Mag. Dr. Yvette Polasek
Tschechische Zentrale für Tourismus – Österreich & Schweiz
Tel.: + 43/1/89 202 99,

wien@czechtourism.com, www.czechtourism.com/at/press

Allgemeine Informationen rund um das Reiseland Tschechien gibt es bei CzechTourism unter www.czechtourism.com.

 Kostenloses Informationsmaterial, Broschüren und Stadtpläne sind jederzeit beim Wiener Büro von CzechTourism telefonisch unter 01/89 202 99 oder per Mail: wien@czechtourism.com bestellbar.

Auftakt der Wiener Festwochen 2019 im 22. Gemeindebezirk am 11. und 12.5.2019

$
0
0

Auftakt der Wiener Festwochen im 22. Gemeindebezirk am 11. und 12.5.: Wie klingt Musik in der Eishockeyhalle der Donaustadt?

Die Wiener Festwochen haben es nach heiklen vergangenen Jahren mit starkem Besucherrückgang sowie nach dem Versagen des frühzeitig abgeschobenen Intendanten Tomas Zirnhofer–Kin nicht leicht. Im sozialen Kontext der Stadt mit einer sich ändernden Gesellschaft muss nach einem neuen Profil gesucht werden. Ist nun beim alljährlichen Festwochen-Auftakt am Rathausplatz mit einem musikalischen Ladys-Bouquet ein erfreulicher Einstand geglückt? Zeitgleiche TV-Übertragungen: Einschaltquote für ‚Dancing Stars‘ 29 Prozent, die für das Eröffnungsfest 3 Prozent ….

Der kurzfristig bestellte derzeitige Intendant der Wiener Festwochen, Christophe Slagmuylder ist ein sehr sympathischer, ruhiger, einnehmender Herr aus Brüssel, Jahrgang 1967. Sein Akzent klingt so gar nicht wienerisch, doch sein Deutsch ist o.k., geht ganz gut. Englisch scheint er jedoch vorzuziehen. Und die Augen der Wiener Festwochen sind nach wir vor auf Einkäufe von Kunst-Events aus dem Ausland   gerichtet. Der freundliche Belgier muss nun überlegen, wie er die Wiener, den kleinen Teil der an künstlerischen Veranstaltung teilnehmend jedenfalls, kulturell bereichern kann.

Auch ein neu eingeführter Programmpunkt ist von Slagmuylder zu betreuen: „Die Festwochen in der Donaustadt“ in der Erste Bank Arena im 22. Bezirk – drei nüchterne Hallen, bekannt als Kampfstätte der Eishockey „Capitals“. Das zur Einstimmung gedachte Festwochen-Wochenende – Pardon: besser wohl nun Weekend? – hat in einer der zur Bühne umgewandelten Eishockeyhalle locker begonnen. Mit überwiegend jüngerem Publikum, einem durchaus aufgeschlossenen für die diversen Performances mit hier unbekannten Ensemble-, Künstlernamen wie Bouchra Quizguen, Alice Ripoli, Mette Edvardsen oder Ula Sickle. Ist dies alles schon wieder vergessen? Die groß aufgebaute Hüttenstadt „Diamante“ in Südamerikas Urwald des Argentiniers Mariano Perotti, übernommen von der Duisburger Ruhrtriennale 2018 und mit präzise agierenden deutschen Schauspielern besetzt, dürfte sich mit ihrer depressiven Weltsicht allerdings schon eingeprägt haben. 

Und wie hat die Musik in dieser legeren Begegnungszone geklungen? Aufputschende war keine dabei. Schreie waren zu hören, Gekreisch, Computersound, Vogelrufe, pochende Herztöne. Eine der meist so kurzen Performances ist gar laut- und kraftlos verlaufen. In der Kapitalismus-Düsternis von „Diamante“ haben aber allerdings alle hier von ihren Schicksalen Betroffenen in den Quartieren Musikinstrumente herumstehen, herumliegen gehabt. Gitarre, Violine, E-Piano, Musicbox, Ballettstunde für Kinder …. Ein kaum hörbar tönendes Fragezeichen steht nun wohl am Beginn der heurigen Festwochen nach deren Angeboten von „undercurrents“, „Courbeaux“, „aCORdo“, „Relay“: Wie kann es glücken, dem eigenen Kreativpotential der Stadt, des Landes wieder mehr Gewicht gegenüber all den sich schnell verflüchtigenden Kunstimporten zu geben? 

Meinhard Rüdenauer

APROPOS: Man soll seine Feinde nicht unterschätzen

$
0
0

Man soll seine Feinde nicht unterschätzen

Haben wir beim „Online Merker“ Angst vor Politik? Sicherlich nicht. Also – los.

Karl-Heinz Strache hat einen für einen Politiker unverzeihlichen Fehler begangen: Er hat sich dumm verhalten. Ist in eine Falle gerannt. Es dauerte nicht einmal einen Tag, und er war weg vom Fenster. Wer immer das inszeniert hat – es war ein Meisterstück.

Vielleicht erinnert sich jemand daran, wie die bösen Briten einmal „Fergie“ eine ähnliche Falle gestellt haben: In einem Hotel mit ein paar offenbar reichen Arabern bot sie nach geschicktem Nachfragen an, gegen Vermittlungsgebühr bei ihrem Gatten, damals noch Prinz Andrew, für die Herren tätig zu werden. Hat ihr auch den Hals gebrochen.

Damit ich nicht missverstanden werde: Was Strache gemacht hat, ist unverzeihlich, und dass er ging, war die einzige Konsequenz. Dass er jetzt merken wird, wie wenige Freunde er hat, werden ihm die meisten von Herzen gönnen. Dass das Ganze menschlich widerlich war, steht für mich außer Frage. Und außerdem glaube ich, dass es von vielen Politikern jeder Couleur ähnlich Gespräche geben könnte… nur waren sie nicht wichtig genug, um darüber zu stolpern. Trotzdem: Er ist weg, und er hat es verdient. Wegen Unanständigkeit – und wegen Dummheit.

Aber eigentlich interessiert mich an der Sache etwas ganz Anderes: Wer steckt dahinter? Wer organisiert eine so brillante Aktion, legt jemanden hinterrücks herein, behält das Material zwei Jahre in der Hinterhand, um es dann eine Woche vor der EU-Wahl platzen zu lassen, nicht zuletzt, um auch die Regierung zu stürzen, was ja gelungen ist?

Denn man hat – den Böhmermann nun einmal bei Seite gelassen, der soll schimpfen, wie er will, Look, who is talking, und die Sache erledigt sich – in letzter Zeit auch gemerkt, wie der Druck auf Kurz immer stärker wurde. Lange Artikel, die ihn als „Machiavellisten“ darstellten, andere, die ihn als „alter Mann mit Kindergesicht“ lächerlich machten, immer stärkere Dosierungen, um ihn endlich aus der Ruhe zu bringen (wofür er vermutlich zu gescheit ist). Da musste man schon mit Kanonen gegen das Regierungsgebäude schießen, damit es zusammenbricht. Und das ist ja auch gelungen.

Nun kommt man bei der Frage nach dem Motiv mit dem „Cui bono?“ der Römer im allgemeinen sehr weit. Aber in diesem Fall? Es sind einfach zu viele, die Türkis-Blau und vor allem die Person Strache vernichtet wissen wollten. Alle Oppositionsparteien – aber sind die stark (und gewitzt) genug?

Als ich gesprächsweise vorschlug, der „Falter“ steckte dahinter und hätte sich ganz geschickt hinter „Spiegel“ und „Südddeutscher“ geduckt, weil es nicht um den Ruhm, sondern die Sache ging, erntete ich Hohngelächter: Der „Falter“? Lächerlich, sagt man mir. Wirklich?

Herr Silberstein im Hintergrund? Dass die Israeli eine Partei wie die FPÖ zutiefst hassen müssen, ist klar, aber würden sie sich das antun? Vielleicht. Aber es nur anzudeuten, würde einen ja unter den Verdacht bringen, man wärme die „Jüdische Weltverschwörung“ wieder auf. Außerdem haben sie vielleicht andere Sorgen und Besseres zu tun. Oder?

Wer sonst? Irgendein Mastermind steckt dahinter, von selbst kommt eine so hoch konzentrierte, genau gezielte Aktion nicht aus dem Nichts. Aber wer? Werden wir es je erfahren?

Gerade unsere Welt der sozialen Medien ist undurchsichtiger denn je. Das ist schon seit langem so – wir alle haben live zugesehen, wie John F. Kennedy erschossen wurde, und wir werden nie mit Sicherheit erfahren, wer hinter Lee Harvey Oswald stand, der dann so praktisch ermordet wurde…

Werden wir je wissen, wer dieses Meisterstück inszeniert hat? Immerhin hat es allen, die uns vorwerfen, ein Orban-, Erdogan- oder Putin-Land zu sein, etwas bewiesen: Die freie Presse funktioniert in Österreich noch. Besagten Herren wäre nie passiert, was Strache und Kurz durch die Presse – und durch die meisterliche, machiavellistische (!!!) Tücke ihrer Feinde erlebt haben.

Renate Wagner

Butterfly und sexueller Missbrauch als immerwährendes Thema („me too“ wird ja instrumentalisiert) will er auch nicht „weiterdeklinieren. Gibt es keine Kinderhochzeiten, auch in unseren Kulturkreisen?

$
0
0

 

„Nur noch graue Tomaten? Rote, grüne, gelbe könnten ja politisch indoktrinieren?  Aufpassen, graue verwesen!“

Tim Theo Tinn: Einwurf zu gestriger Presseschau Online Merker     

„Ein schwarz angemalter Otello geht nicht mehr“
Was darf Oper? Gespräch mit dem Intendanten der Deutschen Oper, Dietmar Schwarz, über Tabus, die hinter den Kulissen diskutiert werden. https://www.morgenpost.de/kultur/article218114207/Ein-schwarz-angemalter-Otello-geht-nicht-mehr.html                                                                                                                         

Während meines sozialwissenschaftlichen Studiums hatte ich Schwierigkeiten mit dem Theorem/Grundsatz: „Anpassung bedeutet Gratifikationsoptimierung!“ d.h. mit unterwürfigem Opportunismus erreicht man bestmögliche Ziele. Wüst hinterfragend fegte ich durch die Seminare, bis mein Professor mich zurechtwies: entweder ich akzeptiere diese deskriptive Aussage oder er schmeißt mich raus. Ich bin geblieben und es bewahrheitet sich immer wieder. So kann man sogar Intendant eines der großen deutschen Opernhäuser werden.

Dietmar Schwarz, Intendant der Deutschen Oper Berlin behauptet ohne jede schlüssige Begründung in der Diktion von Politikern oder Versicherungsvertretern, nimmt den Aufführungen wesentliche dramatische Ansätze:

Integration und Aufstieg einer schwarzafrikanischen Person (Otello/Mohr) nach Verdi und Shakespeare wird auf seiner Bühne eliminiert und durch einen Europäer ersetzt. Was hat rassistisches verhöhnendes amerikanisches Kabarett der 30’er Jahre mit heutigem dramatischen Impetus von Shakespeare und Verdi zu tun?

Ein Körperbehinderter (Rigoletto) mit konvexer Krümmung der Wirbelsäule (vulgo: Buckel) kann keine etablierte Position im Personal eines  Hofstaates einnehmen. Das kann nur einer ohne Krümmung sein.

Homosexuelle Priester sind auf seiner Bühne tabu (Zauberflöte).

Thematisierung sexuellen Missbrauchs von 15jährigem Mädchen (Butterfly) „bringt das Stück nicht weiter“.

Das ist gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit: diskriminierend, rassistisch, homophob, populistisch und geht in eine erstaunliche glattbügelnde Richtung, 0, 8, 15 ist richtungsweisend, keine auffälligen Einzelschicksale mit hohem dramatischem Potential.

Die deutsche Oper Berlin beuge sich angeblich einer Zensur von Publikum und Politik (hätte viele Amerikaner beleidigt???). Und der Intendant weiß tatsächlich, was Mozart gedacht hat,…????

Zur Sache: der Intendant verweigert die Darstellung von Minderheiten, die sich gesellschaftlich etabliert haben.  Das tangiert aktuelle Gegenwartstragik, passt aber nicht zur Lesart bestimmter gesellschaftlicher Gruppen. Das soll politisch gewollt sein, wenn der Herr Intendant deshalb zur Berliner Senatorin vorgeladen wurde?

Homosexuell inszenierte Priester werden ebenso gelöscht. Damit folgt dieses Theater bestimmten konfessionellen Desastern, die gerade heute in elenden Verhältnissen solche Tatsachen leugnen, glattbügeln wollen. Wie wäre es denn, wenn es kein Zölibat gäbe und auch homosexuelle Priester ihre vitale Sexualität frei ausleben, anstatt einem menschenverachtenden Verbot der Sexualität zu unterliegen, das sicher mit zu aktuellen Verhältnissen geführt hat. Das Thema in bestehenden Inszenierungen zu löschen, dem Thema die nötige Lebenswirklichkeit zu nehmen ist auch ein Weg.

Butterfly und sexueller Missbrauch als immerwährendes Thema („me too“ wird ja instrumentalisiert) will er auch nicht „weiterdeklinieren“. Gibt es keine Kinderhochzeiten, auch in unseren Kulturkreisen?

           Siehe auch TTT Dramaturgische Schriften Nr. 5 https://onlinemerker.com/pragmatisches-musiktheater-inszenierungen-innovatives-portal-oder-sackgassen-theater/

Wenn nun Otello, im Original Mohr (Schwarzafrikaner) und Befehlshaber der venezianischen Flotte, in der Umdeutung zu einem europiden…. mutiert,  …, kann das für Manchen interessant sein, Verdi hat das nicht komponiert. Sich dem musikdramatischen Fluss in einer verdi-shakespeareschen Prägung hinzugeben, wird nicht gelingen – man muss ja ständig auf eine ganz andere ggf. konträre Geschichte reflektieren, dass beschäftigt anders als die Aufnahme einer dramatisch-musikalischen Kongruenz, deren Gehalt schon aus dem musikalischen Duktus fließt und dem man seine emotionale Aufnahme öffnen kann. Somit wird die Wahrhaftigkeit der musiktheatralischen Dichtung einer konstruierten Wirklichkeit geopfert, die emotionale Berührung untergräbt, da man ständig gefordert ist abweichende Inhalte gedanklich einzuordnen

Zum sogen. Blackfacing: Otello darf kein Mohr mehr sein, da dies eine Diskriminierung darstelle: das ist ganz böser, prüder Rassismus, positiver Rassismus. Menschen sind alle gleich, unterschiedlicher Couleur.

Als seine Aufgabe formuliert Dietmar Schwarz also, den Erwartungen von Zusehern nach gewachsenen Persönlichkeitsmerkmalen, die er verirrt als Klischees bezeichnet, nicht zu entsprechen. Unterschwellige Botschaften müssten mit Warnhinweisen versehen werden. Ist es nicht die Aufgabe des Theaters unsere Welt, egal in welchem Kontext, komplex auch mit unterschwelligen Botschaften zu transformieren? Löschungen brisanter Themen von einem Dramaturgen und Intendanten sind eine interessante Antwort.

Tim Theo Tinn 20. Mai 2019

Profil: 1,5 Jahrzehnte Festengagement Regie, Dramaturgie, Gesang, Schauspiel, auch international. Dann wirtsch./jurist. Tätigkeit, nun freiberuflich: Publizist, Regie, Dramaturgie etc. Kernkompetenz: Eingrenzung feinstofflicher Elemente aus Archaischem, Metaphysik, Quantentheorie u. Fraktalem (Diskurs Natur/Kultur= Gegebenes/Gemachtes) für theatrale Arbeit. (Metaphysik befragt sinnlich Erfahrbares als philosophische Grundlage schlüssiger Gedanken. Quantenphysik öffnet Fakten zur Funktion des Universums, auch zu bisher Unfassbarem aus feinstofflichem Raum. Glaube, Liebe, Hoffnung könnten definiert werden). Ist mit Begeisterung für singuläre Aufträge zu haben, nicht für Festengagements.


KÜNSTLERGESPRÄCH ÜBER DIE PRODUKTION „ALMTRIEB“ IM RAHMEN DES „ZYKLUS ZEITGENÖSSISCHER MUSIK “ BEI DEN FESTSPIELEN ERL.

$
0
0

KÜNSTLERGESPRÄCH ÜBER DIE PRODUKTION „ALMTRIEB“ IM RAHMEN DES „ZYKLUS ZEITGENÖSSISCHER MUSIK “ BEI DEN FESTSPIELEN ERL.

