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WIEN/ Palais Razumovsky: Die Seele spielt die Hauptrolle“ – Ein gemeinsamer Abend mit Donka Angatschewa und Heinz Aeschlimann

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Die Seele spielt die Hauptrolle“ – Ein gemeinsamer Abend mit Donka Angatschewa und Heinz Aeschlimann im Salon Razumovsky

Von Stefan Pieper


Donka Angatschewa. Foto: Stefan Pieper

Im Salon Razumovsky kann die seit dem 18. Jahrhundert gepflegte und nach dem letzten Krieg etwas in Vergessenheit geratene Tradition der „Salonkonzerte“ wieder entdeckt werden. Für Gregor Razumovsky, den Betreiber dieser exklusiven Wiener Spielstätte, gehört auf jeden Fall eine engagiert gepflegte Gesprächskultur im gediegenen Wohnzimmer-Ambiente dazu. Franz Liszt im weitesten Sinne, vor allem die Frage, und wie dessen Werk und Persönlichkeit bei Künstlern von heute Widerhall finden, bot sich hierfür als Thema im besten Sinne an.

„Irgendwie möchte hier niemand wirklich im Mittelpunkt stehen“ bemerkte augenzwinkernd Helmut Jaspar, der den Abend moderierte. War es die in Bulgarien geborene, heute in Wien lebende Pianistin Donka Angatschewa? Oder der Schweizer Künstler Heinz Aeschlimann, ein weltweit gefragter Vollprofi, der als Bauingenieur und Skulpturenschöpfer mit seinen Projekten auf dem ganzen Erdball unterwegs ist? Und der hier eine ganze Serie von Exponaten mit unmittelbarem „Liszt-Bezug“ im Salon-Razumovski präsentierte.


Donka Angatschewa und Heinz Aeschlimann. Foto: privat

Zunächst einmal hat die Musik als „öffnendes“ Medium das, so wie es der Hausherr für einen gelungenen Abend vorsieht: Donka Angatschewa beginnt ihr Recital mit dem ersten Satz aus Beethovens Appassionata-Sonata – was bei ihr schonungslos zur Sache geht und ausgesprochen subjektiv und ehrlich wirkt! Ihr Spiel ist nicht einfach nur „Interpretation“, sondern zupackende Stellungnahme. Beethovens Notentext geht bis ins kleinste Detail, aber hieraus wieder individuelle Aussagen und unmittelbare Momente zu schöpfen, ist eine große Kunst, die Angatschewa mit einer gesunden Portion Exzentrik zu pflegen weiß. Ihr Spiel nimmt die innere Mechanik der einzelnen Figuren unter die Lupe und baut eine elektrisierende Innenspannung auf. Egal, ob sie die Rubati genüsslich zerdehnt und im nächsten Moment das Tempo bis zur Raserei ausreizt oder ob sie die Akkordballungen in brausendem Klang-Cluster lodern und funkeln und immer wieder die Sforzati explodieren lässt. Damit steigert sie die emotionale Fallhöhe direkt zu Anfang aufs äußerste, was nicht zuletzt den Wunsch nährt, dass man noch viel mehr Beethoven von dieser Interpretin höre!

Somit ist das Publikum genug hypnotisiert für die nun folgende Magie der Entschleunigung. Eine solche zelebriert Donka Angatschewa in Franz Liszts lyrisch-balladeskem Petrarca-Sonett opus 104 und später im berühmten Liebestraum, der einmal mehr beglückt und entrückt, was an den Minen der Zuhörenden offensichtlich ablesbar ist. Rezitativisch und vielgestaltig malt ihr Spiel die Klangfarben in der Consolation Nr. 3. Sie lässt mit viel spontaner Wucht in der Tarantella die Puppen tanzen, bevor es in der Achten Rhapsodie mit umso vielgestaltigerer Spielwucht in die Vollen geht. Für Donga Angatschewa ist der künstlerische Idealzustand erreicht, wenn wie sie sagt, „die Seele die Hauptrolle spielt“. Das macht das Spiel der gebürtigen Bulgarin so unmittelbar und im positiven Sinne eigen-willig! Ein Kapital, mit dem sie aus spielerischen Zuständen, egal ob berückend-lyrisch oder extrovertiert-stürmisch, immer neue eindringliche Stimmungsbilder schöpft.

Moderator Helmut Jaspar hatte zur Einleitung auf den Aspekt von Musik als „Skulptur in der Zeit“ verwiesen – und diese leitet direkt über zu Heinz Aeschlimann, der zusammen mit seiner Lebenspartnerin Getrud Aeschlimann angereist war. Er selbst offenbart im Gespräch, wie sehr Listzs Klavierkompositionen ein Treibmittel für eigene kreative Herausforderungen sind: „Wenn ich große Probleme zu lösen habe, brauche ich zur inneren Neutralisierung Franz Liszt“ bekundete er im Gespräch. Eine Musik, die derart zu einem Teil von einem selbst geworden ist, mache zuverlässig von „vergrabenen Strukturen“ frei und dafür offen für neue Lösungen.

Die Stehtische im Razumovsky-Saal zieren Miniaturversionen aus dem Skulpturenzyklus „The Composer“, mit denen Liszt unmittelbar seinen Ideengeber portraitiert. Die Formensprache der Objekte aus fließenden Rundungen und ineinander verschränkten Strukturen könnte direkt auf Elemente in Liszts Musik verweisen. Aber es gibt eine noch tiefere, erzählendere Dimension: Nämlich unmittelbare, verblüffend komprimierte Verweise auf die Lebensgeschichte und Persönlichkeit von Franz Liszt.


Miniaturversionen aus dem Skulpturenzyklus „The Composer“ von Heinz Aeschlimann. Copyright: art-sankt-urban

„h-Moll-Sonate“ heißt eine Plastik, in der eine hoch aufragende Form die Komponistenpersönlichkeit versinnbildlicht. Sie wird aber gestützt von zwei anderen Strukturen, welche für Liszt „tragende Säulen“ waren: Musik und die Frauenwelt. Kompliziert wurde es im Verhältnis zwischen Franz Liszt und Richard Wagner, als Liszts Tochter Cosima schließlich zu Cosima Wagner wurde. Irgendwie erschütterte diese Liebesverbindung zwischen Tochter und langjährigem Freund die gewohnte Verbindung gründlich. Aeschlimanns Skpultur „Liszt-Cosima-Wagner“ braucht gerade mal drei Formelemente, um dieses komplexe Psychogramm auf den Punkt zu bringen.


Miniaturversionen aus dem Skulpturenzyklus „The Composer“ von Heinz Aeschlimann. Copyright: art-sankt-urban

Direkt erlebbar wird hier jene wertvolle „Übertragung zwischen künstlerischen Disziplinen“, wie es der Kunsthistoriker Roy Oppenheim im Podiumsgespräch formuliert hatte. Mache doch ein aufmerksames „Schweifen durch Formen“ viele „Spannungsfelder zwischen harmonischen und disharmonischen Elementen“ bewusst. Der Abend im Salon Razumovsky tat auf jeden Fall sein übriges, um im Sinne Oppenheims „in eine neue Sphäre zu überführen“, die allein die bildende Kunst für sich, aber auch das reine Konzerterlebnis in der Regel nicht transportieren kann.

Stefan Pieper

 


WIEN/ Griechische Botschaft/Historisches Gebäude: PANORAMA GRIECHISCHER GRAVÜREN (Sammlung Kolliali)

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WIEN/ Historisches Gebäude der Griechischen Botschaft in Wien 4. Argentinierstraße 14: PANORAMA GRIECHISCHER GRAVÜREN  (ausgewählte Werke der Kolliali-Sammlung)


Foto: Esther Hatzi

Anläßlich des griechischen Nationalfeiertags am 25.3. fand am 21.3. unter dem Ehrenschutz der Botschafterin von Griechenland in Österreich, Frau Chrissoula Aliferi und in Kooperation mit der Griechischen Honorar-Konsulin in Salzburg, Fr. Kom.Rat Catharina Pappas, die Ausstellung Griechischer Gravüren aus der Kolliali-Sammlung statt.

Die Sammlung von Christos und Polly Kolliali mit Sitz in Megara Attika ist eine der umfangreichsten Sammlungen dieser Art in Griechenland und enthält insgesamt mehr als 500 Werke etablierter griechischer Künstler des 20. Jahrhunderts (Holzschnitte, Kupferstiche, Linoleum, Serigraphie, Litographie, Fotografie, Gemischte Techniken u.s.w.

Darüber hinaus enthält die Sammlung ungefähr 100 nummerierte Bücher mit Original-Gravüren und Exlibris.


Foto: Esther Hatzi

So folgt die Sammlung der Entwicklung der Schnitt- und Stichkunst in Griechenland über die letzten 100 Jahre. Die Vision der Sammler besteht darin, dieses Gravüren-Panorama, welches einen bedeutenden Teil der modernen griechischen Kultur enthält, einem breiten Publikum in- und außerhalb Griechenlands näher zu bringen. Die Sammlung wurde bereits in Athen und im Ausland mit großem Erfolg ausgestellt.

In Österreich, einem Land, das mit der griechischen Literatur historisch besonders verbunden ist, wird eine Auswahl von Gravüren, Büchern und Exlibris mit Themen aus Griechenland mit dem Weiß – Blau der Ägäischen Inseln, der Geschichte, Mythologie und den archiologischen Stätten, sowie Stil-Leben aber auch moderne Kompositionen jüngerer Künstler ausgestellt.

Kuratoren der Ausstellung sind Polly und Irene Kolliali.

Esther Hatzi


Foto: Esther Hatzi


Foto: Esther Hatzi


Kunstgeschichtler David walser mit der Kuratorin und Mitbesitzerin der Sammlung, Polly Kolliali

Esther Hatzi

 

 

Wiener Staatsoper: CHRISTA LUDWIG-GEBURTSTAGS-MATINEE: ZULETZT FLOSSEN SOGAR TRÄNEN (25.3.2018)

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Wiener Staatsoper: CHRISTA LUDWIG-GEBURTSTAGS-MATINEE: ZULETZT FLOSSEN SOGAR TRÄNEN (25.3.2018)

Da saß sie da, locker-elegant im rosa Hosenanzug, schlagfertig, mit dem für sie typischen „Schalk im Nacken“… man würde sie mindestens um 20 Jahre jünger halten. Aber nein: Christa Ludwig feierte in diesem März 2018 tatsächlichen ihren 90 Geburtstag, die Wiener Staatsoper war einmal mehr bis zum Balkon gefüllt, als Moderator hatte sich die einstige Mezzo-Diva mit einem Wiener (Tenor-)Vater Anton Ludwig und einer norddeutschen Mutter Eugenie Besalla-Ludwig ihren Sohn Marc Berry gewünscht (aus ihrer ersten Ehe mit Walter Berry); und als Gratulanten agierten Otto Schenk, Michael Heltau (als Sänger: Wien muss die Stadt von Christa Ludwig sein“, Clemens Hellsberg, eine Streicher-Abordnung der Wiener Philharmoniker(mit dem Capriccio-Beginn); und selbstverständlich der amtierende Operndirektor Dominique Meyer, der schon die Rosen für den 100.Geburtstag überreichte, weil er 2028 wohl schon in Pension sein werde (seine erste Begegnung mit der in zweiter Ehe mit Paul Emile Deiber verheirateten Christa Ludwig erfolgte übrigens mit der Marschallin im Rosenkavalier).

Und als Überraschungsgast kam zudem der designierte Wiener Bürgermeister und Namensvetter Michael Ludwig auf die Bühne, um der einstigen Marschallin, Amneris, Fidelio-Leonore oder Färberin den Goldenen Rathausmann zu überreichen. Und Auszeichnungen wie diese sammle sie nicht zuletzt, weil sich dann andere ärgern, die diese Auszeichnung noch nicht bekommen haben. Typisch Ludwig eben, ist man versucht zu sagen. 

Ihr Lebens-Credo war immer: Sentimental ist die Kunst, heiter sei das Leben. Und so lautet auch der Titel ihrer neuesten Autobiographie „Leicht muss man sein“ – ein Zitat der Marschallin -, das genau zum 90.Geburtstag bei Amalthea erschien ist und als Co-Autoren Erna Cuesta und Franz Zoglauer nennt. Die Ludwig, die 50 Jahre lang eine unvergleichliche Welt-Karriere bestritt (um sie rauften sich die berühmtesten Dirigenten wie Karajan, Böhm oder Bernstein) hat nun mehr als zwanzig Jahre nicht mehr gesungen. Sie agiert als Jurorin, gibt Master-Classes und hat – spät aber doch für Sohn und Enkel samt Familien – endlich Zeit. Und sie lebt ohne Angst, eine Verkühlung zu bekommen. Und ohne Stress. Ihr Lebensmotto hat sie von Churchill übernommen: „No sport!“ Als Sänger müsse man richtig atmen, das genüge für ihre körperliche Fitness. Dafür in Maßen: Wein und Whisky! Christa Ludwig könnte als Gesundheits-Coach agieren.

Nun: zurück zur Geburtstags-Matinee: Christa Ludwig hatte auch die Zuspielungen ausgewählt. Und so hörte man Oskar Werner mit dem „Erlkönig“ (von ihm konnte ich lernen) oder Georg Kreisler mit dem „Mann am Triangel“. Die Ludwig- Aufnahmen wurden von Richard Wagner (Götterdämmerung und Isolde) sowie Richard Strauss (Frau ohne Schatten mit Walter Berry) dominiert.  Aber es gab auch die Hexe aus „Hänsel und Gretel“ oder die Rosina aus „Barbier von Sevilla“ (ein besonderes Vergnügen!). Und dann – bei Zuspielung des Richard-Strauss-Liedes „Und morgen wird die Sonne wieder scheinen“ (Liederabend mit Charles Spencer 1994) passierte es: Christa Ludwig bekam feuchte Augen war gefühlsmäßig so wie man ihr Singen immer empfunden hat: eine Stimme, die tief in die Herzen reicht.

Christa Ludwig gibt sich privat unsentimental und Kopf-dominiert. Aber das sei – so Hellsberg – nur eine seelische „Schutzmaßnahme“. Noch viele Geburtstage, die die Leichtigkeit des Seins ebenso spiegeln wie die Momente der tiefen Betroffenheit. Habet Dank!

