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LETTLAND/ RIGA: REKORDFEIER ZU LETTLANDS 100. GEBURTSTAG

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Lettland/Riga: Rekordfeier zu Lettlands 100. Geburtstag, ein Fest der Farben und Stimmen vom 6. – 9.Juli 2018


Riga, Blick über die Daugava auf den Dom. Copyright: Ursula Wiegand

Mit 43.000 aktiven Teilnehmern und Teilnehmerinnen wurde in Riga drei Tage lang vom Mittag bis weit nach Mitternacht Lettlands 100. Geburtstag intensiv gefeiert. Eine Rekordzahl angesichts einer Gesamtbevölkerung von knapp 2 Millionen, davon rund 62 Prozent Letten.


Daugava-Stadion, in „Maras Land“ wird getanzt. Copyright: Ursula Wiegand

18.000 Tänzerinnen und Tänzer zelebrierten ein begeisterndes Fest der Farben. 16.500 Sängerinnen und Sänger aller Altersklassen erfüllten zwei riesige Stadien, aber auch Parks und Straßen mit Wohlklang. 65 Events wurden geboten, davon 44 gratis.


Tänzerinnen posieren vor dem Daugava- Stadion. Copyright: Ursula Wiegand

Außerdem taten 8.500 Instrumentalisten, Theatergruppen und Kunsthandwerker/innen – alle  nimmermüde – das Ihre, um ihr Land zu feiern und das Publikum aus dem In- und Ausland zu erfreuen. Von Kindern bis zu Weißhaarigen sorgten alle für eine Superstimmung in diesem liebenswerten Land, das nur knapp die Fläche Bayerns erreicht.  


Jugendorchester musiziert im Park. Copyright: Ursula Wiegand

Lettland hat wirklich allen Grund zu feiern, ging doch die am 18. November 1918 errungene Selbstständigkeit durch die zwangsweise Eingliederung in die damalige Sowjetunion 51 Jahre lang weitgehend verloren. Erst durch die Unabhängigkeitserklärung vom 20.08.1991 hat Lettland seine Freiheit wiedererlangt.

Den Nachbarn Estland und Litauen erging es nicht besser. Legendär ist daher die Menschenkette durch alle drei Länder am 23.08.1989. Die mutigen Balten haben sich damals ihre Freiheit ersungen und wissen besser als die Menschen in vielen anderen Staaten um den Wert der Freiheit, die nun mit einem spektakulären Gesangs- und Tanzfestival gefeiert wird. 


Daugava-Stadion, Kampfszene aus „Maras Land“. Copyright: Ursula Wiegand

Dieses Festival geht zurück aufs Jahr 1864 und wird alle fünf Jahre begangen. Doch diesmal mit besonderer Power. Die Vorführungen von den insgesamt 18.174 Tänzern  und Tänzerinnen unter der Obhut diverser Choreographen beeindruckten durch ihr Bewegungsvokabular und perfekte Schritttechnik fern aller Volkstümelei. Bei dem an zwei Folgetagen gebotenem „Großen Tanzkonzert Maras Land“, das die Geschichte Lettlands veranschaulicht, schien das ganze Daugava Stadion mit seinen 10.460 Plätzen zu swingen.


Daugava-Stadion, Jubelszene aus „Maras Land“. Copyright: Ursula Wiegand

Dem Gesang  und Tanz war das ebenfalls wiederholte Große Schlusskonzert „Der Weg in den klaren Sternenhimmel“ gewidmet. Am „Tatort“, dem Mežapark-Openair-Stadion mit 30.550 Plätzen, engagierten sich 20.073 singende und tanzende Teilnehmer/innen für den Ausflug bis in die Milchstraße. Die Chöre hatten sich vorab bei einem Chorwettstreit am 1. Juli qualifizieren müssen. Das Ergebnis: glasklare Kinder- und Frauenstimmen, urgewaltige Männerchöre, alle mit perfekter Intonation und satter Klangfülle.  


Mezapark, Sängerin auf Video beim Schlusskonzert. Copyright: Ursula Wiegand

Nicht Bach, Beethoven und Brahms wurden geboten. Die Stücke stammten sämtlich von lettischen Komponisten, zeigen großes musikalisches Können mit deutlicher Tendenz zum Wohlklang. Zahlreiche Dirigenten und Dirigentinnen animierten die ihnen Anvertrauten.

Ein Muss bei allen Gesangs- und Tanzfestivals ist das während der Sowjetzeit verbotene Stück „Das Schloss des Lichtes“, gesungen von allen Chören gemeinsam, gewaltig, machtvoll

und immer noch tonschön. Ein Gänsehaut-Ereignis. Dem folgte am 8. Juli noch ein Singen zusammen mit dem Publikum, bis 5 Uhr in der Früh!


Mezapark, mit Tuben durch die Publikumsreihen. Copyright: Ursula Wiegand

Zu den Highlights zählte auch die ausverkaufte „Kokle Musiknacht“ im 800jährigen Dom. Die aus Holz gefertigte Kokle ist eine Art Zither mit unterschiedlicher Anzahl von Saiten. Das aus dem 13. Jahrhundert stammende Instrument ist im Baltikum und bis nach Russland verbreitet. In Lettland wird das traditionelle Kokle-Spielen im Musikunterricht der Schulen gelehrt.  Im Dom gesellte sich mitunter ein Chor hinzu. Insgesamt sehr sanfte Stücke, geleitet von vier Dirigentinnen, waren zu hören. Eine sehr entspannende Musik.


Tanzgruppe im Park. Copyright: Ursula Wiegand

Von den insgesamt 65 Events, 44 davon kostenlos, fanden die Gratis-Konzerte und Tanzdarbietungen in den Parks besonderes Interesse. Auch Gast-Musiker und –Ensembles hatte man eingeladen. Viel Beifall erhielt eine Tanz- und Gesangsgruppe aus Weißrussland. Rundliche Damen mit gut gerundeten Stimmen. Den Clou lieferte jedoch ein ägyptischer Jonglier-Künstler, der etwa 20 Minuten lang bunte Tücher wie Riesen-Sonnenschirme um sich herum drehte und damit lachend sogar durchs Publikum spazierte.


 Gäste aus Weißrussland beim Konzert im Park. Copyright: Ursula Wiegand

Doch damit nicht genug. Es wird weiter gesungen und getanzt. Sogar ein traditioneller Ball im Grünen wird wiederbelebt und am 11. August im ganzen Land getanzt. Vom 17.-19. August findet dann das Riga-Festival statt. Auch in der Nationaloper gibt es dann Sehens- und Hörenswertes.

Großartig wird es noch einmal beim traditionellen Lichtfest vom 16.-19. November, in das diesmal der 100. Staatsgeburtstag hineinfällt. Mit einer Parade und einem großen Feuerwerk endet die Happy Birthday Party. – Weiteres unter www.lv100.lv/en.  

Ursula Wiegand

 

 

 


MÖRBISCHER SEEFESTSPIELE 2018

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Mörbischer Seefestspiele 2018:

Kultur & Kulinarium und eine Supergeige 


Die Supergeige. Copyright: Seefestspiele Mörbisch/Jerzy Bin

Eine echte Stradivardi? Nein. Eine edle Guarneri? Nein. Eine fesche Burgenländerin …. ? Ja, eine Mörbischer Erfindung! Riesig groß. Spektakuläre 45 x 11 Meter lang und hoch. Gibt aber keinen Ton von sich. Etwas Holz, viel Styropor, Polyester und, und …. ist schon klar: Diese Supergeige ist gewiss kein Naturprodukt. Aus einer Kunststoffgeige könnten sehr wohl auch Töne heraus purzeln. Dies wäre aber heute gängiger Computer-Sound. Technik braucht man hier zwar auch, um die Stimmen der Sänger in der weiten Arena hörbar zu machen. Doch die Seefestspiele unter der neuen Leitung von Peter Edelmann wollen anders gepolt sein: „Wir sind gerne Botschafter der Operette und werden diese urösterreichische Musikgattung auch in Zukunft im Sinne ihrer Komponisten pflegen.“

Also, alle Besucher, welche diese Operetten-Pilgerfahrt zum Ufer des Neusiedlersese antreten, dürfen aufatmen. Unsere Mörbischer Mariza 2018 ist weder ein Kreativ– noch ein Naturprodukt: Die Aufführung hält sich an das durch all die Jahrzehnte zuvor  gepflegte Mörbisch-Niveau, seriös passend in die Norm, eine ansprechende Schönproduktion, ohne durch eine Nerven erregende Hochspannung gefährdet zu sein. 

Regisseur Karl Absenger klärt auf: „Die Geige ist Symbol der Liebe! Als Ausdruck von Sehnsucht, Hoffnung und Verlangen.“ Und ein Verlangen gibt es beim Publikum ganz sicher, nicht allzu sehr entstellte Operetteninszenierungen vorgesetzt zu bekommen. Klar auch, dieses von Bühnenbild-Zauberer Manfred Waba entworfene und für die Mörbisch-Werbung so ideale Monsterding muss sich, so wie das Trojanische Pferd, einmal auch öffnen. Stimmt! Keine Blumenwiese breitet sich für die so zündenden Melodien des Emmerich Kálmán auf diesem Riesenboden aus – auf dem ländlichen Schlossgut der steinreichen Mariza mit noblem Interieur und toller Bibliothek lässt sich in der schier endlosen Weite des Raumes so richtig echt charmanter Operettencharme nicht gerade leicht einfangen.

Sänger Peter Edelmann, als künstlerischer Direktor frisch bestellt, um nach einigen internen Turbulenzen zuletzt und nach dem Einbruch beim Kartenverkauf in einem neuen Versuch wieder mehr Besucher in die Riesenarena zu locken, präsentierte sich am Premierenabend sehr sympathisch und in keinster Weise überheblich. Er deklarierte klar, dass es, um ein breites Publikum anzusprechen, bei der geistigen Einstellung wie schon anno dazumal bleiben muss: Es gibt etwa neun, zehn klassische Operetten, mit denen man auf Nummer sicher bezüglich des Kartenverkaufs gehen kann. So ist es schon vor 30, 40 Jahren gewesen und so ist es geblieben. Ohne kreative Sternstunden in diesem Genre – nicht nur am Neusiedlersee, sondern in ganz Österreich.

Edelmann ließ dabei nicht unbetont, dass es bei solch einer aufwändigen Tourismus-Kultur sehr wohl um das gute Geld geht. Und um die zurecht gefragten Produkte der Weinbauern dieser Region – eh klar! Und somit werden die Besucher rundum umworben. Genussmeile heißt es hier am Weg zum Sitzplatz Schritt für Schritt: Kultur & Kulinarium, Wein & Operette, die Wunderbar ….. Nicht nur der verführerische Schmelz von Kálmáns „Grüß mir die reizenden Frauen im schönen Wien!“ oder das abschließende Feuerwerk, auch solch ein beseligendes Genießen sollte Herz und Erinnerungen der Besucher beglücken.


Vida Miknevicuite. Copyright: Jerzy Bin

Info: www.seefestspiele-moerbisch.at

www.wein-moerbisch.at

www.food-affairs.at

Meinhard Rüdenauer

Bernd WEIKL: RICHARD WAGNER – REVOLUTIONÄR UND MYSTIKER

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Bernd Weikl: Richard Wagner – Revolutionär und Mystiker

Bildergebnis für bernd weikl
Foto: Youtube

 

Vorwort

Die berechtigten und daher notwendigen Klarstellungen in einer Gesellschaft, die angeblich Meinungsfreiheit unterstützt, werden heute immer wieder bei Richard Wagner, wo es nur geht, aber auch anderen Personen gegenüber durch Verleumdungen und Verdrehungen nach rechts eingefärbt. Man unterlässt jede erklärende Betrachtung über das 19. Jahrhundert, über die dort kursierende mystische Weltreligionsphilosophie und die Tatsache, dass der Komponist zeitlebens von jüdischen Freunden umgeben war, die seine heute so kritisierten Aussagen im 19. Jahrhundert anders einordneten und sogar unterstützten. Kaum jemand macht sich die Mühe, nach Wagners tatsächlicher Vorstellung vom Judentum zu fragen, von Antisemitismus im heutigen Sinne ganz zu schweigen.  

Wie ist dieser Schluss aus Richard Wagners Das Judentum in der Musik zu deuten? Erlösung des Juden? Hitlers Endlösung? Dies wird heute in kritischen Veröffentlichungen oft miteinander verbunden. In seinen Réflexions sur la question juive von 1946 formuliert Jean-Paul Sartre (1905 –1980): Will der Antisemit den Juden ›als Menschen<  vernichten, um nur den Juden … bestehen zu lassen‹, so will der Demokrat ›ihn als >Juden<  vernichten, um ihn als … allgemeines abstraktes Subjekt der Menschen- und Bürgerrechte‹ zu erhalten. Richard Wagner tritt als Revolutionär für – so nennt man es heute – soziale Gerechtigkeit ein und ist als Revolutionär und Kritiker der Obrigkeit eindeutig als Demokrat zu begreifen. Gemeinsame Wiedergeburt mit uns muss es bei Wagner heißen – wenn man ihn zitiert – und nicht Vernichtung der Juden im Sinne des NS-Rassenwahns.

Das Christentum als Institution bekommt bei Richard Wagner ebenfalls eine vernichtende Kritik:  … es rechtfertigt eine ehrlose, unnütze und jämmerliche Existenz des Menschen auf Erden. Das Christentum habe demnach kein freudiges, selbstbewusstes irdisches Dasein geprägt, sondern den sich selbst verachtenden und schuldbewussten Menschen in einen ekelhaften Kerker eingeschlossen, um ihm post mortem ein Himmelreich zu versprechen. Die Heuchelei, so Wagner, sei überhaupt der hervorstechendste Zug … der ganzen christlichen Jahrhunderte bis auf unsere Tage … wie wir in der ganzen Geschichte immer nur … auf den Despotismus der römischen Kirche … träfen … (wir werden allerdings) anstatt (uns) von den Fesseln dieses christlichen Despotismus zu befreien, einer viel schlimmeren Herrin mit Haut und Haar verkauft: Der Industrie Das sei die Kunst, sagt Wagner auch prophetisch, wie sie jetzt die ganze Welt erfülle. Ihr Wesen sei der Kapitalismus (schon sind wir bei Karl Marx), ihr moralischer Zweck ist die Show, der Gewinn, ihr ästhetisches Vorgeben sei nur noch Unterhaltung für die Gelangweilten.

Im Sommer 1864 hat Wagner seinen Aufsatz Über Staat und Religion verfasst, der sich ebenfalls mit dem kirchlichen Dogma beschäftigt. Dort heißt es: Die Religion lebt nur da, wo sie ihren ursprünglichen Quell und einzig richtigen Sitz hat: im tiefsten, heiligsten Innern des Individuums, – da, wohin nie ein Streit der Rationalisten und Supranationalisten noch des Klerus und des Staates gelangte, denn dieses ist eben das Wesen der wahren Religion, dass sie, dem täuschenden Tagesscheine der Welt ab (entfernt BW) in der Nacht des tiefsten Innern des menschlichen Gemütes als anderes, von der Weltsonne gänzlich verschiedenes, nur aus dieser Tiefe aber wahrnehmbares Licht leuchtet.[1]

 Und erneut gegen alle Vereinahmung durch Nationale und Nationalsozialisten (im 20. Und 21. Jahrhundert) postuliert Wagner … umfasste das griechische Kunstwerk den Geist einer schönen Nation, so soll das Kunstwerk der Zukunft den Geist der freien Menschheit über alle Schranken der Nationalitäten umfassen; das nationale Wesen in ihm darf nur ein Schmuck, ein Reiz individueller Mannigfaltigkeit, nicht eine hemmende Schranke sein. [2]

 Bernd Weikl

 

I  Der Revolutionär

 

Nach der Dresdner Mairevolution, am 28. Mai 1849 entkam Wagner sehr knapp seiner Verfolgung und erreichte mit Hilfe seines Freundes, Franz Liszt die Schweiz. Er blieb dort neun Jahre und begann den vierteiligen Ring des Nibelungen und Tristan zu komponieren. Er dirigierte und verfasste kunsttheoretische Schriften. Im Mai 1853 fanden in Zürich die ersten Richard-Wagner Festspiele statt.

 

II Der Mystiker

Zu den vielfältigen Vorbereitungen auf seine Operntexte und Inhalte gehörten für Richard Wagner zwischen 1856 und 1868 die Prosaentwürfe: Jesus von Nazareth und Die Sieger

 

Jesus von Nazareth

In seinem Prosaentwurf zu Jesus von Nazareth wird die Figur Magdalena mit der biblischen Ehebrecherin identifiziert, der die Sünden vergeben werden (siehe Joh. XIII). Im 2. Akt verkauft sie ihr gesamtes Eigentum und übergibt den Erlös an den Verwalter der Gemeinde, der Jesus vorsteht. Maria von Magdala, die von ihren Sünden freigesprochene Ehebrecherin, bereut ihr sündiges Leben und erklärt ihre neu gefundene Liebe zu ihrem Erlöser. Sie möchte als niedrigste Magd der Gemeinde dienen dürfen und zweifelt nicht daran, dass sich Jesus zum Opfertod für die Welt entschlossen hat und dass dieser Tod eine Verklärung sei. Im Tempel des ersten Aktes erläutert Jesus dies gegenüber allen Anwesenden: Und offen vor aller Augen werde ich den Tod erleiden um der Liebe willen, durch die ich die Welt erlöse zum ewigen Leben.

 

Die Sieger

Seine Studien zum Buddhismus führen Wagner zu einer Skizze vom 16. Mai 1856. Sie ist in Wagners Entwürfen, Gedanken und Fragmenten abgedruckt (Breitkopf & Härtel, Leipzig). Die Herausgeberin ihrer Memoiren einer Idealistin, Malvida von Meysenbug (1816-1903), die über Wagners Pariser Zeit berichtet, informiert Karl Heckel über die Grundlagen zu Wagners Stoff für die geplanten Die Sieger. Wagner findet sie in Burnoufs Introduction à l’histoire du Buddhisme indien[3] (Burnoufs Einführung in die Geschichte des indischen Buddhismus’.)

 

Wagners Personenskizze für seine Komposition zeigt daher Namen aus indischer Mystik: Chakya-Muni, Ananda, Prakriti, Brahmanen, Schüler und Volk. Buddha ist der zur Erkenntnis Erwachte und Erleuchtete. Wird von ihm gesprochen, so ist bei Wagner der Religionsstifter Chakya-Muni des Brahmaismus gemeint. Ananda ist sein Schüler. Aufgrund der indischen Lehre wird es nur den Brahmanen vergönnt, den Weg zu gehen, der zur Erlösung führt, während die Mitglieder anderer und damit niedrigerer Kasten nur durch gute Taten in ihrem jetzigen Leben die Hoffnung erhalten, nächstes Mal als Brahmanen wiedergeboren zu werden. Die niedrigsten Kasten, die Parias und Tschandalas stellen die Unberührbaren, Hoffnungslosen dar, und deshalb aus der Gesellschaft Ausgestoßenen.

 

Wagners Drama soll die letzte Wanderung Buddhas beschreiben. Prakriti, das Tschandalamädchen – also aus niedrigster Kaste – ist verbotenerweise in Ananda verliebt. Ananda hat seinerseits Berührungsängste. Prakriti nähert sich Buddha, um von ihm Hilfe zu erbitten. Dieser fragt sie, ob sie die Bedingungen für die Erlaubnis, Anada lieben zu dürfen und zu können, erfüllen wolle. Prakriti spricht jetzt zu Chakya-Muni vom Wunsche einer erotischen Verbindung mit Ananda und erschrickt, als sie erfahren muss, dass sie dessen Gelübte der Keuschheit respektieren und teilen müsse.

 

Im weiteren Verlauf von Wagners Idee muss sich Buddha gegen die Vorwürfe verteidigen, er befasse sich mit Prakriti, einer Unberührbaren. Ein wichtiges Detail wird die Erzählung Buddhas über Prakritis früheres Leben. Sie hat dort als Tochter eines Brahmanen dem Werben des Sohnes eines Tschandalakönigs nicht nachgegeben. Deshalb ist es im jetzigen Leben ihre Bestimmung geworden, eine Paria zu sein. Es bleibt ihr nur übrig, Qualen hoffnungsloser Liebe zu empfinden, zugleich zu entsagen und so durch volle Erlösung in die Buddha-Gemeinde aufgenommen zu werden.[4]

 

Parsifal

Zur Realisierung der beiden Stoffe Jesus von Nazareth und Die Sieger kommt es nicht. Trotzdem verarbeitet Wagner vieles daraus für sein letztes Werk, den Parsifal. Auch dort ist die Titelfigur kein Welteroberer, sondern ein Weltüberwinder – ganz im Sinne der buddhistischen Vorlage.