Ort des Künstergesprächs/ Interviews : Galerie des Online-Merker, 23. Mai


Valentin Lewisch. Foto: Thomas Pechhacker

Diskussionsleitung: Valentin Lewisch

Auf Einladung des Online-Merkers konnte ich ein Künstlergespräch mit den Komponisten der Uraufführungen des Zyklus zeitgenössischer Musik bei den Tiroler Festspiele Erl (Alm-Trieb: Ein Triptychon) führen.

Ich konzipiere und inszeniere dabei diese Konzertreihe. Und so war es eine spannende Möglichkeit zu diskutieren, was nun die neue Musik eigentlich ist. Und wie schreibt man im 21. Jahrhundert klassische Musik?

Einigkeit bestand darüber, dass es prinzipiell schwierig ist, neue oder zeitgenössische Musik auf einen Stil herunterbrechen zu wollen.


Valentin Lewisch, Carlo Tertio Druml. Foto: Thomas Pechhacker

Wie Carl Tertio Druml ausführte, spielt etwa im Fall einer Liedvertonung der Text ja gerade eine überragende Rolle und bestimmt die musikalische Sprache mit. So ist Liebeslyrik in posttonaler Musik naturgemäß schwer vorstellbar, alles was aber die „Abgründe der Seele“ erforscht kann vielmehr ins Dissonante gehen.

Dieser Aspekt neuer Musik fand auch bei den anderen Komponisten große Zustimmung. Andri Joël Harison etwa, der ein Liebesgedicht Paul Celans vertont, betonte dessen gleichermaßen elegischen und melancholischen Charakter, der sich ebenso in der Person Celans spiegelte und der vom Komponisten in einer Form immer aufgenommen werden muss. Joël Harison betonte auch die Notwendigkeit, verständlich zu bleiben und sich nicht in eine für das Publikum unzugängliche Kunstsprache zu flüchten.


Carlo Tertio Druml, Andreas Trenkwalder, Andri Joël Harison. Foto: Thomas Pechhacker

Interessant ist, dass auch Andreas Trenkwalder, obwohl Computermusiker und einer wohl etwas andren Tonästhetik verschrieben, hier ebenso auf den großen Bedeutungswert von Vorlagen verwies: Eichendorffs „Frühe“ beschreibt eine Stimmung wie sie uns allen bekannt ist: Nebel, Stille, die sanfte Kühle des Morgens. Auch wenn Trenkwalder mit Verfremdungseffekten durch Live-Elektronik arbeitet, verlangen selbst moderne technische Möglichkeiten einen starken Fokus auf die Aussage des Werkes. Neue technische Möglichkeiten erlauben aber natürlich, diese Stimmungen ganz anders erfahrbar zu machen.

Der kreative Schaffensprozess kommt somit für alle drei Komponisten aus der Idee eines Gefühls, das dieses Werk in ihnen evoziert. Durch Technik, Handwerk, die zur Verfügung stehende Besatzung und Kreativität entstehen so aus völlig verschiedenen Gedichten auch völlig verschiedene Werke.

Dominant ist im Schaffensprozess auch bei allen drei Komponisten der Computer: Schon aus der Notwendigkeit einer Reinschrift erfolgen Abgaben eigentlich nur noch als PDF. Dass Andreas Trenkwalder am Computer schreibt vermag nun nicht zu überraschen.


 Andreas Trenkwalder, Andri Joël Harison. Foto: Thomas Pechhacker

Bei Andri Joël Harison entstehen die Stücke nach Bedarf – mal konzipiert er, mal schöpft er frei aus dem Gedächtnis oder gar am Flügel improvisierend. Zur finalen Notenübertragung am Rechner nutzt er eine Echtholzklaviatur, die ihm als Pianisten ein besonderes Bedürfnis ist.

Skizziert wird allerdings händisch. Papier und Bleistift scheinen für einen kreativen Prozess somit immer noch unerlässlich, auch weil sie, wie bemerkt wurde, wesentlich mehr Freiraum und Kreativität in der Form der Notation erlauben und den Schaffensprozess weniger kanalisieren und vorbestimmen. Schon Friedrich Nietzsche meinte schließlich: Unser Schreibzeug arbeitet mit an unseren Gedanken!

Carl Tertio Druml schreibt hingegen überhaupt fast nur händisch und verfasst auch Korrekturen immer neu, anstatt in die bestehenden Skizzen zu schreiben, was eine große Dokumentationsfähigkeit mit sich bringt, aber natürlich Stapel an Papier schafft, die am Schreibtisch herumliegen.

Und so verschieden wie die Werke und die Arbeitsstile sind auch die Künstler: Andreas Trenkwalder als fast schon klischeehaft bergaffiner Tiroler Musiker, der gerade durch das Ausreizen technischer Möglichkeiten neue und unbekannte Klänge sucht; Andri Joël Harison als Spross einer madagassischen Musikerdynastie und Klaviervirtuose; Carl Tertio Druml als spätberufener Komponist der (nach eigenen Angaben) mit 20 kaum Noten lesen konnte und für den sich als „Jazzer“ die Musikgeschichte von der 2. Wiener Schule rückwärts erschlossen hat.


Valentin Lewisch, Carlo Tertio Druml, Andreas Trenkwalder, Andri Joël Harison. Foto: Thomas Pechhacker

Wenig überraschend eint sie ihre Liebe zur Musik, die in unterschiedlichsten Stilen, als Konsequenz der unterschiedlichen Persönlichkeiten, ihre Ausprägung findet.

Insofern dürfen wir uns auf großartige Uraufführungen bei den Tiroler Festspielen Erl im Sommer 2019 freuen, bei denen wir beweisen werden, wie vielfältig diese eine Gattung „zeitgenössische Musik“ doch ist.

Auch abseits dieser Uraufführungen, die sicherlich Höhepunkte bilden, haben wir für diese Konzertreihe ein wirklich außergewöhnliches Programm und Konzept (https://www.tiroler-festspiele.at/alm-trieb). Überzeugen Sie sich am Besten selbst davon, am 8., 15. und 22. Juli im Festspielhaus in Erl!

Valentin Lewisch

VIDEO-KOSTPROBEN:

VIDEO TRENKWALDER

Video Andri Joel Harison

VIDEO / AUDIO Carlo Tertio Druml

APROPOS: Und wo ist Basti?

$
0
0

Und wo ist Basti?

Nein, niemand regt sich auf, es ist schon so: „Aufig’stieg’n, obig’falln“, „Sic transit gloria mundi“, „Gestern noch auf stolzen Rossen, Heute durch die Brust geschossen, Morgen in das kühle Grab“ – die Erkenntnis ist alt. Ruhm hält nicht. Aber dass er so kurzlebig ist?

Denn: Wo ist Sebastian Kurz? Zweifellos freiwillig abgetaucht. Aber innerhalb von wenigen Tagen so kein Thema mehr zu sein, nachdem es monatelang kein anderes gegeben hat? Sage niemand, unsere Zeit sei nicht schnelllebig. Da weiß man heute nicht mehr, was gestern war, so viel Info-Müll kriegt man zwischendurch in den Computer geschüttet.

Dafür spürt der Kurier den Modegeheimnissen von Frau Bundeskanzlerin Bierlein nach, fesch ist sie angezogen, keine fade Angela Merkel. Und jetzt kann man sich auch die „Pam“, auf Frau Rendi konzentrieren, ein bisschen Wirbel wird es in der SPÖ doch geben, der sich zu berichten lohnt? Schafft sie es, oder schafft der Doskozil sie? (Dass sie so fest erklärt, die Personaldebatte sei beendet, glaubt ihr eh kein Mensch.) Das ist die Art von Politik, die in Österreich interessiert.

Der Strache macht es gescheiter als der Kurz – falls es dessen Intention wäre, in den Medien zu bleiben. (Irgendwann muss er ja zurück, er möchte ja eine Wahl gewinnen, und dreieinhalb Monate sind ja nicht sooo lang.) Solange der gebeutelte Heinz-Christian mit seinem möglichen EU-Mandat jongliert (wie es ihm Anton Cupak geraten hat, um es sich von der Partei so teuer wie möglich abkaufen zu lassen), ist er wenigstens noch hie und da ein Artikelchen wert. Norbert Hofer freilich muss sich langsam als Person in den Vordergrund spielen – das Duell mit Van der Bellen ist längst vergessen. Wer erinnert sich schon an Verlierer? Hofer – wer? Na, jetzt der. Die Treppe hinaufgefallen, weil ein anderer so kläglich gestürzt ist.

Die genüsslich umspielte, medial umspülte Option: Mit den Roten regieren, damit man Kurz noch einmal aushebelt? Da hätte die Sozialdemokratie ihren Wählern gegenüber allerdings schweren Erklärungsbedarf. Und wenn die FPÖ dann den Kickl wieder hervorzaubern will, sozusagen als Bedingung (schließlich hat man eine Regierung an ihm scheitern lassen)…? (Ich weiß schon, wenn sie das Innenministerium hätten behalten dürfen – aber ich bleibe dabei: Der Kickl war der letzte Stolperstein, an dem sich die letzte Regierung den Hals gebrochen hat.)

Politik ist lustig in Österreich. Und so persönlich. So unsachlich. Und irgendwann kommt auch der Basti wieder, hinter dem sie so hergeschimpft haben. Denn von allen Beteiligten war und bleibt er doch der allerschönste Reibebaum.

Renate Wagner

Wien/ Volkstheater: Kay Voges digital unterwegs! Weiß er eigentlich, was das ist?

$
0
0

Wien/ Volkstheater: Kay Voges digital unterwegs! Weiß er eigentlich, was das ist?

Tim Theo Tinn: Ich ärgere mich immer wieder über verbales Dünnbrettbohren als Fontänengeschiss, um eine fadenscheinige Sprunghöhe von Theaterqualität zu illuminieren.

Erinnern Sie sich noch an meinem Einwurf zu Kay Voges angeblicher auf Quantenenergie basierender Inszenierung in Berlin und Dortmund? Inszenierung  „Die Parallelwelt“ gleichzeitig in Dortmund und Berlin.

Jetzt ist er angeblich  noch digital unterwegs – digital ist grundsätzlich eine verbindungsorientierte Übermittlung von Daten – Also durch modernste Kabel (z. B. Glasfaser)  und/oder elektromagnetische Funkwellen. (s. Radio- und Fernsehgeräte, Mobilfunk etc.). Da hat er wohl auch wieder eine Worthülse konzipiert um eine Pseudomodernität zu innovativen Theatermöglichkeiten vorzugaukeln. Da kriegt der Wotan halt eine kabellose Fernbedienung ……. Und schon sind wir im jahrtausenderneuernden Theaterhimmel.

Es wäre sinnvoll, wenn Herr Voges einmal seine Definition des Begriffes vorstellt. Quantenenergien  könnten das Theater revolutionieren, Digitales ist dort schon lange angekommen – angefangen beim Inspizienten-Pult.  Quantenenergien mit fraktalen Elementen könnten das Theater revolutionieren ohne archaische Wurzeln zu verlassen/verraten.

  1. Digitalwiki (http://www.digitalwiki.de/digitale-transformation/)

„… den Begriff Digitale Transformation in seine Bestandteile, so hilft auch das nur bedingt – denn was Medizin, Physik und Technik meinen, wenn sie digital sagen, ist nicht das, was digital im Bereich Wirtschaft und Gesellschaft bedeutet. Hier heißt digital so viel wie „auf Digitaltechnik oder Digitalverfahren beruhend“ – oder etwas umgangssprachlicher formuliert – unter Verwendung von Computer-Technologie. Im engeren Sinne gemeint sind dabei die sogenannten SMACT-Technologien – Social, Mobile, Analytics (alias Big Data), Cloud und (Internet-of-)Things-Technologien, welche es den Menschen heute ermöglichen, IT ganz selbstverständlich zu nutzen, um Aufgaben des Alltags zu erledigen.“ ???????????

Wer visionäre Begriffe instrumentalisieren will,  sollte dies auch inhaltlich plausibilisieren.

TTT

Die zweite musikalische Hälfte der Wiener Festwochen 2019 als ein SENSITIVE–PUZZLE mit sozialen Aspekten

$
0
0

Die zweite musikalische Hälfte der Wiener Festwochen 2019 als ein SENSITIVE–PUZZLE mit sozialen Aspekten

Bildergebnis für wiener festwochen
Die musikalische Erbauung, die Freude an klangvollem Erleben hat sich auch in der zweiten Hälfte der Wiener Festwochen 2019 in Grenzen gehalten. Da gab es mit David Martons „Narziss und Echo“, sehr frei nach Ovid, eine ‚Road Opera‘ in Kleinformat zu sehen. Die Musik: eine digitale Geräuschkulisse im Mix mit Barock und Avantgarde. Digitaler Sound war nicht wenigen der kleinen Festwochen-Performances, Kurzgastspielen oder diversen Statements unterlegt. Johann Sebastian Bachs „Sechs Brandenburgische Konzerte“ dagegen, zwei Stunden lang in der choreographischen Deutung von Anne Teresa De Keersmaeker und ihrem Ensemble Rosas, sind jedenfalls der Publikumshit gewesen. Choreographie als eine Aneinanderreihung von an Linien, Kreisen, anderen geometrischen Formeln orientierter minimalistischer Elemente. Oder die TänzerInnen werden einzelnen Instrumenten zugeordnet, brechen aus ihren Formationen aus. Es ist ein harmonisches Bewegungsspiel mit flüssigen Abläufen, ironisierend komplementiert mit einem Nummern-Boy oder einem verschämten Hündchen auf der Bühne zu den Jagdhörnern des 1. Konzertes.

Auch Franz Schuberts Streichquintett in C-Dur war in einer Tanzperformance der Gruppe des brasilianischen Tänzers Marcelo Evelin zu hören – doch was gab es zu diesen seraphischen Klängen zu bewundern? Im Kreis, andauernd im Kreis, in Uhrzeigersinn, sind acht phantasievoll maskierte Männer und eine Frau, allesamt splitternackt und keine Schönheit, gelaufen. Ununterbrochen, schließlich gelegentlich auch auffallend mit einem Hang zu Spaßetteln. Das Motto dazu, auf abgebranntem brasilianischen Boden gewachsen: Soziale Hilflosigkeit, ein Widerstand ohne Hoffnung.

Manch anderes Verwunderliches war gegeben. Die Stadtpolitiker preisen in ihren Werbekampagnen Wien gern als eine weltoffene Stadt an. Das grelle Drumherum von Life Ball oder EuroPride ist in diesen Tagen jedenfalls in ein weit, weit größeres Blickfeld gerutscht als die Wiener Festwochen. Deren vielen kleinen, kaum übersichtlichen Performances, kurzen Gastspiel oder diversen Statements mögen sehr wohl positiv unter sozialem Licht zu betrachten gewesen sein, mit Empathie und von gesellschaftlichen Gesichtspunkten aus. Ein eigenes musikalisches Herz scheint allerdings zu fehlen, da im Angebot der diversen künstlerischen Netzwerken die unterschiedlichsten Events eingekauft und nach Wien geholt worden sind, doch kein einziges eigenständiges stilbildendes Projekt sich entfalten konnte. Ein Sensitive-Puzzle hat sich geformt, welches rasch wieder auseinander gefallen ist.

Meinhard Rüdenauer

APROPOS: Zweierlei Maß

$
0
0

Zweierlei Maß

Johannes Bruckenberger (APA),
Florian Klenk (Falter),
Rudolf Mitlöhner (Die Furche),
Hubert Patterer (Kleine Zeitung),
Christoph Dichand, Klaus Herrmann (Kronenzeitung),
Martina Salomon (Kurier),
Kathrin Gulnerits (News),
Walter Fahrnberger und Daniel Lohninger (Niederösterreichische Nachrichten),
Gerald Mandlbauer (Oberösterreichische Nachrichten),
Rainer Nowak (Die Presse),
Christian Rainer (profil),
Manfred Perterer (Salzburger Nachrichten),
Alois Vahrner und Mario Zenhäusern (Tiroler Tageszeitung),
Martin Kotynek (Der Standard),
Andreas Weber (Trend),
Christian Haubner (Oberösterreichisches Volksblatt),
Gerold Riedmann (Vorarlberger Nachrichten),
Walter Hämmerle (Wiener Zeitung)

Das ist eine Liste! Wusch! Die österreichischen Chefredakteure.  Creme de la Creme. Vor allem, da Herr Fellner fehlt, den sie alle nicht so gern in ihren edlen Reihen wüssten. Also: die Herrn Chefredakteure halten es für nötig, nach Ibiza „eine gemeinsame Erklärung zur Bedeutung der Unabhängigkeit der Medien als vierte Macht der Demokratie“ abzugeben, also im Grunde eine Selbstverständlichkeit.