Peter Dusek

 

SOFIA: „OPERA EUROPA“ INTERNATIONAL FORUM MEETING – 22.-25. März 2018

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SOFIA: „OPERA EUROPA“ INTERNATIONAL FORUM MEETING – 22.-25. März 2018

Anlässlich der bulgarischen EU-Ratspräsidentschaft 2018 entschied der Vorstand von “Opera Europa”, ein International Forum Meeting zum ersten Mal in Bulgarien abzuhalten. Es kamen Generaldirektoren, Operndirektoren, Produktionsmanager, Technische Direktoren, Marketing-Direktoren, Verwaltungsdirektoren, Public Relations Manager, Kommunikationsdirektoren, Stage Manager, Persönliche Assistenten, Personalverwalter, Buchhalter, Berater, Journalisten etc. nach Sofia, und zwar aus Europa (Albanien, Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, Lettland, Litauen, den Niederlanden, Norwegen, Rumänien, der Russischen Föderation, Schweden, Slowenien, Spanien, der Tschechischen Republik und dem Vereinigten Königreich); sowie aus Nordamerika (Kanada, USA).


Nicholas Payne, Exekutiv-Direktor von Opera Europa. Foto: Klaus Billand

Opera Europa ist die führende Dienstleistungsorganisation für professionelle Opern-Compagnien und Opernfestivals in Europa. Sie hat derzeit 182 Mitglieds-Compagnien aus 42 Ländern und ist mit Sitz in Brüssel dort als kulturelle Organisation in Übereinstimmung mit den belgischen Recht registriert. Der Vorstand hat 15 Mitglieder, die für drei Jahre gewählt werden. Ein Exekutiv-Direktor, ein Manager und zwei Koordinatoren führen die Organisation und kümmern sich um die Anliegen der Mitglieder.
Es geht Opera Europa vor allem um Fragen praktischen Interesses wie Einnahmensmaximierung, Publikumsentwicklung, neue Technologien und Medien, Personal, Fund Raising und PR/Marketing. Ferner bieten die Konferenzen exzellente Möglichkeiten für die Kontaktanbahnung zur Entwicklung europäischer Ko-Produktionen.

Das Meeting in Sofia drehte sich vor allem um Fragen, wie man Veränderungen im Management und in der Führung von Opern-Compagnien bewerkstelligen kann. Daneben ging es um das benchmarking der an einer Opera Europa-Umfrage teilnehmenden Mitglieder zu Geschäftsdaten sowie Produktionsbedingungen und -zahlen.


vlnr: Acad. Plamen Kartaloff, Generaldirektor Sofia Oper und Ballett
Mr. Boil Banov, Kulturminister
Ms. Lilyana Pavlova, Ministerin für die Bulgarische EU-Ratspräsidentschaft 2018
Mr. Vezhdi Rashidov, Vorsitzender des Parlamentarischen Kultur-Kommittees
Foto: Klaus Billand

Das Meeting wurde eröffnet von: Acad. Plamen Kartaloff, Generaldirektor der Sofia Oper und Ballett; Boil Banov, Kulturminister; Lilyana Pavlova, Ministerin für die Bulgarische EU-Ratspräsidentschaft 2018 und Vezhdi Rashidov, Vorsitzender des Parlamentarischen Kultur-Komitees.

Die Delegationen nahmen an folgenden Themenpräsentationen und -besprechungen teil:

1. Change Leadership
Hier hielt der Konsulent Lars Sudmann eine key note presentation, in der es um Fragen zu sechs Führungskriterien ging, i.e. Envison, Explore, Engage, Enable, Energize und Execute.

2. Opera Europa members mapping
Hier ging es um die Ergebnisse einer Umfrage unter den Mitgliedern von Opera Europa zu ihren Geschäftsdaten und Produktionsbedingungen und -zahlen etc., um besser die Bedürfnisse der Opernhäuser zu ermitteln, und um ihre gesellschaftliche Rolle besser darzustellen.

3. Qualitätsmanagement/Schlankes Management
Hierbei ging es um effizientere Methoden eines schlankeren Managements, moderiert vom Konsulentin Timo Tuovila und dem Opera Europa Operndirektoren, Exekutiv-Direktor Nicholas Payne.

4. Personalanalyse und Produktivität – benchmarking

Hier ging es um das Thema der personellen Ausstattung der Compagnien und der entsprechenden Überlegungen zur Produktivitätssteigerung.

5. Die Budgetierung der Kasseneinnahmen

6. Die Entwicklung von Führungsstilen: die zukünftige Arbeit

7. Die Analyse von Verkaufsdaten – benchmarking

8. Unternehmenskultur – wie kann man die gesamte Compagnie überzeugen, dieselben Werte zu teilen?

9. Personalaustausch – Pilot-Schema

10. Belästigung am Arbeitsplatz #metoo

Hier wurde insbesondere auf die Null-Toleranz-Linie der Compagnien bei aller Art von Belästigungen am Arbeitsplatz hingewiesen. Den Gastsängern werden u.a. bei Vertragsabschluss entsprechende Dokumente zur Bestätigung der jeweiligen Regeln des Hauses vorgelegt.

Am letzten Tag fand ein Besuch des berühmten Rila-Klosters in den Rila-Bergen unweit von Sofia statt. Diese Berge spielen in der von den Teilnehmern besuchten Oper von Ljubomir Pipkov „Yana’s Nine Brothers“ eine große Rolle.

Klaus Billand

TSCHECHISCHE PHILHARMONIE UNTER NEUER LEITUNG

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Tschechische Philharmonie unter neuer Leitung

Die Tschechische Philharmonie startet mit ihrem neuen Chefdirigenten und Musikdirektor Semyon Bychkov in die erste gemeinsame Saison 2018/2019.


© Tschechische Phiharmonie / Marco Borggreve.

Es gibt viele Möglichkeiten, die Tradition der Tschechischen Philharmonie zu beschreiben. Eine davon muss eine nie endende Suche nach der Wahrheit im musikalischen Ausdruck sein. Das ist sowohl unser Credo als auch eine Mission.” (Semyon Bychov)

HÖHEPUNKTE DER SAISON 2018/19
– Orchesterresidenz mit Chefdirigent Semyon Bychkov im Wiener Musikverein
– Deutschlandtournee im Februar 2019
– zahlreiche Uraufführungen, unter anderem von Thomas Larcher und Detlev Glanert
– Fortsetzung des Tschaikowsky-Projektes

Die 123. Saison der Tschechischen Philharmonie wird am 10. Oktober mit Mahlers Sinfonie Nr. 2 unter der Leitung des neuen Chefdirigenten und Musikdirektors Semyon Bychkov im Prager Rudolfinum eröffnet. Neben Bychkov werden Christiane Karg und Elisabeth Kulman als Solisten auch in Bratislava, New York und Wien auftreten.

Semyon Bychkov kommt mit dem Orchester ab 24. November 2018 zu einer mehrtägigen Orchesterresidenz in den Wiener Musikverein. Neben Mahler 2 gibt es tschechisches Repertoire zu hören: so zum Beispiel eine Komposition von Luboš Fišer: Double for Orchestra, Bedřich Smetanas Ouvertüre und Tänze aus der Oper „Die verkaufte Braut“ und auch Antonín Dvořák Symphonie Nr. 9.

In seiner ersten Saison als Chefdirigent und Musikdirektor werden Bychkov und das Orchester neben Konzerten in Prag große internationale Tourneen in die Vereinigten Staaten, nach Deutschland und Belgien unternehmen, bevor sie im April nach Prag zurückkehren, um drei Aufführungen von Mahlers Symphonie Nr. 9 zu geben.

Für seine erste Saison dirigiert Bychkov fünf Abonnementwochen mit einem breiten Repertoire, darunter Werke von Dvořák, Strawinsky, Rachmaninov und Schubert, und setzt das Tschaikowsky-Projekt mit Aufführungen und Aufnahmen von Tschaikowskys Symphonie Nr. 1 und 2 und den Klavierkonzerten Nr. 2 und 3 fort.

Das Tschaikowsky-Projekt begann 2016 mit Deccas Veröffentlichung von Symphony Nr. 6 und der Romeo & Julia Fantasie Ouvertüre und findet 2019 seinen Höhepunkt mit Orchester-Residenzen in Wien, Prag und Paris und der Veröffentlichung aller Symphonien Tschaikowskys, der drei Klavierkonzerte, Romeo & Julia, der Serenade für Streicher und Francesca da Rimini auf Decca.

Bychkov dirigiert Berios Sinfonia für 8 Stimmen und Orchester in Tschechien und die tschechische Erstaufführung von Glanerts Weites Land; beides Komponisten, mit denen Bychkov seit langem eng verbunden war und ist. Detlev Glanert ist einer von vierzehn Komponisten, die für die Tschechische Philharmonie, neben Thomas Larcher, Bryce Dessner (USA), Thierry Escaich (Frankreich) und Julian Anderson (UK) in den nächsten Jahren Auftragswerke schreiben werden; An neun tschechische Komponisten wurden ebenso Auftragskompositionen vergeben: Jiří Teml, Jiří Gemrot, Pavel Zemek Novák, Martin Smolka, Adam Skoumal, Miloš Orsoň Štědroň, Miroslav Srnka, Petr Wajsar, Slavomír Hořínka)

Tschechische Philharmonie gedenkt 100 Jahre Unabhängigkeit

Am 3. Oktober 2018, eine Woche vor Beginn der neuen Saison, feiert die Tschechische Philharmonie in Prag das 100-jährige Bestehen der tschechoslowakischen Unabhängigkeit. Unter der Leitung von Semyon Bychkov stehen Werke von Smetana, Martinů und Dvořák auf dem Programm, und es ist das erste von vier Konzerten der Tschechischen Philharmonie und von Bychkov anlässlich dieses Jubiläums. Weitere Jubiläumskonzerte finden in London (24. Oktober), New York (27. Oktober) und Washington (29. Oktober) statt.

Zum Abschluss des von Jiří Bělohlávek initiierten Dvořák-Zyklus auf Decca wird der Erste Gastdirigent Jakub Hrůša neben Werken von Martinů und Janáček auch Dvořáks Te Deum, das Klavierkonzert in g-moll und den Karneval dirigieren. Der andere Erste Gastdirigent, Tomáš Netopil, wird das Orchester in Bad Kissingen und bei Abonnementkonzerten dirigieren.

Als Gastdirigenten der kommenden Saison werden auch Franz Welser-Möst, Sir Simon Rattle, Giovanni Antonini und Reinhard Goebel zu hören sein. Weitere Details finden Sie unter www.ceskafilharmonie.cz/en/

LINZ: 5 JAHRE LINZER MUSIKTHEATER

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Linz:„Pressekonferenz 5 Jahre Linzer Musiktheater“– 04. 04.2018


Intendant Hermann Schneider, Landeshauptmann Thomas Stelzer, Geschäftsführer Uwe Schmitz-Gielsdorf © H. Huber

Der Aufsichtsratsvorsitzende der OÖ Theater- und Orchester-GmbH, Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer, lud aus Anlaß des 5. Geburtstages des neuen Musiktheaters zur Pressekonferenz. Er sieht das Landestheater Linz (LTL) insgesamt, und das Musiktheater im besonderen, mit seinen modernsten und vielfältigen Möglichkeiten im Einklang mit dem Leitbild des Landes als „Land der Möglichkeiten“. Und im übrigen scheint er der Erklärung seines Amtsvorgängers Dr. Pühringer, „Kultur kostet, Unkultur kostet mehr“ weiter die Treue zu halten, denn auch für Stelzer zählt ein hochstehendes Kulturangebot als wichtiger Attraktionsfaktor für die Ansiedlungen neuer Betriebe.

Dazu kommen zunehmend internationale Kooperationen, inzwischen (teils noch in Planung) von Nizza bis Oslo, von Großbritannien bis nach Ostasien und die weltweite Werbung durch Tourneen des Brucknerorchesters. Bei einer Gesamtauslastung (incl. Sprechtheater) von 85 % in den letzten 5 Jahren und steigenden Abonnementzahlen, das bei einem hohen Anteil von modernen Stücken, Uraufführungen etc., kann man definitiv davon ausgehen, daß das Publikum die Arbeit des künstlerischen Personals vollinhaltlich annimmt. Die Eintrittspreise sollen gleich bleiben.

Details (auch in Form einer sehr gründlichen statistischen Broschüre) kamen dann vom kaufmännischen Direktor,Uwe Schmitz-Gielsdorf, der speziell auf die Kooperationen verwies, die erst durch die international Aufmerksamkeit erregende technische Qualität des neuen Baues zustande gekommen seien; auch nach innen wirken natürlich die wesentlich verbesserten Probemöglichkeiten, und endlich ein Graben, der auch Wagner und Strauss in voller Orchesterpracht aufzuführen gestattet, was auch zu 20 zusätzlichen Stellen im Brucknerorchester geführt hat. Der Kostümfundus (aktuell ca. 3.700 Positionen) ist nicht nur für Eigenproduktionen eine große Hilfe, sondern versorgt auch zahlreiche Amateur- und Kleinbühnenproduktionen im Umkreis.

Mit den jetzt rund 345.000 Besuchern pro Spielzeit (vor dem April 2013 235.000) ist auch der Aufwand für Werbung und Publikumsbetreuung gestiegen. Gesamt hat das LTL in den letzten 5 Jahren 1,587.091 Besucher aus Österreich gehabt (davon 1,481.927 aus OÖ, 54.865 aus NÖ, 29.429 aus W), 113.387 aus dem Ausland sowie 179.631 ohne Zuordnungsmöglichkeit – also kommen wir 1,9 Millionen nahe! Die besucherzahlenseits erfolgreichsten Produktionen waren in der Oper „Die Zauberflöte“ (2013/14, 36.419 verkaufte Karten in 38 Vorstellungen, 96,8 % Auslastung) vor „Hänsel und Gretel“ und „Tosca“; das bestbesuchte Musical war „LesMisérables“ (2014/15, 99,6 %), im Tanztheater war „Der Nußknacker“ (2014/15) mit 98,1 % Auslastung = 23.801 Karten der Spitzenreiter.

Und wie schaut die finanzielle Deckung aus? Der Umsatzerlös der GmbH hat sich auf ca. 22 % stabilisiert (Musiktheater alleine 25.9 %); noch 2012/13 lag der Wert bei knapp 12 %– im Vergleich dazu deutsche Mehrspartenhäuser, auch in größeren Städten 13 – gut 19 %.