 

Ein zunächst sündiger trotzig-dummer Junge im ersten Akt, gelangt im zweiten zur Erkenntnis und wird schließlich im dritten Akt eine Art christlicher Buddha, ein Weiser, der als Parsifal – von Parsi = rein, fal = dumm, töricht (Wagner entlehnt es dem Persischen) – die christliche Kirche zwar restituiert, aber von ihrem dogmatischen Machtanspruch befreit. Parsifal führt die Gesellschaft durch Erlösung des Erlösers zur Schopenhauerschen und Wagnerschen Weltethik.

 

Wagner liest die Bearbeitungen aus dem Mittelochdeutschen von Simrock und San Marte und so auch das anonyme Epos vom Lohengrin, das er ebenfalls als Quelle für seine gleichnamige Oper nutzt. In anderen Sagen findet Wagner die Blumenmädchen für für seinen zweiten Akt im späteren Bühnenweihfestspiel Parsifal. Dann spielt noch das Alexanderlied von einem Geistlichen namens Lamprecht eine Rolle.[5] Auch der Zauberer Theodas in Rudolf von Ems’ Gedicht Baarlam und Josephat scheint Quelle für Wagners Vorhaben zu sein. Theodas versucht, eine schöne Frau zu beeinflussen, einen Mann zu verführen. Der Held widersteht aber diesen Künsten mit Hilfe des christlichen Kreuzes. Damit ist der späteren Handlung für den Titelhelden in Wagners Parsifal bereits viel vorgegeben, wenn dieser der Verführung durch Kundry widersteht. Seine Reinheit führt zur Erlösung

 

Die Erlösung des Erlösers

Der französische Germanist Henri Lichtenberger zitiert Hans von Wolzogen, wie dieser von Wagners plötzlichem Einfall berichtet, um am Karfreitag 1858 sein dreiaktiges Drama Parsifal in Triebschen in der Schweiz zu skizzieren. „Er legte seine Tristan-Partitur beiseite und komponierte jene Verse von mystischer Zartheit, in denen Gurnemanz dem Parsifal den Karfreitagszauber erklärt: wie dieser höchste Schmerzenstag der Welt auch der Tag der Vergebung und Heiterkeit sei, wo die Halme, Blüten und Blumen, wo die ganze Natur das göttliche Mysterium der Erlösung ahnt und glücklich lächelnd zu dem reuigen, entsühnten, erlösten Menschen aufschaut … Der Hauptgedanke des Parsifal war gefunden. [6]

 

Am 1. Oktober 1858 beschreibt Wagner in einem Brief an Mathilde Wesendonk nach Venedig alles über die Anlage zur Welterlösung durch das Mitleiden im Menschen und ihre Bedeutung am Morgen des Karfreitags im 3. Akt Parsifal. [7] … „Wenn … dieses Leiden einen Zweck haben kann, so ist dies einzig durch Erweckung des Mitleidens im Menschen … Diese Anlage zur Welterlösung durch das Mitleiden aber unentwickelt und recht geflissentlich unausgebildet verkommen zu sehen, macht mir nun eben den Menschen so widerwärtig und schwächt mein Mitleiden mit ihm bis zur gänzlichen Empfindungslosigkeit gegen ihn. Er hat in seiner Not den Weg zur Erlösung, der eben dem Tiere verschlossen ist; erkennt er diesen nicht, sondern will er sich ihn durchaus versperrt halten, so drängt es mich dagegen, ihm diese Türe gerade recht weit aufzuschlagen, und ich kann bis zur Grausamkeit gehen, ihm die Not des Leidens zum Bewusstsein zu bringen.“

 

Im 10. Bd. seiner gesammelten Schriften, auf den Seiten 282 + 283 äußert sich Richard Wagner erneut ganz deutlich über seine private religiöse Vorstellung und im Hinblick auf den Sinn seines Parsifal-Mysteriums: „… dass dem mütterlichen Schoß (durch die Erlösung und Wiedergeburt dieses Mal nicht nur ein höher organisiertes Individuum, sondern in diesem eine neue Spezies entsprossen wäre) … Dass in jener wundervollen Geburt sich sublimierende Blut der ganzen leidenden menschlichen Gattung konnte nicht für das Interesse einer noch so bevorzugten Rasse fließen; vielmehr spendet er sich (der mütterliche Schoß) dem ganzen menschlichen Geschlechte zur edelsten Reinigung von allen Flecken seines Blutes . [8]

 

Der namhafte Dirigent und Komponist Pierre Boulez: Das Drama Wagners (Parsifal) beruht auf einer Idee, die alle großen Romantiker nach Goethe eine Zeitlang in den Mittelpunkt ihres Werkes stellten: die Erlösung durch die göttliche Liebe. Berlioz gibt das Signal, Schumann kann sich ihr nicht entziehen, Wagner führt sie zu flammender Übersteigerung … Meiner Meinung nach handelt es sich (bei Parsifal) nicht darum, einen fiktiven Kult zu feiern, der für Repräsentationszwecke rekonstruiert würde, sondern den Impuls eines metaphysischen Denkens kundzutun, das sich zwischen Kraft und Siechtum bewegt. In Worten des christlichen Glaubens bedeutet das die Trauer des Menschen, der der göttlichen Gnade verlustig gegangen ist, die Gewissensbisse und den Schmerz, die ihm dieser Verlust auferlegt; denn Leben und Kraft entstehen für ihn aus dem fortwährenden, beständig erneuerten Kontext mit seinem Schöpfer. Es bedeutet auch die Suche nach der Wahrheit, über die Hindernisse hinweg, die sich entgegenstellen, um zur Selbstbeherrschung zu gelangen, zum Vergessen seiner selbst vor der Wiedergeburt in Gott.

Die Erlösungsidee, die vielen Religionen gemeinsam ist, hat in ihrer strengen rituellen Bedeutung allerdings an Anziehungskraft verloren; nicht aber die Suche des Menschen nach sich selbst, nicht die Fallstricke, die sie legt, und die geistige Disziplin, die sie verlangt. In diesem Sinn hat Wagner sich vieler >heldischer< Elemente begeben und geht direkter und tiefer, als auf dem Weg der Vergangenheit möglich wäre, ins Zentrum der grundlegenden metaphysischen Fragen … Parsifal lässt wie „Tristan das Wesentliche unmittelbar hervorbrechen, ruft einen Urmythos herauf, stellt die Frage, außerhalb von Ort und Zeit … Die Zeit bewegt sich unaufhörlich auf zwei Ebenen, die Gegenwart schließt die Vergangenheit ein, die Vergangenheit bedingt die Gegenwart. Im Fall des Parsifal ist dieser Rückgriff alles andere als unbegründet, denn er frischt ständig die Gewissensqualen auf, den Schmerz über die verlorene Macht, und fordert unaufhörlich zum Vergleich zwischen einer erbärmlichen Gegenwart und einer glorreichen Vergangenheit heraus. Die Zukunft gliedert sich von selbst in diesem Zeitnetz ein, und zwar durch den fortwährenden Hinweis auf die Erlösung und auf den Helden, der dazu ausersehen ist, sie zu vollenden … Sehr aufschlussreich ist der Satz von Gurnemanz: >Du siehst, mein Sohn, zum Raum wird hier die Zeit< … Indessen möchte ich noch etwas zu dem Wort >Romantik< sagen und zu den Missverständnissen, die es auslöste. Ich habe unlängst meinen Standpunkt in einer Augenblickslaune so zusammengefasst: „Parsifal“ sei von Wagner komponiert worden und nicht von Wilhelm II. … Ich meine tatsächlich, dass Wagners musikalische Gesten weder emphatisch noch großsprecherisch sind; es scheint mir, dass die wirkliche Größe sich übertriebener demonstrativer Parodien begibt, es scheint mir auch – da der musikalische Text die Absichten des Komponisten mit aller nur denkbarer Deutlichkeit offenlegt –, dass es zwecklos ist, eine höhere Leistung geben zu wollen, weil man zur Strafe in die Karikatur verfällt … Das Werk bewahrt sein Potential an Neuheit für den, der sich den Wunsch nach Neuheit und nach Unbekanntem hegt. Was soll man mit einem toten Objekt anfangen, das unter dem Staub verflossener Aufführungspraktiken modert? Vielleicht ist letztlich dies die Lehre aus dem Gesamtkunstwerk: das totale Werk lebt nur in der Fiktion eines Absoluten, das sich dem Zugriff entzieht. In Abwandlung Claudels sage ich: Diese Stimme, die uns ruft, wir müssen sie unbedingt erreichen; ohne sie verlöre Wagners Klang das Unwiederbringliche, das Unerreichbare, eine unerschöpfliche Quelle von Wonnen und Verzweiflung. [9]

 

Kurz vor seinem Tode notiert Wagner am 1. November 1882 für die „Bayreuther Blätter“ aus Venedig und bezüglich seiner Welterneuerungsmystik:

Wer kann ein Leben lang mit offenen Sinnen und freiem Herzen in diese Welt des durch Lug, Trug und Heuchelei organisierten und legalisierten Mordes und Raubes blicken, ohne zu Zeiten mit Ekel sich von ihr abwenden zu müssen? Wohin trifft dann sein Blick? Gar oft wohl in die Tiefe des Todes. Ihr alle, meine Freunde, erkanntet, dass die Wahrhaftigkeit des Vorbildes >Parsifal<, das er euch zur Nachbildung darbot, es eben war, was auch euch die Weihe der Weltentrückung gab; denn ihr konntet nicht anders, als nur in jener höheren Wahrhaftigkeit eure eigene Befriedigung suchen. [10]

 

Für die weitere Entwicklung der Instrumentalisierung Wagners und seiner schriftlichen und musikdramatischen Mitteilungen sind die Aussagen von Johannes Graf  Kalckreuth von 1949 von Bedeutung: Wagner war kein Nationalsozialist, national habe er im Sinne von 1848 gefühlt, dieser Apostel von Beethovens 9. Symphonie mit ihrem Seid umschlungen, Millionen! Der Weltüberwinder sei Wagner gewesen, nicht der Welteroberer. Es wäre jetzt endlich Zeit, Wagner vor weiterer Verleumdung zu schützen und in ihm den komprimierten Ausdruck des Weltschmerzjahrhunderts zu verehren.  [11]

 

Während im deutschsprachigen Raum in jedem Programmheft und jedem weiteren Bericht über Die Meistersinger von Nürnberg immer wieder auf den Nationalsozialismus und den schrecklichen Holocaust Bezug genommen wird, liest man bei Thomas Mann schon 1933 – gegen die nationalsozialistischen Machthaber gerichtet: dass es durch und durch unerlaubt sei, Wagners nationalistischen Gesten und Anreden den Sinn zu unterlegen, der im 20. Jahrhundert letztendlich in den Nationalsozialismus einfloss.

Und nach dem Zusammenbruch des Tausendjährigen Reiches schreibt Thomas Mann  am 25. August 1951 an den Literaturkritiker Friedrich Schramm so, als hätte es die Vereinnahmung des Stückes durch den Faschismus nie gegeben …: die ›Meistersinger‹ sind ein herrliches Werk, ein Festspiel, wenn es je eins gab, ein Gedicht, worin Weisheit und Kühnheit, das Würdige und das Revolutionäre, Tradition und Zukunft sich auf eine großartig heitere Begeisterung für das Leben und für die Kunst tief aufweckende Weise vermählen.

Und mein unvergessener Freund Kurt Pahlen zieht den Schluss … Alle, das Volk, der Kritiker, die ganze Meistersingerzunft, alle sind schlecht dabei weggekommen. Ihr engstirniges Festhalten an vielleicht längst überholten Regeln, ihr Höherbewerten der Theorie … gegenüber der lebendig fortschreitenden Kunst (nicht Künstlichkeit – B.W.), hat sie in wenig günstigem Lichte erscheinen lassen … im strahlenden C-Dur erreicht die Oper eine leuchtende Apotheose des Geistes.

 Der Historiker Wilhelm Richard Berger charakterisiert die sich auf Wagners Festoper Die Meistersinger von Nürnberg richtenden Verdikte als eine verzweifelt naive Geschichtsauffassung. Um keine Oper Wagners sind so erhitzte ideologische Debatten geführt worden wie gerade um die ›Meistersinger‹. Die Kontroverse geht bis in die Inszenierungen unserer Tage hinein, und immer noch ist sie geprägt durch die politische Vereinnahmung, welche die Oper durch Wilhelminismus und Nationalsozialismus hat hinnehmen müssen. Man warf und wirft den ›Meistersingern‹ Chauvinismus und Deutschtümelei vor, wobei die Kritik sich vor allem am Schlussaufzug entzündet, an Sachsens Warnung vor ›welschem Tand und falscher welscher Majestät‹ und an seiner markigen Aufforderung: ›Ehrt eure deutschen Meister!‹. Vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus’, so Berger, sei dies natürlich anstößig, doch charakterisiere dies nicht vielmehr Wagners revolutionäre und antifranzösische Haltung sowie seine Begeisterung für die Gründerzeit, die nationale Einheit? Auch hat das Wort deutsch nicht dafür zu büßen, auch nicht in Wagners empathischer Überhöhung in Hans Sachsens Schlussmonolog auf der Festwiese. Man kann es eben nicht für die Machtansprüche der Gründerzeit und erst recht nicht für die schrecklichen Verbrechen des Dritten Reiches zur Verantwortung ziehen: Wäre es so einfach, müsste man die Sprachgesellschaften des Barock, Klopstock und den Göttinger Hein, Herder und den jungen Goethe (›Von deutscher Art und Kunst‹) gleichsam rückwirkend in Gesinnungshaft nehmen.  [12]

 

Wagner und Israel

Der Journalist Haggai Hiltron spricht mit Irad Atir, der an der Universität Bar Ilan in Israel im Juni 2012 seine Studien in Musikwissenschaft mit einer Dissertation über Richard Wagner abschloss und dafür vom Internationalen Institut für Holocaust-Studien, Yad Vashem einen Preis erhielt. Hier Auszüge aus Atirs Antworten beim Interview in : Wagners Kritik an Juden war Teil seines Widerstandes gegen die generelle soziopolitische und kulturelle Situation in diesem 19. Jahrhundert – einschließlich seiner nicht-jüdischen Gesellschaft. Wagner kritisierte bestimmte Aspekte an den Deutschen, z. B. deren Rückständigkeit, die bedingungslose Religiosität, den Stolz des Adels und den Militarismus. Generell gab es für unseren Komponisten gute und schlechte Deutsche – und gute und schlechte Juden. (Wagner verweigerte gleich zweimal seine Unterschrift unter eine antijüdische Petition von Kanzler Bismarck, die Rechte der Juden beschränken sollte.) Wagner wusste mehr über Juden und Judentum und arbeitete mehr mit Juden, als alle anderen Komponisten in seiner Zeit. Seine obsessive Voreingenommenheit gegen Einzelne und Gruppen war komplex und jederzeit veränderlich. Selbst das sehr schlimme Essay: „Über das Judentum in der Musik“ endet mit einem Aufruf, die jüdische und deutsche Kultur zu vereinigen. [13]

 

Der Leipziger Prof. Dr. Wolfgang Geier schreibt in einem Leserbrief vom 10. März 2017, dass die Dissertation von Irad Atir in Deutschland nicht nur zu einer Verweisung von einer Universität geführt hätte; sie wäre erst gar nicht angenommen worden. Ich habe mir erlaubt mit einem weiteren Leserbief zu antworten und den Vorgang in der hebäischen Zeitung Maariv veröffentlichen zu lassen: „Der Leserbrief von Herrn Geier ist ein Affront gegen die israelische Universität Bar Ilan und gegen das internationle Institut für Holocaust Studien Yad Vashem. An der Universität konnte Irad Atir promovieren und von Yad Vsshem hat er einen Preis für seine Recherche über Richard Wagner erhalten. Ich habe mir erlaubt diesen Vorgang in der hebräischen Zeitung Maariv veröffentlichen zu lassen.

                  

Dazu einige politisch korrekte und daher völlig falsche Regiekonzepte

 

Die Meistersinger von Barry Kosky bei den Bayreuther Festspielen 2017.

 

Zitat aus Newsletter Richard Wagner Verband International vom Januar 2018: „(…) Die Bayreuther Festspiele 2017 mit einer Inszenierung der >Meistersinger von Nürnberg< von Barry Kosky, die zu Jubelstürmen führte wie lange nicht in Bayreuth (…).“

Der jüdische Dirigent des Parsifal Hermann Levi muss dabei mit einer schrecklichen Judenfratze in die Figur des Stadtschreibers Beckmesser schlüpfen und wird von einer anderen Figur, die Richard Wagner sein soll über die Bühne gejagt. Dies führt im Publikum zu solchen Jubelstürmen! Die Festwiese am Ende des dritten Aktes findet im Gerichtssaal der Nürnberger Prozesse statt. (Zwischen 20. November 1945 und 01. Oktober 1946.) Es gibt in der Partitur des Komponisten weder Text noch Noten für diese Darstellung Aber nach Art. 5.3. GG ist das erlaubt und politisch korrekt. Die so positive Reaktion des Publikums ist sehr bedenklich. Sehr sogar!  

 

Levi gegenüber äußert sich Richard Wagner Wenn ich noch einmal über Juden schriebe, würde ich sagen, es sei nichts gegen sie einzuwenden, nur seien sie zu früh zu uns Deutschen getreten, wir seien nicht fest genug gewesen, um dieses Element in uns aufzunehmen (s. Bayreuther Blätter von 1937!). Und Levi schreibt in einem Brief an seinen Vater, den Oberrabbiner Dr. Levi in Giessen Er – Wagner – ist der beste und edelste Mensch. Dass ihn die Mitwelt missversteht und verleumdet, ist natürlich … Goethe ist es auch nicht besser ergangen. Aber die Nachwelt wird einst erkennen, dass Wagner ein ebenso großer Mensch als Künstler war, wie dies jetzt schon die ihm Nahestehenden wissen. Auch sein Kampf gegen das, was er ›Judentum‹ in der Musik und in der modernen Literatur nennt, entspringt den edelsten Motiven, und dass er kein kleinliches Risches (Judenhass) hegt, beweist sein Verhalten zu mir, zu Josef Rubinstein, und seine frühere intime Beziehung zu Tausig, den er zärtlich geliebt hat. – Das Schönste, was ich in meinem Leben erfahren habe, ist, dass es mir vergönnt wurde, solchem Manne nahezutreten, und ich danke Gott dafür.

 

Der mit dem Komponisten befreundete jüdische Karl Tausig meldet sich nach einer Berliner Aufführung des Lohengrin telegrafisch bei Wagner und berichtet, dass diese Aufführung die Judenschaft in Berlin wieder mit ihm versöhnt habe. Wagner antwortet unverzüglich nach Berlin: Deine Versicherung, alle Juden seien mir versöhnt, hat natürlich ihre Wirkung auf mich gemacht. Es wäre wirklich nicht übel, wenn von gescheiten und geistvollen Juden meine Broschüre nur eigentlich ordentlich gelesen würde; aber lesen scheint jetzt kein Mensch mehr zu können. Ich habe nun aber einem wirklich geistvollen Juden alles an die Hand gegeben, dieser ganzen Frage eine große und gewiss segensreiche Wendung, sich selbst aber eine höchst bedeutende Stellung zu unserer wichtigsten Kulturangelegenheit zu geben. Ich weiß, es muss ein solcher da sein, wagt (er) es nun nicht zu tun, was seine Sache ist, so muss ich doch wieder über alle Maßen traurig recht haben, wenn ich das Judentum – namentlich aber das moderne Judentum – so bezeichne und so bezeichnet lasse, als das von mir geschehen ist. Aber Mut muss man haben, nicht bloß Frechheit, denn mir ist’s Ernst um die Sache. – Sag Du mir nun, der ›Lohengrin‹ habe mir die Juden versöhnt, so vernehme ich darin eigentlich nur, dass meine Broschüre als eine Übereilung angesehen und als solche mir verziehen wird. Aber damit ist mir nichts Tröstliches gesagt. Gutmütigkeit habe ich gerade auch von Juden schon ungemein viel erhalten. Courage soll einer haben, dann will ich mich freuen!  [15]

 

Die Welt. 14.03.2018 Wie die „Meistersinger“ wieder nach Polen kamen

Von Manuel Brug  

 

„Politisch heikle Wagner-Mission: Erstmals nach 1933 kommen im polnischen Posnan Die Meistersinger heraus, mit einem jüdischen Dirigenten und einem deutschen Regisseur. Hier gibt es nun Die Meistersinger von Nürnberg. 85 Jahre lang, also seit 1933, war dieses so besonders deutsche Werk in Polen nicht mehr zu erleben. Und nun singt darin, von einem aufmerksamen, sozial gut durchmischten, jungen wie altem Publikum Hans Sachs doch wieder seine berühmt-berüchtigte Ansprache: Was deutsch und echt, wüßt’ Keiner mehr/ lebt’s nicht in deutscher Meister Ehr./ Drum sag ich Euch:/ ehrt Eure deutschen Meister!/ Dann bannt Ihr gute Geister/ und gebt Ihr ihrem Wirken Gunst,/ zerging in Dunst/ das heil’ge röm’sche Reich,/ uns bliebe gleich/ die heil’ge deutsche Kunst!  Da schluckt man, als deutscher Zuschauer zumal, dann doch. Man hat einen Knödel in der Kehle.“

 

Herr Brug als Rezensent einer renommierten Tageszeitung sollte wissen, dass das heilige römische Reich deutscher Nation die offizielle Bezeichnung für den Herrschaftsbereich der römisch-deutschen Kaiser vom Spätmittelalter bis 1806 existierte. Die Ansprache des Hans Sachs ist – siehe Wagners Partitur – für die Mitte des 16. Jahrhunderts verfasst, und keinesfalls für das sogenannte Dritte Reich der Nationalsozialisten im 20. Jahrhundert und auch nicht heute oder in Zukunft.