Jetzt kann man noch einmal den Strache abwatschen (nicht, dass er es nicht verdiente), weil offenbar die „Suche nach den Urhebern, so wichtig sie ist, die demokratiegefährdenden Aussagen, die das Video dokumentiert“ überdeckt. Sprich: Wer das hier in Auftrag gegeben und so perfekt platziert hat, ist zweitrangig. Denn offenbar steht für die unabhängigen Medien fest, dass es gerechtfertigt ist, einen unliebsamen Politiker mit welchen Mitteln auch immer abzuschießen. Dafür sind die Medien da? Ganz gerecht, hüben wie drüben? Und die Recherche? Das „kriminalistische“ Fragen, was warum geschieht? Keine Aufgabe der freien Presse?

Wenn unter den Unterzeichnern Christoph Dichand aufscheint, der sich natürlich besonders aufregen kann – statt geschmeichelt zu sein, dass sein Medium als „Königsmacher“ gilt -, dann hat er wohl nicht vergessen, wie unvorstellbar mächtig sein Vater einst war? Dass der damalige Kanzler, der um die EU-Zustimmung der Bürger bangen musste, zur „Krone“ kam… und dass die Abstimmung wie gewünscht ausging. Ganz nebenbei fiel für Dichand eine Kleinigkeit unter den Tisch: Wäre doch lästig und gewinnmindernd gewesen, hätte man die nächtlichen Zeitungsverkäufer wirklich per Werkvertrag anstellen müssen? Aber davon war dann nicht mehr die Rede…

Wann hätte es das nicht gegeben, dass Politiker den Telefonhörer gehoben haben, um einen Chefredakteur anzurufen? Zuletzt vielleicht – es ist gänzlich unwichtig, und wohl typisch – die Sozialisten, als sie meinten, Frau Rendi-Wagner käme auf den Fotos im „Kurier“ nicht gut genug heraus. Man unterstellt also „Meuchelfotos“ als böse Absicht. Glaubt wirklich jemand, man könnte Frau Rendi-Wagner nicht wählen wollen, „weil die zu schiach ist“? Wo sie doch nicht zuletzt angetreten ist, dem Kurz mit ihrem guten Aussehen in der Medienwelt Paroli zu bieten? (Weil viele ohnedies meinen, Kurz habe nichts zu bieten, als jung und hübsch zu sein?)

Das ist ein realer Fall, ebenso jener, dass die Frau Bundeskanzlerin eine „Message Control“ angeregt hat, sprich: dass ihre Regierungsmitglieder bei Medienarbeit „grundsätzlich Zurückhaltung üben“ und direkten Kontakt mit Journalisten vermeiden sollen. Jeder weiß genau, wie das gemeint ist und worauf es abzielte – das ewige Mauscheln, das ewige Flüstern von Klatsch und scheinbaren „Hintergrundinformationen“, das schmutzige „eine Hand wäscht die andere“, wie es zweifellos üblich ist. Was schreien die bei den unabhängigen Herrn Chefredakteuren angestellten Journalisten? Zensur! Journalisten dürfen „im Sinne des für den demokratischen Diskurs notwendigen offenen Informationsflusses“ nicht davon abgehalten werden, Kontakt zu Regierungsmitgliedern aufzunehmen und ungehindert ihre Recherchen anzustellen, erklärt der Presseclub Concordia. Eh klar. Zu Deutsch: Lasst uns mauscheln wie eh und je. (Und die Bundeskanzlerin hat prompt zum Rückzug geblasen!!! Da sage einer, die Medien wären nicht mächtig.)

Ja, und es gibt auch schlimmere Fälle, wo die Zeitungen letztendlich doch zeigen, dass sie mit zweierlei Maß messen. Denn die „Silberstein-Affäre“ hätte einem Politiker so stante pede den Hals brechen müssen wie Ibiza – aber Kern ging später und ganz gemütlich, weil er das Desaster seiner Partei nicht aufräumen wollte. Und wer hat sich schon wirklich aufgeregt, dass die Sozialisten einen Fachmann für „Dirty Campaigning“ engagiert haben? Beim KGB gab es einst eine Riesenabteilung für Desinformation, die nur dazu da war, falsche Meldungen zu verbreiten, Menschen zu diskreditieren und in Krisenherden zu stacheln. (Es gibt kein KGB mehr, also ist auch eine so unrühmliche Organisation selbstverständlich nicht mehr existent.)

Ähnliches geht heute mit Hilfe der sozialen Medien ganz leicht. Falsche Accounts und Aussagen, großes Entdecken, Empörung, Kurz ist eigentlich Antisemit! Und das ist in der heutigen Gesellschaft wirklich ein No Go: Da geht selbst die „New York Times“ in die Knie, weil eine ihrer Karikaturen Netanyahu als Blindenhund mit Davidstern am Halsband gezeigt hat, der den blinden Trump führt, der eine Kippa trägt. Das tat weh, der Shitstorm hatte es in sich, die „New York Times“ entschuldigte sich nicht nur, sie wird künftig gar keine Karikaturen mehr bringen…

Nun, Kurz konnte die Idee, er sei antisemitisch, ausräumen – wer weiß, was Silberstein noch eingefallen wäre? Passiert ist übrigens weiter nichts. Willy Brandt trat einst wegen Günter Guillaume zurück, obwohl er sicher keine Ahnung hatte, dass dieser DDR-Spion war… aber das waren andere Zeiten. Heute zieht man sich schmollend aus der Politik zurück und köpfelt ins lukrative Wirtschaftsleben. (Wie andere sozialistische Bundeskanzler vor ihm – und nichtsozialistische wohl auch.)

Von wegen Verantwortung, Bedauern… nix. Aber die Medien haben wirklich nicht sonderlich zugebissen, nein, Ihr Herren Chefredakteure? Haben Sie eigentlich, wie es Ihre Pflicht „als Macht der Demokratie“ wäre, darauf bestanden, dass der Versuch, durch Verleumdung eine Wahl zu manipulieren, kriminell ist – und die Verantwortlichen ausgeforscht und dafür zur Rechenschaft gezogen?

Renate Wagner

LEIPZIG: DAS BACHFEST LEIPZIG 2019 FEIERT DEN HOF-COMPOSITEUR BACH

$
0
0


Eröffnungskonzert Bachfest Leipzig 2019 in der Thomaskirche. Copyright: Bachfest Leipzig/ Gert Mothes

Leipzig: Das Bachfest Leipzig 2019 feiert den „HOF-COMPOSITEUR BACH, 14.-23. Juni 2019

 

Leipzig, 14. 06. 2019: ERÖFFNUNGSKONZERT

 „Endlich wieder Bach!“  Dieser Satz von Burkhard Jung. Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, trifft genau die Stimmung beim Bachfest Leipzig 2019. Euphorie liegt in der Luft am 14. Juni beim Eröffnungskonzert in der Thomaskirche. Mit dem Freiburger Barockorchester sind hochkarätige Gäste geladen, gilt es doch, Johann Sebastian Bach in ungewöhnlicher Art zu feiern: als „Hof-Compositeur“!


 Johann Sebastian Bach neben der Thomaskirche. Foto: Ursula Wiegand

In dieser Stellung komponierte er als Hoforganist in Weimar und Hofkapellmeister in Köthen die herrlichsten Jubelklänge für diese kleinen „Sonnenkönige“, die Frankreichs berühmtem Ludwig XIV nacheiferten, so gut es ihre Finanzen erlaubten und oft auch darüber hinaus.

Naturgemäß stand damals auch französisch inspirierte Musik hoch im Kurs, die sich Bach perfekt aneignete. Besonders gelungene Stücke wie das „Pièce d’Orgue“ in G, verwendete er später erneut. Dieses Werk, offiziell als Fantasie G-Dur, BWV 572 bezeichnet, bildet – von Thomasorganist Ullrich Böhme kenntnisreich auf der Bachorgel der Thomaskirche interpretiert – den festlichen Auftakt.

Etwas echt Französisches steht ebenfalls auf dem Programm: das „Te Deum D-Dur, H. 146, von Marc-Antoine Charpentier (1643-1704). Alle Anwesenden merken sogleich auf, da dessen prunkvolle Eröffnung als Eurovisionshymne bestens bekannt ist. Das Freiburger Barockorchester, dirigiert von Thomaskantor Gotthold Schwarz, legt sich mit Verve ins Zeug.


Mitglieder des Thomanerchors. Copyright:  Bachfest Leipzig / Jens Schlüter

Auch der Thomanerchor Leipzig glänzt mit Wohlklang und Esprit. Ein sehr guter und gut trainierter Jahrgang ist hier am Werke, bei dem sich die klaren, hoch aufschwingenden Knabensoprane bestens mit den erstaunlich satten Bässen mischen.

Die fünf Solisten – Gesine Adler (Sopran), Cornelia Samuelis (Sopran), Elvira Bill (Alt), Patrick Grahl (Tenor) und Tobias Berndt (Bass) sind – für mich leider hinter einer Säule verborgen – ebenfalls voll bei der Sache. Am meisten beeindruckt der junge Patrick Grahl, der die Emotionen besonders intensiv und auch textverständlich ausarbeitet. Sein klangreicher Tenor glänzt dank baritonaler Grundierung gleichermaßen im hohen und im tieferen Bereich.   

Zu einem weiteren Höhepunkt wird Bachs „Ouvertüre D-Dur“, BWV 1068. Leuchtende Klangfarben und betonte Rhythmen bei den diversen Tänzen, die sämtlich ihren eigenen Charakter erhalten. Mittendrin das weltbekannte „Air“, hier aber nicht als übersüße Weihnachtsschnulze geboten. Das Freiburger Barockorchester mit seiner Konzertmeisterin Anne-Katharia Schreiber bringt es wunderbar klar und ohne falsche Gefühligkeit.

Zuletzt ist bei Bachs Unser Mund sei voll Lachens“, BWV 110, tatsächlich Christfeststimmung angesagt, dient das doch als Kantate zum 1. Weihnachtsfeiertag. Mal getragen, mal auftrumpfend erfüllt diese Darbietung alle Wünsche. Das gilt auch für die Thomaner und die fünf Solisten, aus denen erneut Patrick Grahl herausragt. Anschließend braust lang anhaltender Jubel durch die voll besetzte Thomaskirche.

————————————————————————-

 

Leipzig, 15.06.2019: „FESTKONZERT“

Ebenso festlich geht es am nächsten Tag weiter bei der „Verleihung der Bach-Medaille der Stadt Leipzig an Klaus Mertens“ im Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli. Jahrzehnte hat es gedauert, bis dieses 1968 von der DDR-Regierung gesprengte Gotteshaus wieder errichtet und für Gottesdienste und Veranstaltungen erneut nutzbar gemacht werden konnte. Hinter einer Scheibe ist der Altar zu sehen, der zwischenzeitlich in der Thomaskirche eine Bleibe gefunden hatte.


Bild: Ton Koopman und Klaus Mertens beim Festkonzert. Copyright: Bachfest Leipzig / Gert Mothes

Doch nicht nur der Ort für die Feier ist relativ neu. Erstmals wird in diesem Sommer die Verleihung der hochgeschätzten Bach-Medaille mit einem Festkonzert verknüpft. Eine gute Idee des neuen Bachfest-Intendanten Dr. Michael Maul. Der diesjährige Preisträger, der international bestens bekannte Bassist Klaus Mertens, muss sich so zu sagen diese hoch verdiente Auszeichnung noch einmal ersingen. Er tut es mit Humor und sichtlicher Freude.

An seiner Seite ist nicht nur bei dieser Feier, sondern schon 40 Jahre lang, sein musikalischer Weggefährte Ton Koopman, der Mertens Gesang am Cembalo und an einer Truhenorgel begleitet. Unter Koopmans Leitung hat Mertens Bachs gesamtes Vokalwerk auf CD eingespielt und das von Dietrich Buxtehude ebenfalls.

Mit hörbarem Spaß singt Mertens zunächst von seiner Tobacks-Pfeife, gefolgt von dem innigen „Willst du dein Herz mir schenken“. Ernster wird er, als sich die Lieder um den uralten Simeon drehen, der das Jesuskind im Arm hält und damit alle seine Wünsche erfüllt sieht. Mit „Ich habe genung!“ und „Schlummert ein, ihr matten Augen“ möchte er jetzt gerne sofort sterben.

Nicht aufgezählt seien hier die offiziellen Statements, die amüsanten „Plaudereien aus dem Nähkästchen“ von Ton Koopman sowie die beispielhafte Dankesrede von Klaus Mertens.

Stattdessen wird für mich die Arie „Amore Traditore“ zum Höhepunkt, in der Mertens die Wut eines enttäuschten Lovers packend und klangmächtig in die Universitätskirche schleudert.  

————————————————————

Gleich anschließend geht es um die „Hof-Cantatrice” Anna Magdalena Wilcke-Bach, also um Johann Sebastian Bachs zweite Ehefrau, die er als Witwer mit vier kleinen Kindern nur einige Monate nach dem Kennenlernen heiratete. Wahrscheinlich war es beiderseits Liebe auf den ersten Blick.


Nuria Rial, Sopran, beim Bachfest, Foto Ursula Wiegand

Ihr Leben, soweit überhaupt bekannt oder vermutbbar, lässt der Moderator Dr. Michael Maul launig Revue passieren, erzählt von der jungen, schnell berühmten und ausgesprochen gut bezahlten Sopranistin, die ihre Karriere als Frau des viel beschäftigten Thomaskantors und durch die Geburt von 13 Kindern fast ständig schwanger, an den Nagel hängen muss.

Den schwungvollen musikalischen Start mit Bachs „Konzert d-Moll“ BWV 1043 liefern die Musiker von „Café Zimmermann“, die nicht in Leipzig, wo es solch ein Kaffeehaus gegeben hat, sondern in Südfrankreich beheimatet und international gefragt sind.

Heiß ist es im Saal bei mehr als 30 Grad Celsius draußen, doch als Nuria Real quasi als Anna Magdalena zu singen beginnt, richtet sich die Aufmerksamkeit nur noch auf diese junge Frau mit ihrem schönen, wandlungsfähigen Sopran.  Sie hat sogar den Mut, mit einem Klagelied zu beginnen, mit „Einsamkeit, du Qual des Herzens“.

Mit ihrer ausdrucksstarken Stimme, mit Augen, Mimik und leicht schwingendem Körper ergreift sie das Publikum sofort. Das ist keine Show. Alles wirkt ganz natürlich und Bachgemäß. Danach sofortige Begeisterung und Bravo-Rufe, alle sind total überrascht und beglückt, und so überzeugend bleibt sie. Für mich wird dieses Konzert zum Höhepunkt meines zweitägigen Leipzig-Aufenthalts mit insgesamt vier Konzerten. Dank Nuria Real rückt uns Anna Magdalena Bach, die viele Rollen ausfüllen musste, sehr nahe.

Zwei der Arien, die kurz zuvor Klaus Mertens gesungen hatte, erklingen nun erneut und so zu sagen in weiblicher Version: „Willst du dein Herz mir schenken“ leuchtet Nuria Real strahlend aus dem Gesicht. Sie kümmert sich nicht um die angeratene Geheimhaltung ihrer Liebe. Einiges  stammt übrigens aus dem vom Gatten angelegten und von ihr aufgefüllten „Klavierbüchlein für Anna Magdalena Bach“.
Beim Lob des angenehmen Pleiss-Athens – gemeint ist Leipzig an der Pleisße – gibt es Jubel-Koloraturen. Das krasse Gegenteil bietet die zweite „Dublette“, das entsagungsvolle „Ich habe genung“, gesungen voller Gefühl und durch Georges Barthels Traversflöte innig gerahmt.  

Dass sich diese junge, lebensfroh wirkende Sängerin liedmäßig so sehr auf den Tod freut, wird viele erstaunen, doch ihr Singen überzeugt ungemein und ganz besonders der liebevolle Abschiedsgesang „Bist du bei mir“.  Der rührt fast zu Tränen und erhält Applaus en masse. Als Zugabe wählt sie jedoch eine glitzernde Händel-Arie. Nuria Real mit dem „Café Zimmermann“ – das war wohl nicht nur für mich die diesjährige Bachfest-Entdeckung.    

 Herbert Blomstedt beim Dirigieren. Foto: Peter Adamik

Und einer ist trotz seiner fast 92 Lebensjahre weiterhin mit Können, Einsatz und Spaß beim Bachfest Leipzig wieder mit dabei: Herbert Blomstedt. Uneitel, mit stupendem musikalischen Sachverstand und deutlichem Einsatz dirigiert  er – im Ausweichquartier Kongresshalle am Zoo – das Gewandhausorchester, das ihm alle Wünsche von den Augen und den Händen abliest. Blomstedt braucht noch keinen Drehsessel, steht und wendet sich nach wie vor auf dem Podium. Er dirigiert zunächst zwei Konzerte von Bach, einmal eines für Violine und Orchester (BWV 1042) und eines für Violine, Oboe und Streicher (BWV 1060 R). Mit dabei ist die großartige Geigerin Vilde Frank und Domenico Orlando, Erster Oboist des Gewandhausorchesters, dessen Instrument manchmal die Violine überschattet. Insgesamt fein gelingt das, teils mit dem erforderlichen Feuer und mit Adagios zum Dahinschmelzen.