Intendant Hermann Schneider hat schon als Kind von der großen Wunsch- und Phantasiemaschine Theater geträumt und hier in Linz, auch dank großartiger Arbeit seines Vorgängers, eine ideale Erfüllungsmöglichkeit gefunden. Er kennt die hohen Erwartungen des Publikums und der Politik und will diese auch weiterhin erfüllen, ohne die eigen Linie zu verraten – Bekanntes wie Seltenes und Avantgarde, auf höchstem Niveau umgesetzt. Die erhöhte internationale Sichtbarkeit des Landestheaters ist natürlich auch den Künstlerinnen und Künstlern zu danken – aber das heißt nicht, daß bis 2013 schlecht gearbeitet worden wäre, nur das Umfeld für diese Leistungen sei eben deutlich besser geworden, wobei er besonders die Musicalsparte hervorhob. Am Status als innovativer Spitzenstandort will er weiter arbeiten.

Helmut Huber/Linz

SELCUK CARA: ZUSAMMENARBEIT MIT DEM KLANGFORUM WIEN (neue zeitgenössische Oper im Entstehen)

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SELCUK CARA: ZUSAMMENARBEIT MIT DEM KLANGFORUM WIEN (neue zeitgenössische Oper im Entstehen)
 
Regisseur und Autor Selcuk Cara freut sich über die Zusammenarbeitmit einem der angesehendsten, zeitgenössischen Orchestern der Welt – dem Klangforum Wien.
Wir dürfen eine interessante zeitgenössiche Oper erwarten.

Bildergebnis für im kopf von bruno schulz: ein brief an thomas mann
Die Vorlage für das Libretto von Selcuk Cara
 
IM KOPF VON BRUNO SCHULZ
– Ein Brief an Thomas Mann –
Kammeroper in 9 Bildern

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Libretto / Regie: Selcuk Cara
nach der Novelle „Im Kopf von Bruno Schulz“ von Maxim Biller

Komponist: Sascha Janko Dragićević
Bühnenbild: Magdalena Gut
Originalsprache: deutsch
Spieldauer: ca. 100 Minuten

Innere Handlung
Im Mittelpunkt unserer Inszenierung steht Bruno Schulz. In seinem Kellerverlies schreibt er einen Brief an Thomas Mann, während Kinderstimmen, ihm Mut zusprechend, zu trösten versuchen. Der Bühnenraum ist verdichtet auf den Brief, der auf dem Schreibtisch liegt. Die ganze Welt Bruno Schulz ́dreht sich um diesen Brief. Der Adressat ist Thomas Mann, der Nobelpreisträger. Er soll ein gutes Wort für ihn einlegen, ihm einen Verlag finden, ihn aus dieser Stadt herausholen, der breiten Öffentlichkeit bekannt machen. Erfolgreich will er sein, keine unbegabten Kinder im Zeichenunterricht mehr ertragen. In meiner Inszenierung sagen seine Körpersprache und seine Stimme jedoch etwas ganz anderes: Der Brief wird niemals den Großschriftsteller erreichen. Ein innerer Monolog getarnt als Bittbrief, die letzte Ehrerbietung vor seinem einstigen Messias, dem Schöpfer von „Joseph und seine Brüder“. Bruno Schulz ahnt sein Ende, womöglich ersehnt er das Ende. Das erste Mal stellt er sich seiner Angst. Sind Thomas Mann und dessen Doppelgänger im Grunde nicht ein und dieselbe Person – der Deutsche / das Deutsche an sich? Bruno Schulz kennt längst die Antwort. Seinen eigenen, neuen Roman „Messias“ wird er niemals schreiben, denn die Zeit, in der er lebt, hat ihn sprachlos gemacht. All die äußeren Stimmen, die in meiner Inszenierung auf ihn eindringen, sind auch als innere Stimmen zu verstehen. Was wir sehen werden, ist das wohl Traurigste, was einem Künstler, einem empfindsamen Menschen wie Bruno Schulz, widerfahren kann. Wir werden Zeuge seines langsamen Verstummens. Er wird ein einziges Mal tief einatmen, seine Welt/ das Bühnenbild immer weiter ausdehnen, wir werden einen kurzen Einblick in seine Welt gewinnen; die Menschen, die in seinem Leben eine Rolle gespielt haben, werden ihm ein letztes Mal begegnen. Sie werden zu ihm sprechen und er wird durch sie zu sich sprechen. Dann wird sich seine Welt wieder zusammenziehen und über dem Brief verdichtend verschwinden.

Ein Leben – ein Atemzug:
„Haben Sie keine Angst.
Ausgestopfte Vögel fallen bald
wie Sterne vom gemalten Himmel.
Das Märchen ist noch nicht beendet.
Durchsichtiger wird bald der geflügelte Nebel.
Keine Angst – Keine Angst – Keine Angst … “
(aus dem Libretto, Selcuk Cara)

Klassische Oper in Suedafrika – junge Stimmen, neue Hoffnung

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10.4.2018

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          Klassische Oper in Suedafrika –  junge Stimmen, neue Hoffnung   (von Dr. Harald Sitta)

‘was gleisst so hell im Glimmerschein,

welch ein Strahl bricht aus der Esche Stamm ..’

Walkuere, 1.Akt

Hat Afrika einen Platz in der Oper?  Soll es dort einen Platz haben? Wieso wird die Zahl der engagierten, begeisterten Opernsaenger und Talente in Suedafrika immer groesser? Was zieht junge, insbesondere ‘schwarze’ Saenger zu dieser Kunstform hin? Man musz kein unheilbarer Opernnarr sein so wie der Verfasser um diese Fragen interessant zu finden. Sollten ‘die’ nicht ‘eigentlich’ alle Jazz singen oder Spirituals oder traditionelle Lieder und wieso legen manche  andere Menschen auch musikalisch gleich in ein bestimmtes Schachterl?

Spielt Afrika in der Oper eine Rolle ? Nun, wir wissen von Verdis ‘Aida’ und Haendels ‘Gulio Cesare in Egitto ‘ ,auch  Rossinis “Italienerin in Algier’ ist bekannt. Dann gibt es noch Mozarts “Die Gans von Kairo”, “Thamos, Koenig in Aegypten” und “Zaide’, eine reizende Rokokoschnulze lassen wir ganz einfach auch in einem afrikanischen Harem spielen. Weiters kennen wir Meyerbeers “L’Africaine”; Gershwins “Porgy and Bess’ hat einen afroamerikanischen Bezug  und die mit besonders guten Nachschlagwerken  Ausgestatteten finden die Oper “Satyagraha” von Phillip Glass, die in der Tat in Suedafrika spielt. Auch die Sage um den “Fliegenden Hollaender’ hat einen suedafrikanischen Bezug. Und es gibt Nelson Mandela als Operhelden in “Madiba: The African Opera”, einem 2012 uraufgefuehrten Werk, das drei Episoden aus Mandelas Leben zeigt. 

Mit Grace Bumbry und Jessye Norman kennen wir zwei herausragende amerikanische Saengerinnen  mit afrikanischen Wurzeln. Genug des Pfauenradschlagens .“Fanget an..so rief es mir …”.

Bekannt sind  die  suedafrikanischen Musicals “King Kong”, uraufgefuhrt 1958 und ein Beispiel fuer African Jazz   und “Ipi Tombi” aus den Siebzigerjahren. Miriam Makeba ist weltbekannt ,aber Suedafrika als Quell einer reichen klassischen Saenger- und Operkultur ? Mimi Coertse war in den Fuenziger- und Sechsigerjahren prominent und auch seit 1966 oesterreichische Kammersaengerin. Der zu frueh verstorbene Johan Botha war ein maechtiger, in jedem Sinne gewichtiger  Saenger.

Schon in den Siebzigerjahren gabe es in Soweto ein klassisches Jugendorchester. Choere wie der wunderbare ‘Imilonji Kantu Choral Society’ pflegten eben traditionelles Liedgut, Jazz und klassische Liedkunst. Selbst auf Robben Island gab es einen von den Gefangenen gegruendeten Chor, der (auch) klassische Musik pflegte. 1) Es macht  wenig Sinn, Musik in U-Musik und E-Musik oder klassische und moderne Musik zu unterteilen. Es gibt nur eine gueltige Unterscheidung, gute und schlechte Musik. Gerade weil Suedafrika sehr gute Jazz oder “Ethno’ Musik bietet, man denke an Miriam Makeba, Ladysmith Black Mambaso , Moses Molelegkwa , Winston Mankunku und manch Andere , kann eben klassische Musik gedeihen. Auch das von Mizilikazi Khumalo komponierte Oratorium “Ushaka”, das auch in Wien im Musikverein beeindruckend aufgefuehrt wurde,verbindet traditionelle Elemente mit schoener, spaetromantischer Komposition .Mit Radio ClassicFM (classicfm.co.za) gibt es einen erstklassigen Radio-Musiksender in Gauteng. Herausragende Dirigenten und Pfleger  klassischer Musik sind Richard Cock und Kutlwano Masote . Die Zahl klassischer Konzerte nimmt zu.Das ‘Soweto String Quartet’ ist hervorragend.  ‘Cape Town Opera’ (capetownopera.co.za) praesentiert  jede Saison mehrere neue Inszenierungen und bietet eine lebendige Gesangsszene .    “Gauteng Opera” (gautengopera.org) ist eine umfassend klassische  Musik  auffuehrende und pflegende Compagnia  die sich auf Opernauffuehrungen , Konzerte und entsprechende Veranstaltungen konzentriert. Aber sie machen nicht nur dies sondern organisieren auch eine Akademie fuer talentierte junge Saenger ,um diese fuer die Oper der Zukunft vorzubereiten und zu schulen.

Mit OSAY Opera – Opera for South African Youth – hat sich in Gauteng eine neue compagnia gebildet, die im Oktober dJ ihr erstes Konzert hatte und junge Saenger wie S’bongile Mutambo, Noluvuyiso Mpofu und Nombulelo Yende praesentiert.

Auch der grossartige (schwarzamerikanische) Jazztrompeter Wynton Marsalis hat eigener Erzahlung zufolge als Junger klassische Musik etwas fuer verstaubte, alte Weisse gehalten bis er einmal bei Beethovens “Fuenfter’  mitten im Orchester sasz. Und dann begann seine Begeisterung, die ihn auch zu einem Meister klassischer Trompetenmusik, vor allem die des Barocks machte.

Wieso nun diese Vielzahl und hohe Qualitaet? Erstens  gibt es weltweit immer mehr klassische Saenger aus Laendern ohne besondere Operntradition , zweitens gibt es seit dem 19.Jahrhundert insbes unter urbanen Schwarzen die Tradition, europaeische Kultur bewusst zu bejahen und zu uebernehmen 2) , drittens hatte  Suedafrika bis in die Neunzigerjahre ganz andere Sorgen, viertens gibt es seit langer Zeit durch viele Choere, vor allem Kirchenchoere eine  intensive Pflege des Gesanges, die selbst wenn sie in den Bereichen der Gospels oder volkstuemlicher Lieder verbleibt, ein solides Fundament fuer  klassische   Sangeskunst bietet. Das ergibt  sich auch aus vielen Lebenslaeufen der Saenger und  dies ist einfach besser, fordernder  und kreativer als sich irgendein Gejaule einer  Promi–Saueslerin  auf den I-pod herunterzuladen.  Und fuenftes  streben gerade junge Saenger kompromisslos nach Qualitaet ,die eine auf die Zahl der “angeklickten’ Musikvideos fixierte Kommerztraellerei nicht bieten kann. Dasz Popmusik mit Gruppen wie zB Pink Floyd, Procul Harum, Emerson, Lake and Palmer oder Jethro Tull   hohe Qualitaet erreichte ist eine Sache, dasz Popmusik durch Kommerz und Vulgaritaet verkommen ist, eine andere. Von hip-hop, rap oder aehnlichen Grauslichkeiten reden wir erst gar nicht. Punktum. Wenn diese Branche von Madonna zu Lady Gaga, von dieser zu Mariah  Carey   und Beyoncé Knowles verkommt, dann wird der Blick (oder das Ohr) des Suchenden, des Wollenden, des Strebenden, des Koennenden  auf klassische Sangeskunst gelenkt, die noch dazu etwas ( in jenen oder diesen Laendern) exotisches an sich hat. Vergessen wir auch nicht den alten Spruch  :” Das Theater ist ein Irrenhaus, die Oper die Abteilung fuer die Unheilbaren”. Wer von dieser Kunstart erfasst wird, wird es mit Haut und Haaren wie LS Segkapane .der  – wenn in Italien –  zu den Geburtsorten Rossinis, Bellinis und Donizettis pilgert. Oder wie es Pretty Yende sagt: Failure is a big fat lie; I don’t have it in my vocabulary. I triumph always, if it doesn’t look or feel like triumph is it a lesson well learned and I am never the same as I was before a challenge”

In einer Zeit, in der  gewiegte  p.r. Fritzen dem Publikum einreden koennen, dasz die Stimme einer Ariana Grande  4 Oktaven plus eine Note umfasse – wissen die, wieviele Noten eine Oktave hat ? – und  durch raffinierten  Kommerz  jedweder Schmarrn und Schmalz  an die Schweinsohren eines zu Quark breit getretenen, stumpfsinnig gemachten,  juvenilen und pubertierenden  Publikums zwecks Absaugung des Taschengeldes aus denselbigen  geliefert wird, ist die Entscheidung junger Talente fuer die Oper auch ein Akt aesthetischen Protests gegen eine flach, vulgaer  und stillos gewordene Popkultur, eine Begeisterung fuer das Schoene, das Wahre und das Gute ( Inschrift Frankfurter Opernhaus) und Qualitaet.Man musz sich auch fragen,  ob “wir” in postmoderner Beliebigkeit unser musikalisches Erbe ausreichend pflegen. Multikulturell inspiriertes Didgeridoo blasen mag ja nett sein, Niveau hat es nicht.

Dazu kommt, dass eine Opernkarriere als Herausforderung angesehen wird und die suedafrikanischen Talente es ‘der Welt ‘ zeigen wollen. Pretty Yende wurde seinerzeit etwas goennerhaft ,als sie sich als Schuelerin begann, fuer die Oper zu interessieren, bedeutet, was denn so ein Maederl aus Piet Retief eigentlich dort wolle. Nun, inzwischen wissen wir es.