 

Ein Präzedenzfall: An der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf werden am 4. Mai 2013 Juden auf der Bühne in Glasvitrinen vergast. Regisseur und Bühnenbildner wollen damit den Antisemitismus Wagners zeigen.  Dass der Komponist kein Antisemit war haben sie nicht gewusst oder  dürfen es nicht wissen. Die Staatsanwaltschaft beantwortet meine Anzeige: Die aufgeführte Oper Tannhäuser nach Richard Wagner unterfällt dem verfassungsrechtlich geschützten Bereich der Kunstfreiheit (Art. 5 Abs. 3 GG), wenn die Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlichen Zwecken dient. So liegt es hier. Kunst ist einer staatlichen Stil- oder Niveaukontrolle nicht zugänglich; die Anstößigkeit einer Darstellung nimmt ihr nicht die Eigenschaft als Kunstwerk (zu vgl. BVerfG, Beschluss vom 7.März 1990, 1 BvR 266/86, 1 BvR 913187, zitiert nach juris). Die Einleitung von Ermittlungen kommt deshalb nicht in Betracht. Hochachtungsvoll Staatsanwältin B.  [16]                         

 

                                      Dauerausstellung in Bayreuth

 

Von dem Historiker Hannes Heer, dem Musikpublizisten Jürgen Kesting und dem aus Bayreuth stammenden Gestalter Peter Schmidt wurde die Ausstellung Verstummte Stimmen. Die Bayreuther Festspiele und die Juden 1876-1945 konzipiert und bleibt als Dokumentationsstätte seit 2012 dauerhaft im Park am Festspielhaus zu sehen. Auf Dutzenden großer Stelen wird dort an mehr als 50 Mitwirkende der  Richard-Wagner-Festspiele erinnert, die wegen ihrer jüdischen Herkunft schon vor 1933 diffamiert oder nicht besetzt und im Dritten Reich von den nationalsozialistischen Machthabern ins Exil vertrieben oder ermordet wurden. Thematisiert wird auch der Missbrauch der Festspiele als Mittel der politischen Mobilisierung. Die Ausstellung war und ist ein wichtiger und ausgesprochen gelungener Beitrag zur Aufarbeitung des düstersten Kapitels der deutschen Geschichte und der Rolle der Bayreuther Festspiele lange vor und während des Dritten Reichs, so heißt es in der Pressemitteilung der Stadt. Wegen der großen Resonanz bei Gästen und Bürgern hätten sich jetzt die Stadt Bayreuth, die Richard-Wagner-Stiftung und der Kurator Hannes Heer darauf verständigt, die Freiluftinstallation auf dem Grünen Hügel dauerhaft in Bayreuth zu zeigen. Nordbayerischer Kurier, 20. Juli 2015[17]

 

[1] Wagner, Richard: Deutsche Kunst und Deutsche Politik. In: Gesammelte Schriften und Dichtungen, Bd. 8. Leipzig.

[2] Weikl,B./Bendixen,P.(2012): Freispruch für Richard Wagner? Leipziger Universitätsverlag

[3] Meysenbug, Malvida von: Memoiren einer Idealistin, Hsg. Renate Wiggershaus/Ulrike Helmer, Königstein. 1998

[4] Heckel, Karl: Jesus von Nazareth – Buddha („Die Sieger“) – Parsifal. Bayreuther Blätter. 1891, Seite 5 ff,)

[5] Richard Wagner Jahrbuch, Bd. IV 1912).

[6] Lichtenberger, Henri: Richard Wagner, der Dichter und Denker, S. 417; Verleger Reißner 1913

[7] Brief an Mathilde Wesendonk, 1. Oktober 1858

[8]  Wagner, Richard: Gesammelte Schriften Bd. X, S. 282 f.).

[9] Programmheft der Bayreuther Festspiele 1970

[10] Wagner, Richard: In Bayreuther Blätter, 01. November 1882

[11] Der Festspielhügel 1893-1956

[12] Weikl,B./Bendixen,P. (2012): Freispruch für Richard Wagner? Leipziger Universitätsverlag

[13] Haaretz, 28. Januar 2013

[14] Maariv, 25. Juni 2017

[15]  Weikl,B./Bendixen,P. (2012): Freispruch für Richard Wagner? Leipziger Universitätsverlag

[16] Schreiben vom 24. November 2014

[17] Nordbayerischer Kurier, 20. Juli 2015

HIER NOCH EIN INTERVIEW MIT BERND WEIKL IN SEINEM MUSEUM

DRAMATURGISCHE SCHRIFTEN von Tim Theo Tinn – Nr.2

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Dramaturgische Schriften Tim Theo Tinn Nr. 2:

Theater als  hypothetisches Universum:

Insel von expressivem oder intellektuellem Ausdruck?

Heutige Trivialität oder utopisch/futuristisch und archaisch?

 

Neue „uralte“ gesellschaftliche Funktion, energetischer Ausstrahlung,

archaische Weisheiten und auch Quantenphysik

 

Überlebt der freie Mensch? Von unserer Wissenschaft und auch schon von antiken Weisen angekündigt, leben wir heute in rasanter Negation von Gesellschaft, Ökologie, Ökonomie, Religionen, öffnen sich Subkulturen.  Sind wir in beängstigender Zeitenwende? Überlegungen zu Theater-Wirklichkeiten und Möglichkeiten.  Einladung zum Nachdenken über Evolution bei Programmatischem, Dramaturgischem, Inszenatorischem für Schauspiel und Musiktheater.

Theater – insbesondere Musiktheater – kann extrasensorisch (über sinnliche Wahrnehmung hinausgehend) Besonderes: kann erweiterte unabrufbare Wahrnehmung, Hellsichtigkeit, Intuition, sechsten Sinn, Medialität, Geister, besondere intellektuelle Dispositionen offenbaren, dort kann alles sein, in theatralisch idealen Parallelwelten.

Ein Theater jenseits von obskuren Konsensrealitäten (Wirklichkeit auf die Menschen sich einigten), führt auch gem.  Quantenphysik zu real archaischen Weisheiten und feinstofflich metaphysischen Themen. Aktuelle Inszenierungen werden häufig dramaturgisch ins heute gerückt werden, als Spiegel und Reflexion der Gegenwart und damit als Manifest zu gegenwärtigen Konsensrealitäten.

 Trotz neuem Kulturkontext mit konkurrierende Medien Film, Fernsehen, Internet stagnieren tradierte Formen (Bühne, Dramaturgie, viel Alltägliches in Kostüm und Ausstattung  etc.) So gab es z. B.  um 1920 bei den Antipoden Griffith chronologische Bilder und Eisenstein Assoziationsmontagen.  Theater folgten den chronologischen Erzählweisen des Films, statt auf Abgrenzung und damit auf Kernkompetenz zu setzten (s. auch Kabuki, Comedia, Guignol etc.).

Wichtigste Inszenierungen langweilen oft, es fehlt gem. Zadek „der nötige Schuss Entertainment“, auch bei Ernstem. (s. Einer flog über Kuckucksnest als positives Beispiel dramaturgischer Möglichkeiten). Soziale Akzeptanz ist kein Schimpfwort – gute Unterhaltung gehört dazu. Inszenierungen sind oft retro – Aktuelles ist bei Premieren dann schon von Gestern in trister Gegenwart / beschränkter Vergangenheit, längst in allen Medien ausgeschlachtet und ausgenudelt.

Alternative: vorwärtsgewandt, mystische Welten in variablen Neu – oder archaischen Zeiten. Z. B. barocke Menschen (nicht Optik), mit Tiefe und Leichtigkeit, vital und sinnlich, nicht intellektuell, orientiert z. B. an Pasolini, Tarantino, Dick u. Doof, Grünwald, Bosch, Dix, Magritte. Momente, Empfinden zelebrieren mit Affekten und Assoziationen (Eisenstein). Emotional berühren, szenische Kontrapunkte, Bilder innerer Prozesse, Eintauchen in Unterbewusstsein, Notwendigkeiten von Seelennahrung, Emotionen visualisieren (Metaphern, Allegorien, Symbole).

Allzeitige Dramatik verlangt nach Proto – /Archetypen, Auslaufmodellen und Wege dorthin in allzeitigen Dimensionen. Wollen wir erduldete Gegenwart und Vergangenheit oder mögliche Varianten bzw. variable Zukünfte? Aktuell berühren Konzepte mit Leichtigkeit und Opulenz, denen aber oft Tiefe fehlt. Besuchen wir Un–und Überbe-wusstes:  archaisches Science Fiction – künstlich, unwirklich, für neue „uralte“ gesellschaftliche Theater- Wichtigkeit in unrealisierten Variantenräumen im Universum aller Welten, im Phantasma.

Fortsetzung folgt!

Tim Theo Tinn, 20. Juli 2018

(tinn@timtheo.de)

 

DER US-PRÄSIDENT UND DER WIENER THEATERDIREKTOR

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Der US-Präsident und der Wiener Theaterdirektor

Dass US-Präsident Donald Trump jede Kritik an seiner Person und seiner konfusen Politik als „fake news“ abtut, ist allgemein bekannt. Die damit einhergehende und bewusst herbeigeführte Erosion der Presse als ein wesentlicher Pfeiler westlicher Demokratien nimmt in Amerika inzwischen tatsächlich schon Besorgnis erregende Ausmaße an. So hat Trump am vergangenen Mittwoch die CNN-Reporterin Kaitlan Collins von der Berichterstattung über eine Zeremonie im Rosengarten des Weißen Hauses ausgeschlossen. Grund für diese unerhörte Entscheidung: Die kritischen Fragen, die Mrs. Collins zuvor am Morgen bei einem Fototermin mit EU-Präsident Junkers an Trump gestellt hatte

Senator Richard Blumenthal von den Demokraten hat dieses Vorgehen umgehend als untypisch für westliche Demokratien gebrandmarkt. So etwas kenne man nur von totalitärem Staaten.

Nur in totalitären Staaten und nur von autoritären Machthabern wie Putin, Kim Il Jun oder Recep Tayyip Erdogan? Hat nicht in Wien ein Theaterdirektor vor einiger Zeit eine Mitarbeiterin des Online-Merker von der Berichterstattung ausgeladen, weil er mit ihren fundiert-kritischen Rezensionen nicht einverstanden war? Ein ungeheuerlicher Vorgang!

Manfred A. Schmid

P.S. Dass es klügere und subtilere Möglichkeiten gibt, mit unbequemer Kritik und lästigen Kritikern umzugehen, hat der Schreiber dieser Zeilen vor Jahren zum Beginn seiner Tätigkeit als Theaterkritiker selbst erfahren. Eingeladen zu einem Gespräch mit Emmy Werner, die damals am Volkstheater gerade mit der Ausrichtung der anstehenden Skraup-Preise beschäftigt war, wurde er zum Adressaten folgender Aufforderung: „Ihnen hat ja im abgelaufenen Jahr überhaupt nichts gefallen. Wollen Sie nicht die Laudationen bei der Skraup-Preisverleihung halten? Bin gespannt, wie Sie das anstellen.“ Und so geschah es dann auch. Der Einladung wurde anstandslos Folge geleistet.

Salzburg Festspiele 2018: Gedanken zu…“DIE ZAUBERFLÖTE“ Ein Feuilleton

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Barbara Krafft: Portrait von Wolfgang Amadeus Mozart (Ausschnitt)
Wikimedia Commons

Gedanken zu… »Die Zauberflöte«
28. Juli 2018 Salzburger Festspiele

Von Thomas Prochazka

I.
Die Opernproduktionen der diesjährigen Salzburger Festspiele begannen — eigentlich — mit einem Etikettenschwindel. Denn angekündigt worden war Die Zauberflöte. Glaubt man dem Urtext der Neuen Mozart-Ausgabe, »eine deutsche Oper in zwei Akten« auf ein »Libretto von Emanuel Schikaneder«. Von einer »Fassung«, die zur Aufführung kommen werde, war nichts zu lesen gewesen in der Programmvorschau der Festspiele (S. 11ff).

II.
Einzig Bruno Ganz’s Rolle eines Erzählers konnte stutzig machen. Allerdings: Die Zauberflöte enthält soviele Dialogstellen, welche immer gestrichen werden. Warum also nicht charmanter Weise einmal diese Passagen in erzählerischer Form zu Gehör bringen? Damit würde z.B. für viele Besucher nachvollziehbar, warum Papageno in den Diensten der sternflammenden Königin steht.

Solches — nämlich die »Fassung« — nicht angekündigt zu haben: Etikettenschwindel.
(Ich bleibe dabei.)

III.
Man strich die Dialoge bis auf wenige Zeilen und ersetzte sie durch eine Rahmenhandlung. Was in der Programmvorschau noch als »Erzähler« firmierte, endete als »Großvater«, der seinen drei Enkel­kindern — den Drei Knaben — die Handlung erzählte. Märchenstunde mit Großvater Petz.

Klaus Maria Brandauer, für Bruno Ganz eingesprungen, vermochte dem Umstand wenig entgegenzusetzen, daß die seit Jahrzehnten in den U.S. Platz gegriffen habende Infantilisierung der Gesellschaft längst auch in unseren Breiten seßhaft geworden ist. Daß Brandauer am Beginn des zweiten Teils, bei der Versammlung der Priester Sarastros, aus William Shakespeares Der Kauf­mann von Venedig Teile aus Shylocks Monolog im dritten Akt rezitierte1, gestaltete die Ange­legenheit nicht erträglicher. Nicht einmal vor dem Rundfunkgerät. (Weder die Programm­vorschau noch die Website der Salzburger Festspiele geben übrigens Auskunft darüber, wer der Urheber der neuen Texte ist.)

Auch bedenke man, daß die Sänger in der Regel ihre Partien mit den Dialogen studieren. Fallen diese weg, fehlen viele neuronale Wegweiser für den Fortgang der Rollen. Das macht die Ange­legenheit für die Sänger nicht einfacher, erhöht den Stress am Premièren-Abend. Man hörte es. 

IV.
Darüberhinaus gab man sich politisch korrekt, strich Monostatos den Mohr und beförderte Schikaneders Sklaven zum »Diener«. (Dies freilich, ohne auf die 77 Sohlenstreiche zu verzichten, welche doch dann das Delikt der Körperverletzung nach § 83 StGB begründen.)

Folgerichtig hieß es in Monostatos’ Arie »weil ein Diener häßlich ist« (anstelle von »ein Schwarzer«) und »eine Schöne nahm mich ein« (anstelle von »eine Weiße«). Daß sich Michael Porter versingt, ihm im Laufe des Abends mindestens einmal ein »Mohr« entschlüpft: eine Wohl­tat. Daß Monostatos in seiner Arie »Alles fühlt der Liebe Freuden« im Kern jene Gleich­berechtigung einfordert, welche ihr die in vorauseilendem Gehorsam fehlgeleitete political correctness absurder Weise vorenthält, daß seine Arie nur Sinn ergibt, wenn er »anders« ist: welch’ eine — wenn auch unfreiwillige — Pointe!

V.
Musik wurde auch gemacht an diesem Abend.

Constantinos Carydis reihte sich ein in die Liste derer, welche das Fehlen jeglicher Tempo-Dramaturgie als neu und damit gut, jedenfalls aber als Vorteil, herausstreichen gegenüber ihren Vorgängern am Pult. Bereits in der Ouverture ließ der Grieche keine Zweifel an seinen Qualitäten als Mozart-Dirigent. Das einleitende Adagio schleppte sich. Im Allegro ließ Carydis alle Zügel und jede Hoffnung auf einen musikalisch erbaulichen Abend fahren, so gehetzt und oberflächlich polterte es dahin. — Agogik? Dynamische Abstufungen? Fehlanzeige.

Später wird Carydis in das dräuend langweilige Larghetto der Bildnis-Arie einen Allegro-Teil schmuggeln, Albina Shagimuratova als sternflammende Königin ungeachtet der Tempo­bezeichnungen Andante und Allegro moderato durch ihre erste Arie hetzen. Und Bariton Matthias Goerne, der es sicher schon bereut, die Baß-Partie des Sarastro übernommen zu haben, in seinen Arien an die Grenzen des Singbaren manövrieren.
(Hinzu kommt, daß die gesanglichen Leistungen des Abends generell nicht dazu angetan sind, Enthusiasmus für diese Zauberflöte zu entfachen.) 

Und: Darf man »im Jahr zwei nach Nikolaus Harnoncourt«, will man als ernstzunehmender Mozart-Dirigent gelten, ein Publikum glauben machen wollen, Allegro assai sei ein schnelles Allegro (anstatt ein sich dem Allegretto annäherndes)?

VI.
Vielleicht sollte man es im nächsten Jahr einmal nur mit Musizieren versuchen (anstatt fort­gesetzt Werke »deuten« zu wollen)?

Ein Gastkommentar von Thomas Prochazka von „Der Merker“

 

*William Shakespeare: Der Kaufmann von Venedig; 3. Akt, 1. Szene: »[…] Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht? Und wenn ihr uns Unrecht tut, sollen wir uns nicht rächen?«
Das Ethos in diesem Werk Shakespeares: eine Kette von Erbärmlichkeiten. Ein Tagedieb, der sich über­nommen hat und kraft einer Hochzeit bereichern will. Sein Freund, der bei einem Gegner (welchen er zuvor bespien) Kredit kauft. Ein weiterer Edler, der entführt. Und der vermeintliche Wucherer entpuppt sich als der einzige Ehrenmann des Stücks…↩

APROPOS: Nichts ist so häßlich als die Rache

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APROPOS: 
Nichts ist so häßlich als die Rache

Wieder einmal ist es gelungen: Nun hat man auch Gustav Kuhn abgeschossen. Für Taten, die – wenn er sie begangen hat, der Zweifel bleibt natürlich lebenslang an ihm kleben – zwei Jahrzehnte zurück liegen. Das macht sie nicht weniger verwerflich, nur von unmittelbarer Gerechtigkeit kann ja wohl nicht mehr die Rede sein. „Nichts ist so häßlich als die Rache; Hingegen menschlich gütig sein, und ohne Eigenutz verzeihn, ist nur der großen Seele Sache“, heißt es in der „Entführung“. Aber große Seelen findet man im Zusammenhang mit diesen Geschichten nie.

Mit den verurteilten Männern werden auch ihre Leistungen weggeworfen, der berühmten „Damnatio memoriae“ ausgeliefert. James Levine, einst ein großer Dirigent. Kevin Spacey, einst ein grandioser Schauspieler. Dieter Wedel, einst ein brillanter Regisseur. Alle Leistungen weggewischt, als wären sie nie gewesen. Für die Mitwelt tot. Allerdings leben sie noch, wenn man auch nicht wissen will, wie.

Der schwedische Theaterdirektor Benny Fredriksson, Gatte der bekannten Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter, hat sich dagegen im März 58jährig das Leben genommen, wegen einer „Medien-Treibjagd“, die ihr Ziel erreicht hat: Vernichtung der Täter von einst.

Ja, es hat wohl nur Peter Pilz „überlebt“. Die anderen Herren sollten ihn fragen, wie man es anstellt, der Vernichtung zu entgehen. Hilft es, wenn man Politiker ist…?

Nun soll klar gestellt werden, dass keinerlei Ausübung von Gewalt je leicht genommen werden soll. Aber es gab Zeiten vor „#metoo“, als der Verhaltenskodex ein total anderer war. In die Vergangenheit zurück zu verurteilen, wo sich kein Mann, der es sich leisten konnte, etwas dabei dachte, eine Frau weiß Gott wo zu tätscheln, ist inadäquat.

Nun ist der Fall Kuhn ernster – „massive seelische Gewalt“, in Form von Mobbing, Demütigung und Schikane werden schon noch (zur Freude der hechelnden Medien) ausführlich besprochen werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er aus diesem Prozeß zu seinem Erl-Amt zurückkehren wird. Der Mann ist meines Erachtens erledigt. Zumal ihm ein dummer Lapsus passiert ist, als er ausrichten ließ, „dass er – zumindest was die fünf in Rede stehenden Damen betrifft – jeden wie immer gearteten sexuellen oder erotischen Kontakt ausschließen kann“. Diese Damen also nicht. Aber andere?