Selbstverständlich ist nach der Pause auch Mendelssohn zu erleben, dessen Werk vor einigen  Jahren ins Bachfest integriert wurde. Zu hören ist seine 3. Sinfonie, die Schottische. Blomstedt dirigiert mit Temperament, hält aber an leisen Stellen auch mal mit einem Lächeln inne. Er hört dann einfach lächelnd zu, was das Gewandhausorchester daraus macht, um danach aber sogleich die Zügel wieder fest in die Hand zu nehmen. Zuletzt Jubel und „standing ovations“ für diesen uneitlen und so engagierten Vermittler nicht nur von Mendelssohns genialer Musik. Ein weiterer Höhepunkt beim diesjährigen Bachfest Leipzig.

Das wird noch bis zum 23. Juni 2019 die Besucherinnen und Besucher mit insgesamt 158 Programmpunkten aller Art erfreuen und begeistern. Den Abschluss bildet wie immer Bachs h-Moll-Messe in der Thomaskirche. – Und dann? Vom 11. – 21. Juni 2020 gibt es vermutlich eine weitere Sensation: „BACHS Choralkantatenzyklus in zehn Tagen“.    

 Ursula Wiegand 

APROPOS: Recht hat er

$
0
0

Recht hat er

Dass Heinz-Christian Strache das EU-Mandat nicht annehmen würde, darauf hätte ich mein – nicht vorhandenes – Vermögen verwettet, hundert zu eins. Was würde er denn in Brüssel machen? In diesem Tohuwabohu der EU-Beamten, Gremien, Ausschüsse, Sitzungen, Tagungen, Beschlüsse, da sieht eh keiner durch. Alle reden Englisch oder Französisch. Da eine angenehme Wohnung für drei zu finden (wo Philippa doch in den Wahlkampf muss), dort ein ordentliches österreichisches Bier aufzutreiben – und sich über die Schulter anschauen zu lassen: „Ibizia, haha!“ Ein kluger Mann setzt sich dem nicht aus. Ein anderer auch nicht.

Kein Aufreger für mich, nicht einmal eine Verwunderung. Wundern tu ich mich über ganz was anderes: Ich sollte zu Paulus Manker (ausgerechnet Paulus Manker!) sagen: Recht hat er!?!

Ich sollte ein einziges Mal in meinem Leben einer Meinung mit diesem Mann sein, den ich mindestens so verabscheue wie er mich (er hat mich seiner „tiefsten Verachtung“ versichert, und das hat mir wohl getan – denn von einem Menschen wie ihm geliebt und geachtet zu werden, da wären mir schon berechtigte Zweifel aufgestiegen)… Doch weg vom Persönlichen.

Natürlich ist Manker in erster Linie beleidigt, weil er nicht – wie es ihm seiner Meinung nach als „Erbhuldigung“ zugestanden wäre – das Theater seiner Eltern bekommen hat. Seine verstorbene Mutter Hilde Sochor, eine wunderbare Frau, wusste immer, wie wenig Liebe dem Paulus (zu Recht) entgegen gebracht wird, aber dass er dem Gustl auf den Volkstheater-Thron folgt, davon hat sie bis zu ihrem Ende geträumt. Wieder nix. Hat er seine sozialistischen Seilschaften nicht eng genug geknüpft – denn nur darauf kommt es in Wien an.

Aber es geht um was ganz anderes. Paulus sagt ganz richtig (er pudelt sich in einem APA-Interview auf), wie sehr sich die Frau Stadträtin – die mir persönlich noch expressis verbis gesagt hat: Das Komitee entscheidet!, also quasi, sie könne da gar nichts tun – dann im kühnen Alleingang einen Kasperl, nein, albern ist er nicht, nur ahnungslos, also: eine Figur aus der Kiste gezogen hat, mit der niemand rechnen konnte. Nicht einmal er selbst.

Wer für sie auf Kay Voges in Dortmund gezeigt hat – das werden wir wohl nie herauskriegen, so wenig wie die Bestellung von Roscic durch seinen Freund Drozda. Tatsache ist, dass sich das Ganze in kürzester Zeit abgespielt hat und dass die Frau Stadträtin gewaltig ins Schwimmen geriet, als man sie bei der Pressekonferenz fragte: Und wieso bitte – der? Sie hatte nichts von ihm gesehen (oder vielleicht in aller Eile eine Produktion?), er war bisher einmal im Volkstheater gewesen und erwies sich bei der Pressekonferenz zwar als sympathisch (als er sagte, er müsse die Stadt erst kennen lernen – immerhin ein Unterfangen, dem sich andere erst gar nicht unterziehen), aber als so ahnungslos, dass es weh tat.

Dass er – steht das in Wikipedia, man müsste es nachlesen? – das Volkstheater als „Arbeitertheater“ bezeichnete (au! gegründet einst von stolzen Bürgern als ihre repräsentative Antwort auf das Burgtheater), haben ihm die Kollegen schon bei der Pressekonferenz runtergeräumt (und Voges schien sich zu wundern – wenn er von den Sozialisten bestellt wird, muss es doch ein Arbeiter-Theater sein? Wo lebt der Mensch?). Dass er sagte, wenn das Publikum nicht ins Theater käme, müsste man halt zu ihm gehen, konnte man nur stöhnen – dafür ist das Volkstheater nämlich seit Jahrzehnten berühmt. Aber wie soll er es wissen, von einem Tag zum anderen?

Warum hat man ihn geholt? Wahrscheinlich weil er alle die richtigen Vokabeln verwendet hat: Vor allem will er das Haus „für die digitale Moderne fit“ machen. „Wie erzählen wir Theater in Zeiten von Netflix und Amazon sinnlich und gleichzeitig klug?“ (Sind Netflix und Amazon in diesem Zusammenhang wirklich so relevant?)

Wer „Voges“ sagt, sagt Theaterlabor, sagt Multimedia und Performance, Installation, Coding und Street Art. Wer Voges sagt, weist beglückt darauf hin, dass „Theater heute“ (für das Wien wohl erst mit Kusej wieder interessant wird) sein Dortmund immer wieder erwähnt, und ein paar Standardformulierungen gibt es auch (Papier ist geduldig, Computer sind es auch, sagen kann man so manches): Das Volkstheater werde ein „Labor ästhetischer Forschung“, eine „Factory“, und unter seiner Leitung „das fortschrittlichste Theater des Landes“. (Da er ja bei Kusej inszenieren darf, werden sie sich mit diesem Anspruch schon nicht in die Haare geraten.) Kurz, da sind sie, die ganzen billigen Zeitgeist-Phrasen…

Nun weiß man, was Wien zu erwarten hat. Danke, Frau Kulturstadträtin. Ihr Mann hat viel einzulösen. Sie auch. Vor allem wird man Sie fragen, ob Sie das so völlig kaputte Volkstheater damit wirklich wieder zum Leben erwecken werden. Immerhin, ein einziges muss man ihnen zu Gute halten: Sie haben nicht Paulus Manker gewählt.

Renate Wagner

P.S.   Schon muss die APA berichtigen, alles sei bei der Voges-Bestellung mit rechten Dingen zugegangen, obwohl der arme Mann selbst unschuldsvoll bei der Pressekonferenz erklärt hat, “ vor zweieinhalb Wochen angefragt worden zu sein, ob er sich die Leitung des Volkstheaters vorstellen könne“ (Zitat orf. at). Also nicht selbst beworben, nicht seit Monaten mit ausgeformten  und reiflich überdachten Vorschlägen und Konzepten vorstellig. Ja doch aus dem Hut gezaubert… Übrigens, hat die APA einen Akt der Selbstzensur gesetzt? Im ORF-Artikel wird Paulus Manker weiter zitiert: „Wie man hört, kannte die Kulturstadträtin den designierten Direktor nur vom Hörensagen, auch seine Arbeit als Regisseur kannte sie nicht, es war also ein Verzweiflungsschuss ins Blaue“, kommentierte Manker. Dabei zeige sich, dass Jurys „nur pseudo-demokratische Vorgänge“ und Politiker „nackt und bloß und völlig ahnungslos in ihren Entscheidungen“ seien. „Das ist genau jene Art von Politikern, die wir nicht mehr brauchen und die schleunigst aus den Parlamenten entfernt gehören, welcher Couleur sie auch immer angehören.“

Im APA Artikel findet man diese Passage nicht. Auch der APA Chefredakteur hat die Erklärung von der unbestechlichen vierten Macht der Demokratie unterzeichnet. Dennoch könnte man sich vorstellen, dass ein Anruf aus dem Rathaus… und flugs würden, wenn es denn so war, die ehrenwerten Herren zu Heuchlern.


KÖLN: Vortrag zum Offenbach-Jahr von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki im WDR

$
0
0

Vortrag zum Offenbach-Jahr von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki im WDR

Von Andrea Matzker und Dr. Egon Schlesinger


Jacques Offenbach lädt zur Ausstellung im WDR ein. Foto: Andrea Matzker

In den Genuss eines einstündigen Vortrags über das Lachen im Rahmen der Feierlichkeiten zum Offenbach-Jubiläum von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki gelangten 160 handverlesene Hörer des Westdeutschen Rundfunks 3 im Kleinen Sendesaal des Funkhauses.


Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki bei seinem Vortrag. Foto: Andrea Matzker

Er begann seinen Vortrag mit den bescheidenen Worten: „Ich darf ein kleiner Mosaikstein dieses Offenbach-Jahres sein. Hätte es vor 200 Jahren bereits das Radio gegeben, hätten die Offenbach-Melodien die Charts gestürmt.“ Er kommt direkt zum Kern der Sache, nämlich den Augen. „Die Augen sind die Fenster der Seele. Ein anderer berühmter Kölner, Heinrich Böll, beschrieb humorvolle Augen folgendermaßen: Sie sind nicht ganz trocken, nicht ganz nass, sondern sie sind feucht. Feucht, wie auch das Wort im Lateinischen Humor heißt. Mit diesen Augen hat Offenbach die Welt gesehen und beschrieben. Und klingt nicht der Cancan auch fast sowie Karneval?“


Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki bei seinem Vortrag. Foto: Andrea Matzker

Kardinal Woelki kommt auf den rheinischen Humor, den jüdischen Witz und die französische Eleganz zu sprechen, die Basis für die Operette Offenbachs und das Lachen an sich sind. Am wichtigsten sei es, über sich selbst lachen zu können. Orpheus verbindet den Kardinal persönlich mit Offenbach, denn es war sein Thema in der Predigt bei seiner Einführung in Köln. Der Fokus bei Offenbach in seinem Orpheus in der Unterwelt war es, den schönen Schein zu entlarven und die Doppelmoral der Gesellschaft aufzuzeigen. Mit seiner spitzen Feder beschrieb er das Lachen über das eigene angepasste und hohle Leben. Orpheus und Christus sind, sich aneinander anlehnend, im Bischofsstab von seinem Kölner Vorgänger Kardinal Frings dargestellt, den Woelki bei seiner Einführung im Kölner Dom trug. Als Orpheus in der Unterwelt am 21. Oktober 1858 aufgeführt wurde, stellte Offenbach anwesenden Französischen Kaiser Napoleon III als liebestollen Jupiter dar. Der Regent applaudierte lautstark. Bereits die ersten Christen kannten schon die Sage um Orpheus. Letztendlich bedeutet sie, dass die Liebe doch stärker als der Tod ist. Und dies muss an Ostern gefeiert werden. Deshalb bedauert der Kardinal, dass der alte Brauch, in der österlichen Messe Witze zu erzählen, fast vollständig abhanden gekommen sei. Aus diesem Grund erzählte er derer gleich zwei. Den eindeutig größeren Beifall bekam der folgende:

Der Papst hält sich zu Ostern in Amerika auf und fährt mit seinem Chauffeur über Land. Er vertraut ihm an: “Ich darf nichts selbst machen und würde doch so gerne einmal Auto fahren.“ Der Chauffeur lässt ihn ans Steuer, der Papst fährt selbst, allerdings viel zu schnell. Prompt kommt die Polizei. Der Polizist, völlig verdattert, ruft seinen Vorgesetzten an und fragt: „Was soll ich tun?“ Die Antwort: „Bestrafen!“ Der Polizist: „Nein.“ Der Vorgesetzte: „Um wen handelt es sich denn? Ist es der Gouverneur?“ „Nein, höher!“ Der Vorgesetzte am Telefon: “Dann kann es nur noch der Präsident sein.“ Der Polizist: „Nein, höher!“ Der Vorgesetzte fragt: „Wer denn?“ Der Polizist antwortet: „Ich weiß es wirklich nicht. Aber der Papst ist sein Chauffeur.“

Das Osterlachen soll die Osterfreude zum Ausdruck bringen. Es symbolisiert die Überlegenheit und den Sieg über den Tod. Mit dieser Hymne auf das Charisma des Humors entließ der Kardinal seine Zuhörer mit dem Slogan

Yes we cancan.


Offenbach auf einer Photographie von Nadar in Paris um 1875. Foto: Andrea Matzker


Offenbach-Ausstellung: Brand im Ringtheater am 8.12.1881. Foto: Andrea Matzker

 

TARTU FEIERT FARBENPRÄCHTIG „150 JAHRE SÄNGERFEST“

$
0
0

Tartu feiert farbenprächtig 150 Jahre Sängerfest

In der Estnischen Stadt Tartu begannen sie vor genau 150 Jahren – die großen Sängerfeste in den drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen. Seither sind sie alle fünf Jahre der kulturelle Höhepunkt in diesen Ländern. Im Vorjahr begingen die drei Staaten das 100. Jubiläum ihrer Eigenständigkeit. Nun begeisterte Tartu – die älteste Stadt im Baltikum mit der ältesten und größten Universität Nordeuropas – das hoch interessierte Publikum mit einem dreitägigen farbenprächtigen Jubiläumsfest. Rund  8.500 Teilnehmer/innen, insbesondere die fabelhaft singenden Kinderchöre, wurden bejubelt. Ein Tanzfestival unter dem sommerlichen Sternenhimmel gehörte ebenfalls zum gelungenen Festprogramm,


Abschlusskonzert mit 8.500 Mitwirkenden, Foto Ursula Wiegand

Um 18:69 Uhr (19:09 Uhr) – passend zum Start vor 150 Jahren – begann am 20. Juni das Eröffnungskonzert in der vor dem Verfall geretteten Marienkirche. Erwähnt sei aber, dass während der 50-jährigen sowjetischen Okkupation die Sängerfeste in den Baltischen Staaten untersagt waren, in Estland von 1944 – 1991. Dennoch haben alle drei Länder haben ab 1988 mit ihren zwischenzeitlich verbotenen Volksliedern gegen die Unterdrückung protestiert und sich so die Freiheit ersungen. Als „Singende Revolution“ ist dieses Ereignis in die Geschichte eingegangen. Nun gehören diese Sängerfeste zum UNESCO-Welterbe.


Komponist Jüri Reinvere, Foto Ursula Wiegand

Im Interview erinnert der estnische Komponist Jüri Reinvere (geb. 1971) an dieses Singen und auch an die rund 600 Kilometer lange, zwei Millionen umfassende Menschenkette am 23. August 1989 durch die drei baltische Staaten, mit der letztendlich die Freiheit ertrotzt wurde.


 Kai Rüütel, Mezzo, sang „Mu Isaama“ von Jüri Reinvere, Foto Ursula Wiegand

Zum Eröffnungskonzert hat Reinvere, der seit Jahren in Deutschland wohnt und arbeitet, mit „Mu isamaa. Mu önn ja rööm“ („Mein Vaterland, mein Glück und meine Freude“) eine moderne Fassung der estnischen Nationalhymne komponiert und sie auch mit einem neuen, lyrisch-persönlichen Text versehen. Er besingt die Heimat als ein Land, „das fertig ist in seinem Glück, in seiner Freude“. Emotional sang Kai Rüütel mit sattem ausdrucksstarken Mezzo den Solopart. Der Jubel danach für sie, die Kapelle und den anwesenden Komponisten war riesig. Gefeiert wurde auch Triin Koch, Musikdirektorin und Chef-Dirigentin des Sängerfestes.


Triin Koch dirigierte in der Marienkirche, Foto Ursula Wiegand

Offenkundig hat Vaterland, heutzutage lieber Heimatland genannt, bei den Esten nach Jahrhunderten der Unterdrückung einen sehr hohen Stellenwert. Dieses Motiv zieht sich an diesen drei Festtagen durch viele Lieder und Chorwerke. „Heimatliebe ist etwas ganz Wichtiges und Natürliches, bedeutet aber auch, Verantwortung zu übernehmen und ist im internationalen Kontext zu sehen“, betont Jüri Reinvere. Sorgen macht ihm, dass die Liebe zum Heimatland „nun von den Parteien kontaminiert wird“.