Pretty Yende sieht ihre Karriere als Traum “ It means so much to me, it not only reflects the various dreams the characters have on the album like the dream of love and longing in Juliet’s “Je veux vivre” or the delusions and desperation in Lucia’s mad scene, it is also a means to thank my family, friends and fans for my dream come true which I am able to live.”

LS Segkapane meint, ‘ it is only good to learn from the best.”

 “Schwarze” Opernstars ziehen wiederum neues Publikum an. War die Besucherszene in Johannesburg ( leider ueberaltert) vor allem englisches und juedisches Bildungsbuergertum, so entdecken viele junge und juengere schwarze Suedafrikaner mit “ihren” Saengern – die natuerlich “unser alle” Saenger sind –  die Konzert- und Opernkultur.

El lucevan le stele…….”
Tosca, 3.Akt

Nachdem ich das das allgemeine musikalische Umfeld dargestellt habe darf ich stellvertretend fuer viele andere fuenf Saenger vorstellen, die ich auch selbst in Auffuehrungen, Konzerten oder auf Proben gehoert habe.

Pretty Yende (3) ist sicherlich eine der herausragendsten lyrischen Koloratursoprane der jetzigen Opernszene..  1985 in Piet Retif geboren entdeckte sie die klassische Oper durch Zufall, beim hoeren eines Werbevideos.Zwar war sie in Familie und Kirche von Musik umgeben, aber eben nicht klassischer.  . Durch viele Jahre hindurch arbeitete und entwickelte sie zaeh und fleissig ihre Stimme , gewann Preise und wichtige  Wettbewerbe bis ihr  vor einigen Jahren an der “Metropolitan Opera” in “Le Comte Ory” der Durchbruch gelang. In Wien trat sie am Theater an der Wien auf und gewann 2009 beim prestigereichen Belvedere Saengerwettbewerb..Sie lebt in Mailand und  deckt das italienische und franzoesische Repertoir ab. Ihre CD  “Pretty Yende,  a journey’ gibt einen famosen Ueberblick ueber die verschiedenen Rollen, die sie sang. Ihre zweite  CD “Dreams’ ist gerade erschienen.. Aber CD hoeren soll nicht  den Besuch und  das Hoeren ganzer Meisterwerke ersetzten, in denen ihre  schon jetzt reife Buehnenpersoenlichkeit voll zum Tragen kommt. Hartnaeckig, mutig, fleissig  und strebsam geht sie ihren Weg, ihre “Reise” . Ich hoffe, wir werden sie einmal als Isolde (mit Jonas Kaufmann als Tristan) erleben.Ihre schon jetzt grossartige Stimme kann sich noch wunderbar weiterentwickeln. Viele Leute glauben, dasz man mit einer grossen Stimme geboren wird. Nicht wirklich. Es ist eine sehr harte und fordernde Aufgabe, ein natuerliches Talent zu formen. Und Pretty gilt als eine der haertesten Arbeiterinnen in der Branche. Das Scherzwort ueber Erfolg, der zu 90 Prozent aus Transpiration und 10 Prozent Inspiration besteht, ist gerade im Bereich der klassischen Musik sehr wahr.  Uebrigens: ihre juengere Schwester Nombulelo  studiert ebenfalls in Kapstadt Gesang und beginnt (vielversprechend) eine Karriere als Sopran.

Levy Strauss ( sein Vormane ist altestamentarisch, da er gerne Jeans traegt ist “LevyStrauss” ein naheliegender Spitzname)  Segkapane wurde 1990 in Kroonstad geboren und lebt derzeit in Dresden. . Man spreche noch einmal veraechtlich ueber die “Provinz”! Das ist so ein Unsinn. Von wo kamen den bitte der Slezak  und die Jeritza?   Er ist ein lyrischer Tenor, der das italienische Repertoire, vor allem Rossini pflegt, was seiner humorvollen Art entgegenkommt. Er hat bereits viele grosse Rollen in verschiedenen europaeischen Opernhaeusern gesungen; auf face-book wo wir befreundet sind, komme ich mit der “Jagd’ nach Orten schon gar nicht mehr nach.   In seinem Alter ( 27! Da ist noch 20, ja 30 Jahre an Stimmentwicklung moeglich) besitzt er bereits eine reife, lyrische Stimme, die noch viel erwarten laesst.  In letzter Zeit beindruckte er als  Conte de  Liebenskof in “Viaggio  a Reims” and Don Ramiro in “La Cenerentola”. Juan Domingo Flores, pass auf, da kommt einer der ist mindestens so gut wie Du  ! 

Johanni van Oostrum wurde in Pretoria geboren und hat dort auch Gesang studiert. Auch sie ist Mitglied des “Black tie “ Ensembles und wurde von Mimi Coertse unterrichtet. International wurde sie 2011 bekannt als sie inert 24 Stunden in Amsterdam unter Sir Simon Rattle die Rolle der Marschallin im ‘Rosenkavalier’ zu uebernehmen hatte. Sie brillierte und hat europaweit zum Beispiel die Graefin in”Nozze di Figaro”, die Elsa im “Lohengrin” , in Graz  die Mimi in “La Boheme’ gesungen. Im August begeisterte sie mich als Senta im “Fliegenden Hollaender’ in einer interessanten Inszenierung  der Oper Kapstadt. Im November trifft sie als Graefin Jaques Imbraillo in Minneapolis. In der “Walkuere’ sie als Bruennhilde zu hoeren  mit Pretty Yende als Sieglinde und Jonas Kaufmann als Siegmund waere ein Ereignis. Man darf doch traeumen. ……

Siyabonga Maqungo stammt aus Soweto, Jahrgang 1989  und ist  ein  lyrischer Tenor der nach seinem Studium an der Universitaet Nord-West ein Stipendium fuer ein Studium bei Professor Protschka an der prestigereichen Koelner “Hochschule fuer Musik und Tanz’ erhielt. Im Sommer  2015 machte er  als Alfred in “Die Fledermaus”  sein Debut am Staatstheater  Meiningen, einem Theater mit einer langen Operntradition . Sein erstes festes Engagement  erhielt er in der Saison   2015/2016 als er in fuenf  Inszenierungen auftrat, zum Beispiel den  Normanno in “Lucia di Lammermoor” und den  Conte Almaviva im “Barbiere de Seviglia” singend. Im April 2107 trat er – wohlgelobt – als David in den “Meistersingern” auf. Fuer eine derart schoene Stimme mit Schmelz darf  man schon ‘Danke’ , eben ‘Siyabonga’ sagen.   Und wenn man so gut singt, darf man auch ‘hip-hop’ lieben.  Mit LS Segkapane verbindet ihn eine humorvolle Persoenlichkeit und gute Buehnenpraesenz.

Megan Kahts ist ein lyrischer Mezzosopran. Sie lebt und werkt seit einigen Jahren in Wien. Sie wurde 1989 in Johannesburg geboren und hat mit Auszeichnung an der Universitaet Pretoria studiert. Sodann studierte sie an der Wiener Hochschule fuer Musik und darstellende Kuenste unter den Professoren Visca, Blankenship und Marschitz und promovierte ebenfalls mit Auszeichnung. 2013 hat sie zB den ersten Preis beim Hugo Wolf Liederwettbewerb in Sofia gewonnen. Sie tritt vor allem im Rahmen der ‘Neue Oper Wien’ und dem Teatro  Barocco auf. Dieses Jahr als Costanze in Haydn’s  “La isola disabitata ” , als Cleopatra in Hasse’s ‘Marc Antonio e Cleopatra”, 2017 als Despina in Mozart’s “Cosi fan tutte” , als Bastienne in Mozart’s “Bastien e Bastienne” und in Suedafrika sang sie in Mozart’s Requiem. Eine flexible, warmer sopran und erotischer Charme wie  lebhaftes Spiel zeichnen sie aus.

 Mit grosser Freude erkennen wir eine bluehende klassische Sangeskultur unter jungen  und juengeren Saengern Suedafrikas, die sich dem grossen musikalischem Erbe Europens widmen und es exzellent pflegen . beiwesen auch durch den grossartigen Erfold junger suedafrikanischer Saenger  bei dem 6.Internationalen Sangeswettbewerb  der UNISA bei der am 3.Februar dJ drei junge Saengerinnnen; Thembinkosi Magagula, Palesa Malielola ( beides lyrischer Sopran) und Cecilia Rangwanasha (dramatischer Sopran) die Finalisten waren.  “Excultate, jubilate”: Ex Africa vox!

 

Nachsatz: Fuer an weitereren Saengern  Interessierte seien noch beispielhaft folgende Saenger in alpahabetischer Reihenfolge genannt.

Abongile Fumba, Mezzosopran

Leah Gunter, Sopran

Jaques Imbrailo,
Bariton.

Stefan Louw, Tenor.  

Prosper Makhanya, Bass 

Pumeza Matshikiza , Sopran

Ongama Mhlontlo, Tenor

Siphokazi Molteno, Mezzosopran

Noluvuyiso Mpofu,  lyrischer Koloratursporan

Nombuso Ndlandla, lyrischer Koloratursopran  

Musa Ngqungwana,Bassbariton.

Caroline Nkwe, Sopran 

Frances du Plessis, lyrischer Sopran

LeOui Rendburg, Sopran

Ntando Ngcume, Bariton

Nombulelo Yende, lyrischer Sopran 

  • 1 Dikgang Moseneke, My own liberator, Picador Africa, Johannesburg, 2016, 120
  • 2 Mark Gewisser, Mbeki – the dream deferred, Jonathan Ball, Johannesburg 2007, Kapitel 1,2,3
  • 3 Detailinformationen zu den Saengern entnommen aus im Internet, insbes in ‘wikipedia’ zugaenglichen Informationen, der Saenger Facebook-Praesentation, Weltnetzseiten der Saenger, suedafrikanischer Opernhaeuser, Korrespondenz und Gespraechen mit den Kuenstlern.

“ Eine kurze Version dieses Artikels erschien im Aprilheft der INDABA – Zeitschrift Nr 97-18 der SADOCC fuer das suedliche Afrika . Das Dokumentations- und Kooperationszentrum Suedliches Afrika in Wien informiert mit diesem Magazin viermal im Jahr ueber politische, wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Vorgaenge im suedlichen Afrika und setzt sich fuer eine solidarische Aussen-, Wirtschafts- und Entwicklungspolitik gegenueber diesen Staaten ein. Monatlich werden Veranstaltungen durchgefuehrt. Buero und Bibliothek in 1040 Wien, Favoritenstrasse 38/18/1. Telefon: 505-44-84. Website: www.sadocc.at

INDABA bzw SADOCC haben durch Herrn Dr.Walter Sauer ihr Einverstaendniss erklaert.


KÜNSTLERPORTRAIT – Das WIENER MOZART-TRIO. Die Familie Auner und sehr viel schöne Musik

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Das Wiener Mozart Trio Credit: Mozart Trio/ Cartagena Festival


KÜNSTLERPORTRÄT:
Das  W i e n e r   M o z a r t   T r i o – die Familie Auner und sehr viel schöne Musik

Das Wiener Mozart Trio, im Mozart-Jahr 1991 gegründet, reist in seiner Funktion als Musikbotschafter aus Österreich rund um die Welt. Gefragte Kammermusik, guter alter Familientradition folgend: Vater Diethard Auner ist der Cellist, Mutter Irina lenkt am Klavier, doch Sohn Daniel führt mit seiner historischen Guadagnini-Geige ‚Elias‘ seine Eltern an. Und dann ist noch ein erfolgreich musizierender Sohn im Hause: Thomas wandelt auf den Violoncello-Spuren seines Vaters.

Eine Winterreise führte das Wiener Mozart Trio zuletzt nach Kolumbien, in die historische Hafenstadt Cartagena. Nun, hier Winter, dort, nördlich des Äquators, wurde bei höchst angenehmen sommerliche Temperaturen unter freiem Himmel auf der Plaza San Pedro, im Teatro Adolfo Mejía oder in der barocken Kirche San Domingo, einem Baujuwel des 17. Jahrhunderts, aufgespielt. Das alljährliche Musikfest in Cartagena zählt zu den ganz großen Musikertreffs in Südamerika. Pianist Rudolf Buchbinder ist heuer an drei Abenden einer der  Stars in dieser so mediterran wirkenden Stadt, ganz im alten spanische Stil, gewesen. Und ebenfalls an drei Abenden hat das Mozart Trio in die Klangwelt der europäischen Musikkultur geführt: „Wiener Klassik“ mit Mozart, Haydn, Beethoven ist dieses Jahr beim XII Cartagena Festival Internacional de Música das große Leitthema für rund 250 Musiker wie an die 25.000 Zuhörer gewesen. 


Das Wiener Mozart Trio beim Musikfestival in Cartagena. Credit: Mozart Trio/ Cartagena Festival

Diethard Auner weist auf die Musikbegeisterung der Kolumbianer hin, schwärmt von der Athmosphäre des Festivals: „Musik liegt den Menschen hier im Blut. Klassische wie Populärmusik. In Asien ist oft zu merken, dass unsere klassische Musik nicht so ganz verstanden wird. Doch in Südamerika scheint die europäische Kunstmusik im Aufwind zu sein. Denken wir nur an Gustavo Dudamels musizierende Straßenkinder im staatlichen venezolanische Simon Bolivar-Jugendorchester. Oder an die Begeisterung des Festival-Publikums in Cartagena. Locker wird neben Mozart Tanzmusik genossen.“ Aber auch, diesbezüglich schnell einschränkend – denn das Mozart Trio musizierte anschließend in Panama: „Diese Geschäftsstadt dagegen ist so ganz und gar kein Musikzentrum – Banken, Reichtum und wirtschaftliche Hochblüte, US-Skyline und Styling, kulturell aber Null.“

Aktuell spielt das Trio die sechs Klaviertrios von Wolfgang Amadeus Mozart ein. Diethard Auner will es korrekt wissen, hat sich vorgenommen, diese Kompositionen musikwissenschaftlich genau zu erarbeiten. Aus der Krakauer Jagellonen-Universität, aus Berlin, Liechtenstein, der Österreichischen Nationalbibliothek hat er diese noch überlieferten Notenblätter angefordert, nach welchen anno dazumal Mozart mit seinen Musikern aufgeigte. Und die auf den vergilbten Papieren eingezeichneten Stricharten für Geige und Cello waren …. nun, sie waren anders als in den aktuellen Mozart-Gesamtausgaben zu lesen ist: Sie waren so eingezeichnet, dass die heute gepflegten weit rascheren Tempi gar nicht ausführbar gewesen wären. Somit: Es wird eine um einiges schnellere Spielweise als zu Mozarts Zeiten im heutigen internationalen Konzertbetrieb gepflegt.