Renate Wagner

DRAMATURGISCHE SCHRIFTEN von Tim Theo Tinn – Nr. 3

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DRAMATURGISCHE SCHRIFTEN von Tim Theo Tinn – Nr. 3

Theater für den 6. Sinn: Parallelwelt fiktiver Universen in archaischer Tradition und quantenphysikalischer Betrachtung zur Seelensprache

„Was für ein selten dämlicher, aufgeplusterter eitler Geck, der seine wirren Gedanken und wohlgepflegten Vorurteile unkontrolliert ins Internet ausschüttet.“
Kommentar im  Festspiele Forum vom Erratum

Mit dieser Würdigung wurden meine Ausführungen Nr. 2 vom 20. Juli kinderstubenfrei in anonymer Wollust ausgezeichnet. Unverstand dürfte hier eine differenzierte Würdigung verhindert haben. Ich eröffne lediglich Perspektiven für mögliche Zukünfte des Theaters, gebe Anregungen, keine Dogmen, keine normativen Vorgaben. Totalitäre Deutungshoheit scheint  in manchen Foren angemaßt.  Ich bewege mich jenseits vom Mainstream und Konsensrealitäten, von szenischen intellektuellen u. a. Blähungen, ziele auf schärfende Grenzgänge.

   J.M.W. Turner: „Licht und Farbe – Der Morgen nach der Sintflut“

 

5 + 1 menschliche Sinne: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten und rational nicht fassbare Intuition, Bauchgefühl, Ahnung, Empfinden: außersinnliche Wahrnehmung ist der 6. Sinn (Extrasensorisches). Kennt eigentlich Jeder, wird unterschiedlich bewertet und erlebt. Tatsächlich liegt dies im Menschenursprung, Jedem verfügbar, Viele lassen diese Seelensprache nicht mehr zu. (B.d.G.: Kürzlich hat auch Nikolaus Bachler, Intendant Bay. Staatsoper, seine Intuition als markante Grundlage erklärt)

 

Theaterursprung: Somit entfernte sich der menschliche Verstand von seiner eigentlichen Natur, von der Seelensprache. Mit zunehmender Dominanz dieses Egos suchte der Mensch magisch – mystische Derivate im Theater für die untergehende Verbindung. Das waren vor rd. 2500 Jahren – Aischylos u. Co., mit Erweiterung als Oper im 16. Jhdt. – Monteverdi u. Co. 

 

Im Hinblick auf heutiges oft nüchtern an tagesaktuelle Konsensrealitäten angelehntes (Musik-)Theater bleibt zu fragen: Kann Naturgegebenes renaturiert werden oder endet diese Individualität/ Kultur des Menschen nach rund 80.000 Jahre endgültig? Dazu muss auch hier die Urkraft des Universums geweckt werden. Theater kann mit kleinem Schubs subtil, verblüffend zu Parallelwelten, dem Urgrund/uralten Energiegewebe/Matrix, zu Quanten- u.  mystischen Geheimnissen, archaischer Vergangenheit und mystischer Zukunft, zu seinem Ursprung, der Seelensprache führen.

 

„Komponiert ist schon alles – aber geschrieben noch nicht“ (Mozart, bei Idomeneo- Entwicklung). Das lässt die Deutung zu, dass Mozart Zugang zu Welten hatte, in der alles was ist, war und jemals sein wird (Matrix – Variantenraum) hinterlegt ist.

Somit kommen geniale Bücher, Gemälde, Melodien, Dramen aus der Matrix– aus Paralleluniversen, werden nicht erfunden, ausgedacht sondern erkannt. In dieser Perspektive kann Theater wieder eine neue-alte gesellschaftliche Funktion bei Auflösen der Grenzen zwischen Wissenschaft und Spiritualität, neuen Erkenntnissen und archaischen Weisheiten finden. Der abstrahierte Verstand lies die Seele verkümmern.

Unsere Zivilisation änderte sich durch neue Technologien rasant und drastisch. Massenmedien u.a.  haben zu Verhaltensschablonen, unmerklicher Deformation der Psyche geführt: Zombifizierung (s. http://dasdu.de/255)! Gefährlich, fast unbemerkt durch amüsante Narkosen neuer, bequemer Unterhaltung und Kommunikation. Unbewusst unterliegen wir gleichgeschaltet in energoinformativer Matrix (s. z. B.  Faßbinder Film: Welt am Draht – 1973, Matrix -Reihe ab 1999 mit Keanu Reeves,  u. a.).

Unmerklich verwirklicht sich so Unterwerfung ohne physische Gewalt. Mglw. gibt es bald Weltanschauung ohne jede menschliche Freiheit–sie existiert einfach nicht mehr. Beispiele verlorener Menschlichkeit finden sich schon jetzt in Verwaltungen, Bürokratien, Banken, höherem Management, der Justiz, totalitären Systemen u.a. Mit Fremdbestimmung wird dies entschuldigt. Es gibt sogar Ausprägungen mit klinischer Bestätigung: Borderline -Persönlichkeitsstörung.

Das theatrale Paradoxon sollte sein: nicht dagegen kämpfen! Spielen wir den Possenreißer  mit Gleichmut  Bewusstsein des Menschen kann durch Theater das nötige energetische Feld schaffen –  vieles wird dann obsolet – Geist wird Materie. Theater wird neue/alte Instanz!

Theater- Erblühen/Entfalten: Assoziatives, Metaphern, Allegorien auf mentaler/ emotionaler Ebene imaginieren, Öffnung zu Feinstofflichem. Fantasia mit energetischen Delikatessen: kein Ego wie ein quiekendes, sich windendes Schweinchen bändigen, Spielregeln übertreten, Einflüsse durch Unkonventionelles dämpfen, außergewöhnlich unerwartet reagieren. So brechen wir falsch verinnerlichte Regeln mit lockerer, sorgloser Entschiedenheit ohne Dogmen – Vereinigung extrasensorischer/metaphysischer Realität statt physischem Intellekt.

 

Die Intuition ist verschwommene Vorahnung. Durch Ablenkung des Verstandes ist die Seele leichter zu erreichen, befreit vom Ego. Also Theater nicht als rational strukturierte, egoorientierte, verkopfte Kritikeranbiederung, sondern als assoziatives intuitives Fühlen, als Intention, Theater der Affekte und Assoziationen, aus Assoziationsmontagen (Eisenstein).

 

Konsensrealität und idealmögliche Fantastik:  neues altes Wissen wird sich so schnell wie das Internet etablieren. Öffnen wir magische Türen zu seltsamen und ungewöhnlichen Dingen, zu einer Realität, die uns ganz nah ist–nun aus falschen Beschränkungen, Zwängen, Stereotypen und dem desillusionierenden Sumpf erlöst wird.

 

Quantenphysik hat das tiefe Selbst und die tatsächliche reine Bewusstheit wiederentdeckt, identifiziert. In der Antike wurde dies göttlicher Funke, höheres Selbst, Seele, Spirit, etc. genannt. Für unseren Verstand bleibt es unmöglich zu verstehen – aber wir können dessen gewahr werden – mit dem Brückenbauer Theater.

 

Der Terminus „Vorstellung“ führt im tatsächlichen Wortsinn z. B. zum Vorstellen neuer alter Paradigmen, irrationaler Inhalte. Einem häufig in Inszenierungen gepflegten Alltag muss keine Phantasie gewidmet werden. Durch neue Wissenschaften werden alte spirituelle Weisheiten bewiesen. Damit ist die Zeit reif.

 

Durch Quantenphysik und archaischen Prophetie erhält z. B. der Begriff „Deus ex Machina“ neue, alte Bedeutung. Dramentechnisch gilt er üblicherweise für unlogische handlungsfördernde Umstände (dramaturgische Konsensrealität), als Magie oder paranormal. Tatsächlich ist im Wortlaut Anderes schon wörtlich vorgegeben – Gott aus der (Theater-)Maschine) bezeichnet schon ursprünglich das Auftauchen eines göttlichen Einflusses. Die bisherige Definition ist Hilflosigkeit durch Nichterkennen.

 

Imagination schafft neue Wirklichkeit und der Mensch besteht/bestand aus Imagination, der Kardinaltugend des Theaters. Das bedingt Verantwortlichkeit: wenn die Matrix gespiegeltes Weltenleben in allen Varianten reflektiert, wird Ungutes und Desolates entlarvt und neue Wege eröffnen sich.

 

Ist unser tägliches Gestrampelt denn tatsächlich normal, Konsensrealität unumstößlich?

Könnte es fingiert sein, sich knacken lassen?

Theater kann das: mit der Reflektion auf wunderliche, befremdende Potenzierung problematischer Konsensrealitäten finden sich Ideale, Gralsschalen, nicht in trivialer äußerer Undurchdringlichkeit sondern im Inneren jedes Menschen – die Erweckung durch Initialzündung und Spiegelung des universalen Variantenraumes.

Fortsetzung folgt im September 2018

2.August 2018

Tim Theo Tinn (tinn@timtheo.de)


APROPOS: Unser tägliches Opfer gib uns heute

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APROPOS: 
Unser tägliches Opfer gib uns heute

Heute ist es Daniele Gatti. Auch ein Name der A-Klasse. Sonst ist es ja halb so schön. Das Königliche Concertgebouw Orchestra hat seinen Chefdirigenten rausgeworfen. Die Vorwürfe sexueller Belästigung durch die Sängerinnen Alicia Berneche und Jeanne-Michele Charbonnet gehen allerdings auf die Jahre 1996 und 2000 zurück… Die Beschwerden von Musikerinnen des Orchesters dürften neuerer Natur sein.

Ein Mann, ein Italiener alter Schule wohl, versteht die Welt nicht mehr: „Jedesmal, wenn ich einen Annäherungsversuch an jemand unternommen habe, habe ich das in der vollen Überzeugung getan, dass es von gegenseitigem Interesse getragen wurde.“ Mehr kann man nicht verlangen.

Und bitteschön – so wie wir uns nicht übers schlechte Fernsehprogramm aufregen sollen, weil wir es ja nicht anschauen müssen, können wir einem Mann mehr oder minder unmissverständlich (bis zur Ohrfeige, wenn er allzu aufdringlich ist) sagen, dass wir das nicht wünschen… und die Sache hat sich.

Also: Ich fürchte, wenn das so weitergeht, werden die Beziehungen zwischen den Geschlechtern irreparabel gestört. Wie soll das „Anbandeln“ funktionieren, wenn – wie in einem frühen Stadium der Debatte Catherine Deneuve meinte – das Tätscheln eines Knies zur Todsünde wird? Da muss doch jeder Verheiratete froh sein, wenn er einen Partner zuhause hat, mit dem er / sie, wer gerade Lust hat, ohne vorherige feierliche Anfrage… was immer.

Aber das Ganze geht ja noch viel weiter. Überlegen wir uns doch bitte einmal grundsätzlich: Man hält uns die Fehler der Vergangenheit immer wieder vor, mit der Aufforderung, daraus zu lernen. In Ordnung. Aber das kann doch nicht nur in eine Richtung gehen.

Wenn die Richtung beispielsweise „Hexenjagd“ – „McCarthy“ – „#metoo“ anzeigt, und das überdeutlich, sollte uns das nicht zu denken geben?

Die überhitzte Hysterie der selbstgefälligen Gutmenschen, die gar nicht genug daran tun können, „Bösewichte“ an den Pranger zu stellen – sind sie besser als jene Menschen im Mittelalter, die sich ein Volksfest aus dergleichen machten und über die wir den Kopf schütteln?

Unser Volksfest findet in den Sozialen Medien statt, und wenn wir diesmal nicht, statt den Kopf nur zu schütteln, kühlen Kopf bewahren – wer weiß, wo man noch hingeschwemmt wird.

Zum „Heißa, die Hex ist tot“ – und die Hex’ war ein Mensch, mit dem andere ein Hühnchen rupfen wollten und jetzt, wo die Möglichkeit gegeben war, es flugs getan haben. Und ein Leben und eine Karriere sind zerstört.

Renate Wagner

Neo Rauch und Rosa Loy, Ausstatter des neuen Bayreuther „Lohengrin“, bei der Mitgliederversammlung der „Freunde von Bayreuth e.V

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Neo Rauch und Rosa Loy, Ausstatter des neuen Bayreuther „Lohengrin“, bei der Mitgliederversammlung der „Freunde von Bayreuth e.V.“ am 27. Juli 2018

Im Rahmen der jedes Jahr während der Premieren-Serie der Bayreuther Festspiele stattfindenden Mitgliederversammlung der „Freunde von Bayreuth e.V.“, die die Festspiele jährlich mit einem sehr bedeutenden Betrag zwischen zwei und  drei Millionen Euro unterstützen, waren die Festspielleiterin Katherina Wagner und das Künstlerehepaar Neo Rauch und Rosa Loy auf dem Podium. Bekanntlich sind sie für die Ausstattung dieser Neuinszenierung verantwortlich, die nicht zuletzt deshalb auch mit großer Spannung erwartet wurde. Für mich fand am Premierenabend ein Primat der Ausstattung über die Regie statt, für die der junge US-Amerikaner Yuval Sharon verantwortlich ist, der aber nicht zur Mitgliederversammlung gekommen war.


Neo Rauch und Rosa Loy. Foto: Youtube

Neo Rauch und Rosa Loy gaben nach einer allgemeinen Einführung durch Katharina Wagner einige interessante Informationen zu ihrer Sicht des „Lohengrin“ und wie er in sechs Jahren in ihrem Atelier entstanden ist. Für Neo Rauch steht und fällt der Erfolg mit der „malerischen Umsetzung“. Wagners „Lohengrin“ liege eine „Mechanik des Raumgeschehens“ zugrunde. Das wollten sie mit ihrer Inszenierung symbolisieren. „Ich versuche träumend zu malen und malend zu träumen“ konstatierte Rauch. Seit sechs Jahren sei in ihrem Atelier die CD mit der „Lohengrin“-Musik gelaufen. Diese Musik habe letztendlich auch die Bilder evoziert. Er habe fast nichts gelesen, keine Literatur zum Werk, sich dem „Lohengrin“ nur über das Hören genähert. Das Textbuch war ihm nicht so wichtig, wie er auf Anfrage sagte, aber er habe es natürlich gelesen um zu wissen, worum es geht. Er wollte sich auf die Musik konzentrieren.

Dazu gab Neo Rauch ein interessantes Statement ab. Die Bedeutung des Kunstwerks erschließe sich über die Sinnlichkeit. Die verstandesmäßige Bedeutung sei für ihn nachrangig. Ihn habe schon immer das Hypnotische an Wagner fasziniert. Er sei aber kein Experte, sondern ein „Opfer“. Die Kostüme seien im Wesentlichen an das 17. Jahrhundert angelehnt. Sie wollten einen Zirkelschluss von der Gegenwart in die Zeit des Stücks, und da komme man ins 17. Jahrhundert. Da sie den „Lohengrin“ als Stück im „Raum der assoziativen Sinnlichkeit“ ansiedeln, seien solche Rückgriffe möglich. So gebe es bei den Kostümen auch mittelalterliche Referenzen oder solche an die Gegenwart, wie die Brillen der vier Edlen. Es sollten also „Haarrisse in der Optik“ sein. Man verliere den Boden unter den Füßen. So dachten  sie, dass man sich auch solche Irrgänge erlauben könne. Es sollte Brüche geben, auch um das Auge zu überraschen – lebendige Bilder! Die Insektenflügel seien erst im sinnlichen Raum präsent gewesen. Sie symbolisierten die Assoziationskette von elektrischem Licht und Motten, die sich zum Licht hingezogen fühlen. Auch im Schilf der 1. Szene des 2. Akts gebe es eine gewisse Tierwelt, Insekten und Vögel, auch Andeutungen von Wassergeflügel.

Der „Lohengrin“ sei ein Märchen für Erwachsene. Sie haben die Neuenfels-Inszenierung in Bayreuth zwei Mal gesehen. Für Rosa Loy erzeuge die Musik im Körper eine Resonanz. Das wirke sich dann auf die Gefühle aus. Und diese Gefühle zeigten sich in den Bildern. Der „Lohengrin“ sei ein vielschichtiges Stück und erreiche damit „zeitgenössische Relevanz“. Aber das habe natürlich auch mit den eigenen Befindlichkeiten zu tun.


Rosa Loy und Neo Rauch. Foto: Youtube

Für Neo Rauch transportiert sich die Kunst „hinter den Gitterstäben des Textes hindurch.“ Dann müsse man für Anregungen offen sein, wie auch für das für viele Festspielbesucher rätselhafte grüne Männchen am Schluss. Es sei ihm in einem Traum erschienen. Der grüne Mann stehe für die Wiedergeburt, die Reinkarnation und den Neubeginn. Man könne das in Wikipedia nachlesen. Es war für ihn „eine Zusendung aus dem Unterbewusstsein“; solche Zusendungen könnten sich in das Allgemeingut einklinken.

Auf den Kommentar eines Mitglieds der Freunde, dass Wieland Wagner in Bayreuth bereits einen berühmt gewordenen blauen „Lohengrin“ inszeniert hatte und das Blau die mit dem A-Dur Lohengrins zu assoziierende Farbe sei, führte Neo Rauch aus, wie er zu dem Blau der Produktion gekommen ist. Er hatte das Erlebnis einer Delfter Porzellanausstellung und sah in dem Blau eine funktionierende Rahmensetzung. Damit wurde auch die Bilderwelt aktiv. Dann las er das Nietzsche-Zitat. Man solle also die Dinge nicht über den Kopf sondern in einer Art somnambulem Zustand auf sich zukommen lassen. So sei der bewegte Schilfgürtel als Rückfall ins Paranoide zu deuten. Das kleine Brautgemach – ein Transformatorenhäuschen (Anm. d. Verf.) – solle bewusst skurril sein, um „den Irrsinn zu unterstreichen“. Das Bühnenbild solle aber der Musik dienen.

Auf eine Frage nach der Bedeutung der sich verschiebenden Kulissen in der 1. Szene des 2. Akts meinte Rauch, dass Yuval Sharon diese Szene sehr ruhig machen wollte. Man sollte das Abstruse nicht so richtig sehen, also waren langsame Bewegungen angezeigt. Vielleicht sollte es hier noch etwas mehr Licht geben. Möglicherweise wäre da also nachzubessern. Man müsse aber auch festhalten, dass Yuval Sharon sich in ein bestehendes Konzept eingearbeitet habe und von der Schlüssigkeit der Vorlage überzeugt war. Das sei auch bei Alvis Hermanis so gewesen.

Auf die Frage, warum König Heinrich schon vor Ankunft Lohengrins eine silberne Doppelausfertigung des gestylten Schwans als Brosche trügt, meinte Rauch, dass er als König schon sehr viel – wohl historisches (Anm. d. Verf.) – Wissen angesammelt habe und deshalb auch der Schwan bereits in diesem Wissens-Archiv enthalten sei, eine Antwort, die nicht ganz überzeugte. Das „Flugobjekt“ Schwan solle einen Bruch darstellen, also Weiß gegen Blau. Man könne darin auch das große Wagner-„W“ erkennen, oder das „W“ der Bayreuther Porzellanmanufaktur „Walküre“…

Katharina Wagner meinte zum Regiekonzept, dass die Brabanter Gesellschaft lahm gelegt sei, also energielos. Die Idee des wieder Energie bringenden Umspannwerks sei von Neo Rauch und Rosa Loy gekommen und der Regisseur spiele sehr gut damit.

Es wäre interessant gewesen, auch Yuval Sharon zum Themenkomplex dieses Regiekonzepts zu hören.

Klaus Billand

APROPOS: Die Ballade von der Unverhältnismäßigkeit

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APROPOS:
Die Ballade von der Unverhältnismäßigkeit

Wäre ich ein Unternehmer im Druckereigewerbe, ich würde auf eine Zukunftsmarke setzen. In der Art eines Rechnungsbuchs, nur dass die einzelnen Scheine (mit zwei Durchschlägen, zum Herausnehmen, je einer für die Beteiligten und einer fürs Archiv) folgenden Text enthielten:

_________________________

Ich, ……………….,
erkläre mich mit einmaligem Beischlaf mit
…………………
ausdrücklich einverstanden.
Ausgenommen:
° Küssen
° Fellatio
° Cunnilingus
° Sado Maso
° Sonstiges (bitte genau ausführen)
           (Zutreffendes bitte ankreuzen)
Datum, Zeitraum
      (denn was um 20 Uhr gilt, muss nicht mehr für 22 Uhr gelten),
Ort, Unterschrift
……………………………………..
Mit Unterschrift zur Kenntnis genommen und bestätigt vom Antragsteller
…………………………………………
Dieses Dokument kann bei Gericht vorgelegt werden
________________________________________________

Das mit den Zeugen wird nicht immer so leicht sein… Da bliebe übrigens auch – weil die Stempelmarken ja abgeschafft sind – das Problem des Amtsstempels offen… Aber mit solchen beamtigen Lappalien könnten sich die Frauenministerien der Welt befassen.

Wird die Zukunft so aussehen? Oder wird diese ganze Welle von Anklagen (wo sicher neben berechtigten Angriffen auch Verleumdungen dabei sind) irgendwann verschwinden, so wie sie gekommen ist – und neuen Erregungen im Netz Platz machen?