 Chor sang Lieder von 1869, Foto Ursula Wiegand

„Diese Heimatlieder sitzen tief im Herzen, und so hat auch die Musik eine ganz große Bedeutung“, fährt Reinvere fort. „In der Musik können sich die Menschen ausdrücken und das äußern, was man nicht schreiben kann oder darf. Die kleinen Völker tun sich mit Heimatliebe jedoch leichter als die großen“, räumt er ein. Eine große Bevölkerung hat andere Probleme.


 Gemischter Chor sang Lieder von 1869, Foto Ursula Wiegand

„Die drei kleinen Baltischen Staaten existieren nur durch ihre Kultur“, hebt er hervor. Daher darf die Digitalisierung die Kultur nicht unterdrücken“, warnt Reinvere, der auch als Schriftsteller, Kommentator  und Opernkomponist bekannt ist. Bekanntlich war Estland nach der Wende das erste Land, in dem elektronisch gewählt werden konnte und alle Formalitäten auf diesem Weg erledigt werden.

Drei Estinnen beim Sängerfest, Foto Ursula Wiegand

Auf die Frage nach den wunderbar hellen Kinderstimmen antwortet Jüri mit einem Lächeln. „In estnischen Familien wird viel gesungen. Kein Geburtstag, keine Feier ohne Gesang, zuletzt vielleicht auf dem Tisch stehend. Die Stimmbänder werden so frühzeitig trainiert, und daher können die Chöre auch komplexe Stücke singen“, erklärt er.

Dass viele deutsche bzw. deutschsprachige Lieder und Chorwerke, ins Estnische übersetzt, weiterhin beliebt sind, fiel im Verlauf des Festivals ebenso auf wie die Namen der Komponisten und Texter Friedrich Brenner, Karl August Hermann, Johannes Kappel, David Otto Wirkhaus und Johann Voldemar Jannsen, um einige Beispiel zu nennen.


Festgottesdienst in der Domruine, Foto Ursula Wiegand

Die meisten Kirchenlieder beim Festgottesdienst in der Dom-Ruine unter freiem Himmel waren mir durchaus bekannt. Ebenfalls Openair erfreute ein Konzert, das Gesänge von 1869 Revue passieren ließ. „Mu isamaa. Mu önn ja rööm“ („Mein Vaterland, mein Glück und meine Freude“) war nun in der Erstversion, Melodie Friedrich Pacius (1809-1891), zu hören, und kräftig hat das Publikum mitgesungen.


Tanzfest im Kassitoome-Tal, Foto Ursula Wiegand

Auch das Tanzen durfte bei diesem Jubiläum nicht fehlen. Es begann am 21. Juni um 22:00 Uhr im Kassitoome-Tal und wurde recht romantisch. Zunächst zogen die traditionell kostümierten Chöre auf den Hügelwegen entlang, ehe sie auf die Bühne kamen, um dort ihre munteren Volkstänze zu zelebrieren. Auf einer Nebenbühne, einem hohen Holzgestell, war ein nachgestelltes Zimmer zu sehen, und auch dort wurde getanzt. 


Auch Ältere schritten munter voran, Foto Ursula Wiegand

Den Höhepunkt, das Schlusskonzert, mussten sich die rd. 8.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die aus allen Teilen Estlands angereist waren, bei einer zweistündigen Prozession, ausgehend vom Rathaus, tatsächlich erlaufen. Die Kräftigen trugen große Fahnen und Vereinsschilder durch die Stadt und am Fluss entlang. Vergnügt schwenkten alle anderen Bänder in den Landesfarben.


 Fröhliche Kinder bei der Prozession, Foto Ursula Wiegand

Sehr fröhlich waren die rund 35 Kindergarten- und Kinderchöre mit etwa 900 Sechs- bis Siebenjährigen unterwegs, eine Besonderheit von Tartu. Bedenkt man, dass Estland 1,323 Millionen Einwohner hat und nur 69 Prozent, also etwa 910.000,  Esten sind, erstaunt die Zahl der in Chören aktiven Sängerinnen und Sänger noch viel mehr.


 Mädchenchor mit Lehrerin, Foto Ursula Wiegand

Die setzen sich bei diesem Jubiläum wie folgt zusammen: 2000 Sieben- bis Zwölfjährigen gehörten zu 42 Chören. Auch 19 Knabenchöre mit 800 Sängern waren mit von der Partie, außerdem 25 Kinderchöre mit ca. 1.000 Singenden.


Leuchtende Kleider bei der Prozession, Foto Ursula Wiegand

Einige der 35 Frauenchöre fielen durch moderne, leuchtende Kleider auf, während die 18 Männerchöre eher mit Prachtstimmen beeindruckten, mit strahlenden Tenören und tiefschwarzen Bässen. Dazu gesellten sich noch gemischte Chöre und neun Orchester. Ein Männerchor sang auf Estnisch: „Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten.“  Genau so haben die Esten ihre Freiheit erreicht. 


Männerchor mit Prachtstimmen, Foto Ursula Wiegand

Zum Superfarbfest geriet der Einzug der Chöre ins Stadion. Die Kinder kamen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern und rückten dann auf der Bühne eng zusammen. Fröhlich waren sie, und im Verlauf stieg die Stimmung weiter an. Das flotte „Tahan, ei taha“ (ich will, ich will nicht), unterstrichen mit gut eingeübten Gesten, machte den Kindern und Zuhörern besonderen Spaß.


 Kinder beim Abschlusskonzert, Foto Ursula Wiegand

„ Da capo, da capo“ forderten sie auf estnisch. Auch bei anderen Songs erklatschten die Kleinen und das Publikum eine Wiederholung. Beim lustigen Stück „Tuljak“, dirigiert von Triin Koch, haben sie leicht mitgetanzt. Offensichtlich bereitet das Singen den großen und kleinen Esten viel Vergnügen. Auch viele junge, topfitte Instrumentalisten/innen fielen auf. Gemeinsam bescherten sie dem Publikum an allen drei Festtagen unvergessliche Erlebnisse. Um den musikalischen Nachwuchs muss sich Estland wohl keine Sorgen machen. Ursula Wiegand


 Fitte Chöre bis zur letzten Minute. Foto Ursula Wiegand

Infos unter https://www.visitestonia.com/de/besucherzentrum-in-tartu. Empfehlenswert ist das historische Hotel Antonius in der Altstadt gegenüber der Universität, nur wenige Schritte entfernt vom schönen Rathausplatz, www.hotelantonius.ee

(U.W.) . 

 

 

WIEN/Staatsoper EUROPÄISCHE KULTURPREISGALA 2019

$
0
0

Die Teilnehmer der Pressekonferenz: Von links: ORF III-Chef Peter SCHÖBER, Kuratoriumsvorsitzende Viola KLEIN, Umweltaktivistin Barbara MEIER, vom Kuratorium Dominique MEYER und Klemens HALLMANN    Foto: Copyright Moni Fellner


WIENER STAATSOPER

EUROPÄISCHER KULTURPREIS 2019

Am 20. Oktober 2019 werden die Europäischen Kulturpreise TAURUS 2019 im Rahmen einer großen Gala in der Wiener Staatsoper verliehen. Politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Prominenz hat ihr Kommen zugesagt. Auf der Bühne stehen Opernpersönlichkeiten, die mit ihrem außerordentlichen Können seit Jahrzehnten die Aufführungen in aller Welt aber vor allem auch in der Wiener Staatsoper prägen. Gemeinsam präsentieren sie an diesem Oktoberabend ein besonderes Musikerlebnis.

Der Europäische Kulturpreis TAURUS ist einer der bedeutendsten Kulturawards in und für Europa und in seiner Art einzigartig. Seit 2012 würdigt er Leistungen von Kunstschaffenden oder Institutionen von europäischem Rang,

Die Pressekonferenz in der Wiener Staatsoper, welche die Veranstalter des Kulturpreises 2019 vorstellten war besetzt mit Viola KLEIN, der Vorsitzenden des Kuratoriums, den Mitgliedern des Kuratoriums Dominique MEYER und Klemens HALLMANN, der Umweltaktivistin Barbara MEIER und dem ORF III-Chef Peter SCHÖBER.

Die mit dem Nachwuchspreis ausgezeichnete 14-jährige Komponistin Alma DEUTSCHER stellte eine Walzerfolge für Klavier aus ihrer Feder vor. 

Die diesjährigen Preisträger sind unter anderen:


Die Institution der Wiener Staatsoper

Die Wiener Staatsoper, eines der renommiertesten Opernhäuser der Welt, feiert in diesem Jahr 150. Geburtstag. Ein perfekter Anlass diese herausragende Institution mit einem Europäischen Kulturpreis zu ehren. „Wir freuen uns außerordentlich, dass wir in diesem Haus die Europäischen Kulturpreise verleihen können und damit eine Brücke schlagen: zwischen Tradition und Moderne, zwischen hoffnungsvollen Talenten und großartigen, etablierten Künstlern“, sagt Bernhard Reeder, Vorstandsvorsitzender des Europäischen Kulturforums.

Prominentester Preisträger ist der Austragungsort selbst – die Wiener Staatsoper mit ihren künstlerischen Säulen: das festengagierte Sängerensemble, das Ballett-Ensemble, das Staatsopernorchester, der Chor und das Bühnenorchester – darüber hinaus gastieren jedes Jahr die wichtigsten Opernstars und bedeutendsten Dirigenten im „Haus am Ring“. Wie in kaum einem anderen Haus weltweit wird in der österreichischen Hauptstadt in höchster Qualität das kulturelle Erbe gepflegt und weiterentwickelt. Beispielhaft fördert das Haus am Ring spartenübergreifend junge Talente und gehört damit zu den gefragtesten Kaderschmieden für klassischen Tanz und Musik. Als internationales Aushängeschild bildet es den Kern des österreichischen Kulturbewusstseins quer durch alle gesellschaftlichen Schichten. Nach wie vor begeistert die Wiener Staatsoper Musikliebhaber in der ganzen Welt.

 

Ein Abend mit hochkarätiger Besetzung

 Musikalisch ist der Abend ein Streifzug durch die Geschichte der Wiener Staatsoper. Preisträger, Laudatoren und Gäste feiern die Höhepunkte der 150-jährigen Geschichte des Hauses am Ring. Das Orchester der Wiener Staatsoper spielt die Ouvertüre von Mozarts „Don Giovanni“, mit dem die Oper einst eröffnet wurde. Plácido Domingo und Olga Peretyatko stehen mit einem Duett aus Verdis „Simon Boccanegra“ auf der Bühne. Nina Stemme wird die „Hallenarie“ aus Wagners „Tannhäuser“ singen und René Pape Mozarts Registerarie „Madammina, il catalogo è questo“ aus „Don Giovanni“. Alma Deutscher und Daniel Hope werden die Gordon Getty-Komposition „The Fiddler of Ballykeel“ interpretieren, der Abend wird von Simone Young dirigiert, und natürlich gibt es neben vielen anderen musikalischen Höhepunkten auch einen packenden Ausblick auf das Beethoven-Jahr 2020.

 

 

Die Klassik-Preisträger

 

Plácido Domingo

Sein Name verspricht Höhenflüge in der Musikwelt: In über 4.000 Vorstellungen, mehr als 150 Rollen als einer der ersten Superstars der Klassik begeistert Plácido Domingo seit Jahrzehnten. Die Wiener Staatsoper ist für ihn keine Unbekannte. Als Ehrenmitglied schaut er zurück auf ein Debüt in „Don Carlo“ und darauffolgend über 200 Auftritte. Auch am 20. Oktober betritt er die ihm so vertraute Bühne und erfreut das Publikum mit Verdis: Simon Boccanegra „Orfanella il Getto umile“. „Die Stadt und die Staatsoper haben einen festen Platz in meinem Herzen“, sagt der Ausnahmekünstler. „Es ist eine Liebesbeziehung.“ Olga Peretyatko, die gefeierte Koloratursopranistin, wird die Laudatio auf Plácido Domingo halten. Dabei steht sie auf derselben Bühne, wo sie zuletzt als Lucia di Lammermoor einen großen Erfolg feierte.

 Nina Stemme

Sie begann ihre Karriere mit einem Gesangswettbewerb, mit dem Operalia. Den gründete kein geringerer als Plácido Domingo. Damit treffen sich bei der Gala anlässlich der Verleihung des Europäischen Kulturpreises zwei Menschen wieder, die so einiges verbindet. Nina Stemme debütierte bereits im Dezember 2003 als Senta, stand in dieser Rolle dutzende Male auf der Bühne. Ihre enge Bindung an die Staatsoper bezeugten sie mit Auftritten als Leonore de Vargas in „La forza del destino“, als Sieglinde, als Minnie in „La fanciulla del West“, als Tosca und Isolde, als Feldmarschallin und Ariadne auf Naxos. Bis heute schwärmen Kritiker von ihrer Elektra, die sie in einer Neuinszenierung 2015 in Wien gab. Anlässlich des großen Jubiläums des traditionellen Hauses in der österreichischen Hauptstadt stand Nina Stemme auch in „Die Frau ohne Schatten“ auf der Bühne.

René Pape
Er reißt Kritiker zu schönsten Rezensionen hin, seine Auftritte in Bayreuth versetzen immer wieder in Erstaunen. Kaum dachte man ihn zu erkennen, wandelt sich René Pape wieder – seine markante Stimme bleibt das verbindende Element. Die renommiertesten Opernbühnen der Welt sind ihm vertraut, egal ob Scala, Met, Semperoper oder die großen  Opernhäuser in Paris, London, Berlin usw. Das gilt auch für die Wiener Staatsoper.

Christian Thielemann
der Dirigent, den man nicht mehr vorzustellen braucht, prägender Klangbildner großer Orchester und Festivals in Dresden, Wien, Bayreuth, Salzburg und so fort..

Alma Deutscher
Sie ist sehr jung, kennt ihren Weg aber sehr genau: Gerade einmal 14 Jahre alt gehört sie zu den gestandenen im Bereich Klassik. Seit frühesten Kindheitstagen komponiert sie. Alma Deutscher fungiert damit als Kulturbotschafterin Europas

 

Weitere Preisträger

 

Sophia Loren

Sie gilt als die Botschafterin ihrer italienischen Heimat, als eine Cineasten-Legende. „Mit diesem Preis würdigen wir die einzigartige Lebensleistung Sophia Lorens im internationalen Film. Eine starke Frau, die mit ihrer unwiderstehlichen Ausstrahlung, ihrem großen Talent und ihrem unbestechlichen Charakter Außergewöhnliches vollbracht hat. Als Schauspielerin prägte sie Generationen und als Sonderbotschafterin des UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR), kümmert sie sich seit Jahrzehnten vor allem um das Schicksal von Geflüchteten“, begründet Viola Klein, Vorsitzende des Kuratoriums des Europäischen Kulturforums, die Juryentscheidung. Die Laudatio hält ihr Sohn Carlo Ponti jr.

 Vivienne Westwood

Ihre Karriere ist beeindruckend, im Laufe der Jahrzehnte sorgte sie immer wieder für Aufsehen und klare Statements: Die britische Modeschöpferin Vivienne Westwood erhält die Auszeichnung für gesellschaftliches Engagement. Ihr vielfältiges Engagement für Menschenrechte, Umwelt und Soziales sowie ihr Einfluss auf Design und Kultur stehen dabei im Mittelpunkt. Zudem nutze sie ihr Tun als Transportmittel für Botschaften, so die Jury. Zudem gehöre Nachhaltigkeit zu ihren Grundtugenden, die in allen Bereichen des Lebens Beachtung finden sollte – erst recht, wenn es um den Verzicht auf Wegwerf-Kleidung und die Beachtung von fairen Produktionsbedingungen geht.

 R20 AUSTRIAN WORLD SUMMIT

Die Beschäftigung mit der Umwelt ist seit jeher eines der Hauptanliegen des Europäischen Kulturforums. Im vergangenen Jahr wurde Fürst Albert II. von Monaco gemeinsam mit der Deutschen Meeresstiftung geehrt. In diesem Jahr geht der Europäische Umweltpreis an Arnold Schwarzenegger und seine von ihm gegründete Umweltinitiative R20 AUSTRIAN WORLD SUMMIT. Nach dem Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaabkommen ist es umso wichtiger, dass die Weltgemeinschaft entschlossen für eine entschlossene Umweltpolitik eintritt.  

 

ORF III überträgt live – Barbara Rett ist die Moderatorin des Abends

Die Verleihung der Europäischen Kulturpreise wird live im ORF III gezeigt. Moderiert wird die Europäische Kulturpreisgala von der beliebten Kulturjournalistin Barbara Rett.