Das Wiener Mozart Trio beim Musikfestival in Cartagena. Credit: Mozart Trio/ Cartagena Festival

Diethard Auner: „Mozart war Geiger. Er wußte, was richtig spielbar ist. Und er war ein spontaner Mensch, hat auf spontane Art komponiert. Er hat nie Skizzen gemacht, hat alles was er dachte sofort niedergeschrieben, gleich auch alle Stimmen der vorgesehenen Instrumente. Selten wurde von ihm etwas wieder durchgestrichen. Oft hat er ähnliche Phrasen mit unterschiedlichen Artikulationen geschrieben, absichtlich. Und diese darf man nicht angleichen, wie das oft ausgeführt wird. Wenn er ein anderes Mal wirklich eine ganz gleiche Phrasierung wollte, dann hat er die Noten nicht nochmals aufgeschrieben sondern vom Ausführenden verlangt, dass dieser zurück blättere und und so spielt wie zuvor.“

Zu einem Klaviertrio gehören neben der Violine auch ein Klavier und ein Violoncello. Auner: „Mozart war vor allem aber auch Pianist, und er wußte welche Artikulation für das Klavier besser als auf der Geige passt. Dies darf man ebenfalls nicht angleichen. Und schließlich haben oft auch Cello und Violine verschiedene Striche und Dynamik. Manchmal denkt Mozart eben das Cello zusammen mit dem Klavierpart, manchmal mit der Violine. Es hat alles Sinn, was er an unterschiedlichen Bogenstrichen notiert hat.“

Und noch weiters: Die Famile Auner gestaltet das heuer zum 8. Mal stattfindende Festival M.E. Sommerkonzerte Wienerwald 2018 im Schloß Hunyadi in Maria Enzersdorf (4. bis 15. Juli). Mit Abenden des Mozart Trio, dem Auner Quartett, der von Daniel Auner geleiteten Camerata Hunyadi. Ein groß besetztes Musikseminar mit jungen Musikern aus aller Welt wird dazu ebenfalls noch geboten. Und für den Herbst ist für diese Wiener Wienerwald-Musikbotschafter eine große Asien-Tournee angesagt.

 

Meinhard Rüdenauer

 

HANS SISA. federführend – pinselmalend – gedankenreich. EMPFINDUNGEN UND AUSDRUCK (Aquarelle und Zeichnungen)

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HANS SISA. federführend – pinselmalend – gedankenreich. EMPFINDUNGEN UND AUSDRUCK (Aquarelle und Zeichnungen)

Sisa über Sisa:

Da ich den Menschen misstraue, zeichne und male ich lieber.

Es ist der Weg eines malenden Eremiten.

Wie ein Hund streune ich durch die Bilderwelt –

von Gedanken beflügelt, den Zeichenstift in der Hand.

Er ist der einzige Wahrheitsträger der ganzen Malerei

Bildergebnis für hans sisa

Bildergebnis für hans sisa aquarelle und zeichnungen

Herausgeberin: Art Larson

Am Berg 5,3508 Tiefenfucha
bei Krems an der Donau/Austria
Email: larson-sisa@a1.net

www.artlarson.org
Werkfotos: Sophie Larson

Zu beziehen über Art Larson/ Verlag Bibliothek der Provinz

 

BUCH: JAN TUROVSKI: „KOPANSKI KEHRT ZURÜCK“

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BUCH-VORSTELLUNG: JAN TUROVSKI: „KOPANSKI KEHRT ZURÜCK“

Jan Turovski, Klaus Servene (Hg.): Kopanski kehrt zurück, Roman,
Paperback, 192 Seiten,
ISBN-13: 9783746080741, edition andiamo, Hamburg;
Verlag: Books on Demand, Erscheinungsdatum: 22.02.2018, 13,90 €,

Leseprobe im BoD-Buchshop Hier.

 

Fünfzehn Jahre hat Kopanski wegen Mordes gesessen. Mit nichts als einem alten Schweinslederkoffer seines Vaters und dem im Gefängnis erworbenen Verdienst steht er nun plötzlich draußen. Was soll er tun? Schnell kehrt er seiner Heimatstadt, der er vieles nicht verzeihen kann, den Rücken und fährt in die nächstgrößere Stadt Richtung Süden. Schon als Kind hatte er davon geträumt dort zu leben. Frauen hat Kopanski satt. Doch plötzlich trifft er auf Nadine, die ohne Bleibe aber voller Geheimnisse ist. Wie wird er zurechtkommen, gibt es für Mord nach der Strafe so etwas wie ein gelingendes Leben?

„Jan Turovski erzählt mit der gleichen sprachlichen Brillanz und Fertigkeit die Fortsetzung seines Erstlings von 1988, Die Sonntage des Herrn Kopanski. Zwischen lakonischem und poetischem Duktus entsteht ein Bild heutiger Wirklichkeit, in der Scheitern und Gelingen gleichermaßen möglich scheinen. Jan Turovski überrascht von Buch zu Buch mit völlig neuen dramaturgischen Mitteln und Themen, die die erstaunliche Bandbreite seines Könnens abbilden.“ Rumjana Zacharieva, Autorin, Übersetzerin und Publizistin, Mitglied im PEN.

„Der in Bonn lebende Jan Turovski gehört zu jenen Autoren, die bemerkenswert gute Literatur schreiben, ohne großes Aufheben von sich zu machen.“

A.C.

TIFLIS/ Georgien/Opernhaus: „OPERA CROWN“– internationaler Sangeswettbewerb mit südafrikanischer Beteiligung

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TIFLIS/ Georgien/Opernhaus: „OPERA CROWN“ – internationaler Sangeswettbewerb

Bildergebnis für nombulelo yende rand club
Nombulelo Yende

In der ersten Mai-Woche 2018  fand in Tiflis/Georgien an der dortigen Oper unter dem Titel “Opera Crown” ein internationaler Sangeswettbewerb statt , bei dem die suedafrikanischen Saenger  Palesa Malielola , Cecilia Rangwanasha, Siphamandla Yakupa  und Nombulelo Yende teilnahmen.  

Von vier suedafrikanischen Saengern kamen drei in das Finale. Hier ein erster Bericht von Nombulelo Yende.

“The Tbilisi Opera Crown Competition was the most amazing experience for me, to even make it through to the semi-finals was the greatest achievement for me seeing how high the standards were with the most amazing singers from around the globe. When they called my name to say I had made it to the final round I couldn’t believe it, I couldn’t even celebrate because I thought they made a mistake. I am most grateful for the opportunity to have performed in front of the most prominent people in our field from all the big opera houses and the amazing Grace Bumbry.”

Nombulelo Yende sang in der ersten Runde Non mi dir (Mozart), Qui la voce (Bellini) , im Semifinale  O quante volte (Bellini) ,Una voce poco fa (Rossini) und im Finale: Dove sono (Mozart) und Ernani involami (Verdi) .

Sie wird am 22.Juni in Johannesburg im “Rand Club’ auftreten.

Auf face book finden sie Informationen unter “ Nombulelo Yende’ und “Rand Club”. Siehe auch website: www.randclub.co.za

Dr. Harald Sitta

SI RC information about South African classic and Opera Singers

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SI RC information about South African classic and Opera Singers

Whilst Rand Club starts on the 25th of May its series “Fine Talents and Rising stars” Caroline Nkwe impressed in Luebeck as

1 Lady in “Zauberfloete” .Very good critics, telling of a very promising career on stage. Reports attached.


Frances Du Plessis

Auszug aus „Ihr Opernratgeber“

Wolfgang A. Mozart: Die Zauberflöten (20. April 2018)
Die Zauberflöte als heitere Hochzeitsfeier und im Mittelpunkt eine entführte Braut. Im
Prolog sehen wir Tamino und Pamina als frisch vermähltes Paar. Die Königin der Nacht und
Sarastro als Eltern der Braut. Papageno, eingeladen im Vogelkostüm um die Gäste zu
bespaßen. Monostatos wird als Rabe andeutungsweise verkleidet und singt im späteren
Verlauf dann den Text, weil ein Rabe häßlich ist. Die drei Damen sind Hochzeitsgäste. Es gab
einige kurzweilige Textänderungen und weil der Papageno von einem koreanischen Bariton
interpretiert wurde, sprach er seine Dialoge in einer leicht überdreht wirkenden,
koreanischen Sprache mit einigen deutschen Texteinwürfungen und herrlich komödiantisch
ausgeschmückten Missverständnissen… Caroline Nkwe war
als 1. Dame phänomenal ( hier scheint alles auf eine große Bühnenkarriere hinzudeuten )
und auch die anderen beiden Julia Tarasova und Michaela Lucas, die stellenweise ein wenig
an „Destiny`’s Child“ erinnerten, waren ebenfalls phantastisch, zudem waren die Stimmen
bestens aufeinander abgestimmt.
Sven Godenrath


Caroline Nkwe
(links). Foto „Unser Lübeck, gemeinnütziges Kulturmagazin

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Whilst Rand Club starts on the 25th of May its series “Fine Talents and Rising stars” Megan Kahts impressed in Vienna as Costanza in Haydns “Isola Disabitata”. Great and enthusiastic critics. Reports attached.

April 2018 (Baden bei Wien)

Dr. Harald Sitta

Rand Club establishes itself also as a centre for fine culinary events.

On the 10th of May, 19 to 19.30 h  we welcome Champagne & caviar.

Time is too precious to waste it with dry bread and  tap water.

Already around 40 bookings! Don’t miss out !

Details see below. I may cordially inform you about this event and invite you to  attend this event.

       
 

 Address and position:  “Rand Club”  (CBD, Corner Loveday Street and Fox Street, Johannesburg)

                                                                                                                              GPS: S 26° 12̒ 21.5˝ | E 28° 2̒ 29.1˝

 With kind regards  

Harald Sitta

Wiener Festwochen 2018: Ein heikler Anlauf auf der Suche nach einer neuen Geistigkeit

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Wiener Festwochen 2018: Ein heikler Anlauf auf der Suche nach einer neuen Geistigkeit

Ist es eine seriöse Suche nach einer neuen Geistigkeit oder doch nur eine unglückliche politische Rochade? Die vorjährigen Wiener Festwochen unter der neuen Leitung von Tomas Zierhofer-Kin sind wegen missglückt eingekaufter Produktionen wie ihrer Belanglosigkeit schwer in die Kritik geraten. Bei der Presse wie beim früheren Festwochen-Stammpublikum, an dem die derzeitige Programmierung gleichsam unbemerkt vorbei zielt. Der Auftrag des inzwischen resignierend zurückgetretenen Kulturstadtrates Andreas Mailath-Pokorny für den damals frisch gebackenen Intendanten lautet nach wie vor: Die Suche nach einem neuen Publikum, nach noch nicht kulturell belasteten jüngeren Menschen für die Festwochen! So hat es für den überraschend in diese Position gerutschten Zierhofer-Kin geheissen: Vielleicht kann es gelingen, den in Wien durch übermäßige und unkontrollierte Zuwanderung mehr und mehr auseinander driftenden Parallelgesellschaften eine aktuelle kulturelle Schiene vorzugeben.  

Eigenschöpferisch kreativ hat sich der musikalische Einstieg in die heurigen Festwochen nicht erwiesen. Zwei mal Musik, zwei völlig konträre Musikdarbietungen: Laut dröhnender kompakter Rock mit aufwendig besetzter Synthesizer-Kampfmanschaft, mit toll aufgebauschter Sound & Optik-Equipe, eingekauft in Manchester (New Order + Liam Gillick: So it goes … ). Tags darauf in arabischem Lande eingekaufter traditioneller orientalischer Gesang (The Song of Roland: The Arabic Version). Viel Publikum, ein stehend mitwippendes, hat sich dem New Order–Gedröhne in der großen Halle des Museumquartiers hingegeben – ein gleichsam anonymes Massenpublikum, welches normalerweise in der Wiener Stadthalle einquartiert gehört. 

Besinnliche Meditationsstimmunge bescherte dagegen Wael Shawkys 60minütige Orient-Ästethik des historischen Rolandsliedes im Theater an der Wien um einiges gesitteteren Festwochen-Besuchern. Der ägyptische Multimedia-Künstler Shawky bastelt international erfolgreich an Visual Arts-Performances. Alles von arabischen Wurzeln genährt. Hier: eine 18köpfige Männerschar, am Boden sitzend und trommelnd singt kehlig auf arabisch das altfranzösische Rolandslied–Versepos. Strophe auf Strophe (verständlich durch deutsche Übertitelung), mit langem Atem, in gleichförmig rhythmischem Sog und ohne weitere Aktionen: Der blutige Kampf Karl des Großen gegen die Sarazenen in Spanien – eine unbeantwortete Metapher über Konflikte und Machtkämpfe des Christentums mit der afrikanisch-arabischen Welt.      

Abwarten heißt es somit, wie es den diesjährigen Festwochen gelingen könnte, ein neues Publikum einzufangen und ob ein geistiger Aufwind zu erkennen sein wird. Jahrzehntelang haben die Wiener Festwochen gut funktioniert. Doch mehr und mehr ist das Kulturdenken der Stadtpolitiker auf die Marketing-Schiene gerutscht, hat sich gängiger Einkaufspolitik verschrieben. Luftblasen sind so entstanden, bereits vergessen sind wieder die Namen, Events der letztjährigen Festwochen-Gastspiele. Und nochmals: Ein Großteil des interessierten früheren Wiener Publikums hat sich bereits abgemeldet.

Meinhard Rüdenauer

‚SKENA MUSIKES SERIOZE SHQIPTARE‘– Die Österreich-Mazedonien-Connection und ein Musikfestival im Land der Skipetaren

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Feuilleton

‚SKENA MUSIKES SERIOZE SHQIPTARE‘ – Die Österreich-Mazedonien-Connection und ein Musikfestival im Land der Skipetaren


Aki Nuredini und Renato Zanella bei der Buchpräsentation in der Oper von Skopje. Credit: Skena Musikes Serioze Shqiptare

Durch das Land der Skipetaren führt ein durchaus musikalischer Pfad. Nun, heute nicht mehr Karl Mays Phantasie-Spuren gefolgt, sondern auf die Klänge von Musikern mit albanischen Wurzeln gehört. Solch eine Künstlerkarriere kann auch in die Wiener Staatsoper führen: Hier zählen Solotänzer Eno Peci und Violonist Shkelzen Doli zu den seriösesten Mitgliedern des Hauses. Skena Musikes Serioze Shqiptare heißt es alljährlich im Frühjahr bei einem Musikfestival in Tetovo, einer überwiegend von Albanern – Shqiptare: so nennen sie sich selbst – bewohnten historischen Stadt in Mazedonien nahe der Hauptstadt Skopje. Musikes Serioze …. dies bedeutet: Konzerte mit klassische Musik, interpretiert überwiegend von albanischen Interpreten  – und auch bestens bestückt mit zahlreichen Werken von zeitgenössischen Komponisten. 