Es geht ja heutzutage alles so schrecklich schnell. Schlagzeile Gatti, und schon ist die Schlagzeile Kuhn Schnee von gestern. Nur wie seine Mitwelt ihn ansieht, schräg nämlich, das wird ihm jedenfalls bleiben.

Man kennt ja das Phänomen des Internets (in dem Film „Cleaners“ wurde das auch sehr klar ausgeführt): Aufmerksamkeit ist ein Endprodukt, das man nur noch erreicht, wenn man die Dosis der Erregung immer höher schraubt – darum die schrecklichen Szenen von Hinrichtungen, damit die Terroristen ihre Zugriffe bekommen, darum die immer hektischeren, immer schamloser manipulierten Anklagen in allen Belangen, die unseren Alltag betreffen, darum die immer größeren Namen, die man ins Gespräch werfen muss, um entsprechend in aller Welt Geschrei zu erregen.

Wen interessiert es, wenn Orchestermitglieder oder Verwaltungsbeamte, deren Namen nur die unmittelbare Umwelt kennt,  wegen Anklagen sexueller Natur hinausgeworfen werden – schlimm genug für die Beteiligten, die solcherart angeschüttet (zu Recht oder zu Unrecht) durchs Leben gehen müssen. Aber so richtig süffig wird es nur, wenn man sich in kristallinen Höhen bewegt, wenn ein „Erlkönig“ zu Fall gebracht wird oder man sinnlos Lebenszeit mit den Spekulationen verschwenden kann: Wird Katharina Wagner einem solcherart in Verdacht geratenen Mann (der ja plötzlich kein hoch geschätzter Künstler mehr ist, sondern nur noch eine Peinlichkeit, die man „sehr ernst nimmt“) den „Ring“ dirigieren lassen?

Brechts „Ballade von der Unzulänglichkeit des menschlichen Planens“ ist längst zur Ballade von der Unverhältnismäßigkeit des menschlichen Handelns geworden.

Renate Wagner

ERKLÄRUNGEN ZUM „BUH-PHÄNOMEN“. Leitfaden zur richtigen Einordnung von Buh-Rufen

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IMMER WIEDER HÖREN WIR VON BUH-RUFEN. ORDNEN WIR DIESE AUCH RICHTIG EIN?

Bildergebnis für buh

Erklärungen zum Buh-Phänomen (von Klaus Billand)

Vorgestern sagte ich an dieser Stelle, dass ich einen weltbekannten Akustiker auf das Thema der meines Erachtens völlig überschätzten Buh-Rufe angesichts der Diskussion um den Applaus nach der „Poppea“-Premiere bei den Salzburger Festspielen ansprechen werde. Es handelt sich dabei um Prof. Dr. Karlheinz Müller, der unter anderem bei den jeweiligen Umbauten für die nun exzellente Akustik der Felsenreitschule und der Hauses für Mozart verantwortlich zeichnete. Gestern Abend nach dem „Prozess“ habe ich ihn nun getroffen.

Seine wissenschaftlichen Erklärungen sind ebenso interessant wie einleuchtend: Es dreht sich hier um das Phänomen der sog. Formanten. Damit bezeichnet man in der Akustik und Phonetik die Konzentration akustischer Energie in einem fixen (unveränderlichen) Frequenzbereich (Hz), unabhängig von der Frequenz des erzeugten Grundtons (Wikipedia). Die Formanten der Buhrufe liegen im Tieftonbereich der menschlichen Stimme und dominieren deshalb die Beifallskundgebungen durch Applaus überproportional im Gehör, denn der Applaus liegt mehr im Hochtonbereich. Auch die Bravo-Rufe liegen weit höher. Laut Prof. Müller ergibt sich dadurch zwischen Bravoruf und Buhruf eine Relation von etwa 10:1 und – es klingt nahezu unglaublich – beim Klatscher zum Buhrufer eine Relation von gar etwa 100:1. Die akustische Neutralisierung eines Buhrufs bedarf also etwa 100 Klatschern, womit sofort klar ist, wie relativ (unerheblich) einige Buhrufe für eine realistische Publikumsbeurteilung sind. In einem Opernhaus von 1.500 Plätzen bedarf es also 15 Buhrufen, um die „restlichen“ 1.485 Klatscher, die die Aufführung offenbar für gut befinden, zu kompensieren. Dabei müssten diese 1.485 aber wirklich alle klatschen. Das tun aber nicht alle, obwohl ihnen das Stück gefiel – sie sind einfach nur ruhig (und im besten Falle so bewegt, dass sie gar nicht klatschen können…). Die Relation zu Ungunsten der Klatscher steigt signifikant weiter an, wenn die Buhrufe in einen Moment des Ablassens des ersten oder eines weiteren Beifallssturms, also in einen abnehmenden Klatschpegel, hinein buhen, was immer wieder zu erleben ist. Dann können sich die beiden Relationen enorm zu Lasten des Beifalls steigern.

Es wäre also gut, dass Rezensenten, die Missfallenskundgebungen des Publikums in Form von Buhrufen in ihrer tatsächlichen Bedeutung würdigen wollen, sich dieses Umstands bewusst sind.

Ein sogenanntes „Matchen“ kann in der Tat zustande kommen, wobei dann aber die Anzahl der Buhrufer so groß sein muss, dass sie die Gesamtzahl der Klatscher tatsächlich akustisch neutralisiert bzw. übertrifft und diese daraufhin noch mehr klatschen. Das konnte ich nur ganz selten beobachten. Eigentlich kann ich mich nur an den Fall Castorf nach der „Ring“-Premiere in Bayreuth 2013 erinnern. Erst dann könnte man m.E. von einer signifikanten oder gar weitgehenden Ablehnung der erlebten künstlerischen Leistung sprechen.

Klaus Billand aus Salzburg

APROPOS: Russland und die Don Kosaken

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APROPOS: Russland und die Don Kosaken

Dass der russische Präsident zur Hochzeit einer österreichischen Ministerin gekommen ist, finde ich nicht mehr und nicht weniger als eine Geste, kein Statement (zumal er ja nicht extra hergereist ist, sondern nur einen Umweg gemacht hat). Dass man medial dermaßen „ein Wasser“ darum herum machen kann, ist wohl nicht nur mit der Sommerflaute zu erklären. Da kann man die künstlichen Erregungen, die unsere heutige Welt beherrschen, wieder einmal hoch schaukeln – für nichts und wieder nichts, wenn wir ehrlich sind.

Besonders drollig finde ich, wenn Putin-Gegner sich darüber erregen, dass er zehn Don Kosaken zur Hochzeit mitgebracht hätte. Das sei doch einfach ein Russland-Klischee (!!!). Ja und? Wen hätte er denn bringen sollen? Die Pussy Riots, damit sie einen echten Krawall abziehen und die Hochzeit in ein Happening verwandeln? Die Lipizzaner sind auch Österreich-Klischee, aber ich kann mir niemanden vorstellen, der nicht komplett glücklich und begeistert ist, wenn man ihm die Weißen Pferde vorführt…

War das ein „Arbeitshochzeitsbesuch“, wie unterstellt? Nun hat ein Kommentar im „Profil“ an die Worte von Henry Kissinger erinnert: „Wir haben keine Freunde, nur Interessen.“ Na klar, darüber macht sich ja doch niemand Illusionen. Darum ist Sebastian Kurz wohl auch mit dem russischen Präsidenten im Auto nach Graz zurück gefahren, denn Zeit, in der man miteinander reden kann, ist kostbar (nach dem Motto: „Wenn Sie schon einmal da sind…“). Egal, ob die Medien schäumen.

Franz Welser-Möst hat einmal zu mir gesagt: „Ich lese keine Kritiken. Warum soll es mich interessieren, was irgendjemand über mich schreibt?“

Ich glaube, Sebastian Kurz hält es ebenso und geht unerschütterlich seinen Weg. Von seinem Standpunkt aus sicher das Gescheiteste.

Renate Wagner

APROPOS: Fink und Fliederbusch

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APROPOS: Fink und Fliederbusch

Arthur Schnitzler, ein Dichter, der mir persönlich viel bedeutet, hat ein witziges Stück geschrieben, von dem ich wünschte, es würde öfter gespielt. Es heißt „Fink und Fliederbusch“, und wenn darin ein junger Journalist unter verschiedenen Namen bei zwei Zeitungen gegensätzlichster Weltanschauung schreibt, kann er erst so richtig zeigen, was er kann. Nämlich alles und dessen Gegenteil gleich überzeugend behaupten…

Ja, ich kann, wenn ich es wollte, über ein- und denselben Theaterabend eine Hymne oder einen vernichtenden Verriß schreiben, das ist nur eine Frage des Handwerks und der Skrupellosigkeit. Aber da ich mich nie auf die Ebene eines ganz, ganz berühmten Kritikers (Name ist mir bekannt) begeben habe, der vor der Vorstellung mit den Worten „Es wird mir nicht gefallen“ in den Zuschauerraum stürzte, schreibe ich eigentlich das, was ich meine – egal, wem es gefällt und wem nicht.

Eine lange persönliche Einleitung zu einer Lächerlichkeit, die einen Nachschlag verdient. Gestern waren es die Don Kosaken, die man Wladimir Putin vorwarf, als er zu einer Hochzeit in die Steiermark reiste. Heute… bitte, sehen Sie sich das Video an: Er tanzt mit der Braut (rundum eine groteske Masse von Menschen, von denen jeder einzige in sein Handy starrt, um Fotos zu schießen), am Ende küsst er ihr die Hand, und sie macht einen Knicks. Nette Gesten beiderseits, einfach gutes Benehmen.

Und was lese ich darüber? Empörung über den „Kniefall“ (!!!) der Ministerin vor dem russischen Präsidenten! Wie bitte? Kniefall? Wie idiotisch muss man sein, um das aus dieser Szene herauszulesen, nur um daraus wieder einen Wirbel zu inszenieren? Kann der Journalismus, mit dem wir leben, noch tiefer sinken? Schlag nach bei Schnitzler: Man kann aus allem machen, was immer man will, was immer dieser oder jener Seite opportun erscheint. Nicht nur der Anstand, sondern auch die Stimme der Vernunft gehen gurgelnd im Medien-Schlangennest unter…

Welches Ausmaß von Schwachsinn mutet man den Lesern eigentlich noch zu? Ist da nicht langsam Protest angebracht?

Renate Wagner

APROPOS: Ja, die Zeit ändert viel…

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APROPOS: Ja, die Zeit ändert viel…

Erster Gedankengang:

Ich habe mich diesen Sommer nicht weiter von Wien wegbewegt als bis Reichenau, und ich hatte auch keinerlei Bedürfnis, wie in früheren Jahren hektisch zwischen Salzburg und Bayreuth, Bregenz und Verona herumzuzischen (und womöglich Glyndebourne und Aix als Draufgabe, obwohl diese Orte bei den Österreichern nicht so populär sind). Man wird älter, und man hat’s gehabt.

In alten Zeitungen zu blättern, die irgendwann in Ecken geschmissen wurden, um „später“ einmal hervorgeholt zu werden, bedeutet „Walking Memory Lane“, und das ist eine gute Sache. Sie beweist nicht zuletzt, dass wir uns über nichts aufregen sollen, denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt, wie dieser grammatikalisch unmögliche, aber inhaltlich wohl richtige Satz lautet…

Zweiter Gedankengang:

Die Salzburger Festspiele neigen sich ihrem Ende zu, höchst erfolgreich, wie man hört, was mich und die in der Wolle gefärbten Alt-Opernfreunde wundert, denn die Besetzungen von „Zauberflöte“, „Salome“ oder „Pique Dame“ waren ja keinesfalls Über-Drüber-Festspielglanz, sondern eher weit drunter. Aber bitte, wenn sich eine Marke verkauft, dann tut sie es. Und wer verkauft die Salzburger Festspiele am besten? Die Präsidentin, Helga Rabl-Stadler, die Unentbehrliche, immer Präsente, immer so mit vollem Herzen Engagierte (das glaubt man ihr, das kann man nicht spielen). Sie also, ohne die es nicht geht, die Integrationsfigur. Bloß…

Dritter Gedankengang:

Was finde ich also in der Presse vor 20 Jahren? Es gibt ja wirklich „Fundstücke“, da gehen einem die Augen über (denn man hatte natürlich vergessen, was damals war).

Wie war das damals, als mit Peter Wittmann ein neuer „Kunststaatssekretär“ der SPÖ gewaltig umrühren und die Salzburger Festspielpräsidentin abschaffen wollte? Sie schien also gar nicht immer so unentbehrlich, sondern damals eher „überflüssig“, für Wittmann offenbar ein Störfaktor, in ihrer Funktion auf reine Repräsentation reduziert … Na, das hat man ja dem alten Kaiser auch nachgesagt, und schaut’s, wie schief es gegangen ist, als er weg war.

Vierter Gedankengang:

Was beweist die Erinnerung daran, dass man die „Unentbehrliche“ vor 20 Jahren einfach wegwischen wollte? Erstens, dass alles immer nur Politik ist – keine Ahnung, welche ÖVP-Seilschaften damals beschworen werden mussten, um die Chefin im Amt zu belassen. Zweitens, dass ein Job ist, was man daraus macht, und sie hat das Höchstmögliche daraus gemacht (und wie viele Intendanten schon überlebt? Man müsste nachzählen). Drittens: Sic transit gloria mundi: Wer oder wo ist Herr Wittmann? Verweht, wie so viele Politiker, die gerne auf sich aufmerksam machen wollten und berechtigt im Strudel des Vergessens versunken sind. Kurzfristig sind sie die Mächtigsten, danach sind sie Niemand, nicht einmal eine schlechte Erinnerung.

Es ist manchmal ganz lehrreich, ein wenig in die Vergangenheit zu schauen. Ja, die Zeit ändert viel, wie’s schon bei Nestroy heißt.

Renate Wagner


Antwort von Bernd Weikl auf : FAZ 25.8.18 Der Nationalismus in der Musik. Richard Wagner – Revolutionär und Mystiker

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 Antwort von Bernd Weikl auf : FAZ 25.8.18 Der Nationalismus in der Musik. …“der Antisemitismus des Komponisten und Librettisten Richard Wagner Teil seiner Kunst ist und nicht nur Propaganda seines widerlichenSchrifttums“ ..Von Jan Brachmann

Richard Wagner – Revolutionär und Mystiker

       
Bernd Weikl. Foto: Herta Haider                                             

 

                                                       Bernd Weikl

Vorwort

Die berechtigten und daher notwendigen Klarstellungen in einer Gesellschaft, die angeblich Meinungsfreiheit unterstützt, werden heute immer wieder bei Richard Wagner, wo es nur geht, aber auch anderen Personen gegenüber durch Verleumdungen und Verdrehungen nach rechts eingefärbt. Man unterlässt jede erklärende Betrachtung über das 19. Jahrhundert, über die dort kursierende mystische Weltreligionsphilosophie und die Tatsache, dass der Komponist zeitlebens von jüdischen Freunden umgeben war, die seine heute so kritisierten Aussagen im 19. Jahrhundert anders einordneten und sogar unterstützten. Kaum jemand macht sich die Mühe, nach Wagners tatsächlicher Vorstellung vom Judentum zu fragen, von Antisemitismus im heutigen Sinne ganz zu schweigen.  

Wie ist dieser Schluss aus Richard Wagners Das Judentum in der Musik zu deuten? Erlösung des Juden? Hitlers Endlösung? Dies wird heute in kritischen Veröffentlichungen oft miteinander verbunden. In seinen Réflexions sur la question juive von 1946 formuliert Jean-Paul Sartre (1905 –1980): Will der Antisemit den Juden ›als Menschen<  vernichten, um nur den Juden … bestehen zu lassen‹, so will der Demokrat ›ihn als >Juden<  vernichten, um ihn als … allgemeines abstraktes Subjekt der Menschen- und Bürgerrechte‹ zu erhalten. Richard Wagner tritt als Revolutionär für – so nennt man es heute – soziale Gerechtigkeit ein und ist als Revolutionär und Kritiker der Obrigkeit eindeutig als Demokrat zu begreifen. Gemeinsame Wiedergeburt mit uns muss es bei Wagner heißen – wenn man ihn zitiert – und nicht Vernichtung der Juden im Sinne des NS-Rassenwahns.

 

Das Christentum als Institution bekommt bei Richard Wagner ebenfalls eine vernichtende Kritik:  … es rechtfertigt eine ehrlose, unnütze und jämmerliche Existenz des Menschen auf Erden. Das Christentum habe demnach kein freudiges, selbstbewusstes irdisches Dasein geprägt, sondern den sich selbst verachtenden und schuldbewussten Menschen in einen ekelhaften Kerker eingeschlossen, um ihm post mortem ein Himmelreich zu versprechen. Die Heuchelei, so Wagner, sei überhaupt der hervorstechendste Zug … der ganzen christlichen Jahrhunderte bis auf unsere Tage … wie wir in der ganzen Geschichte immer nur … auf den Despotismus der römischen Kirche … träfen … (wir werden allerdings) anstatt (uns) von den Fesseln dieses christlichen Despotismus zu befreien, einer viel schlimmeren Herrin mit Haut und Haar verkauft: Der Industrie Das sei die Kunst, sagt Wagner auch prophetisch, wie sie jetzt die ganze Welt erfülle. Ihr Wesen sei der Kapitalismus (schon sind wir bei Karl Marx), ihr moralischer Zweck ist die Show, der Gewinn, ihr ästhetisches Vorgeben sei nur noch Unterhaltung für die Gelangweilten.

 

Im Sommer 1864 hat Wagner seinen Aufsatz Über Staat und Religion verfasst, der sich ebenfalls mit dem kirchlichen Dogma beschäftigt. Dort heißt es: Die Religion lebt nur da, wo sie ihren ursprünglichen Quell und einzig richtigen Sitz hat: im tiefsten, heiligsten Innern des Individuums, – da, wohin nie ein Streit der Rationalisten und Supranationalisten noch des Klerus und des Staates gelangte, denn dieses ist eben das Wesen der wahren Religion, dass sie, dem täuschenden Tagesscheine der Welt ab (entfernt BW) in der Nacht des tiefsten Innern des menschlichen Gemütes als anderes, von der Weltsonne gänzlich verschiedenes, nur aus dieser Tiefe aber wahrnehmbares Licht leuchtet.[1]

 

Und erneut gegen alle Vereinahmung durch Nationale und Nationalsozialisten (im 20. Und 21. Jahrhundert) postuliert Wagner … umfasste das griechische Kunstwerk den Geist einer schönen Nation, so soll das Kunstwerk der Zukunft den Geist der freien Menschheit über alle Schranken der Nationalitäten umfassen; das nationale Wesen in ihm darf nur ein Schmuck, ein Reiz individueller Mannigfaltigkeit, nicht eine hemmende Schranke sein. [2]

 

Bernd Weikl

 

I  Der Revolutionär

 

Nach der Dresdner Mairevolution, am 28. Mai 1849 entkam Wagner sehr knapp seiner Verfolgung und erreichte mit Hilfe seines Freundes, Franz Liszt die Schweiz. Er blieb dort neun Jahre und begann den wierteiligen Ring des Nibelungen und Tristan zu komponieren. Er dirigierte und verfasste kunsttheoretische Schriften. Im Mai 1853 fanden in Zürich die ersten Richard-Wagner Festspiele statt.

 

II Der Mystiker

 

Zu den vielfältigen Vorbereitungen auf seine Operntexte und Inhalte gehörten für Richard Wagner zwischen 1856 und 1868 die Prosaentwürfe: Jesus von Nazareth und Die Sieger

 

Jesus von Nazareth

 

In seinem Prosaentwurf zu Jesus von Nazareth wird die Figur Magdalena mit der biblischen Ehebrecherin identifiziert, der die Sünden vergeben werden (siehe Joh. XIII). Im 2. Akt verkauft sie ihr gesamtes Eigentum und übergibt den Erlös an den Verwalter der Gemeinde, der Jesus vorsteht. Maria von Magdala, die von ihren Sünden freigesprochene Ehebrecherin, bereut ihr sündiges Leben und erklärt ihre neu gefundene Liebe zu ihrem Erlöser. Sie möchte als niedrigste Magd der Gemeinde dienen dürfen und zweifelt nicht daran, dass sich Jesus zum Opfertod für die Welt entschlossen hat und dass dieser Tod eine Verklärung sei. Im Tempel des ersten Aktes erläutert Jesus dies gegenüber allen Anwesenden: Und offen vor aller Augen werde ich den Tod erleiden um der Liebe willen, durch die ich die Welt erlöse zum ewigen Leben.

 

Die Sieger

 

Seine Studien zum Buddhismus führen Wagner zu einer Skizze vom 16. Mai 1856. Sie ist in Wagners Entwürfen, Gedanken und Fragmenten abgedruckt (Breitkopf & Härtel, Leipzig). Die Herausgeberin ihrer Memoiren einer Idealistin, Malvida von Meysenbug (1816-1903), die über Wagners Pariser Zeit berichtet, informiert Karl Heckel über die Grundlagen zu Wagners Stoff für die geplanten Die Sieger. Wagner findet sie in Burnoufs Introduction à l’histoire du Buddhisme indien[3] (Burnoufs Einführung in die Geschichte des indischen Buddhismus’.)