„Eine zentrale Aufgabe des ORF und im Speziellen von ORF III ist es, dem Kulturschaffen unseres Landes und darüber hinaus eine breite Bühne zu bieten – zuletzt etwa mit der Live-Übertragung des Jubiläumskonzerts zu 150 Jahre Wiener Staatsoper, das europaweit von einem Millionenpublikum gesehen wurde. ORF III präsentiert nicht nur jährlich an die 60 Neuproduktionen aus dem Bereich Klassik und Konzert, sondern widmet auch bedeutenden Kunst- und Kulturpreisen, wie etwa dem NESTROY, der von ORF III jährlich live übertragen wird, oder dem Österreichischen Filmpreis prominente Sendeplätze seines Programms und begleitet diese mit umfassender Berichterstattung u. a. im werktäglichen Kulturmagazin „Kultur Heute“. Besonders erfreulich ist, dass einer unserer wichtigsten Partner, die Wiener Staatsoper, „heuer nicht ‚nur‘ Preisträger, sondern auch Austragungsort des Europäischen Kulturpreises ist, den ORF III am 20. Oktober live im Hauptabend übertragen wird und so ganz Österreich zugänglich macht. Wir freuen uns auf eine glanzvolle Gala!“, so Programmgeschäftsführer von ORF III Peter Schöber.

HALLMANN HOLDING unterstützt die Gala

Präsentiert wird die hochkarätige Europäische Kulturpreisgala von der HALLMANN HOLDING International Investment GmbH. „Als österreichischer Unternehmer ist es mir eine große Freude, dieses außergewöhnliche Event in meiner Heimatstadt zu präsentieren“, sagt Klemens Hallmann, Geschäftsführer und Hauptsponsor der Veranstaltung.

 

Der Europäische Kulturpreis

Der Europäische Kulturpreis ist einer der bedeutendsten Kulturawards in und für Europa und in seiner Art einzigartig. Mit diesem Award werden Persönlichkeiten, Initiativen, Künstler, Politiker und Institutionen für ihre herausragenden Verdienste und Leistungen um und für Europa und die Menschen Europas geehrt.

Preisträger der letzten Jahre waren unter anderem Rockstar Peter Maffay, Sängerin Nana Mouskouri, Schauspieler Daniel Brühl, Opernsänger Piotr Beczała, der Maler Gerhard Richter und das Jugendorchester der Europäischen Union.

Tickets und Informationen gibt es unter www.europaeischer-kulturpreis.de.

 

 

 

SALOME TEXT – Einziger Akt. Hilfestellung zur Neuinszenierung in München

$
0
0

Salome. Text

der gesamte Text ist in ca. 20 Minuten gelesen und damit ein überschaubarer Einsatz um die Salome von Strauss mit eigenem Verstand zu kennen.

Wer nur die  wenigen, unterlegten Stellen in aller Kürze (wenige Minuten) ließt, lernt die pubertäre, schwärmerische Salome, den idiotischen psychopatischen Schreihals Jochanaan, der meistens als überhöhter  spiritueller Prophet verklärt dargestellt wird und den ekligen Machthaber Herodes in tumber Blöd- uns Geilheit kennen.

TTT – Tim Theo Tinn

Bildergebnis für salome
Foto: Wikipedia

EINZIGER AKT

Eine grosse Terrasse im Palast des Herodes, die an den Bankettsaal stösst. Einige Soldaten lehnen sich über die Brüstung. Rechts eine mächtige Treppe, links im Hintergrund eine alte Zisterne mit einer Einfassung aus grüner Bronze. Der Mond scheint sehr hell

NARRABOTH
Wie schön ist die Prinzessin Salome heute Nacht!

PAGE
Sieh‘ die Mondscheibe, wie sie seltsam aussieht.
Wie eine Frau, die aufsteigt aus dem Grab.

NARRABOTH
Sie ist sehr seltsam.Wie eine kleine Prinzessin,
deren Füsseweisse Tauben sind.
Man könnte meinen, sie tanzt.

PAGE
Wie eine Frau, die tot ist.
Sie gleitet langsam dahin.

ERSTER SOLDAT
Was für ein Aufruhr!
Was sind das für wilde Tiere,
die da heulen?

ZWEITER SOLDAT
Die Juden. Sie sind immer so.
Sie streiten über ihre Religion.

ERSTER SOLDAT
Ich finde es lächerlich,
über solche Dinge zu streiten.

NARRABOTH
Wie schön ist die Prinzessin Salome heute Abend!

PAGE
Du siehst sie immer an.
Du siehst sie zuviel an.
Es ist gefährlich,
Menschen auf diese Art anzusehn.
Schreckliches kann geschehn.

NARRABOTH
Sie ist sehr schön heute Abend.

ERSTER SOLDAT
Der Tetrarch sieht finster drein.

ZWEITER SOLDAT
Ja, er sieht finster drein.

ERSTER SOLDAT
Auf wen blickt er?

ZWEITER SOLDAT
Ich weiss nicht.

NARRABOTH
Wie blass die Prinzessin ist.
Sie ist wie der Schatten
eine weissen Rose
in einem silbernen Spiegel.

PAGE
Du musst sie nicht ansehn.
Du siehst sie zuviel an.
Schreckliches kann geschehn.

STIMME DES JOCHANAAN
Nach mir wird Einer kommen,
der ist stärker als ich.
Ich bin nicht wert, ihm zu lösen
den Riemen an seinen Schuhn.
Wenn er kommt,
werden die verödeten
Stätten frohlocken.
Wenn er kommt,
werden die Augen der Blinden
den Tag sehn.
Wenn er kommt,
die Ohren der Tauben geöffnet.

ZWEITER SOLDAT
Heiss‘ ihn schweigen!

ERSTER SOLDAT
Er ist ein heil’ger Mann.

ZWEITER SOLDAT
Er sagt immer lächerliche Dinge.

ERSTER SOLDAT
Er ist sehr sanft.
Jeden Tag,
den ich ihm zu essen gebe,
dankt er mir.

EIN KAPPADOZIER
Wer ist es?

ERSTER SOLDAT
Ein Prophet.

EIN KAPPADOZIER
Wie ist sein Name?

ERSTER SOLDAT
Jokanaan.

EIN KAPPADOZIER
Woher kommt er?

ERSTER SOLDAT
Aus der Wüste.
Eine Schar von Jüngern war dort
immer um ihn.

EIN KAPPADOZIER
Wovon redet er?

ERSTER SOLDAT
Unmöglich ist’s, zu verstehn,
was er sagt.

EIN KAPPADOZIER
Kann man ihn sehn?

ERSTER SOLDAT
Nein, der Tetrarch hat es verboten.

NARRABOTH
Die Prinzessin erhebt sich!
Sie verlässt die Tafel.
Sie ist sehr erregt.
Sie kommt hierher.

PAGE
Sieh sie nicht an!

NARRABOTH
Ja, sie kommt auf uns zu.

PAGE
Ich bitte dich, sieh sie nicht an!

NARRABOTH
Sie ist wie eine verirrte Taube.

Salome tritt erregt ein

SALOME
Ich will nicht bleiben.
Ich kann nicht bleiben.
Warum sieht mich der Tetrarch
fortwährend so an
mit seinen Maulwurfsaugen
unter den zuckenden Lidern?
Es ist seltsam, dass der Mann
meiner Mutter mich so ansieht.
Wie süss ist hier die Luft!
Hier kann ich atmen.
Da drinnen sitzen Juden
aus Jerusalem,
die einander über ihre
närrischen Gebräuche
in Stücke reissen.
Schweigsame, list’ge Ägypter
und brutale, ungeschlachte Römer
mit ihrer plumpen Sprache.
O, wie ich diese Römer hasse!

PAGE
zu Narraboth
Schreckliches wird geschehn.
Warum siehst du sie so an?

SALOME
Wie gut ist’s, in den Mond zu sehn!
Er ist wie eine silberne Blume,
kühl und keusch.
Ja, wie die Schönheit einer Jungfrau,
die rein geblieben ist.

STIMME DES JOCHANAAN
Siehe, der Herr ist gekommen,
des Menschen Sohn ist nahe.

SALOME
Wer war das, der hier gerufen hat?

ZWEITER SOLDAT
Der Prophet, Prinzessin.

SALOME
Ach, der Prophet! Der,
vor dem der Tetrarch Angst hat?

ZWEITER SOLDAT
Wir wissen davon nichts, Prinzessin.
Es war der Prophet Jokanaan,
der hier rief.

NARRABOTH
zu Salome
Beliebt es Euch,
dass ich Eure Sänfte holen lasse,
Prinzessin?
Die Nacht ist schön im Garten.

SALOME
Er sagt schreckliche Dinge
über meine Mutter, nicht wahr?

ZWEITER SOLDAT
Wir verstehen nie, was er sagt,
Prinzessin.

SALOME
Ja,
er sagt schreckliche Dinge über sie.

EIN SKLAVE
Prinzessin,
der Tetrarch ersucht Euch,
wieder zum Fest hinein zu gehn.

SALOME
Ich will nicht hinein gehn.
zu Narraboth
Ist dieser Prophet ein alter Mann?

NARRABOTH
Prinzessin,
es wäre besser hinein zu gehn.
Gestattet dass ich Euch führe.

SALOME
Ist dieser Prophet ein alter Mann?

ERSTER SOLDAT
Nein, Prinzessin, er ist ganz jung.

STIMME DES JOCHANAAN
Jauchze nicht, du Land Palästina,
weil der Stab dessen,
der dich schlug,
gebrochen ist.
Denn aus dem Samen der Schlange
wird ein Basilisk kommen,
und seine Brut wird die Vögel
verschlingen.

SALOME
Welch seltsame Stimme!
Ich möchte mit ihm sprechen.

ZWEITER SOLDAT
Prinzessin,
der Tetrarch duldet nicht,
dass irgendwer mit ihm spricht.
Er hat selbst
dem Hohenpriester verboten,
mit ihm zu sprechen.

SALOME
Ich wünsche mit ihm zu sprechen.

ZWEITER SOLDAT
Es ist unmöglich, Prinzessin.

SALOME
Ich will mit ihm sprechen.
Bringt diesen Propheten heraus!

ZWEITER SOLDAT
Wir dürfen nicht, Prinzessin.

SALOME
Wie schwarz es da drunten ist!
Es muss schrecklich sein,
in so einer schwarzen Höhle
zu leben!
Es ist wie eine Gruft.
zu den Soldaten
Habt ihr nicht gehört?
Bringt den Propheten heraus!
Ich möchte ihn sehn!

ERSTER SOLDAT
Prinzessin, wir dürfen nicht tun,
was ihr von uns begehrt.

SALOME
Ah!

PAGE
O, was wird geschehn?
Ich weiss,
es wird Schreckliches geschehn.

SALOME
zu Narraboth
Du wirst das für mich tun,
Narraboth, nicht wahr?
Ich war dir immer gewogen.
Du wirst das für mich tun.
Ich möchte ihn blos sehn,
diesen seltsamen Propheten.
Die Leute haben soviel
von ihm gesprochen.
Ich glaube,
der Tetrarch hat Angst vor ihm.

NARRABOTH
Der Tetrarch
hat es ausdrücklich verboten,
dass irgendwer den Deckel
zu diesem Brunnen aufhebt.

SALOME
Du wirst das für mich tun,
Narraboth, und morgen,
wenn ich in einer Sänfte
an dem Torweg,
wo die Götzenbilder stehn,
vorbeikomme,
werde ich eine kleine Blume
für dich fallen lassen,
ein kleines grünes Blümchen.

NARRABOTH
Prinzessin,
ich kann nicht, ich kann nicht.

SALOME
lachend
Du wirst das für mich tun,
Narraboth.
Du weisst,
dass du das für mich tun wirst.
Und morgen früh werde ich
unter denn Muss’linschleiern
dir einen Blick zuwerfen, Narraboth,
ich werde dich ansehn, kann sein,
Ich werde dir zulächeln.
Sieh mich an, Narraboth,
sieh mich an.
Ah! Wie gut du weisst,
dass du tun wirst,
um was ich dich bitte!
Wie du es weisst!
Ich weiss, du wirst das tun.

NARRABOTH
Lasst den Propheten herauskommen.
Die Prinzessin Salome
wünscht ihn zu sehn.

SALOME
Ah!

JOCHANAAN
Wo ist er, dessen Sündenbecher
jetzt voll ist?
Wo ist er, der eines Tages
im Angesicht alles Volkes
in einem Silbermantel sterben wird?
Heisst ihn herkommen,
auf dass er die Stimme Dessen höre,
der in den Wüsten
und in den Häusern
der Könige gekündet hat.

SALOME
Von wem spricht er?

NARRABOTH
Niemand kann es sagen, Prinzessin.

JOCHANAAN
Wo ist sie,
die sich hingab
der Lust ihrer Augen,
die gestanden hat vor buntgemalten
Männerbildern und Gesandte
ins Land der Chaldäer
schickte?

SALOME
Es spricht von meiner Mutter.

NARRABOTH
Nein, nein, Prinzessin.

SALOME
Ja, er spricht von meiner Mutter.

JOCHANAAN
Wo ist sie,
die den Hauptleuten Assyriens
sich gab?
Wo ist sie,
die sich den jungen Männern
der Ägypter gegeben hat,
die in feinen Leinen
und Hyacinthgesteinen prangen,
deren Schilde von Gold sind
und die Leiber wie Riesen?
Geht, heisst sie aufstehen
vom Bett ihrer Greuel,
vom Bett ihrer Blutschande;
auf dass sie die Worte
Dessen vernehme,
der dem Herrn die Wege bereitet,
und ihre Missetaten bereue.
Und wenn sie gleich nicht bereut,
heisst sie herkommen,
denn die Geissel
des Herrn ist in seiner Hand.

SALOME
Er ist schrecklich.
Er ist wirklich schrecklich.

NARRABOTH
Bleibt nicht hier, Prinzessin,
ich bitte Euch!

SALOME
Seine Augen sind von allem
das Schrecklichste.
Sie sind wie die schwarzen Höhlen,
wo die Drachen hausen!
Sie sind wie schwarze Seen,
aus denen irres Mondlicht flackert.
Glaubt ihr, dass er noch einmal
sprechen wird?

NARRABOTH
Bleibt nicht hier, Prinzessin,
ich bitte Euch,
bleibt nicht hier.

SALOME
Wie abgezehrt er ist!
Er ist wie ein Bildnis aus Elfenbein.
Gewiss ist er keusch wie der Mond.
Sein Fleisch muss sehr kühl sein,
kühl wie Elfenbein.
Ich möchte ihn näher beseh’n.

NARRABOTH
Nein, nein, Prinzessin.

SALOME
Ich muss ihn näher beseh’n.

NARRABOTH
Prinzessin! Prinzessin!

JOCHANAAN
Wer ist dies Weib, das mich ansieht?
Ich will ihre Augen
nicht auf mir haben.
Warum sieht sie mich so an
mit ihren Goldaugen
unter den gleissenden Lidern?
Ich weiss nicht, wer sie ist.
Ich will nicht wissen, wer sie ist.
Heisst sie gehn!
Zu ihr will ich nicht sprechen.
Formularbeginn

Formularende

SALOME
Ich bin Salome, die Tochter der Herodias,
Prinzessin von Judäa.

JOCHANAAN
Zurück, Tochter Babylons!
Komm dem Erwählten des Herrn nicht nahe!
Deine Mutter hat die Erde erfülltmit
dem Wein ihrer Sündenschreit zu Gott.

SALOME
Sprich mehr, Jochanaan,
deine Stimme ist wie Musikin meinen Ohren.

NARRABOTH
Prinzessin! Prinzessin! Prinzessin!

SALOME
Sprich mehr, sprich mehr, Jochanaan,
und sag‘ mir, was ich tun soll
? !!!!!!!!!!!!!!!

JOCHANAAN
Tochter Sodoms, komm mir nicht nahe!
Vielmehr bedecke dein Gesichtmit einem Schleier,
streue Asche auf deinem Kopf,
mach‘ dich auf in die Wüsteund suche des Menschen Sohn!

SALOME
Wer ist das, des Menschen Sohn?
Ist er so schön wie du, Jochanaan?

JOCHANAAN
Weiche von mir! Ich höre die Flügel
des Todesengels im Palaste rauschen.

SALOME
Jochanaan!

NARRABOTH
Prinzessin, ich flehe, geh‘ hinein!

SALOME
Jochanaan!
Ich bin verliebt in deinen Leib,
Jochanaan!
Dein Leib ist weiss wie die Lilien
auf einem Felde,
von der Sichel nie berührt.
Dein Leib ist weiss
wie der Schnee
auf den Bergen Judäas.
Die Rosen im Garten
von Arabiens Königin
sind nicht so weiss wie dein Leib,
nicht die Rosen
im Garten der Königin,
nicht die Füsse der Dämmerung
auf den Blättern,
nicht die Brüste des Mondes
auf dem Meere.
Nichts in der Welt ist so weiss wie
dein Leib.
Lass mich ihn berühren deinen Leib.