Das Bedürfnis nach Musik der Klassik kann hier schon sehr ausgeprägt sein. Bleibt aber trotzdem nur peripher in der national stark gemischten Bevölkerung mit Mazedoniern, Albanern, dazu in Minderzahl Türken, Roma, Serben, Bosniaken. Eine neue Konzerthalle, hochelegant gestylt und akustisch perfekt, hat die Philharmonie E Maqedonise – die Mazedonischen Philharmoniker – im vorigen Jahr erhalten. Und höchst ambitioniert ist dieses alljährlich Musikprogramm im Frühjahr, welches Komponist Fatos Lumani – seine neue Oper „Skenderbeg“ (albanischer Freiheitsheld des 15. Jahrhunderts, Kämpfer gegen die Osmanen) wird im Herbst uraufgeführt – für das alljährlich Shqiptare–Festival programmiert. Symphonien von Haydn, Mozart, Schubert, Kammermusik von Beethoven, Brahms, deutsche Romantik, aber auch Novitäten der Reihe nach – interpretiert von überwiegend albanischen Musikern. Doch auch internationale Orchester (heuer: Rheinland Philharmonie, das West Coast Symphony Orchestra aus Vancouver) sind hier zu Gast. 

Albaniens Starsopranistin Inva Mula – Erinnerungen an sie in der Wiener Staatsoper: als Traviata, Nedda, Manon war sie zu hören – wurde diesmal im Theater von Tetovo groß in den Mittelpunkt gerückt und gefeiert. Begleitet von Mazedoniens Philharmonikern unter der jungen Dirigiergröße Gridi Kraja aus Tirana sang sie ungemein ausdrucksstark Arien von Verdi, Puccini, Catalani, hingebungsvoll, dabei mit besonders delikatem, fein differenzierenden Vortrag. Sie trug aber aber auch Kompositionen ihres verstorbenen Vaters Avni Mula vor, der als Sängers sehr populär gewesen ist und von albanischer Folklore geprägte feine Lieder schrieb. In Richtung gefühlvoller Operette zielen diese musikalischen Ohrwürmer. Eine Nationalitätenfrage ist auch in dieser Region gegeben, und Beziehungen zur jeweiligen Folklore sind bei beinahe allen künstlerischen Aktiviäten zu spüren.

Theater von Tetovo: Mazedoniens Kulturminister und die Mazedonische Philharmonie im Dienste der Österreich-Mazedonien-Connection. Credit: Skena Muzikes Serioze Shqiptare

Dieses Sinfonia Nuredini–Festkonzert mit Inva Mula ist auch ein Abend zu Ehren des in Mazedonien geborenen Wahlwieners Aki Nuredini gewesen, dem Padrone des Ristorante Sole nahe der Wiener Staatsoper, dem Treffpunkt für Sänger, Musiker, für heimische wie internationale Kulturschaffende. Nuredini ist die Rolle eines vermittelnden Kulturbotschafters gegeben, der durch die Jahre für einen internationalen Austausch kultureller Aktivitäten zahlreiche Akzente zu setzen vermochte. Die vor kurzem in Wien verhandelnden Delegationen von Griechenland und Mazedonien bezüglich des akuten Streites wegen des Namens ‚Mazedonien‘ haben sich höchst friedlich im Sole zusammengesetzt. Gastgeber Nuredini: „Mazedonien ist ein wunderschönes Land, ist ein Garten mit vielen Früchten und vielen Nationalitäten. Deshalb verdient Mazedonien viel Kultur und Unterstützung vom Ausland.“ Die Österreich-Mazedonien-Connection funktioniert: Zum Festival präsentierte Nuredini seine beiden von ihm herausgegebenen Wiener Staatsoper- und Kulturszene-Bücher. Und als zweiter Wahlwiener stand ihm bei der Präsentation Wiens früherer Ballettchef Renato Zanella bei: Er wird kommende Saison an der Oper von Skopje Bizets „Carmen“ inszenieren und einen Ballettabend betreuen. 

Meinhard Rüdenauer


SZEGED/UNGARN: X. Internationaler József Simándy Gesangswettbewerb

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SZEGED/UNGARN: X. Internationaler József Simándy Gesangswettbewerb – 23.-29. April 2018

Im sonnigen Szeged Südungarns fand vom 23. bis 29. April die 10. Auflage des Internationalen József Simándy Gesangswettbewerbs statt. József Simándy (1916-1997) war einer der berühmtesten Operntenöre Ungarns, wenn nicht der berühmteste. Er hatte diese Initiative im Jahre 1992 selbst gestartet. Der Wettbewerb geht zurück auf den vom Konservatorium Franz Liszt organisierten Grand Prix für Sänger, genannt „Der Szegeder Herbst“, im Herbst 1992. Simándy war damals in der Jury. Man wollte damit allen Gesangsschülern und Studenten die Möglichkeit geben, ihr Können und ihre Entwicklung vorzustellen. Bis heute bewahrt Judit Simándy, die auch diesmal mit ihren zwei Töchtern und dem Sohn wieder dabei war, alle Notizen, Kritiken and Vorschläge ihres Mannes für die Teilnehmer des Wettbewerbs zu jener Zeit. Simándy war fähig, sich enthusiastisch über die talentierten jungen Leute zu zeigen, die in der Lage waren, die Kunst des Gesangs zu lieben. Seine tiefe Bewunderung für die 1992 gezeigten Leistungen brachte ihn zu der Überzeugung, den Gesangswettbewerb in Szeged fortzuführen.


Jozsefné Simándy (2.v.links), Witwe nach József Simándy, mit Töchtern und Sohn. Foto: Klaus Billand

Im Frühjahr 1998 wurde diese Absicht Realität. Leider konnte Simándy daran nicht mehr teilnehmen, denn er war ein Jahr zuvor verstorben. Der Wettbewerb wird aber in seinem Geiste seither alle zwei Jahre fortgesetzt. Heute hat er die größte Bedeutung und Tradition seiner Art in Ungarn. In seiner nun 20jährigen Geschichte hat sich der Wettbewerb zu einer Plattform für klassischen Gesang und die Entdeckung neuer Talente entwickelt. Die aus ihm hervor gegangenen KünstlerInnen gewannen häufig großes Ansehen auf den internationalen Opernbühnen. Szeged ist bekannt für seine Lehrer und Künstler.

Der Simándy Gesangswettbewerb eröffnet jungen GesangskünstlerInnen weiterhin die Möglichkeit, wertvolle Preise sowie Sonderpreise und Aufführungsmöglichkeiten zu gewinnen. Diesjährige Sponsoren waren das  Ministerium für  „Human Capacities“, der Nationale Kulturfonds Ungarns, das Nationale Kulturinstitut, die Ungarische Staatsoper Budapest, der Palast der Künste – MÜPA, das Nationaltheater und Symphonie-Orchester von Szeged, die Universität von Szeged, die Fakultät für Musik der Universität von Szeged, Frau Mária Bárdossy, die Ungarische Akademie der Künste, der Stadtrat von Szeged, der Stadtrat des Landkreises Csongrád, Das Bartók Radio, das Stadtfernsehen von Szeged, M5 Fernsehen, und die Szeged Stiftung. Des Weiteren wurde der Wettbewerb von einigen Szegeder Privatunternehmen gesponsert.

Die Preisträger präsentierten sich in einem Galakonzert am Schlusstag des Wettbewerbs auf der Bühne des Nationaltheaters Szeged, begleitet vom Symphonieorchester Szeged unter der musikalischen Leitung seines Generaldirektors Sándor Gyüdi. Der Wettbewerb und das Galakonzert wurden vom Bartók Radio, dem M5 TV Kanal und vom Szegeder Stadtfernsehen aufgenommen. Klaus Billand vom Neuen Merker Wien wird im Programmheft als Berichterstatter erwähnt.

Eine wesentliche Rolle bei der Begründung des Internationalen József Simándy Gesangswettbewerbs spielte von Anfang an die Sängerin und Gesangspädagogin Prof. Dr. Mária Temesi, die zusammen mit der Witwe und dem Universitätsgesangslehrer György Sinkó Érdemes den Wettbewerb 1998 ins Leben rief und ihn seither betreut. Sie hat als Vorsitzende des Gesangswettbewerbs auch die Gesamtverantwortung inne. In jenem Jahr wurde Mária Temesi Vorsitzende der Gesangsabteilung der Fakultät für Musik an der Universität Szeged. Neben Auftritten an der Oper und bei Konzerten macht die Ausbildung junger Sänger und Sängerinnen am Konservatorium Szeged einen wesentlichen Teil ihrer Arbeit aus. Temesi hatte sich mit einem enormen Arbeitsaufwand während der letzten Monate u.a. auch mit der Akquisition der Sponsoren beschäftigt. 

In diesem Jahr nahmen über 100 junge Sängerinnen und Sänger aus etwa 20 Nationen teil, in erster Linie UngarInnen, sowie aus folgenden Ländern: Österreich, Vereinigtes Königreich, Niederlande, Finnland, Schweiz, Griechenland, Polen, Kroatien, Rumänien, Slowakische Republik, Tschechien, Serbien, Russland, Ukraine, Island, Indien, Viet Nam, Hongkong et al.

Der Gesangswettbewerb wurde in drei Kategorien bestritten:

I. Kategorie: GesangsstudentInnen ungarischer Musikhochschulen

II. Kategorie: BA-StudentInnen an Universitäten und Musikakademien

III. Kategorie: MA-StudentInnen an Universitäten und Musikakademien sowie für junge KünstlerInnen, die nach dem 1. Januar 1982 geboren sind.


Szilveszter Ókóvacs. Foto: Klaus Billand

Die aus neun SängerInnen, Musiklehrern, einem Programmdirektor und einem GMD bestehende Jury wurde von Szilveszter Ókóvacs geleitet, dem Generaldirektor der Ungarischen Staatsoper. Die weiteren Jury-Mitglieder waren: Prof. Dr. Mária Temesi, Vorsitzende der Gesangsabteilung der Fakultät für Musik an der Universität Szeged; Sándor Gyüdi, Generaldirektor des Nationaltheaters Szeged; Tamás Bator, Opernsänger und Direktor für Koproduktionen des Palasts der Künste (MÜPA), Budapest; Atilla Kiss-B., Opernsänger der Ungarischen Staatsoper, Budapest; Erika Miklósa, Opernsängerin der Ungarischen Staatsoper, Budapest; Vincent Monteil, Dirigent und Musikdirektor des Opernstudios der Opéra Nacional du Rhin, Strasbourg; Lidíja Horvat Dunjko, Opernsängerin, Kroatien; Prof. Mgr. Vera Vitkay Kovács, Professorin der Musikakademie Novi Sad, Serbien.

Ehrenamtliche Jury-Mitglieder:

Józsefné Simándy; Mária Bárdossy und Klaus Billand.

In der I. Kategorie gewannen: Viktor Papp, 1. Preis (150.000 HUF); Krisztián Szenthelyi (Ungarn), 2. Preis (100.000 HUF) und Boldizsár Zajkás (Ungarn), 3. Preis (50.000 HUF).


Mária Bárdossy übergibt den 1. Preis II. Kategorie an Josipa Bilic. Foto: Klaus Billand

In der II. Kategorie gewannen: Josipa Bilic (Kroatien), 1. Preis (300.000 HUF); Judit Anna Kiss (Ungarn), 2. Preis (200.000 HUF) und Klaudia Pánczél (Ungarn), 3. Preis (100.000 HUF).


Antonia Dunjko mit dem 1. Preis der Kategorie III. Foto: Klaus Billand


Mária Bárdossy übergibt den 1. Preis III. Kategorie an Duc Hoang Long Ninh. Foto: Klaus Billand

In der III. Kategorie gewannen: Antonia Dunjko (Kroatien) und Duc Hoang Long Ninh (Viet Nam), beide 1. Preis (jeder 800.000 HUF), sowie Sára Banai (Ungarn), 3. Preis (400.000 HUF).

Der 1. Preis in der II: Kategorie und der 1. Preis (also die zwei 1. Preise) in der III. Kategorie wurden von Mária Bárdossy gestiftet.

Daneben wurden noch viele Sonderpreise vergeben, wie Galakonzert- und Opernauftritte in kleineren Rollen, Auditionen, Geldpreise, etc.

Der X. József Simándy Gesangswettbewerbs zeigte einmal mehr, wie viele junge Talente es auf dem Gebiet des lyrischen Gesangs gibt, gerade auch in Ungarn, und wie viele junge Menschen für diese Berufung, die eigentlich gar nicht so recht ein Beruf ist, brennen. Nicht nur die PreisträgerInnen, sondern auch eine Reihe der Nächstplatzierten konnten durch gute bis sehr gute Leistungen beeindrucken und werden sicher ihren Weg machen. Dafür wünschen wir ihnen alles Gute und viel Geduld.

 Klaus Billand


Antonia Dunjko erhält den Sonderpreis des MÜPA von Dir. Tamás Bator. Foto: Klaus Billand


Jozsefné Simándy. Foto: Klaus Billand

Wiener Festwochen, erste Hälfte – so ganz ohne festliche Musik

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Wiener Festwochen, erste Hälfte  – so ganz ohne festliche Musik

Kein volles Stadion – pardon, kein ausverkauftes Theater an der Wien für die festwöchentliche Fußballfan-Performance „Stadium“. Nun ja, keine Kicker-Größen auf der Bühne, doch echte (?) Fans des RC Lens wie der Wiener Rapid. Der französische Theatermann Mohamed El Khartib ist mit einer Laiengruppe aus dem Lens für zwei Abende nach Wien geholt worden, um mit „Stadium“ ein Fleckerl Realität in der Welt all der abstrusen Festwochen-Kunstfertigkeiten & Kuriositäten einzubringen. Die lockere Show bietet ein eher simples satirisches Durchleuchten unterschiedlichster sozialer Empfindlichkeiten bezüglich Massensport in Videoeinblendungen und mit einigen netten Gags von auf der Bühne herum laufender, redender, singender, tanzender sympathischer Akteure.