 

Wagners Personenskizze für seine Komposition zeigt daher Namen aus indischer Mystik: Chakya-Muni, Ananda, Prakriti, Brahmanen, Schüler und Volk. Buddha ist der zur Erkenntnis Erwachte und Erleuchtete. Wird von ihm gesprochen, so ist bei Wagner der Religionsstifter Chakya-Muni des Brahmaismus gemeint. Ananda ist sein Schüler. Aufgrund der indischen Lehre wird es nur den Brahmanen vergönnt, den Weg zu gehen, der zur Erlösung führt, während die Mitglieder anderer und damit niedrigerer Kasten nur durch gute Taten in ihrem jetzigen Leben die Hoffnung erhalten, nächstes Mal als Brahmanen wiedergeboren zu werden. Die niedrigsten Kasten, die Parias und Tschandalas stellen die Unberührbaren, Hoffnungslosen dar, und deshalb aus der Gesellschaft Ausgestoßenen.

 

Wagners Drama soll die letzte Wanderung Buddhas beschreiben. Prakriti, das Tschandalamädchen – also aus niedrigster Kaste – ist verbotenerweise in Ananda verliebt. Ananda hat seinerseits Berührungsängste. Prakriti nähert sich Buddha, um von ihm Hilfe zu erbitten. Dieser fragt sie, ob sie die Bedingungen für die Erlaubnis, Anada lieben zu dürfen und zu können, erfüllen wolle. Prakriti spricht jetzt zu Chakya-Muni vom Wunsche einer erotischen Verbindung mit Ananda und erschrickt, als sie erfahren muss, dass sie dessen Gelübte der Keuschheit respektieren und teilen müsse.

 

Im weiteren Verlauf von Wagners Idee muss sich Buddha gegen die Vorwürfe verteidigen, er befasse sich mit Prakriti, einer Unberührbaren. Ein wichtiges Detail wird die Erzählung Buddhas über Prakritis früheres Leben. Sie hat dort als Tochter eines Brahmanen dem Werben des Sohnes eines Tschandalakönigs nicht nachgegeben. Deshalb ist es im jetzigen Leben ihre Bestimmung geworden, eine Paria zu sein. Es bleibt ihr nur übrig, Qualen hoffnungsloser Liebe zu empfinden, zugleich zu entsagen und so durch volle Erlösung in die Buddha-Gemeinde aufgenommen zu werden.[4]

 

Parsifal

 

Zur Realisierung der beiden Stoffe Jesus von Nazareth und Die Sieger kommt es nicht. Trotzdem verarbeitet Wagner vieles daraus für sein letztes Werk, den Parsifal. Auch dort ist die Titelfigur kein Welteroberer, sondern ein Weltüberwinder – ganz im Sinne der buddhistischen Vorlage.

 

Ein zunächst sündiger trotzig-dummer Junge im ersten Akt, gelangt im zweiten zur Erkenntnis und wird schließlich im dritten Akt eine Art christlicher Buddha, ein Weiser, der als Parsifal – von Parsi = rein, fal = dumm, töricht (Wagner entlehnt es dem Persischen) – die christliche Kirche zwar restituiert, aber von ihrem dogmatischen Machtanspruch befreit. Parsifal führt die Gesellschaft durch Erlösung des Erlösers zur Schopenhauerschen und Wagnerschen Weltethik.

 

Wagner liest die Bearbeitungen aus dem Mittelochdeutschen von Simrock und San Marte und so auch das anonyme Epos vom Lohengrin, das er ebenfalls als Quelle für seine gleichnamige Oper nutzt. In anderen Sagen findet Wagner die Blumenmädchen für für seinen zweiten Akt im späteren Bühnenweihfestspiel Parsifal. Dann spielt noch das Alexanderlied von einem Geistlichen namens Lamprecht eine Rolle.[5] Auch der Zauberer Theodas in Rudolf von Ems’ Gedicht Baarlam und Josephat scheint Quelle für Wagners Vorhaben zu sein. Theodas versucht, eine schöne Frau zu beeinflussen, einen Mann zu verführen. Der Held widersteht aber diesen Künsten mit Hilfe des christlichen Kreuzes. Damit ist der späteren Handlung für den Titelhelden in Wagners Parsifal bereits viel vorgegeben, wenn dieser der Verführung durch Kundry widersteht. Seine Reinheit führt zur Erlösung

 

Die Erlösung des Erlösers

 

Der französische Germanist Henri Lichtenberger zitiert Hans von Wolzogen, wie dieser von Wagners plötzlichem Einfall berichtet, um am Karfreitag 1858 sein dreiaktiges Drama Parsifal in Triebschen in der Schweiz zu skizzieren. „Er legte seine Tristan-Partitur beiseite und komponierte jene Verse von mystischer Zartheit, in denen Gurnemanz dem Parsifal den Karfreitagszauber erklärt: wie dieser höchste Schmerzenstag der Welt auch der Tag der Vergebung und Heiterkeit sei, wo die Halme, Blüten und Blumen, wo die ganze Natur das göttliche Mysterium der Erlösung ahnt und glücklich lächelnd zu dem reuigen, entsühnten, erlösten Menschen aufschaut … Der Hauptgedanke des Parsifal war gefunden. [6]

 

Am 1. Oktober 1858 beschreibt Wagner in einem Brief an Mathilde Wesendonk nach Venedig alles über die Anlage zur Welterlösung durch das Mitleiden im Menschen und ihre Bedeutung am Morgen des Karfreitags im 3. Akt Parsifal. [7] … „Wenn … dieses Leiden einen Zweck haben kann, so ist dies einzig durch Erweckung des Mitleidens im Menschen … Diese Anlage zur Welterlösung durch das Mitleiden aber unentwickelt und recht geflissentlich unausgebildet verkommen zu sehen, macht mir nun eben den Menschen so widerwärtig und schwächt mein Mitleiden mit ihm bis zur gänzlichen Empfindungslosigkeit gegen ihn. Er hat in seiner Not den Weg zur Erlösung, der eben dem Tiere verschlossen ist; erkennt er diesen nicht, sondern will er sich ihn durchaus versperrt halten, so drängt es mich dagegen, ihm diese Türe gerade recht weit aufzuschlagen, und ich kann bis zur Grausamkeit gehen, ihm die Not des Leidens zum Bewusstsein zu bringen.“

 

Im 10. Bd. seiner gesammelten Schriften, auf den Seiten 282 + 283 äußert sich Richard Wagner erneut ganz deutlich über seine private religiöse Vorstellung und im Hinblick auf den Sinn seines Parsifal-Mysteriums: „… dass dem mütterlichen Schoß (durch die Erlösung und Wiedergeburt dieses Mal nicht nur ein höher organisiertes Individuum, sondern in diesem eine neue Spezies entsprossen wäre) … Dass in jener wundervollen Geburt sich sublimierende Blut der ganzen leidenden menschlichen Gattung konnte nicht für das Interesse einer noch so bevorzugten Rasse fließen; vielmehr spendet er sich (der mütterliche Schoß) dem ganzen menschlichen Geschlechte zur edelsten Reinigung von allen Flecken seines Blutes . [8]

 

Der namhafte Dirigent und Komponist Pierre Boulez: Das Drama Wagners (Parsifal) beruht auf einer Idee, die alle großen Romantiker nach Goethe eine Zeitlang in den Mittelpunkt ihres Werkes stellten: die Erlösung durch die göttliche Liebe. Berlioz gibt das Signal, Schumann kann sich ihr nicht entziehen, Wagner führt sie zu flammender Übersteigerung … Meiner Meinung nach handelt es sich (bei Parsifal) nicht darum, einen fiktiven Kult zu feiern, der für Repräsentationszwecke rekonstruiert würde, sondern den Impuls eines metaphysischen Denkens kundzutun, das sich zwischen Kraft und Siechtum bewegt. In Worten des christlichen Glaubens bedeutet das die Trauer des Menschen, der der göttlichen Gnade verlustig gegangen ist, die Gewissensbisse und den Schmerz, die ihm dieser Verlust auferlegt; denn Leben und Kraft entstehen für ihn aus dem fortwährenden, beständig erneuerten Kontext mit seinem Schöpfer. Es bedeutet auch die Suche nach der Wahrheit, über die Hindernisse hinweg, die sich entgegenstellen, um zur Selbstbeherrschung zu gelangen, zum Vergessen seiner selbst vor der Wiedergeburt in Gott.

Die Erlösungsidee, die vielen Religionen gemeinsam ist, hat in ihrer strengen rituellen Bedeutung allerdings an Anziehungskraft verloren; nicht aber die Suche des Menschen nach sich selbst, nicht die Fallstricke, die sie legt, und die geistige Disziplin, die sie verlangt. In diesem Sinn hat Wagner sich vieler >heldischer< Elemente begeben und geht direkter und tiefer, als auf dem Weg der Vergangenheit möglich wäre, ins Zentrum der grundlegenden metaphysischen Fragen … Parsifal lässt wie „Tristan das Wesentliche unmittelbar hervorbrechen, ruft einen Urmythos herauf, stellt die Frage, außerhalb von Ort und Zeit … Die Zeit bewegt sich unaufhörlich auf zwei Ebenen, die Gegenwart schließt die Vergangenheit ein, die Vergangenheit bedingt die Gegenwart. Im Fall des Parsifal ist dieser Rückgriff alles andere als unbegründet, denn er frischt ständig die Gewissensqualen auf, den Schmerz über die verlorene Macht, und fordert unaufhörlich zum Vergleich zwischen einer erbärmlichen Gegenwart und einer glorreichen Vergangenheit heraus. Die Zukunft gliedert sich von selbst in diesem Zeitnetz ein, und zwar durch den fortwährenden Hinweis auf die Erlösung und auf den Helden, der dazu ausersehen ist, sie zu vollenden … Sehr aufschlussreich ist der Satz von Gurnemanz: >Du siehst, mein Sohn, zum Raum wird hier die Zeit< … Indessen möchte ich noch etwas zu dem Wort >Romantik< sagen und zu den Missverständnissen, die es auslöste. Ich habe unlängst meinen Standpunkt in einer Augenblickslaune so zusammengefasst: „Parsifal“ sei von Wagner komponiert worden und nicht von Wilhelm II. … Ich meine tatsächlich, dass Wagners musikalische Gesten weder emphatisch noch großsprecherisch sind; es scheint mir, dass die wirkliche Größe sich übertriebener demonstrativer Parodien begibt, es scheint mir auch – da der musikalische Text die Absichten des Komponisten mit aller nur denkbarer Deutlichkeit offenlegt –, dass es zwecklos ist, eine höhere Leistung geben zu wollen, weil man zur Strafe in die Karikatur verfällt … Das Werk bewahrt sein Potential an Neuheit für den, der sich den Wunsch nach Neuheit und nach Unbekanntem hegt. Was soll man mit einem toten Objekt anfangen, das unter dem Staub verflossener Aufführungspraktiken modert? Vielleicht ist letztlich dies die Lehre aus dem Gesamtkunstwerk: das totale Werk lebt nur in der Fiktion eines Absoluten, das sich dem Zugriff entzieht. In Abwandlung Claudels sage ich: Diese Stimme, die uns ruft, wir müssen sie unbedingt erreichen; ohne sie verlöre Wagners Klang das Unwiederbringliche, das Unerreichbare, eine unerschöpfliche Quelle von Wonnen und Verzweiflung. [9]

 

Kurz vor seinem Tode notiert Wagner am 1. November 1882 für die „Bayreuther Blätter“ aus Venedig und bezüglich seiner Welterneuerungsmystik:

Wer kann ein Leben lang mit offenen Sinnen und freiem Herzen in diese Welt des durch Lug, Trug und Heuchelei organisierten und legalisierten Mordes und Raubes blicken, ohne zu Zeiten mit Ekel sich von ihr abwenden zu müssen? Wohin trifft dann sein Blick? Gar oft wohl in die Tiefe des Todes. Ihr alle, meine Freunde, erkanntet, dass die Wahrhaftigkeit des Vorbildes >Parsifal<, das er euch zur Nachbildung darbot, es eben war, was auch euch die Weihe der Weltentrückung gab; denn ihr konntet nicht anders, als nur in jener höheren Wahrhaftigkeit eure eigene Befriedigung suchen. [10]

 

Für die weitere Entwicklung der Instrumentalisierung Wagners und seiner schriftlichen und musikdramatischen Mitteilungen sind die Aussagen von Johannes Graf  Kalckreuth von 1949 von Bedeutung: Wagner war kein Nationalsozialist, national habe er im Sinne von 1848 gefühlt, dieser Apostel von Beethovens 9. Symphonie mit ihrem Seid umschlungen, Millionen! Der Weltüberwinder sei Wagner gewesen, nicht der Welteroberer. Es wäre jetzt endlich Zeit, Wagner vor weiterer Verleumdung zu schützen und in ihm den komprimierten Ausdruck des Weltschmerzjahrhunderts zu verehren.  [11]

 

Während im deutschsprachigen Raum in jedem Programmheft und jedem weiteren Bericht über Die Meistersinger von Nürnberg immer wieder auf den Nationalsozialismus und den schrecklichen Holocaust Bezug genommen wird, liest man bei Thomas Mann schon 1933 – gegen die nationalsozialistischen Machthaber gerichtet: dass es durch und durch unerlaubt sei, Wagners nationalistischen Gesten und Anreden den Sinn zu unterlegen, der im 20. Jahrhundert letztendlich in den Nationalsozialismus einfloss.

 

Und nach dem Zusammenbruch des Tausendjährigen Reiches schreibt Thomas Mann  am 25. August 1951 an den Literaturkritiker Friedrich Schramm so, als hätte es die Vereinnahmung des Stückes durch den Faschismus nie gegeben …: die ›Meistersinger‹ sind ein herrliches Werk, ein Festspiel, wenn es je eins gab, ein Gedicht, worin Weisheit und Kühnheit, das Würdige und das Revolutionäre, Tradition und Zukunft sich auf eine großartig heitere Begeisterung für das Leben und für die Kunst tief aufweckende Weise vermählen.

 

Und mein unvergessener Freund Kurt Pahlen zieht den Schluss … Alle, das Volk, der Kritiker, die ganze Meistersingerzunft, alle sind schlecht dabei weggekommen. Ihr engstirniges Festhalten an vielleicht längst überholten Regeln, ihr Höherbewerten der Theorie … gegenüber der lebendig fortschreitenden Kunst (nicht Künstlichkeit – B.W.), hat sie in wenig günstigem Lichte erscheinen lassen … im strahlenden C-Dur erreicht die Oper eine leuchtende Apotheose des Geistes.

 

 Der Historiker Wilhelm Richard Berger charakterisiert die sich auf Wagners Festoper Die Meistersinger von Nürnberg richtenden Verdikte als eine verzweifelt naive Geschichtsauffassung. Um keine Oper Wagners sind so erhitzte ideologische Debatten geführt worden wie gerade um die ›Meistersinger‹. Die Kontroverse geht bis in die Inszenierungen unserer Tage hinein, und immer noch ist sie geprägt durch die politische Vereinnahmung, welche die Oper durch Wilhelminismus und Nationalsozialismus hat hinnehmen müssen. Man warf und wirft den ›Meistersingern‹ Chauvinismus und Deutschtümelei vor, wobei die Kritik sich vor allem am Schlussaufzug entzündet, an Sachsens Warnung vor ›welschem Tand und falscher welscher Majestät‹ und an seiner markigen Aufforderung: ›Ehrt eure deutschen Meister!‹. Vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus’, so Berger, sei dies natürlich anstößig, doch charakterisiere dies nicht vielmehr Wagners revolutionäre und antifranzösische Haltung sowie seine Begeisterung für die Gründerzeit, die nationale Einheit? Auch hat das Wort deutsch nicht dafür zu büßen, auch nicht in Wagners empathischer Überhöhung in Hans Sachsens Schlussmonolog auf der Festwiese. Man kann es eben nicht für die Machtansprüche der Gründerzeit und erst recht nicht für die schrecklichen Verbrechen des Dritten Reiches zur Verantwortung ziehen: Wäre es so einfach, müsste man die Sprachgesellschaften des Barock, Klopstock und den Göttinger Hein, Herder und den jungen Goethe (›Von deutscher Art und Kunst‹) gleichsam rückwirkend in Gesinnungshaft nehmen.  [12]

 

 

Wagner und Israel

 

Der Journalist Haggai Hiltron spricht mit Irad Atir, der an der Universität Bar Ilan in Israel im Juni 2012 seine Studien in Musikwissenschaft mit einer Dissertation über Richard Wagner abschloss und dafür vom Internationalen Institut für Holocaust-Studien, Yad Vashem einen Preis erhielt. Hier Auszüge aus Atirs Antworten beim Interview in : Wagners Kritik an Juden war Teil seines Widerstandes gegen die generelle soziopolitische und kulturelle Situation in diesem 19. Jahrhundert – einschließlich seiner nicht-jüdischen Gesellschaft. Wagner kritisierte bestimmte Aspekte an den Deutschen, z. B. deren Rückständigkeit, die bedingungslose Religiosität, den Stolz des Adels und den Militarismus. Generell gab es für unseren Komponisten gute und schlechte Deutsche – und gute und schlechte Juden. (Wagner verweigerte gleich zweimal seine Unterschrift unter eine antijüdische Petition von Kanzler Bismarck, die Rechte der Juden beschränken sollte.) Wagner wusste mehr über Juden und Judentum und arbeitete mehr mit Juden, als alle anderen Komponisten in seiner Zeit. Seine obsessive Voreingenommenheit gegen Einzelne und Gruppen war komplex und jederzeit veränderlich. Selbst das sehr schlimme Essay: „Über das Judentum in der Musik“ endet mit einem Aufruf, die jüdische und deutsche Kultur zu vereinigen. [13]

 

Der Leipziger Prof. Dr. Wolfgang Geier schreibt in einem Leserbrief vom 10. März 2017, dass die Dissertation von Irad Atir in Deutschland nicht nur zu einer Verweisung von einer Universität geführt hätte; sie wäre erst gar nicht angenommen worden. Ich habe mir erlaubt mit einem weiteren Leserbief zu antworten und den Vorgang in der hebäischen Zeitung Maariv veröffentlichen zu lassen: „Der Leserbrief von Herrn Geier ist ein Affront gegen die israelische Universität Bar Ilan und gegen das internationle Institut für Holocaust Studien Yad Vashem. An der Universität konnte Irad Atir promovieren und von Yad Vsshem hat er einen Preis für seine Recherche über Richard Wagner erhalten. Ich habe mir erlaubt diesen Vorgang in der hebräischen Zeitung Maariv veröffentlichen zu lassen.

            [14]

 

 Dazu einige politisch korrekte und daher völlig falsche Regiekonzepte

 

Die Meistersinger von Barry Kosky bei den Bayreuther Festspielen 2017.

 

Zitat aus Newsletter Richard Wagner Verband International vom Januar 2018: „(…) Die Bayreuther Festspiele 2017 mit einer Inszenierung der >Meistersinger von Nürnberg< von Barry Kosky, die zu Jubelstürmen führte wie lange nicht in Bayreuth (…).“

Der jüdische Dirigent des Parsifal Hermann Levi muss dabei mit einer schrecklichen Judenfratze in die Figur des Stadtschreibers Beckmesser schlüpfen und wird von einer anderen Figur, die Richard Wagner sein soll über die Bühne gejagt. Dies führt im Publikum zu solchen Jubelstürmen! Die Festwiese am Ende des dritten Aktes findet im Gerichtssaal der Nürnberger Prozesse statt. (Zwischen 20. November 1945 und 01. Oktober 1946.) Es gibt in der Partitur des Komponisten weder Text noch Noten für diese Darstellung Aber nach Art. 5.3. GG ist das erlaubt und politisch korrekt. Die so positive Reaktion des Publikums ist sehr bedenklich. Sehr sogar!  

 

Levi gegenüber äußert sich Richard Wagner Wenn ich noch einmal über Juden schriebe, würde ich sagen, es sei nichts gegen sie einzuwenden, nur seien sie zu früh zu uns Deutschen getreten, wir seien nicht fest genug gewesen, um dieses Element in uns aufzunehmen (s. Bayreuther Blätter von 1937!). Und Levi schreibt in einem Brief an seinen Vater, den Oberrabbiner Dr. Levi in Giessen Er – Wagner – ist der beste und edelste Mensch. Dass ihn die Mitwelt missversteht und verleumdet, ist natürlich … Goethe ist es auch nicht besser ergangen. Aber die Nachwelt wird einst erkennen, dass Wagner ein ebenso großer Mensch als Künstler war, wie dies jetzt schon die ihm Nahestehenden wissen. Auch sein Kampf gegen das, was er ›Judentum‹ in der Musik und in der modernen Literatur nennt, entspringt den edelsten Motiven, und dass er kein kleinliches Risches (Judenhass) hegt, beweist sein Verhalten zu mir, zu Josef Rubinstein, und seine frühere intime Beziehung zu Tausig, den er zärtlich geliebt hat. – Das Schönste, was ich in meinem Leben erfahren habe, ist, dass es mir vergönnt wurde, solchem Manne nahezutreten, und ich danke Gott dafür.