JOCHANAAN
Zurück, Tochter Babylons!
Durch das Weib kam
Das Übel in die Welt.
Sprich nicht zu mir.
Ich will dich nicht anhör’n!
Ich höre nur
auf die Stimme des Herrn,
meines Gottes.

SALOME
Dein Leib ist grauenvoll.
Er ist wie der Leib
eines Aussätzigen.
Er ist wie eine getünchte Wand,
wo Nattern gekrochen sind;
wie eine getünchte Wand,
wo Skorpione ihr Nest gebaut.
Er ist wie ein übertünchtes Grab
voll widerlicher Dinge.
Er ist grässlich,
dein Leib ist grässlich.
In dein Haar bin ich verliebt,
Jochanaan.
Dein Haar ist wie Weintrauben,
wie Büschel schwarzer Trauben,
an den Weinstöcken Edoms.
Dein Haar ist wie die Cedern,
die grossenCedern von Libanon,
die den Löwen und Räubern
Schatten spenden.
Die langen schwarzen Nächte,
wenn der Mond sich verbirgt,
wenn die Sterne bangen,
sind nicht so schwarz wie dein Haar.
Des Waldes Schweigen…
Nichts in der Welt
ist so schwarz wie dein Haar.
Lass mich es berühren, dein Haar!

JOCHANAAN
Zurück, Tochter Sodoms!
Berühre mich nicht!
Entweihe nicht
den Tempel des Herrn,
meines Gottes!

SALOME
Dein Haar ist grässlich!
Es starrt von Staub und Unrat.
Es ist wie eine Dornenkroneauf
deinen Kopf gesetzt.
Es ist wie ein Schlangenknoten gewickelt
um deinen Hals.
Ich liebe dein Haar nicht.
Deinen Mund begehre ich, Jochanaan.
Dein Mund ist wie ein Scharlachbandan
einem Turm von Elfenbein.
Er ist wie ein Granatapfel von
einem Silbermesser zerteilt.
Die Granatapfelblüten in den Gärten von Tyrus,
glüh’nder als Rosen, sind nicht so rot.
Die roten Fanfaren der Trompeten,
die das Nah’n von Kön’gen kündenund
vor denen der Feind erzittert,
sind nicht so rot wie dein roter Mund.
Dein Mund ist röter als die Füsseder Männer
die den Wein stampfen in der Kelter.
Er ist röter als die Füsse der Tauben,
die in den Tempeln wohnen.
Dein Mund ist wie ein Korallenzweigin
der Dämm’rung des Meers,
wie der Purpur in den Gruben von Moab,
der Purpur der Könige.Nichts in der Welt
ist so rot wie dein Mund.
Lass mich ihn küssen, deinen Mund.

JOCHANAAN
Niemals, Tochter Babylons,
Tochter Sodoms! Niemals!

SALOME
Ich will deinen Mund küssen,
Jochanaan.Ich will deinen Mund küssen.

NARRABOTH
Prinzessin, Prinzessin,
die wie ein Garten von Myrrhen ist,
die die Taube aller Tauben ist,
sieh diesen Mann nicht an.
Sprich nicht solche Worte zu ihm.
Ich kann es nicht ertragen.

SALOME
Ich will deinen Mund küssen,
Jochanaan. Ich will deinen Mund küssen.
Lass mich deinen Mund küssen, Jochanaan.

JOCHANAAN
Wird dir nicht bange,
Tochter der Herodias?

SALOME
Lass mich deinen Mund küssen,
Jochanaan!

SALOME
Lass mich deinen Mund küssen,
Jochanaan!!

JOCHANAAN
Ich will dich nicht ansehn.
Du bist verflucht, Salome.
Du bist verflucht. Du bist verflucht!

Herodes und Herodias

HERODES
Wo ist Salome?
Wo ist die Prinzessin?
Warum kam sie nicht wieder
zum Bankett,
wie ich ihr befohlen hatte?
Ah! Da ist sie!

HERODIAS
Du sollst sie nicht ansehn.
Fortwährend siehst du sie an!

HERODES
Wie der Mond
heute Nacht aussieht!
Ist es nicht ein seltsames Bild?
Es sieht aus,
wie ein wahnwitziges Weib,
das überall nach Buhlen sucht.
Wie ein betrunkenes Weib
das durch Wolken taumelt.

HERODIAS
Nein, der Mond ist wie der Mond,
das ist alles.
Wir wollen hineingehn.

HERODES
Ich will hier bleiben.
Manassah, leg Teppiche hierher!
Zündet Facklen an!
Ich will noch Wein mit meinen
Gästen trinken!
Ah! Ich bin ausgeglitten.
Ich bin in Blut getreten,
das ist ein böses Zeichen.
Warum ist hier Blut?
Und dieser Tote?
Wer ist dieser Tote hier?
Wer ist dieser Tote?
Ich will ihn nicht sehn.

ERSTER SOLDAT
Es ist unser Hauptmann, Herr.

HERODES
Ich erliess keinen Befehl,
dass er getötet werde.

ERSTER SOLDAT
Er hat sich selbst getötet, Herr.

HERODES
Das scheint mir seltsam.
Der junge Syrier, er war sehr schön.
Ich erinnre mich,
ich sah seine schmachtenden Augen,
wenn er Salome ansah.
Fort mit ihm!
Es ist kalt hier. Es weht ein Wind.
Weht nicht ein Wind?

HERODIAS
Nein, es weht kein Wind.

HERODES
Ich sage Euch: es weht ein Wind,
und in der Luft hör ich etwas,
wie das Rauschen
von mächt’gen Flügeln.
Hört ihr es nicht?

HERODIAS
Ich höre nichts.

HERODES
Jetzt höre ich es nicht mehr.
Aber ich habe es gehört.
Es war das Wehn des Windes.
Es ist vorüber.
Horch! Hört ihr es nicht?
Das Rauschen
von mächt’gen Flügeln
.

HERODIAS
Du bist krank.
Wir wollen hineingehn.

HERODES
Ich bin nicht krank.
Aber deine Tochter
ist krank zu Tode.
Niemals hab‘ ich sie so blass gesehn.

HERODIAS
Ich habe dir gesagt,
du sollst sie nicht ansehn.

HERODES
Schenkt mir Wein ein!
Salome, komm, trink Wein mit mir,
einen köstlichen Wein.
Cäsar selbst hat ihn mir geschickt.
Tauche deine kleinen Lippen hinein,
deine kleinen roten Lippen,
dann will ich den Becher leeren.

SALOME
Ich bin nicht durstig, Tetrarch.

HERODES
zu Herodias
Hörst du, wie sie mir antwortet,
diese deine Tochter?

HERODIAS
Sie hat recht.
Warum starrst du sie immer an?

HERODES
Bringt reife Früchte!
Salome, komm, iss mit mir von
diese Früchten.
Den Abdruck deiner kleinen
weissen Zähne
in einer Frucht seh‘ ich so gern.
Beiss nur ein wenig ab,
nur ein wenig von dieser Frucht,
dann will ich essen, was übrig ist.

SALOME
Ich bin nicht hungrig, Tetrarch.

HERODES
zu Herodias
Du siehst, wie du diese
deine Tochter erzogen hast
!

HERODIAS
Meine Tochter und ich stammen
aus königlichem Blut.
Dein Vater war Kameeltreiber,
dein Vater war ein Dieb
und ein Räuber oben drein.

HERODES
Salome, komm, setz dich zu mir.
Du sollst auf dem Thron
deiner Mutter sitzen.

SALOME
Ich bin nicht müde, Tetrarch.

HERODIAS
Du siehst, wie sie dich achtet.

HERODES
Bringt mir… was wünsche ich denn?
Ich habe es vergessen.
Ah! Ah! Ich erinnre mich.

DIE STIMME VON JOCHANAAN
Sieh‘, die Zeit ist gekommen,
der Tag von dem ich sprach, ist da.

HERODIAS
Heiss‘ ihn schweigen!
Dieser Mensch beschimpft mich!

HERODES
Er hat nichts gegen dich gesagt.
Überdies ist er
ein sehr grosser Prophet.

HERODIAS
Ich glaube nicht an Propheten.
Aber du, du hast Angst vor ihm.

HERODES
Ich habe vor niemanden Angst.

HERODIAS
Ich sage dir, du hast Angst vor ihm.
Warum lieferst du ihn nicht
den Juden aus,
die seit Monaten nach ihm schreien?

ERSTER JUDE
Wahrhaftig, Herr, es wäre besser,
ihn in unsre Hände zu geben!

HERODES
Genug davon!
Ich werde ihn nicht
in Eure Hände geben.
Er ist ein heil’ger Mann.
Er ist ein Mann,
der Gott geschaut hat.

ERSTER JUDE
Das kann nicht sein.
Seit dem Propheten Elias
hat niemand Gott gesehn.
Er war der letzte,
der Gott von Angesicht geschaut.
In unsern Tagen zeigt sich Gott nicht.
Gott verbirgt sich.
Darum ist grosses Übel
über das Land gekommen,
grosses Übel.

ZWEITER JUDE
In Wahrheit weiss niemand,
ob Elias in der Tat Gott gesehen hat.
Möglicherweise war es nur
der Schatten Gottes, was er sah.

DRITTER JUDE
Gott ist zu keiner Zeit verborgen.
Er zeigt sich zu allen Zeiten
und an allen Orten.
Gott ist im schlimmen
ebenso wie im guten.

VIERTER JUDE
zu dritter Jude
Du solltest das nicht sagen,
es ist eine sehr gefährliche Lehre
aus Alexandria.

FÜNFTER JUDE
Niemand kann sagen, wie Gott wirkt.
Seine Wege sind sehr dunkel.
Wir können nur unser Haupt
unter seinen Willen beugen,
denn Gott ist sehr stark.

ERSTER JUDE
Du sagst die Wahrheit.
Fürwahr, Gott ist furchtbar.
Aber was diesen Menschen angeht,
der hat Gott nie gesehn.
Seit dem Propheten Elias
hat niemand Gott gesehn.
Er war der letzte, usw.

ZWEITER JUDE
In Wahrheit weiss niemand, usw.
Gott ist furchtbar,
er bricht den Starken in Stücke,
den Starken wie den Schwachen,
denn jeder gilt ihm gleich.
Möglicherweise, usw.

DRITTER JUDE
Gott ist zu keiner Zeit
verborgen, usw.

VIERTER JUDE
Du solltest das nicht sagen, usw.
Sie sind nicht einmal beschnitten.
Niemand kann sagen, wie Gott wirkt,
denn Gott ist sehr stark.
Er bricht den Starken
wie den Schwachen in Stücke.
Gott ist stark.

FÜNFTER JUDE
Niemand kann sagen,
wie Gott wirkt, usw.
Es kann sein dass die Dinge,
die wir gut nennen,
sehr schlimm sind,
und die Dinge,
die wir schlimm nennen,
sehr gut sind.
Wir wissen von nichts etwas.

HERODIAS
zu Herodes
Heiss‘ sie schweigen,
sie langweilen mich.

HERODES
Doch‘ hab ich davon sprechen hören,
Jochanaan sei
in Wahrheit Euer Prophet Elias.

ERSTER JUDE
Dass kann nicht sein.
Seit den Tagen des Propheten Elias
sind mehr als
dreihundert Jahre vergangen.

ERSTER NAZARENER
Mir ist sicher, dass er
der Prophet Elias ist.

ERSTER JUDE
Das kann nicht sein, usw.

DIE ANDEREN JUDE
Keineswegs,
er ist nicht der Prophet Elias.

HERODIAS
Heiss‘ sie schweigen!

DIE STIMME VON JOCHANAAN
Siehe, der Tag ist nahe,
der Tag des Herrn,
und ich höre auf den Bergen
die Schritte Dessen,
der sein wird der Erlöser der Welt.

HERODES
Was soll das heissen,
der Erlöser der Welt?

ERSTER NAZARENER
Der Messias ist gekommen.

ERSTER JUDE
Der Messias ist nicht gekommen.

ERSTER NAZARENER
Er ist gekommen,
und allenthalben tut er Wunder.
Bei einer Hochzeit in Galiläa
bat er Wasser in Wein verwandelt.
Er heilte zwei Aussätzige
von Kapernaum.

ZWEITER NAZARENER
Durchblosses Berühren!

ERSTER NAZARENER
Er hat auch Blinde geheilt.
Man hat ihn auf einem Berge
im Gespräch mit Engeln gesehn!

HERODIAS
Oho! Ich glaube nicht an Wunder,
ich habe ihrer zu viele gesehn!

ERSTER NAZARENER
Die Tochter des Jarus
hat er von den Toten erweckt.

HERODES
Wie, er erweckt die Toten?

ERSTER und ZWEITER NAZARENER
Jawohl. Er erweckt die Toten.

HERODES
Ich verbiete ihm, das zu tun.
Es wäre schrecklich,
wenn die Toten wiederkämen!
Wo ist der Mann zur Zeit?

ERSTER NAZARENER
Herr, er ist überall,
aber es ist schwer, ihn zu finden.

HERODES
Der Mann muss gefunden werden.

ZWEITER NAZARENER
Er heisst, in Samaria weile er jetzt.

ERSTER NAZARENER
Vor ein paar Tagen verliess
er Samaria,
ich glaube, im Augenblick ist er
in der Nähe von Jerusalem.

HERODES
So hört:
ich verbiete ihm
die Toten zu erwecken!
Es müsste schrecklich sein,
wenn die Toten wiederkämen!

DIE STIMME VON JOCHANAAN
O, über dieses geile Weib,
die Tochter Babylons,
so spricht der Herr, unser Gott!

HERODIAS
Befiehl ihm, er soll schweigen.

DIE STIMME VON JOCHANAAN
Eine Menge Menschen wird
sich gegen sie sammeln,
und sie werden Steine nehmen
und sie steinigen!

HERODIAS
Wahrhaftig,
er ist schändlich!

DIE STIMME VON JOCHANAAN
Die Kriegshauptleute
werden sie mit ihren Schwertern
durchbohren,
sie werden sie mit ihren Schilden
zermalmen!

HERODIAS
Er soll schweigen! Er soll schweigen!

DIE STIMME VON JOCHANAAN
Es ist so, dass ich alle Verruchtheit
austilgen werde
dass ich alle Weiber lehren werde,
nicht auf den Wegen ihrer Greuel
zu wandeln!

HERODIAS
Du hörst, was er gegen mich sagt,
du duldest es, dass er die schmähe,
die dein Weib ist?

HERODES
Er hat deinem Namen nicht genannt.

DIE STIMME VON JOCHANAAN
Es kommt ein Tag,
da wird die Sonne
finster werden wie
ein schwarzes Tuch.
Und der Mond
wird werden wie Blut,
und die Sterne des Himmels
werden zur Erde fallen
wie unreife Feigen
vom Feigenbaum.
Es kommt ein Tag, wo die Kön’ge
der Erde erzittern.

HERODIAS
Ha, ha! Dieser Prophet
schwatzt wie ein Betrunkener.

Aber ich kann den Klang
seiner Stimme nicht ertragen,
ich hasse seine Stimme.
Befiehl ihm, er soll schweigen.

HERODES
Tanz für mich, Salome.

HERODIAS
Ich will nicht haben, dass sie tanzt.

SALOME
Ich habe keine Lust zu tanzen,
Tetrarch.

HERODES
Salome Tochter der Herodias,
tanz für mich!

SALOME
Ich will nicht tanzen, Tetrarch.

HERODIAS
Du siehst, wie sie dir gehorcht.

DIE STIMME VON JOCHANAAN
Er wird auf seinem Throne sitzen,
er wird gekleidet sein
in Scharlach und Purpur.
Und der Engel de Herrn
wird ihn darniederschlagen.
Er wird von den Würmern
gefressen werden.

HERODES
Salome, Salome, tanz für mich,
ich bitte dich.
Ich bin traurig heute Nacht,
drum tanz für mich.
Salome, tanz für mich!
Wenn du für mich tanzest,
kannst du von mir begehren
was du willst.
Ich werde es dir geben.

SALOME
Willst du mir wirklich alles geben,
was ich von dir begehre, Tetrarch?

HERODIAS
Tanze nicht, meine Tochter.

HERODES
Alles, alles,
was du von mir begehren wirst,
und wär’s die
Hälfte meines Königreichs.

SALOME
Du schwörst, Tetrarch?

HERODES
Ich schwör‘ es, Salome.

SALOME
Wobei willst du das beschwören,
Tetrarch?

HERODES
Bei meinem Leben,
bei meiner Krone,
bei meinen Göttern.