El Khartibs Ausgangspunkt: Lens, die nordfranzösische Kohlebergbau-Stadt mit ihrer einfachen Bevölkerung und deren starker Beziehung zu dem Racing Club de C Lens – 1998 überraschender französischer Fußballmeister, heute Zweitligist. Alles gefällig und mit netter Beiläufigkeit präsentiert. Diese bunte Show entspricht durchaus dem Konzept der heurigen Anti-Festwochen, würde statt in das Theater an der Wien wohl aber besser in das Rabenhof-Theater passen. Und, wenn schon: All diese Reflexionen hätte ja auch ein uriger heimischer Autor oder Showmensch mit Rapid-Ader weit bissiger arrangieren können. Doch die Wiener Festwochen sind längst schon zu einem reinen Einkaufsfestival mutiert …. und somit verhilft hier deutsche Übertitelung zu leichtem Schmunzeln über fußballerische Groß- und Kleintaten wie über zu diesen gehörige Ultras.

Wie haben Wiens Festwochen in der erster Hälfte musikalisch geklungen? Ganz und gar nicht festlich. Die Fangemeinschft des RC Lens wurde von einem Solotrompeter mit Fanfarenklängen von Maurice Jarre eingeführt und stimmte dann gängige Schlachtrufe wie „Allez Lens“ oder „Hipp Hipp Hurra“ oder die Bergarbeiterhymne „Die Erde war Kohle“ an. In der Outsourcing-Performance „Deep Present“ der Koreanerin Jisun Kim ertönte kurz Richard Strauss‘ „Zarathustra“-Trompetengeschmetter. Super, doch schnell wieder vorbei – mit stereotypen Maschinenklänge ging es uninspiriert weiter. Die Produktion des Hamburger Thalia-Theaters von Aischylos´ „Die Orestie“ untermalte ein andauerndes leise Gesäusel oder simpler archaischer Sprechgesang. Und sonst …. es heißt statt Musik nun Sound, Ton, Klang, Elektronik, Stroboskopeffekte. Und für den Sound der Installation „micro/macro – the planck universe“ des Japaners Ryoji Ikeda  mit hochfrequenten Tönen kommt die Warnung: “ …. dies könne unter Umständen epileptische Anfälle auslösen“. Ist wohl leicht ironisch gemeint. Denn es dümpelt eher gleichförmig dahin.

Meinhard Rüdenauer

WÜRZBURG / Residenz, Toscana-Saal: „WAGNER AUF DER COUCH“

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Residenz in Würzburg. Foto: Thomas Janda

WÜRZBURG: Wagner auf der Couch

 Musikwissenschaftliche und musikalische Tagung in Würzburg/ Residenz, Toscana-Saal, 18. Mai 2018

Richard Wagner auf der Couch, das war der Titel einer Tagung am 18. Mai diesen Jahres in Würzburg. Interdisziplinär näherten sich im Rahmen eines Symposions Psychologen, Musikwissenschaftler und Philosophen dem Werk und vor allem der Person  Richard Wagners an. Das Ganze fand in der  Würzburger Residenz im Toscana-Saal statt.


Hamlet Ambarzumjan und Emanuel Roch. Foto: Thomas Janda

Musikalisch wurde die Tagung am Flügel von Hamlet Ambarzumjan und Emanuel Roch begleitet. Zunächst spielte Hamlet Ambarzumjan die Ouvertüre zu „Der Fliegende Holländer“. Es folgte eine Rede von PD Dr. Bernd Oberhoff mit dem Eröffnungsvortrag: „Richard Wagners Oper Tristan und Isolde, eine psychotraumatologische Perspektive“.

Prof. Dr. Wolfgang Schröder erweiterte die Sicht auf Wagners Werk mit dem Vortrag:  „Das Wagner-Spektrum in der neueren Philosophie – Lacan, Badiou und Slavoj Žižek“.

Hamlet Ambarzumjan spielte gemeinsam mit Emanuel Roch „Souvenir de Bayreuth“ von Gabriel Fauré  und André Messager, dieses vierhändige Stück erfreute auch alle Wagner-Fans.

Auch die Wagner-Impressionen, gespielt von Emanuel Roch, fanden viel Anklang. Daran schloss sich sehr passend der Vortrag von Prof. Dr. Dr. Hermann Lang über: „Liebe – DAS Leitmotiv in Leben und Werk Richard Wagners“ an. Spannende Einblicke vermittelte Prof. Dr. Eckhard Roch mit: „Wahlverwandschaften und Heiratsquaternio – Archetypen im musikdramatischen Werk Richard Wagners“.

Zum musikalischen Höhepunkt der Veranstaltung wurde Emanuel Roch am Flügel mit der Paraphrase über ‚Wagners „Tannhäuser“ von Franz Liszt. Seine kulminierende Spielweise, die präzis ausgeformte Dramatik dieses Werks, riss die Zuhörer zu anhaltenden Beifallsstürmen hin, bei denen sich die unglaublich aufgebaute Spannung entlud.

Wie durchkomponiert wirkte der darauf sich anschließende Vortrag von Dr. Martin Ehl über: „Machtphänomene in Richard Wagners Kompositionsstrukturen – Basis für Polarisierung und Spaltung?“

Zum guten Schluss spielte Hamlet Ambarzumjan einen „Parsifal-Auszug“ am Flügel. Ingesamt war diese Tagung ein Kaleidoskop verschiedener Sichtweisen auf die Persönlichkeit Richard Wagners und das von seiner Person untrennbare Werk. Bleibt zu hoffen, dass einige dieser Text demnächst veröffentlicht werden, damit auch Interessierte, die nicht unmittelbar an der Tagung teilnehmen konnten, diese faszinierenden Einblicke nachlesen können. Vielleicht ist das auch eine Aufgabe für den Tagungsorganisator Pierre C. Link und den ortsansässigen Wagner-Verein, der zu den Sponsoren der Tagung gehörte. 

Thomas Janda.

MADRID: 1. Welt-Opern-Forum (WOF) vom 12.-15.4.2018

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Copyright: Javier del Real/ Teatro Real

MADRID: 1. Welt-Opern-Forum (WOF) vom 12.-15.4.2018

Vom 12. bis 15. April war ich als Vertreter des Neuen Merker vom Teatro Real in Madrid zum 1. Welt-Opern-Forum eingeladen, das u.a. aus Anlass des 200-jährigen Bestehens des Teatro Real hier veranstaltet wurde. Dieser globale Event brachte zum ersten Mal die internationalen Dachverbände der Operntheater und Musikfestivals – Opera Europa, Opera America und Opera Latinoamérica – zusammen, mit Vertretern aus Asien und Ozeanien, die noch keinen Dachverband haben. Insgesamt kamen 270 Teilnehmer und TeilnehmerInnen aus aller Welt, vorwiegend CEOs, also IntendantInnen, GeneraldirektorInnen, FestivalleiterInnen, OperndirektorInnen und LeiterInnen der entsprechenden Sparten der Opernhäuser und Festivals, Technische DirektorInnen, RegisseurInnen sowie KomponistInnen etc. 

Das Forum behandelte vier große Themen:

  1. Oper als kulturelles Erbe,
  2. Neue Werke,
  3. Oper und kulturelle Diversität im 21. Jahrhundert, und
  4. Rechtfertigung (advocacy) der Oper.

In einer perfekt organsierten Abfolge von Plenums und sog. Break-Out Groups gab es interessante und zum Teil sehr engagierte Debatten zu den einzelnen Themen mit einem starken Akzent auf einer interkulturellen Sichtweise und dem Zukunftspotenzial der Oper als Kunstform.

Der Eröffnung des WOF am 12. April ging eine internationale Pressekonferenz voraus mit dem gastgebenden Generalmanager des Teatro Real, Ignacio García-Belenguer Laita, dem Präsidenten & CEO von Opera America, Marc Scorca; dem Opera Europa Direktor Nicholas Payne und der Präsidentin von Opera Latinoamérica und Generaldirektorin des Teatro Colón, Buenos Aires, María Victoria Alcaraz, im Panel. García Belenguer gab die Präsenz der vertretenen Opernkompagnien mit etwa 150, die Zahl der TeilnehmerInnen mit etwa 350 und die Zahl der RednerInnen mit etwa 100 an. Nicholas Payne sagte, dass die Oper mit nun etwa 420 Jahren Alter keineswegs mehr nur eine europäische Kunstform sei. Sie sei eine Kunstform für die ganze Welt. Deshalb mache es auch Sinn, Menschen aus der ganzen Welt zu diesem WOF zusammen zu bringen, um die Probleme der Oper, aber auch ihr Potenzial zu diskutieren. Zu Zeiten von Monteverdi und selbst Mozart sahen nur wenige Leute Opernaufführungen. Nun ist das weltweit in Kinos und über Lifestreams möglich, sodass das weltweite Publikum in die Millionen geht bzw. gehen wird. Deshalb müsse man nun auch versuchen, die moderne Gesellschaft mit einbeziehen.


Die Vorsitzenden der Regionalverbände und der Generaldirektor des Teatro Real. Nicholas Payne, Ignacio García-Belenguer Laita, Maria Victoria Alcaraz, Marc Scorca. Foto: Dr. Klaus Billand

María Victoria Alcaraz führte aus, dass Opera Latinoamérica erst 10 Jahre alt ist und 25 Opernkompagnien vertritt. „Alles kam von Europa!“ Aber es sei wichtig, weiterhin den Austausch mit europäischen Bühnen zu pflegen. Das sei eine große Herausforderung für die Zukunft. Man müsse neue Kreationen und auch eine neues Publikum entwickeln. Die Oper sei  nicht gefährdet, „sie sei ein kulturelles Projekt“. Wir sollten den Weg gemeinsam gehen, die Oper als Kunstform zu fördern und weiter zu entwickeln.

Marc Scorca von Opera America bezeichnete das WOF als ein historisches Meeting und erwartete, dass es ein voller Erfolg werde. Auf der einen Seite sei die Oper ein Erbe, müsse aber im 21. Jahrhundert weiter entwickelt werden und neue Elemente aufnehmen. Das sei stets eine große Herausforderung und bringe auch Spannungen mit sich. Man müsse wissen, dass die Kostensteigerung der Oper zwei bis dreimal so hoch ist wie der Anstieg der allgemeinen Lebenshaltungskosten. Man könne aber unmöglich die Kartenpreise so stark anheben. Die Top Ten der Oper seien immer noch die traditionellen Werke von Puccini, Verdi, Mozart et al. Unter den folgenden Zehn befänden sich aber auch einige amerikanische Werke. Er sei nun 30 Jahre Direktor von Opera America und der festen Überzeugung, dass die Oper eine wahrhaft internationale Kunstform ist, die überall auf der Welt ihre Bedeutung hat. Natürlich gibt es Geschmacksunterschiede, beispielsweise zwischen den USA und Europa, aber das sei auch gut so. Trotz aller Neuerungen und Fortschritte kämpfen wir immer noch mit dem Argument, dass die Rezeption altmodisch, traditionell und oft langweilig sei. Man müsse die „expressive power“ der Oper, also ihre Ausdruckskraft, hervor heben, um ihre Bedeutung für interkulturelle Aspekte des Lebens zu unterstreichen. „It is the music our bodies make!“


Nicholas Payne beim Eröffnungskonzert. Copyright: Javier del Real/Teatro Real

Nicholas Payne stellte kurz die 300 Opernkompagnien umfassende Opern-Plattform „Opera Vision“ vor, an der auch das Teatro Real teilnimmt. Viele Künstler wirken dabei aus freien Stücken mit. Opera Europa führt eine Liste von etwa 1.000 Opern und befürwortet auch Ko-Produktionen.

In der Eröffnungs-Sitzung des WOF im Zuschauerraum des Teatro Real stellte Nicholas Payne die vier großen Themen vor, denen sich die Oper heute gegenüber sieht. 2018 ist das Jahr des Kulturellen Erbes – somit ist das „Kulturelle Erbe“ das erste Thema. „Neue Werke – New Works“ sind das zweite Thema, und die Frage ist, wer von uns sich an neue Werke wage und dafür auch ein neues Publikum fände. Das dritte Thema ist „Diversität“. Wer sei in der Lage zu zeigen, dass die Oper zur Basis der Gesellschaft gehört?! Und schließlich geht es um das Thema der Rechtfertigung (advocacy) der Oper.

José Manuel Barroso, Präsident der Europäischen Kommission von 2004-2014, gab eine interessante key note Adresse und hob zunächst die kulturelle Verbundenheit der Oper mit Europa hervor. „Diversität muss das Prinzip der Einheit sein“. Schon Mozart reiste ein Drittel seines Lebens in Europa herum, obwohl er nicht sehr lange lebte. Man denke nur an die Registerarie des Leporello. Schon damals schoss Spanien den Vogel ab! Sprache in Europa heiße „Übersetzung“, und genau das sei die Oper. Europa solle und könne die Tendenzen zu geschlossenen Identitäten überwinden und stattdessen offene Identitäten fördern. Damit könne Europa zur Diversität betragen, und wir wären wieder bei der Oper… (Anm. d. Verf.)

Es gab zum Teil äußerst intensive Diskussion zu den einzelnen Themen. Die folgenden Aufführungen zu den vier Themen basieren vorwiegend auf einer Zusammenfassung, die Marc Scorca, der Präsident von Opera America, am Schluss des Meetings gab.