 

Der mit dem Komponisten befreundete jüdische Karl Tausig meldet sich nach einer Berliner Aufführung des Lohengrin telegrafisch bei Wagner und berichtet, dass diese Aufführung die Judenschaft in Berlin wieder mit ihm versöhnt habe. Wagner antwortet unverzüglich nach Berlin: Deine Versicherung, alle Juden seien mir versöhnt, hat natürlich ihre Wirkung auf mich gemacht. Es wäre wirklich nicht übel, wenn von gescheiten und geistvollen Juden meine Broschüre nur eigentlich ordentlich gelesen würde; aber lesen scheint jetzt kein Mensch mehr zu können. Ich habe nun aber einem wirklich geistvollen Juden alles an die Hand gegeben, dieser ganzen Frage eine große und gewiss segensreiche Wendung, sich selbst aber eine höchst bedeutende Stellung zu unserer wichtigsten Kulturangelegenheit zu geben. Ich weiß, es muss ein solcher da sein, wagt (er) es nun nicht zu tun, was seine Sache ist, so muss ich doch wieder über alle Maßen traurig recht haben, wenn ich das Judentum – namentlich aber das moderne Judentum – so bezeichne und so bezeichnet lasse, als das von mir geschehen ist. Aber Mut muss man haben, nicht bloß Frechheit, denn mir ist’s Ernst um die Sache. – Sag Du mir nun, der ›Lohengrin‹ habe mir die Juden versöhnt, so vernehme ich darin eigentlich nur, dass meine Broschüre als eine Übereilung angesehen und als solche mir verziehen wird. Aber damit ist mir nichts Tröstliches gesagt. Gutmütigkeit habe ich gerade auch von Juden schon ungemein viel erhalten. Courage soll einer haben, dann will ich mich freuen!  [15]

 

Die Welt. 14.03.2018 Wie die „Meistersinger“ wieder nach Polen kamen

Von Manuel Brug  

 

„Politisch heikle Wagner-Mission: Erstmals nach 1933 kommen im polnischen Posnan Die Meistersinger heraus, mit einem jüdischen Dirigenten und einem deutschen Regisseur. Hier gibt es nun Die Meistersinger von Nürnberg. 85 Jahre lang, also seit 1933, war dieses so besonders deutsche Werk in Polen nicht mehr zu erleben. Und nun singt darin, von einem aufmerksamen, sozial gut durchmischten, jungen wie altem Publikum Hans Sachs doch wieder seine berühmt-berüchtigte Ansprache: Was deutsch und echt, wüßt’ Keiner mehr/ lebt’s nicht in deutscher Meister Ehr./ Drum sag ich Euch:/ ehrt Eure deutschen Meister!/ Dann bannt Ihr gute Geister/ und gebt Ihr ihrem Wirken Gunst,/ zerging in Dunst/ das heil’ge röm’sche Reich,/ uns bliebe gleich/ die heil’ge deutsche Kunst!  Da schluckt man, als deutscher Zuschauer zumal, dann doch. Man hat einen Knödel in der Kehle.“

 

Herr Brug als Rezensent einer renommierten Tageszeitung sollte wissen, dass das heilige römische Reich deutscher Nation die offizielle Bezeichnung für den Herrschaftsbereich der römisch-deutschen Kaiser vom Spätmittelalter bis 1806 existierte. Die Ansprache des Hans Sachs ist – siehe Wagners Partitur – für die Mitte des 16. Jahrhunderts verfasst, und keinesfalls für das sogenannte Dritte Reich der Nationalsozialisten im 20. Jahrhundert und auch nicht heute oder in Zukunft.

 

Ein Präzedenzfall: An der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf werden am 4. Mai 2013 Juden auf der Bühne in Glasvitrinen vergast. Regisseur und Bühnenbildner wollen damit den Antisemitismus Wagners zeigen.  Dass der Komponist kein Antisemit war haben sie nicht gewusst oder  dürfen es nicht wissen. Die Staatsanwaltschaft beantwortet meine Anzeige: Die aufgeführte Oper Tannhäuser nach Richard Wagner unterfällt dem verfassungsrechtlich geschützten Bereich der Kunstfreiheit (Art. 5 Abs. 3 GG), wenn die Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte oder ähnlichen Zwecken dient. So liegt es hier. Kunst ist einer staatlichen Stil- oder Niveaukontrolle nicht zugänglich; die Anstößigkeit einer Darstellung nimmt ihr nicht die Eigenschaft als Kunstwerk (zu vgl. BVerfG, Beschluss vom 7.März 1990, 1 BvR 266/86, 1 BvR 913187, zitiert nach juris). Die Einleitung von Ermittlungen kommt deshalb nicht in Betracht. Hochachtungsvoll Staatsanwältin B.  [16]                         

 

                                      Dauerausstellung in Bayreuth

 

Von dem Historiker Hannes Heer, dem Musikpublizisten Jürgen Kesting und dem aus Bayreuth stammenden Gestalter Peter Schmidt wurde die Ausstellung Verstummte Stimmen. Die Bayreuther Festspiele und die Juden 1876-1945 konzipiert und bleibt als Dokumentationsstätte seit 2012 dauerhaft im Park am Festspielhaus zu sehen. Auf Dutzenden großer Stelen wird dort an mehr als 50 Mitwirkende der  Richard-Wagner-Festspiele erinnert, die wegen ihrer jüdischen Herkunft schon vor 1933 diffamiert oder nicht besetzt und im Dritten Reich von den nationalsozialistischen Machthabern ins Exil vertrieben oder ermordet wurden. Thematisiert wird auch der Missbrauch der Festspiele als Mittel der politischen Mobilisierung. Die Ausstellung war und ist ein wichtiger und ausgesprochen gelungener Beitrag zur Aufarbeitung des düstersten Kapitels der deutschen Geschichte und der Rolle der Bayreuther Festspiele lange vor und während des Dritten Reichs, so heißt es in der Pressemitteilung der Stadt. Wegen der großen Resonanz bei Gästen und Bürgern hätten sich jetzt die Stadt Bayreuth, die Richard-Wagner-Stiftung und der Kurator Hannes Heer darauf verständigt, die Freiluftinstallation auf dem Grünen Hügel dauerhaft in Bayreuth zu zeigen. Nordbayerischer Kurier, 20. Juli 2015[17]

 

[1] Wagner, Richard: Deutsche Kunst und Deutsche Politik. In: Gesammelte Schriften und Dichtungen, Bd. 8. Leipzig.

[2] Weikl,B./Bendixen,P.(2012): Freispruch für Richard Wagner? Leipziger Universitätsverlag

[3] Meysenbug, Malvida von: Memoiren einer Idealistin, Hsg. Renate Wiggershaus/Ulrike Helmer, Königstein. 1998

[4] Heckel, Karl: Jesus von Nazareth – Buddha („Die Sieger“) – Parsifal. Bayreuther Blätter. 1891, Seite 5 ff,)

[5] Richard Wagner Jahrbuch, Bd. IV 1912).

[6] Lichtenberger, Henri: Richard Wagner, der Dichter und Denker, S. 417; Verleger Reißner 1913

[7] Brief an Mathilde Wesendonk, 1. Oktober 1858

[8]  Wagner, Richard: Gesammelte Schriften Bd. X, S. 282 f.).

[9] Programmheft der Bayreuther Festspiele 1970

[10] Wagner, Richard: In Bayreuther Blätter, 01. November 1882

[11] Der Festspielhügel 1893-1956

[12] Weikl,B./Bendixen,P. (2012): Freispruch für Richard Wagner? Leipziger Universitätsverlag

[13] Haaretz, 28. Januar 2013

[14] Maariv, 25. Juni 2017

[15]  Weikl,B./Bendixen,P. (2012): Freispruch für Richard Wagner? Leipziger Universitätsverlag

[16] Schreiben vom 24. November 2014

[17] Nordbayerischer Kurier, 20. Juli 2015

APROPOS: Der Papst und Anton Cupak

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APROPOS: Der Papst und Anton Cupak

Am Montag habe ich es gelesen, fast habe ich meinen Augen nicht getraut: „Papst Franziskus hat sich dafür ausgesprochen, Kinder mit homosexuellen Neigungen zum Psychiater zu schicken.“

Oijoijoijoi, habe ich gedacht, das geht schief. Wie kann ihm das nur passieren? Der Mann ist doch Jesuit, also blitzgescheit (denn mit Dummianen hat sich die Societas Jesu noch nie abgegeben), der muss doch wissen, was er sagt. Und wie man ihm das in unserer Welt zweifellos auslegen wird – Psychiater ist gleich seelenkrank ist gleich Psychiatrie ist gleich abnorm.

Weiß er denn nicht, dass der allgemeine Konsens heute darin besteht, Homosexualität leidenschaftslos als eine kritiklos anzunehmende Form menschlichen Sexualverhaltens zu betrachten, die „consenting adults“ frei steht? Was geht in einem Papst vor, der durch die Welt reist, um sich für die (teils verbrecherischen, kinderschänderischen) Fehltritte seiner Angestellten zu entschuldigen – und der einer Gemeinschaft angehört, die ihrerseits in ihren Dienern die Sexualität (uns angeboren und folglich wohl von Gott in uns gesenkt) brutal und unmenschlich unterdrückt? Oijoijoijoi!

Hätte mich sehr gewundert, wenn die Wachhunde des Vatikans geschlafen hätten: Das Dementi kam am Tag darauf. „Der Vatikan hat die umstrittene Empfehlung von Papst Franziskus, homosexuelle Kinder psychiatrisch behandeln zu lassen, ‚zurückgezogen’.“

Jetzt können wir nur warten, ob die Kirche damit durchkommt und die Sache ausgestanden ist. Die homosexuelle Gemeinde ist nämlich sehr empfindlich. Und da kommen wir dazu, was der Papst mit Toni Cupak gemeinsam hat. Nämlich den Ärger.

Ich kenne keinen liberaleren Kopf als Anton Cupak. Nie wird er in seinem Online Merker Zensur üben. Jeder Mitarbeiter darf seine Meinung schreiben, so er dazu steht. Wenn Robert Quitta in einer Kritik vermerkt, dass er das Ausstellen homosexueller Klischees in einer Opernaufführung für peinlich erachtet, darf er das tun. Die Proteste bekommt ja nicht er, sondern Anton Cupak, bei dem die Beschwerden gegen eine solch homophobe, unverantwortliche, rückständige und beleidigende Kritik (wie es hieß) einlaufen. Sein Argument, dass unter den Kritikern des Online Merkers geschätzte 40 Prozent Homosexuelle seien (was den gesellschaftlichen Durchschnitt von geschätzten 10 Prozent weit übersteigt), mag man zwar als löblich erachten, lässt man aber nicht gelten.

Nach Zensur wird gerufen. Nein, keine Angst, das ist bei Cupak nicht zu befürchten (nicht einmal, wenn Rassismus-Beauftragte in seinem Büro stehen und verlangen, er solle Renate Wagner hinauswerfen). Wie wäre es mit ein bisschen Gelassenheit, Leute? Mit ein bisschen Meinungsfreiheit, die in unserer angeblich so freien Gesellschaft immer mehr verschwindet?

Nein, kein Verständnis für die Bemerkung des Papstes, die schlechtweg eine Dummheit war. Aber ganz im allgemeinen? Denn wenn allzu viel Oijoijoijoi geschrien wird, hört keiner mehr hin.

Renate Wagner

DRAMATURGISCHE SCHRIFTEN VON TIM THEO TINN Nr.4

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Dramaturgische Schriften von Tim Theo Tinn Nr. 4

 Das Ende vom „Sackgassen – Theater“?

 Menschen unterliegen 2 Arten der Täuschung: zu glauben was nicht wahr ist und nicht zu glauben, was wahr ist. (Kierkegaard)

 Theater und seine inszenatorischen Wirklichkeiten:   Konsensrealität – Parallelwelt – physische oder feinstoffliche Welt für Alt-, Ur -Altgierige, Neu -, Ultra-Neugierige?


Hieronymus Bosch, Der Garten der Lüste, um 1490–1500

Die Begriffe Alt- u. Neugierige entnehme ich einer hervorragenden Besprechung von Peter Skorepa, „Kurze Ansichten eines Altgierigen“ (https://onlinemerker.com/salzburger-festspiele-2018-litaliana-in-algeri-g-rossini/). Ebenso wichtig scheint: „Macht die Opernhäuser endlich zu, denn es gibt ja genug konzertante Oper !!!“ Von Dr. Peter Bilsing (https://www.deropernfreund.de/kontrapunkt-6.html).

 

Beide Autoren begleiten so meine Überlegungen zu „Theatern der Sackgassen“! Legitimieren zunehmende Anleihen bei TV und Kino, Drolerie, unreflektierter Bespaßung, verleugnete Inhalte, bloße Kulinarik, Amüsement oder obsessive Verinnerlichung eine Theater-Aufführung? Standardisierte Alltagskleidung und alltägliche Konsenzrealität sollte verpönt sein – belegen sie doch in beharrlicher Wiederholung allerorten (auch Salzburger Salome) Gedanken – und Phantasiearmut. Sollte man sich der Konkurrenz anderer Medien durch Eklektizismus entziehen? Macht Theater ohne inszenatorische Theatersprache Sinn?

 

Die derzeitigen häufig verirrten dramaturgischen Auswüchse in Inszenierungen (s.o.) befürworten die Abschaffung dieser Sackgassen – Theater. Sie verlieren Konturen und Existenzberechtigung. Es gibt und gab (überwiegend) szenische Einrichtungen, die die Kunstform Theaterspielen hervorragend und singulär beförderten. Offensichtlich wollen da Einige mit großen Hunden bei anderen Hochzeiten pinkeln, ohne das Bein in nötige Höhe zu bringen! Kulturpolitiker sollten sich mit diesen Ausführungen als Entscheidungshilfe bei Besetzungsfragen beschäftigen.


Die sieben Todsünden – Otto-Dix – 1933

 

Gedanken zu archaischen (uralten) und universal-neuen (ultraneuen) Theaterwirklichkeiten.  Exklusive Einmaligkeit theatral-spezifischer Wesensart – zurück zur Originalität. Warum soll im Theater z. B. unfertiges Kino geschehen?

 

Bei der Beschäftigung mit diesem Thema entstand erstaunliche Synchronizität (akausale Beziehung nach C. G. Jung, s. TTT-Schriften 2 + 3). Neben oben erwähnten Ausführungen u. a. gab es ein Horoskop (Fisch, zum ersten Male nehme ich ein Horoskop an!):

„ Neue Ideen und Altbewährtes sind keine spannungsgeladenen Gegensätze, sondern Sie vermögen klar zu erkennen, wo das Bisherige Bestand hat und wo Neues am Platz wäre. Bringen Sie Ihre Ideen vor.“                                                                                                           

Das korrespondiert mit den Ausführungen (s.o.) von P. Skkorepa zu Alt- u. Neugierigen. Altgierig heißt nicht altmodisch, abgelebt sondern Begierde nach einmal erfahrener Qualität und Originalität. Selbstverständlich soll und muss experimentell Alles möglich sein – als experimentelle Ausnahme, aber nicht als standardisierter immerwährend etablierter Mangel wüster Regiekünstler, die zu Allem fähig und dann doch zu Wenigem in der Lage sind.

Damit zu den schon in bisherigen TTT-Schriften vorgetragenen Thesen:

Neue Wege aus dem Füllhorn des archaischen Wissens und feinstofflichem Gewicht von Paralleluniversen unter Nutzung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse der Quantenphysik: (Übrigens: alle Abbildungen in diesen Ausführungen berühren diese Welten) Weitgehend besteht Übereinstimmung heutiger und archaischer  Gelehrter: Wirklichkeit hat zwei Erscheinungsformen: feststoffliche, die wir vital berühren  (Konsensrealität= Wirklichkeit auf die wir uns geeinigt haben= Utilitarismus für Alltag und Kommunikation) und  metaphysische, feinstoffliche,  jenseits unserer 5 Sinne, die  objektiv gleichzeitig existiert,– früher Schattenwirklichkeit genannt.  Heute leben wir sogar in einer Wirklichkeitsrevolution. In wenigen Hundertjahren stieg die Weltbevölkerung von ca. 500 Millionen auf 8 Milliarden. Lebenserwartung hat sich in ca. 150 Jahren verdoppelt. So wächst das Potenzial aller Entwicklungen. Damit einher gingen und gehen unglaubliche bekannte technische und digitale Entwicklungen in feststofflicher Wirklichkeit und faszinierende Öffnungen in feinstoffliche Welten.

 

Das Theater hat diese Entwicklung im Wesentlichen verschlafen. Leider bewegt man sich seit Jahrzehnten meistens auf mühseligen feststofflichen Konsensrealitäten, ohne die großen Wahrheiten/Wirklichkeiten zu befragen. Da waren die Erschaffer der eingefügten Gemälde z. T. vor 500 Jahren schon weiter.


Die Versuchung des hl. Antonius – Joos van Craesbeeck – 1650 ?

Der Mensch ist mehr als physische Materie, er hat feinstoffliche Energiesysteme. Quantenphysik sieht darin eine Kraft, die sicht- und messbare Realität formt. Nach dem Sieg des Rationalen im Altertum über ein magisch-metaphysisches Weltbild (s. auch TTT-Schriften Nr. 3) gibt es nun Beweise für transzendente Landschaften, Engel, Geister, u.a. als Realität in feinstofflicher Wirklichkeit.  Der metaphysische Variantenraum birgt die Informationen aller potenziellen Ereignisse und ist unendlich. Alles was war, ist, sein wird, sein könnte, ist dort.


La Tentation de saint Antoine – Félicien Rops,1878  

 

Jesajas 2500 Jahre alte Schriften:  neben Visionen zu unserer Zeit geben sie auch die Maßgabe die individuelle Zukunft durch eigene Wahl zu gestalten.  Da Quantenphysik diese alte Prophetie stützt, wird aus Science-Fiction eine Brücke zu innerer feinstofflicher Welt, zu vernachlässigten Fähigkeiten. Jesaja kam dem überraschend nahe: äußere Welt ist Spiegel unserer Überzeugungen und Werte (Konsensrealität). Heutige Quantentheorie besagt, wie schon die alten Veden vor ca. 7.000 Jahre, u.a.: die Welt ist ein Spiegel, unsichtbar mit Mustern für unser Sichtbares. Matrix spiegelt vorbehaltlos innere Erfahrungen und Überzeugungen – (s. selbsterfüllende Prophezeiung + Bose-Einstein-Kondensat).

 

Diese multiplen Ergebnisse/Wirklichkeiten bestätigen Quantenphysiker seit etwa 80 Jahren. Größte Herausforderung dabei ist aus dem Verstand (manipulativer Einfluss, schädliche Gefühle, Vorurteile, Scheinlogik, Desinformation) auszusteigen, intuitiv durch Öffnen verlorener Kräfte. Nach ältesten Weisheiten führt nur wortlose Sprache zum Urgrund.

 

Gem. moderner Wissenschaft löst jedes Gefühl chemische Veränderungen z.B. im pH-Wert, im Hormonhaushalt aus, die Gefühle spiegeln menschliche Eindrücke, haben also Einfluss auf den Stoff, aus dem unsere Wirklichkeit besteht. Veränderung geschieht, wenn die Matrix etwas zum Spiegeln erhält. Unsere Selbstbild zu ändern ist der schwierige Weg nach 3 Jhdt. mechanischer Wissenschaften. Wer könnte da besser als das Theater Wege aufzeigen, indem man z. B. auf Ökonomie Ausgerichtetes ignoriert.

 

Seit Ende der Neunzigerjahre veröffentlichen Wissenschaftler folgende Erkenntnisse:

 

1.: Das Universum, die Welt, unsere Körper sind gemeinsames Energiefeld! Im 20. Jahrhundert entdeckt, wird dies u. a. als Feld, Quanten-Hologramm, Geist Gottes, Geist der Natur oder göttliche Matrix bezeichnet.

 

2.: Im Feld verhalten sich physisch verbundene Dinge nach einer Trennung so als wären sie noch immer verbunden. Dieses Phänomen wird Verschränkung genannt.

 

3.: Die menschliche DNS hat direkten Einfluss auf das, was in der göttlichen Matrix geschieht, und zwar auf eine Art, die den bekannten Gesetzen von Zeit und Raum zu widersprechen scheint.

 

4.: Menschliche Überzeugungen (damit Gefühle und Emotionen) haben einen direkten Einfluss auf die DNS, die ihrerseits wiederum auf das Geschehen in der göttlichen Matrix wirkt.

 

5.:  Wenn wir unsere Überzeugungen über Körper und Welt ändern, übersetzt die Matrix (Spiegelung) dies in die Wirklichkeit unseres Lebens.