HERODIAS
Tanze nicht, meine Tochter!

HERODES
O Salome, Salome, tanz für mich!

SALOME
Du hast einen Eid Geschworen,
Tetrarch.

HERODES
Ich habe einen Eid geschworen.

HERODIAS
Meine Tochter, tanze nicht.

HERODES
Und wär’s die Hälfte
meines Königreichs.
Du wirst schön sein als Königin,
unermesslich schön.
Ah! Es ist kalt hier.
Es weht ein eis’ger Wind,
und ich höre…
warum höre ich in der Luft
dieses Rauschen von Flügeln?
Ah! Es ist doch so,
als ob ein ungeheurer,
schwarzer Vogel über der
Terrasse schwebte?
Warum kann ich ihn nicht sehn,
diesen Vogel?
Dieses Rauschen ist schrecklich.
Es ist ein schneidender Wind.
Aber nein, er ist nicht kalt,
er ist heiss.
Giesst mir Wasser über die Hände,
gebt mir Schnee zu essen,
macht mir den Mantel los.
Schnell, schnell,
macht mir den Mantel los!
Doch nein! Lasst ihn!
Dieser Kranz drückt mich.
Diese Rosen sind wie Feuer.
Ah! Jetzt kann ich atmen.
Jetzt bin ich glücklich.
Willst du für mich tanzen, Salome?

HERODIAS
Ich will nicht haben, dass sie tanze!

SALOME
Ich will für dich tanzen.

DIE STIMME VON JOCHANAAN
Wer ist der, der von Edom kommt?
Wer ist der, der von Bosra kommt,
dessen Kleid mit Purpur gefärbt ist,
der in der Schönheit seiner
Gewänder leuchtet,
der mächtig
in seiner Grösse wandelt?
Warum ist dein Kleid mit
Scharlach gefleckt?

HERODIAS
Wir wollen hineingehn.
Die Stimme dieses Menschen
macht mich wahnsinnig.
will nicht haben,
dass meine Tochter tanzt,
während er immer
dazwischen schreit
.
Ich will nicht haben, dass sie tanzt,
während du sie
auf solche Art ansiehst.

Mit einem Wort:
Ich will nicht haben, dass sie tanzt.

HERODES
Steh nicht auf, mein Weib,
meine Königin.
Es wird dir nichts helfen,
ich gehe nicht hinein,
bevor sie getanzt hat.
Tanze, Salome, tanz für mich!

HERODIAS
Tanze nicht, meine Tochter!

SALOME
Ich bin bereit, Tetrarch.
Salome tanzt

HERODES
zu Herodias
Ah! Herrlich!
Wundervoll, wundervoll!
Siehst du,
sie hat für mich getanzt,
deine Tochter.
Komm her, Salome. Komm her,
du sollst deinen Lohn haben.
Ich will dich königlich belohnen.
Ich will dir alles geben,
was dein Herz begehrt.
Was willst du haben? Sprich!

SALOME
Ich möchte, dass sie mir gleich
in einer Silberschüssel…

HERODES
In einer Silberschüssel…
Gewiss doch…
in einer Silberschüssel.
Sie ist reizend, nicht?
Was ist’s,
das du in einer Silberschüssel
haben möchtest,
o süsse, schöne Salome,
du, die schöner ist
als alle Töchter Judäas?
Was sollen sie dir
in einer Silberschüssel bringen?
Sag es mir!
Was es auch sein mag,
du sollst es erhalten.
Meine Reichtümer gehören dir.
Was ist es,
das du haben möchtest, Salome?

SALOME
Den Kopf des Jochanaan.

HERODES
Nein, nein!

HERODIAS
Ah! Das sagst du gut, meine Tochter!
Das sagst du gut!

HERODES
Nein, nein, Salome!
Das ist es nicht, was du begehrst!
Hör nicht auf
die Stimme deiner Mutter.
Sie gab dir immer schlechten Rat.
Achte nicht auf sie.

SALOME
Ich achte nicht auf die Stimme
meiner Mutter.
Zu meiner eignen Lust
will ich den Kopf des Jochanaan
in einer Silberschüssel haben.

Du hast einen Eid geschworen,
Herodes.
Du hast einen Eid geschworen.
Vergiss das nicht!

HERODES
Ich weiss,
ich habe einen Eid geschworen.
Ich weiss es wohl.
Bei meinen Göttern habe ich
es geschworen.
Aber ich beschwöre dich, Salome,
verlange etwas andres von mir.
Verlange die Hälfte
meines Königreichs.
Ich will sie dir geben.
Aber verlange nicht von mir,
was deine Lippen verlangten.

SALOME
Ich verlange von dir den Kopf
des Jochanaan.

HERODES
Nein, nein,
ich will ihn dir nicht geben.

SALOME
Du hast einen Eid geschworen,
Herodes.

HERODIAS
Ja, du hast einen Eid geschworen.
Alle haben es gehört.

HERODES
Still, Weib,
zu dir spreche ich nicht.

HERODIAS
Meine Tochter hat recht daran getan,
den Kopf des Jochanaan zu verlangen.
Er hat mich mit Schimpf
und Schande bedeckt.
Man kann sehn,
dass sie ihre Mutter liebt.
Gib nicht nach, meine Tochter,
gib nicht nach!
Er hat einen Eid geschworen.

HERODES
Still, spricht nicht zu mir!
Salome, ich beschwöre dich:
sei nicht trotzig! Sieh,
ich habe dich immer lieb gehabt.
Kann sein,
ich habe dich zu lieb gehabt.
Darum verlange das nicht von mir.
Der Kopf eines Mannes,
der vom Rumpf getrennt ist,
ist ein übler Anblick.
Hör‘, was ich sage!
Ich habe einen Smaragd.
Er ist der schönste Smaragd
der ganzen Welt.
Den willst du haben, nicht wahr?
Verlang‘ ihn von mir,
ich will ihn dir geben,
den schönsten Smaragd.

SALOME
Ich fordre den Kopf des Jochanaan!

HERODES
Du hörst nicht zu,
du hörst nicht zu.
Lass mich zu dir reden, Salome!

SALOME
Den Kopf des Jochanaan.

HERODES
Das sagst du nur, um mich zu quälen,
weil ich dich so angeschaut habe.
Deine Schönheit hat mich verwirrt.
Oh! Oh! Bringt Wein! Mich dürstet!
Salome, Salome,
lass uns wie Freunde
zu einander sein!
Bedenk‘ dich!
Ah! Was wollt ich sagen?
Was war’s?
Ah! Ich weiss es wieder!
Salome,
du kennst meine weissen Pfauen,
meine schönen, weissen Pfauen,
die im Garten zwischen
den Myrten wandeln.
Ich will sie dir alle, alle geben.
In der ganzen Welt lebt kein König,
der solche Pfauen hat.
Ich habe bloss hundert.
Aber alle will ich dir geben.

SALOME
Gib mir den Kopf des Jochanaan!

HERODIAS
Gut gesagt, meine Tochter!

HERODES
Still, Weib!
Du kreischest wie ein Raubvogel.

HERODIAS
zu Herodes
Und du, du bist lächerlich
mit deinem Pfauen.

HERODES
Deine Stimme peinigt mich.
Still, sag‘ ich dir!
Salome, bedenk, was du tun willst.
Es kann sein,
dass der Mann von Gott gesandt ist.

Er ist ein heil’ger Mann.
Der Finger Gottes hat ihn berührt.
Du möchtest nicht,
dass mich ein Unheil trifft, Salome?
Hör‘ jetzt auf mich!

SALOME
Ich will den Kopf des Jochanaan.

HERODES
Ah! Du willst nicht auf mich hören.
Sei ruhig, Salome.
Ich, siehst du, bin ruhig. Höre:
ich habe an diesem
Ort Juwelen versteckt,
Juwelen, die selbst deine Mutter nie
gesehen hat.
Ich habe ein Halsband mit
vier Reihen Perlen.
Topase,
gelb wie die Augen der Tiger.
Topase, hellrot
wie die Augen der Waldtaube,
und grüne Topase, wie Katzenaugen.
Ich habe Opale, die immer funkeln,
mit einem Feuer, kalt wie Eis.
Ich will sie dir alle geben, alle!
Ich habe Chrysolithe und Berylle,
Chrysoprase und Rubine.
Ich habe Sardonyx
und Hyacinthsteine
und Steine von Chalcedon.
Ich will sie dir alle geben,
alle und noch andre Dinge.
Ich habe einen Kristall
in den zu schaun keinem
Weibe vergönnt ist.
In einem Perlenmutterkästchen
habe ich drei wunderbare Türkise:
wer sie an seiner Stirne trägt,
kann Dinge sehn,
die nicht wirklich sind.
Es sind unbezahlbare Schätze.
Was begehrst du sonst noch, Salome?
Alles, was du verlangst,
will ich dir geben
nur eines nicht:
nur nicht das Leben
dieses einen Mannes.
Ich will dir den Mantel
des Hohenpriesters geben.
Ich will dir den Vorhang
des Allerheiligsten geben.

DIE JUDEN
Oh! Oh! Oh!

SALOME
Gib‘ mir den Kopf den Jochanaan!

HERODES
sinkt auf seinen Sitz zurück
Man soll ihr geben, was sie verlangt!
Sie ist in Wahrheit ihrer
Mutter Kind!
Herodias zieht dem Tetrarchen den Todesring vom Finger und gibt ihn dem Ersten Soldaten, der ihn auf der Stelle dem Henker überbringt
Wer hat meinen Ring genommen?
Der Henker geht in die Zisterne hinab
Ich hatte einen Ring an meiner
rechten Hand.
Wer hat meinen Wein getrunken?
Es war Wein in meinem Becher.
Er war mit Wein gefüllt.
Es hat ihn jemand ausgetrunken.
Oh! gewiss wird Unheil
über einen kommen.

HERODIAS
Meine Tochter hat recht getan!

HERODES
Ich bin sicher,
es wird ein Unheil geschehn.

SALOME
an der Zisterne lauschend
Es ist kein Laut zu vernehmen.
Ich höre nichts.
Warum schreit er nicht, der Mann?
Ah! Wenn einer mich zu töten käme,
ich würde schreien,
ich würde mich wehren,
ich würde es nicht dulden!
Schlag‘ zu, schlag‘ zu, Naaman!
Schlag‘ zu, sag‘ ich dir!
Nein, ich höre nichts.
Es ist eine schreckliche Stille!
Ah! Es ist etwas zu Boden gefallen.
Ich hörte etwas fallen.
Es war das Schwert des Henkers.
Er hat Angst, dieser Sklave.
Er hat das Schwert fallen lassen!
Er traut sich nicht, ihn zu töten.
Er ist eine Memme, dieser Sklave.
Schickt Soldaten ihn!
zum Pagen
Komm hierher,
du warst der Freund dieses Toten,
nicht?
Wohlan, ich sage dir:
es sind noch nicht genug Tote.
Geh zu den Soldaten
und befiehl ihnen,
hinabzusteigen und mir zu holen,
was ich verlange, was der Tetrarch
mir versprochen hat, was mein ist!
Der Page weicht zurück. Sie wendet sich den Soldaten zu
Hierher, ihr Soldaten,
geht ihr in die Zisterne hinunter
und holt mir den Kopf des Mannes!
Tetrarch, Tetrarch,
befiehl deinen Soldaten,
dass sie mir den
Kopf des Jochanaan holen!

Ein riesengrosser schwarzer Arm, der Arm des Henkers, streckt sich aus der Zisterne heraus, auf einem silbernen Schild den Kopf des Jochanaan haltend. Salome ergreift ihn. Herodes verhüllt sein Gesicht mit dem Mantel. Herodias fächelt sich zu und lächelt.. Die Nazarener sinken in die Knie und beginnen zu beten

Ah!
Du wolltest mich nicht deinen Mund
küssen lassen, Jochanaan!
Wohl, ich werde ihn jetzt küssen!
Ich will mit meinen Zähnen
hineinbeissen,
wie man in eine reife Frucht
beissen mag.
Ja, ich will ihn jetzt küssen
deinen Mund, Jochanaan.
Ich hab‘ es gesagt.
Hab‘ ich’s nicht gesagt?
Ah! ah! Ich will ihn jetzt küssen.
Aber warum siehst du mich nicht an,
Jochanaan?
Deine Augen,
die so schrecklich waren
,
so voller Wut und Verachtung,
sind jetzt geschlossen.
Warum sind sie geschlossen?
Öffne doch die Augen!
So hebe deine Lider, Jochanaan!
Warum siehst du mich nicht an?
Hast du Angst vor mir, Jochanaan,
dass du mich nicht ansehen willst?
Und deine Zunge,
sie spricht kein Wort, Jochanaan,
diese Scharlachnatter,
die ihren Geifer gegen mich spie.
Es ist seltsam, nicht?
Wie kommt es, dass diese rote Natter
sich nicht mehr rührt?
Du sprachst böse Worte gegen mich,
gegen mich, Salome,
die Tochter der Herodias,
Prinzessin von Judäa.
Nun wohl!
Ich lebe noch, aber du bist tot,
und dein Kopf, dein Kopf gehört mir!
Ich kann mit ihm tun, was ich will.
Ich kann ihn den Hunden vorwerfen
und den Vögeln der Luft.
Was die Hunde übrig lassen,
sollen die Vögel der Luft verzehren.
Ah! Jochanaan, Jochanaan,
du warst schön.
Dein Leib war eine Elfenbeinsäule
auf silbernen Füssen.
Er war ein Garten voller Tauben
in der Silberlilien Glanz.
Nichts in der Welt
war so weiss wie dein Leib.
Nichts in der Welt
war so schwarz wie dein Haar.
In der ganzen Welt
war nichts so rot wie dein Mund.
Deine Stimme
war ein Weirauchgefäss,
und wenn ich ansah,
hörte ich geheimnisvolle Musik.
Ah! Warum hast du mich nicht angesehn,
Jochanaan? Du legtest über deine Augendie Binde eines,
der seinen Gott schauen wollte.Wohl!
Du hast deinen Gott gesehn, Jochanaan,
aber mich, mich, hast du nie gesehn.
Hättest du mich gesehn, du hättest mich geliebt!
Ich dürste nach deiner Schönheit.
Ich hungre nach deinem Leib.
Nicht Wein noch Äpfelkönnen mein Verlangen stillen.
Was soll ich jetzt tun, Jochanaan?
Nicht die Fluten, noch die grossen Wasser
können dieses brünstige Begehren löschen.
Oh! Warum sahst du mich nicht an?
Hättest du mich angesehn,
du hättest mich geliebt.
Ich weiss es wohl, du hättest mich geliebt.
Und das Geheimnis der Liebe ist grösser
als das Geheimnis des Todes.

HERODES
zu Herodias
Sie ist ein Ungeheuer, deine Tochter.
Ich sage dir, sie ist ein Ungeheuer!

HERODIAS
Meine Tochter hat recht getan.
Ich möchte jetzt hier bleiben.

HERODES
Ah! Da spricht meines Bruders Weib!
Komm, ich will nicht an diesem Orte bleiben.
Komm, sag‘ ich dir! Sicher,
es wird Schreckliches geschehn.
Wir wollen uns im Palast verbergen,
Herodias,ich fange an zu erzittern.
Manassah, Issachar, Ozias, löscht die Fackeln aus!
Verbergt den Mond, verbergt die Sterne!
Es wird Schreckliches geschehn.

SALOME
Ah! Ich habe deinen Mund geküsst,
Jochanaan. Ah! Ich habe ihn geküsst, deinen Mund,
es war ein bitterer Geschmack auf deinenLippen.
Hat es nach Blut geschmeckt?
Nein? Doch es schmeckte vielleicht nach Liebe.
Sie sagen, dass die Liebe bitter schmecke.
Allein was tut’s? Was tut’s?
Ich habe deinen Mund geküsst, Jochanaan.
Ich habe ihn geküsst, deinen Mund.

HERODES
zu den Soldaten
Man töte dieses Weib

CARDIFF: Anmerkungen zum Wettbewerb »BBC Cardiff Singer of the World 2019

$
0
0

CARDIFF: Anmerkungen zum Wettbewerb »BBC Cardiff Singer of the World 2019

Bildergebnis für cardiff singers of the world 2019

Wollte man erfahren, woran es in der Oper im 21. Jahrhundert krankt: der Gesangswettbewerb »BBC Cardiff Singer of the World 2019« gäbe die rechte Antwort: Denn keiner der Teilnehmer erfüllte jene stimmtechnischen Anforderungen, deren Beherrschung doch für eine lang andauernde Karriere unabdingbar ist.

http://www.dermerker.com/index.cfm?objectid=B58C33A0-9AA0-11E9-A64C005056A611EB

Thomas Prochazka/www.dermerker.com

Viewing all 466 articles
Browse latest View live