  1. Oper als kulturelles Erbe

Es wurde betont, dass das kulturelle Erbe Oper von Land zu Land und von Kontinent zu Kontinent unterschiedlich ist. Es wurde die große Bedeutung des traditionellen, also ererbten Repertoires, hervor gehoben, als Fundament einer gemeinsamen operistischen Ästhetik. Auch sei es ein wichtiges Eingangsportal für jenes Publikum, das durch das Standardrepertoire zur Oper kommt. Man müsse aber auch die „pipelines of creativity“ mit den „pipelines of tradition“ verbinden, um die Kunstform Oper lebendig zu erhalten. Ein anderes Thema war die Interpretation des ererbten Opernrepertoires und die große Bedeutung eines höheren Diversifikationsgrades der Interpretation der Standardwerke. Dieses schließe alle beteiligten Künstler vom Regisseur über den Dirigenten, das Orchester und die Sänger ein. Man sei der Ansicht, dass es gut sei, kulturelles Opernerbe zu bewahren, man müsse sich dabei aber von einigen liebgewonnenen Gewohnheiten (habits) trennen, um die Kunstform lebendig zu halten. Es hänge viel von der Bereitschaft ab, das ererbte Repertoire, also das Standardrepertoire, neu zu interpretieren und anzupassen, und es sei zu hoffen, dass auch die Medien bei der Erforschung dieses Repertoires auf eine neue Art und Weise mitgehen. In diesem Zusammenhang wurde auch über Ticketpreise gesprochen.

  1. Neue Werke

Es sei essentiell, dass die Kunstform Oper sich entwickelt, um bestehen zu können. Es sollten neue Werke geschaffen werden mit neuen Stilformen, Inhalten, Formaten und auch Aufführungsformen. Es sollten auch mehr Künstler von verschiedenen kulturellen Umfeldern, die neue Inhalte von heute erzählen können, auch mit neuen Kompositionsformen und neuen Produktionsstilen, für die Oper gewonnen werden. Gerade auch an der Peripherie sollten mehr neue Opern entstehen und die Häuser, die in erster Linie Standardrepertoire führen, sollten sich für die neuen Werke an der Peripherie öffnen. Neue Werke bilden auch eine große Möglichkeit für Komponisten und Librettisten, sich weiter zu entwickeln, zu lernen, Neues zu praktizieren und dabei ihre Fähigkeiten zu erkennen und auszubilden. Die Opernkompagnien sollten alles dafür tun, dass neue Werke entstehen können. Dabei müsse beachtet werden, dass jedes neue Werk seine eigene Dynamik und Entwicklung hat. Das mag auch einige der Geschäftspraktiken der Häuer tangieren, die der Unterstützung solch neuer Werke angepasst werden müssen, um Kreativität und neue Formen zu ermöglichen. Die Dramaturgie wurde ebenfalls angesprochen und hervorgehoben, dass sie auch die Musik umfassen sollte. Die Opernkompagnien könnten mehr mit dem Erziehungssystem kooperieren, insbesondere den Konservatorien und Universitäten, um Künstlern mehr Lernmöglichkeiten zu bieten und solche anzusprechen, die sich der Oper widmen wollen. Alle Opern-Akteure sollten eingebunden werden, wie die Manager der Künstler, die Agenten, die Verleger et al., sodass die Künstler das neue Werk auch singen wollen. „Künstler in Residenz“ sei auch eine gute Lern-Option. Die Verleger sollten eingebunden werden in die Entwicklung und Finanzierung neuer Werke und wie man mit ihnen am besten Kreativität fördern kann. Auch die Entwicklung von Kinderopern könne jungen Komponisten bei ihrer Entwicklung helfen und zur selben Zeit das Publikum der Zukunft schaffen.

  1. Oper und kulturelle Diversität im 21. Jahrhundert

Manche Teilnehmer waren nicht für den Begriff „Diversität“, aber es fand sich kein anderer geeigneter für die Themen dieses Kapitels. Diversität wurde insbesondere als Ausdruck von Differenzen, also Unterschiedlichkeiten gesehen, und wie man diese nutzbar machen könne, um neue Talente zur Oper zu bringen. Diversität drücke sich in verschiedenen Dimensionen aus wie Geschlecht, Alter, Rasse, ethnische Zugehörigkeit, unterschiedlich befähigte Menschen et al. Außerdem habe jedes Land eine unterschiedliche demografische Situation und Geschichte. Einigkeit bestand aber darin, dass Diversität nicht die stärkste Seite des Opernbetriebs ist und es noch viel zu tun gebe. Das Image auf diesem Gebiet sei nicht besonders gut. Es sei deshalb wichtig, sofort etwas zu unternehmen. Man sollte auch die Diversität des Publikums per Matrix im Hinblick auf entsprechende Zielvorstellungen erforschen, ebenso wie man hinsichtlich der Diversität bestimmte Ziele beim Ensemble verfolgen könne und/oder will. Man müsse auch im Hause auf allen Ebenen Aufstiegsmöglichkeiten gewähren. Und man könne Diversität in der Oper schließlich nicht nur unter Weißen diskutieren. Man müsse den anderen zuhören und von ihnen lernen, wenn sie sich für die Oper interessieren. Auch sei Diversität stark verbunden mit neuen Werken. Man könne aber auch an Diversität denken, wenn man für das traditionelle Repertoire besetzt. Diese Stücke müssten auch nicht immer im Opernhaus aufgeführt werden. Man sollte auch an partizipatorische Praktiken denken, also an eine direkte Einbindung des Opernpublikums. Auch sollte das Personal bis in die Führungsspitze trainiert werden, um mit diesen Themen vertraut zu werden und produktiv mit ihnen umgehen zu können.

  1. Rechtfertigung (advocacy) der Oper.

Rechtfertigung für wen – das Publikum, Regierungsstellen, Sponsoren, die Öffentlichkeit? Es ging um zwei Linien in der Diskussion: 1. Advocacy als eine Art fortgeschrittener PR Aktivität. Und 2. Advocacy heiße auch, über das Unterschiedliche zu sprechen, das die Kunstform Oper rechtfertigt. Das inkludiere die Arbeit der Oper in verschiedenen Sphären wie Erziehung, Sozialwesen, Dienstleistungen für ältere Menschen und Kinder. Wir müssten uns über die Prioritäten lokaler Gesellschaften kümmern, was auch Zusammenarbeit beinhaltet. Man wolle nicht eine eigene Meinung aufdrücken, sondern gemeinsam mit der Gesellschaft etwas entwickeln. Wir sollten uns im Klaren sein, was außerhalb der Mauern des Opernhauses in der Gesellschaft läuft. Alle in der Oper sollten mit Stolz darüber sprechen können, was man für diese Gesellschaft tun kann und tut. Dazu sei auch die Zusammenarbeit mit den sozialen Medien, dem Fernsehen, den Zeitungen sowie der Strasse erforderlich. Manchmal könne die Arbeit an diesen kontroversiellen Themen in Konflikt geraten mit lokaler und nationaler Politik. Eine wichtige Frage in diesem Zusammenhang sei auch, wie man das Wohlbefinden bzw. die Zufriedenheit des Publikums messen kann, das in die Oper geht. Das sei sehr schwer zu messen, aber es wäre interessant.

Es gab also viele interessante Themen, die hier besprochen wurden. Es wurde während der Kaffeepausen und natürlich in den Themengruppen klar, dass man eine Fortführung dieser globalen Art des Zusammentreffens wünscht, sei es in diesem Format oder in Arbeitsgruppen. Ignacio García-Belenguer Laita habe den Weg gezeigt, wie es geht.


Teatro Real Madrid. Copyright: Javier del Real/Teatro Real


Matthew Wild, Artistic Director der Cape Town Opera, Südafrika. Der einzige Vertreter einer Company aus Afrika. Copyright: Javier del Real/Teatro Real

In der Tat war das 1. Welt-Opern-Forum unter der kompetenten Organisation des Teatro Real Madrid eine überaus interessante und spannende Veranstaltung, die nicht nur viele relevante Themen aufwarf und diskutierte. Diese dürften nicht ohne weiteres dem „normalen“ Opernbesucher geläufig sein, der sich am Abend in einem Opernsessel niederlässt. Das WOF gab darüber hinaus einen starken Impuls für weitere Zusammentreffen dieser Art neben den regionalen Treffen auf globaler Ebene. Es könnte vielleicht auch eine Anregung für die Delegationen aus Asien, Afrika und Ozeanien gewesen sein, selbst einen Dachverband bzw. eigene Dachverbände zu gründen. Das würde ihre Stimme sicher noch stärker zur Geltung bringen.

Klaus Billand

Ein Jahrhundertsänger im milden Abendlicht

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Ein Jahrhundertsänger im milden Abendlicht

Eine Annäherung an das Phänomen Plácido Domingo in seiner baritonalen Spätphase    Von Manfred A. Schmid

 

Das Folgende ist keine Rezension der zweiten Aufführung der laufenden Aufführungsserie von Giuseppe Verdis La Traviata am 1.Juni 2018. Vielmehr handelt es sich um den Versuch, die magische Wirkung des Auftritts von Plácido Domingo auf das Publikum, wie sie in dieser Vorstellung erneut zu erleben war, zu begreifen und nachvollziehen zu können.

Ein 77-jähriger Mann betritt die Bühne. Noch bevor er den ersten Ton singt, ertönt begeisterter Begrüßungsapplaus. Dabei ahnt wohl jeder: Die Zeiten des Jahrhunderttenors Domingo sind längst vorbei; seit einiger Jahren tritt er nur mehr in Baritonrollen auf. Zunächst recht erfolgreich, etwa in der Titelpartie von Verdis Simon Boccanegra. Inzwischen aber ist aus seiner Stimme, wie man sich gleich überzeugen wird können, kaum mehr als nur ein schwacher Schatten ihrer einstigen Strahlkraft geworden. Und dennoch: Mag die musikalische Performance noch so dürftig sein, der Applaus ist ihm sicher.

Der unbarmherzige Kritiker, der jeden gesungen Ton akribisch verfolgt, vergleichbare Leistungen aus seinem Gedächtnis abruft und ein daraus resultierendes eklatantes Missverhältnis konstatieren muss, schüttelt verständnislos den Kopf und ärgert sich über diese, in seinen Augen ignorante Reaktion. Das Publikum lasse sich eben von Namen blenden und habe wieder einmal natürlich überhaupt kein Tau davon, was hier tatsächlich geboten wird.

Doch halt: Man sieht nur mit dem Herzen gut, heißt es bei Saint-Exupéry. Könnte das zuweilen nicht auch für das Hören gelten? Entgehen dem Kritiker hier nicht wesentliche Zwischentöne, die fast 90 Prozent im Publikum, das glückselig klatscht, offenbar doch wahrnehmen? Ist es nicht so, dass hinter der brüchig und grau gewordenen Stimme noch immer das unverwechselbare Timbre einer Stimme, einem in Jahrzehnten vertraut geworden, durchschimmert und an die großen Momente einer Karriere erinnert, die man miterlebt hat? Gilt der Begrüßungsapplaus also nicht so sehr dem zu Erwartenden, sondern dem bereits so oft so wonnevoll Erlebten? Jedenfalls liegt unendliche Dankbarkeit darin, und das Wiener Publikum ist bekannt für seine immer wieder bewiesene Dankbarkeit gegenüber seinen geliebten und vertrauten Sängerinnen und Sängern.

Schließlich spielt wohl auch die Freude darüber eine Rolle, dass hier ein Sänger, der auf den 80-er zugeht, noch immer mit sichtbarer Freude seinem Beruf nachgeht und diese Freude auf magische Weise auf sein treues Publikum überspringen lässt. Domingo singt noch! Also ist die Welt, wie wir sie kennen, noch immer so, wie sie war und möglichst lange noch bleiben soll. Das übliche Berufsleben erzählt bekanntlich ganz andere Geschichten.

Die hie und da lautstark geäußerten Bedenken mancher Kritiker, dass Domingo durch derlei Auftritte dabei sei, seinen Ruf nachhaltig zu beschädigen, sind lächerlich. Dieser Ausnahmekünstler, der wohl zu den vermutlich besten Sänger-Darstellern der letzten Jahrzehnte zählt, hat seinen dauerhaften Platz im Himmel der Tenöre, so sicher wie kaum ein anderer.

Was bleiben wird, ist Domingo als Otello, Domingo als Alfredo, Domingo als Lohengrin. Jener Domingo also, der in mehr als 148 verschiedenen Rollen aufgetreten ist, mehr als jeder andere Tenor, der in den Annalen der Musik verzeichnet ist.

Und einige, vielleicht gar nicht so wenige, werden sich einst – mit Wehmut und mit der einen oder anderen Träne im Auge sowie mit Dankbarkeit im Herzen – wohl auch gern an jenen Domingo erinnern, den man im Juni 2018 nochmals als Vater Germont auf der Bühne der Staatsoper erleben konnte.

Zum Schluss sei noch daran erinnert, dass die Oper nicht nur für den elitären Kreis der Eingeweihten da ist, die mit Partitur und Taschenlampe in der Hand den Ablauf akribisch verfolgen und argwöhnisch darüber wachen, ob ja wohl alle Angaben 1:1 übernommen werden. Die Oper gehört ebenso dem breiten Publikum, das einfach seine Freude daran hat. Dessen Begeisterung über Plácido Domingo in seiner baritonalen Nachspielphase als Dummheit und banale Anspruchslosigkeit abzutun, ist eine Position, die dem Wunder Oper nicht annähernd gerecht wird. Selbstverständlich soll der geübte Kritiker seinen geübten Verstand nicht bei der Kassa abgeben. Aber manchmal geziemt es sich eben, sein scharfes Gehör um mindestens ein weiteres Sinnes-Organ zu erweitern: Man hört eben nur mit dem Herzen gut!

Manfred A.Schmid – OnlineMERKER

 

P.S.: Dieser FEUILLETON-Beitrag von Manfred Schmid beschäftigt sich nicht nur mit dem Phänomen Domingo, sondern stellt offensichtlich auch eine Antwort auf eine im OnlineMERKER erschienene Rezension der letzten Traviata vom 29.5. eines nicht zum Kreis unserer Kollegen zählenden Kritikers dar. Dieser hat in seinem Elaborat am Ende den Satz gestellt: „Viele der Anwesenden spendeten großzügig Applaus; vermutlich in Unkenntnis der Partitur und in der Armut ihrer Bedürfnisse“.

Unabhängig davon, ob in den Ohren eines solchen Kritikers jeglicher Applaus dem Dargebotenen unwürdig sei oder nicht (das steht ihm selbstverständlich zu), hat er sich in seiner Funktion weder dem Publikum noch seinen Lesern gegenüber die Frechheit zu erlauben, diese als in geistiger Armut befindliche zu bezeichnen. Eine derartige Präpotenz Applaudierenden gegenüber ist mit aller Schärfe zurückzuweisen! Goethe hatte ja doch nicht ganz unrecht!

Peter Skorepa – OnlineMERKER
3.Juni 2018
Beitragsbild Wr.Staatsoper (C) GOLDAMMER
Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers

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