 

Nochmal: anerkannte Wissenschaftler vergleichen unser Universum mit einer riesigen, sehr alten Computersimulation – einer wirklichen, virtuellen Realität. (s. Fraktale Geometrie – euklidische Geometrie). Jetzt führen diese Themen zur Identifizierung höherer Dimensionen unserer Welt etc. und zur Frage:  Wie wirklich ist unsere Wirklichkeit??? Tatsächlich war das immer auch eine zentrale Frage im theatralen Wollen nach Überlagerung von Wirklichkeit durch Wahrhaftigkeit.

 

Zum intuitiven Öffnen verlorener Kräfte: Worte reduzieren Wirklichkeit. Gedanken sind winzige auch materielle Teile des Bewusstseins. Gedankliche Energie materialisiert potenzielle Varianten, abhängig von unserer Wahl (Unterschied zu Wunsch u. Traum, daher: Geist wird Materie).  Bewusstsein kann keine Information des Variantenraumes direkt lesen, das kann unser Unbewusstes. So kommen Vorahnungen, Intuitionen, Weissagungen, Entdeck-ungen und Meisterwerke zustande (Mozart: „Komponiert ist schon alles – aber geschrieben noch nicht“) – nicht als Ergebnis logischer Überlegung sondern als Eingebung, Botschaft aus dem Nirgendwo. Gute Musik z. B. entsteht nicht durch sorgfältige Notenwahl, sondern wie von selbst. Tief berührende Meisterwerke entstehen aus der Tiefe der Seele, nicht durch sachgerechte Auslese. „ Misslingen hat seine Gründe – alles Gelingen sein Geheimnis“ (Joachim Kaiser). Die Einheit von Seele und Verstand war immer Seltenheit. Noch sind wir gehorsame Marionetten (s. manipulative Gleichschaltung durch Massenmedien, Zombifizierung, TTT – Schriften Nr. 3). Statt Rationalem gibt es ratiofreie Kunstwerke zum universellen Ausdruck.

Die Intuition ist völlig anders als der Verstand. Der findet Erkenntnisse durch angelernt „logische“ Schlussfolgerungen, Intuition erhält die Seele aus dem Variantenraum.  Jeder hat schon Intuition erfahren, unerklärliches Wissen und Vorahnungen, spontane Informationen aus einem Sektor des Variantenraumes, in den die Seele zufällig geraten ist.

 

Wir müssen zum Ursprung von Seele und Verstand. Anpassung heißt doch nur  Gratifikationsoptimierung (Soziologietheorem): mit Aufgabe der Individualität  wird man  „wie alle“, ggf. mit Ruhe und Sicherheit – aber auch ohne Einzigartigkeit der Seele –  dem Ursprung aller genialen Dinge.

 

Das heutige Weltbild erwuchs aus beständigen  Gaukeleien: Scheibe, ruht auf Elefanten,  Himmelskörper drehten sich um die Erde etc. – und  aktuelle Modelle? Alle mechanischen Wissenschaften verlieren durch Quantenphysik Substanz.  Im Mikrokosmos waren Teilchen/Atome, dann eher Wellen, die sich auch mal als Teilchen verhalten, später undefinierbare Partikel, weder Wellen noch Teilchen, sondern Strings in zehndimensionaler Raumzeit.  …Ergänzung der elften Dimension, hypermoderne M-Theorie, bei der aus den Strings Membranen geworden sind.  Der Strom des Wissens, Mikrokosmos und Makrokosmos (das Kleinste und Größte) sind unendlich und in endloser unendlicher Veränderung.

 

Holen wir gottgegebene Kräfte zurück, verhindern weitere Verluste auch ohne absolute Wahrheit zu finden. Un- u. überbewusstes Empfinden ist real. (Unterbewusstes ja sowieso). So findet Theater eine kongeniale Aufgabe.


Versuchung des Heiligen Antonius – Matthias Grünewald – 1510

 Gandhi: zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich,

dann bekämpfen sie dich —- und dann gewinnst du.

 

Persönlichkeiten und Zitate

 

Augustinus. (354 – 430 ) Wunder geschehen nicht im Widerspruch zur Natur, sondern nur zu dem, was wir über sie wissen.

 

Sokrates: 469  – 399 v. Chr.   erkenne dein Selbst – dein überbewusstes großes Selbst im Universum.

 

1687 Newton begründet klassische Physik.

 

Im 20.  Jhdt wurde dies abgelöst, vielleicht auch nur ergänzt: sehr großen Galaxien und sehr kleine Quantenteilchen, (Makro – u. Mikrokosmos) funktionieren anders, mit bisheriger Physik ist dies nicht erklärbar. (z. B. Quantenenergie – Doppelspalt-Experiment s.    http://www.quantenphysik-schule.de/doppelspalt.htm).

 

Dazu Einstein, Zeiliger, Hawking u.a.: Jenseits der mechanischen Wissenschaften steuern extrem feine Prozesse Leben (s. Quantenphysik). Sind wir nur Beobachter oder Teilnehmer eines kleinen Ausschnitts einer bereits existierenden Schöpfung?

 

  1. Wheeler, … schon Betrachten von Elektronen wirkt auf deren Eigenschaften, … wir sind keine wirkungslosen Zuschauer.

 

  1. Planck: in der Matrix (Urgrund der Materie) spiegeln sich alle unsere Überzeugungen und Einstellungen. Materie ist nur eine Kraft: ein bewusster, intelligenter Geist als Urgrund aller Materie.

 

  1. Jungs kollektives Unbewusstes und R. Sheldrakes neueres morphisches Feld: zentraler Punkt unseres Seins, wir sind nicht getrennt, ziellos in einem Körper/Geist, sondern mit jeder anderen Seele eng verbunden.

 

Neuer Weltsicht David Bohm (Tod 1992) – „implizite Ordnung“, aus dem Nichts kommt Grundbaustein des Lebens  …, Ebenen der Schöpfung  mit allem, was in unserer Welt ist und sein wird. Das Universum ist ein einziges, einheitliches Natursystem (s. auch DNS). Übereinstimmung antiker Weiser und neuer Wissenschaft.

 

Immer mehr anerkannte Wissenschaftlicher vergleichen unser Universum inzwischen mit einer riesigen, ganz alten Computersimulation – einer wirklichen, virtuellen Realität.  s. Fraktale Geometrie – euklidische Geometrie)

 

  1. Lloyd (geb. 1960 – erster Quantencomputer):Universum ist ein Quantencomputer, eine riesige, ständige Quanten-Berechnung,

 

  1. Schmidhuber (geb. 1963): vor ewiger Zeit wurde ein großer Computer mit allen möglichen Universen programmiert.

 

  1. C. G. Jung: Wechselwirkung von Gedanken und materieller Realität= Synchronizität: Gleichzeitigkeit  psychischer Zustände bei Unterschiedlichem. (s.:http://wiki.astro.com/astrowiki/de/Synchronizität) Das ist Quantenphysik. 

 

Dazu  John Bell: Jedes Teilchen des Universums steht mit allen in direkter Verbindung (schneller als Licht) – Korrespondiert mit antiken Magiern/Heilern und lässt sich in Dramatischem  erkennen.

 

Vielleicht folgt im Okt. 2018 eine Fortsetzung über die theatrale Poesie unter bisherigen Maßgaben!

 

  1. 20118

Tim Theo Tinn (tinn@timtheo.de)

 

 

DIE BAYREUTHER BÜHNE ALS AKUSTISCHER FAKTOR

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                         Die Bayreuther Bühne als akustischer Faktor

                                                  Antwort auf

                              Festwochen, Festspiele, Mikrophone

                                                 vom 6.8.2018

 

Als Musikalischer Supervisor der Bayreuther Festspiele und Verantwortlicher für die akustisch-musikalische Feinabstimmung aller aktuellen Bayreuther Produktionen nehme ich Stellung zum Artikel Festwochen, Festspiele, Mikrophone, der am 7.8.2018 als offener Brief in dieser Zeitung erschienen ist.

Darin wird die Vermutung geäußert, die Sängerin der Ortrud in der diesjährigen Produktion des Lohengrin sei im dritten Aufzug elektroakustisch verstärkt worden. Grund sei die angeblich akustisch ungünstige Position der Solistin am Rundhorizont (hintere Bühnenmitte, Anmerkung des Verfassers).

Als Beteiligter an dieser Produktion kann ich diese Vermutung als unbegründet zurückweisen. Die einzige elektroakustische Verstärkung im Lohengrin betrifft die Orgel am Ende des zweiten Aufzugs.

Es ist hinlänglich bekannt, dass im Bayreuther Festspielhaus einzigartige akustische Gegebenheiten herrschen. Dies ist auf die Bauweise des Hauses und auf den verdeckten Orchestergraben zurückzuführen.

Die akustisch günstigste Position für die Solisten ist die hintere Bühnenmitte, da sich dort der Stimmklang besonders frei entfaltet und eine ideale Mischung mit dem Orchesterklang ergibt.

So kann der Sänger des Lohengrin den Beginn der Gralserzählung auf dieser Position im feinsten Piano intonieren und die Stimme trägt mühelos bis in die letzte Reihe. Im aktuellen Tristan können die beiden Protagonisten den langsamen Teil des Liebesduettes im 2. Aufzug mit dem Rücken zum Publikum singen und sind trotzdem klar und deutlich zu vernehmen. Stephen Gould als Tristan kann weite Teile des Monologes im dritten Aufzug im hinteren Drittel der Bühne singen und ist stimmlich – auch bei vollem Orchester – immer präsent. Diese akustischen Positionen wären in jedem anderen Opernhaus für die Sänger katastrophal, in Bayreuth hingegen sind sie auf Grund der speziellen akustischen Bedingungen von Vorteil.

Darum wird Sängern beim Vorsingen auf der Bühne geraten, sich in der hinteren Bühnenmitte zu positionieren, da man von dort die Stimmen am besten hören kann.

Nicht alle Bühnenbildner und Regisseure, die zum ersten Mal in Bayreuth arbeiten, wissen um diese akustischen Ausnahmeerscheinungen und gehen von Bedingungen aus, die sie von anderen Theatern gewohnt sind. Das kann in Bayreuth zu schwerwiegenden Problemen führen, da Bühnenbilder im Festspielhaus den Orchesterklang reflektieren, der durch die gewölbte Abdeckung direkt auf die Bühne geworfen wird. Deshalb sind Bühnenbilder, die die Raumtiefe nicht genügend ausnutzen, in Bayreuth eher ungünstig – besonders dann, wenn der Orchesterklang

durch die starke Reflexion harter Materialien (Wände, Deckenplafonds etc.) verstärkt wird. Es kostet dann viel Mühe, gemeinsam mit dem Dirigenten eine gute Klangbalance aus dem Zuschauerraum einzustellen, die dieser „Übersteuerung“ entgegenwirkt.

Das Bühnenbild zum diesjährigen Lohengrin ist durch die leichten Materialien, den Rundhorizont und durch die entsprechende Raumtiefe sehr günstig für Sänger und Orchester.

Die angesprochenen akustischen Besonderheiten des Festspielhauses sollten einem verdienten Bayreuth-Sänger wie Bernd Weikl, der dort in mehreren Produktionen große Erfolge gefeiert hat, nicht entgangen sein.

 

Univ.-Prof. Christoph Ulrich Meier

Feuilleton: „DARK NIGHTS“ Ein Beitrag von Thomas Prochazka

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Feuilleton

»Dark Nights«

Von Thomas Prochazka (Ein Gastbeitrag als Auszug aus dessen Webseite „Der Merker“ vom 1.September 2018)

 

I.
Sonntag, 5. August 2018, 21:35 Uhr: Der Bühnenvorhang im Großen Festspielhaus senkt sich, um ersten Mal nach dem Ende von Tschaikowskis Pique Dame. Applaus und — als der Spielvogt die Bühne betrat — Mißfallenskundgebungen ersterben augenblicklich. Offenbar gibt es von seiten des Publikums nicht mehr zu sagen. (Diese anämische Applausdauer: für Wiener Opernfreunde immer wieder ein verstörender Moment.)

Außerdem: Für Punkt 21:30 Uhr war der Beginn des (fakultativ zu buchenden) Gala Dinners in der Residenz vorgesehen. Mit den Künstlern der Première. Oder aber es galt eine für dieselbe Zeit gebuchte Reservierung zum Abendessen wahrzunehmen, in einem der Salzburger Gastro­nomiebetriebe gehobenen Standards. — Man spute sich also, ehe der Tisch neu vergeben wird. (Die Salzburger verhalten sich, was die Qualität ihrer Dienstleistungen betrifft, ihren Gästen gegenüber manchmal eigenartig.)

II.
Verstört oder nachdenklich ließ diese Vorstellung kaum jemanden zurück. Aus welchen Gründen auch immer. Dabei gälte es über eine Menge nachzudenken: über die Gier nach Reichtum und die Mittel, welche wir zur Erreichung dieses Ziels einsetzen. Über die verschiedenen Arten, in wel­chen uns die Liebe begegnet. Über den Zustand einer Gesellschaft, welche die Reichen und Schönen und Mächtigen unreflektiert hofiert. Ihnen den roten Teppich ausrollt vor dem Festspielhaus.

Mit der Musik  — vermochten wohl wenige nur etwas zu beginnen. Die Oper Pique Dame steht nicht so oft auf den internationalen Spielplänen. Doch zum Glück gab es Übertitel in deutscher und englischer Sprache. So vermochten die Besucher dem Gesang — in russischer Sprache! Bitte, wer ist schon des Russischen mächtig? — und damit der Handlung einigermaßen zu folgen. Welch tolle Errungenschaft, diese Übertitel!

Wenn ich Karten für die Première von ›Boris Godunow‹ unter Claudio Abbado bei den Salzburger Festspielen habe, finde ich die Zeit, mich vorzubereiten und vorher das Textbuch zu lesen.

Eine Besucherin im ORF-Radio Ö1

III.
Salzburger Festspiele, 7. August 1994. Claudio Abbado dirigiert Mussorgskis Boris Godunow in der szenischen Realisierung von Herbert Wernicke. Und untersagt — horribile dictu! — den Ein­satz von Übertiteln. Abbados Begründung: Diese lenkten von den Vorgängen auf der Bühne ab. (Der Mann wußte nicht, wie recht er hatte.)

Es waren dies Zeiten, da befragte der österreichische Radiosender Ö1 nach der Vorstellung nicht Kritiker oder »Fachleute«, sondern das Publikum. Nicht absichtsvolle Schwurbelei, markige Ansagen waren gefragt. Kurzum, Ö1 wollte in Erfahrung bringen, ob die fehlende Übersetzung des Textes nicht das Verständnis erschwert habe. Antwort einer jungen Besucherin: »Wenn ich Karten für die Première von Boris Godunow unter Claudio Abbado bei den Salzburger Fest­spielen habe, finde ich die Zeit, mich vorzubereiten und vorher das Textbuch zu lesen. Dann weiß ich, worum es geht und benötige keine Übertitel!«

Manche Begebenheiten sind unserem Gedächtnis unauslöschlich eingeschrieben.

IV.
Seit ca. 30 Jahren buhlen die Opernhäuser und Festspiele um ein vermeintlich immer kleiner werdendes Publikum. Die Einführung der Übertitel, die aus den U.S. nach Europa einge­schleppten »pre-concert talks«: zusätzliche Angebote für den eiligen (oder seltenen) Opern­besucher von heute.1 Sie dienen der Animation zum Besuch, getreu dem Motto: »Du mußt nichts wissen, wir sorgen für alles.«

Allein: So funktioniert Oper nicht. Nicht als Kunstform. Und nicht als Spektakel. — Und das menschliche Gehirn auch nicht.

V.
Stellen sir uns vor, wir befinden uns gemeinsam mit anderen Neugierigen im abgedunkelten Zuschauerraum eines Opernhauses…

Alle Mobiltelefone sind ausgeschaltet. Niemand versucht den professionellen Theater­photo­graphen Konkurrenz zu machen, mit doch nur untaugliche Ergebnisse erzielenden Mitteln. Einzig die Bühne und — soweit notwendig — die Pulte der Musiker im Orchestergraben sind be­leuchtet. Während unsere Ohren der Musik lauschen, lassen wir die Augen über die Bühne wandern. Sie bestätigen optisch den Sekundenbruchteile zuvor akustisch empfangenen Sinneseindruck. Unser Gehirn arbeitet im sensorischen Modus.

Das Lesen von zusätzlich angebotenen Übertiteln (gleichgültig, ob diese über dem Bühnenportal oder im Sitz des Vordermannes angezeigt werden) versetzt unser Gehirn in einen aktiven, intellektuellen Modus. Wir lesen. Sofort treten die sensorischen Empfindungen in den Hinter­grund. Musik und Gesang werden nur mehr beiläufig aufgenommen. Der Blick auf die Bühne bestätigt das Gelesene, nicht das Gehörte. Mit jedem neu eingeblendeten Text verläßt unser Gehirn den empfangenden sensorischen Modus. Und unsere Augen sind (zumindest bei den auf den Bildschirmen im Sitz des Vordermannes eingeblendeten Übertiteln) mit dauernder Akkom­modation (dem Fokussieren von Nah- auf Fernsicht und zurück) beschäftigt.

Die Folge: Das Publikum wechselt seine Rolle. Es wird vom Empfänger zum Beobachter, gilt es doch, die Richtigkeit der gelesenen Texte vom Auge überprüfen zu lassen. Und diese Beobachter­rolle verstärkt sich weiter, wenn ein fälschlicherweise Autorenschaft an einem Werk bean­spruchender Spielleiter eine Szene schafft, die das Gelesene konterkariert.

Die Distanz zwischen Werk und Publikum vergößert sich, anstatt sich zu verkleinern.

VI.
Wie wäre dem entgegenzuwirken? Vielleicht mit »Dark Nights«. (Heutzutage muß alles eine en­glische Bezeichnung tragen: — als Vorbedingung für möglichen Erfolg.)

Nehmen wir an, Opernhäuser verkünden in ihren Spielplänen, daß bei der dritten, vierten und sechsten Vorstellung einer Serie auf Übertitel verzichtet wird.2

Nehmen wir ferner an, der Direktor wagte es, vor jeder dieser Vorstellungen das Publikum persönlich einzuladen, seine Mobiltelefone bis zum Verlassen des Hauses auszuschalten. Ver­sicherte das Parkett der Freiheit, drei oder vier Stunden lang keine SMS, Tweets und Facebook-Nachrichten prüfen oder beantworten zu müssen. Bestärkte das Publikum darin, sich dem Zauber der Kunstgattung Oper mit allen Sinnen hinzugeben.

Nehmen wir darüberhinaus auch an, dieser für sein Haus und die Gattung Oper brennende Intendant vermochte dem Publikum bewußt zu machen, daß von der Bühne aus jedes ein­ge­schaltete Mobiltelefon und jeder Photoapparat durch das emittierende Licht zu sehen ist.3 Daß diese Lichtquellen nicht nur die Umsitzenden stören, sondern auch von den Sängern als unbedingter Ausdruck des Mißfallens — oder der Langeweile — des jeweiligen Besuchers aufge­faßt werden muß. Und daß solches Verhalten nicht dazu angetan ist, die Mitwirkenden zu ihrer Höchstform auflaufen zu lassen.

Das Ergebnis wären zumindest subjektiv, höchstwahrscheinlich jedoch auch objektiv bessere, weil intensiver erlebte Vorstellungen. Mit Sängern, welche sich geschätzt fühlen, mit einem Pub­likum bar jeder Ablenkung vom Gegenstand.

VII.
Eine ungewöhnliche Idee? Wahrscheinlich. Eine Narretei? Vielleicht. Undurchführbar? Mit­nichten. Es käme auf den Versuch an.
Woran es bislang fehlt, sind Direktoren erster Opernhäuser, welche sich trauen, solche »Dark Nights« Wirklichkeit werden zu lassen.

  1. Conrad L. Osborne vertritt in seinem Buch »Opera a Opera. The State of the Art« sogar die für das Publikum von heute wenig schmeichelhafte Ansicht, Übertitel versuchten dessen Unfähigkeit zu kom­pensieren, sich vorab mit der Handlung einer Oper, ihren Charakteren und den gesungenen Text vertraut zu machen (S. 67).↩
  2. Für den Großteil der Opern des Kanons können die Libretti oder ausführliche Opernführer meist für das Geld einer oder zweier Kinokarten erworben werden. Vielfach sind sie auch in den Hochglanz-Aus­gaben der CD-Einspielungen enthalten. Der aus diesen Büchlein zu ziehende Gewinn lohnt die Ausgabe in jedem Fall.↩
  3. Der Direktor könnte hinzufügen, daß das Opernhaus auf seiner Website professionell aufgenommene, hochauflösende Photos aller am Spielplan stehenden Produktionen zur Verfügung stellt. Und daß diese Photos für den persönlichen Gebrauch kostenfrei sind und man sich doch, bitte, diese herunterladen solle, anstatt die Vorstellung durch Photographieren zu stören
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